Auf Spurensuche - ein Hinterländer wurde Häuptling der Hereros
Dass der Hinweis "Reinhard Heinrich Adalbert Schneider - Waterberg geboren 1885 in Hessen", aus dem Buch "Was hält euch denn hier fest" für uns zu einer kleinen Sensation werden würde, ahnten wir noch nicht, als wir begannen uns mit unserem Projekt 2010 und der Geschichte deutscher Auswanderer nach ehemals Deutsch- Südwestafrika zu beschäftigen. Unser Ziel war es, wie seit 18 Jahren, hessische Spuren zu finden, oder gar etwas über Hinterländer in Erfahrung zu bringen, die den beschwerlichen Weg nach Afrika auf sich genommen haben. Wir, das sind eine Gruppe begeisterte Radfahrer. Im Zuge unserer Recherche erhielten wir von einer Bekannten eine Notiz mit dem Namen einer Verwandten namens Anneliese Schneider- Waterberg. Schnell bestätigte sich unsere Vermutung. Anneliese Schneider Waterberg ist die Schwiegertochter von Reinhard Heinrich Adalbert Schneider - Waterberg. Und der war nicht nur Hinterländer Abstammung, nein, seine Wurzeln liegen in Steinperf, dem Zentrum unserer Radfahraktivitäten.
Schon 1908 wanderte, der in Steinperf geborene und getaufte, als 23 Jähriger nach Südwest aus. Sein Sohn Hinrich Reinhard wurde später Ehemann von Anneliese Schneider- Waterberg und er ist somit Cousin von Erika Theis aus Steinperf.
Bei unserer regelmäßigen Donnerstagstour besuchten wir nun Erika und Günter Theis, um möglichst viel über R. H. A. Schneider in Erfahrung zu bringen. Erika Theis erzählte uns, dass ein engerer Kontakt mit seinen Nachfahren erst vor ca. zwei Jahren durch einen Anruf mit den Worten: "Kummt mo roff, mer hu Besuch aus Afrika!" zustande kam. Damals waren Hinrich Reinhard und Anneliese auf der Suche nach ihrer Verwandtschaft, von der sie nur grob wussten, wo sie zu finden sei. Mit einer alten Photographie aus der Zeit, als die Mutter von R.H.A. Schneider noch im Hinterland wohnte, machten Sie sich auf den Weg. Als Sie durch Steinperf fuhren, fiel ihnen das Haus in der Hinterlandstrasse 35 auf und Sie erkundigten sich dort nach Erika Theis. - Schnell war klar, Sie hatten sie gefunden!
Das Ehepaar Theis hatte uns einiges über R. H. A. Schneider und seine Mutter Katharina zu erzählen und alte Photos hielten Sie auch schon bereit.
R.H.A Schneider hatte das Glück, bevor er 1908 nach Afrika kam, schon weit durch die Welt gereist zu sein. Studiert hatte er in England, finanziert durch seinen Vater, den Baron von Friedelhausen.
Schneider war ein Mann von Weitsicht. Er gründete 1909 den Waterberger Farmerverein, wurde Bezirksrat im Omarurudistrikt und hatte vor, während und nach dem 1. Weltkrieg zahlreiche Ehrenämter inne. Er setzte sich sowohl für Schulen, Kirche, Mission als auch für die Landwirtschaft ein. Nicht nur durch mehrere Europareisen nach dem Krieg, schätzte er im Gegensatz zu den meisten Südwester Farmern die Lage besser ein. Nachdem er von 1921-1926 Mitglied des Beirates der Administration war, aus der er doch reichlich desillusioniert ausschied, widmete er sich mehr den wirtschaftlichen Belangen des Landes. Egal ob es galt Viehtransporte nach Teneriffa zu organisieren oder der Aufbau einer Südwester Persianer Verkaufsgesellschaft zu organisieren, er ergriff die Initiative. Aus seinem Engagement entwickelte sich dann schließlich der Londoner und Leipziger Überseemarkt.
Am Fuße des rotleuchtenden Waterberges bewirtschaftete er erfolgreich eine Farm. Von Anfang an legte er großen Wert auf ein gutes Verhältnis zu den vielen einheimischen Familien, besonders zu den Hereros, der mächtigsten Volksgruppe in Namibia.
Sie sahen in ihm den Nachfolger des geachteten Häuptlings Kambazemi. So war es kein Wunder, dass sie ihm schon zu Lebzeiten und über den Tod hinaus Häuptlingsehren erwiesen.
Als er 1953, nach langer Krankheit starb, kamen die Hereros zu Hunderten und ließen ihm ein ehrenvolles Begräbnis zuteilwerden. Ob man an den Abhängen des Waterberges, vorbei an einem uralten Feigenbaum in Richtung der alten Quellen die Gehörne der zu diesem Anlass geschlachteten mächtigen Ochsen noch findet, die nach alter Hererositte hoch übereinander gestapelt wurden, hoffen wir vor Ort zu erfahren.
Nicht nur den Grundbesitz, sondern auch seine Weitsicht und die guten Beziehungen vererbte er seinem zweiten Sohn Hinrich Reinhard, der seit 1957 den großen Betrieb leitet und schon damals eine 3000 HektarFarm ausschließlich für Rinderzucht seiner Mitarbeiter zur Verfügung stellte. Großen Wert legte er dabei auf nachhaltige Boden- und Weidewirtschaft. Denn wenn sich die Vegetation durch eine vernünftige Weidewirtschaft wieder erholen und verbessern kann, verbessern sich auch die Lebensbedingungen für die davon lebenden Menschen. Diese Überzeugung vertritt Hinrich R. Waterberg noch heute und wir freuen uns ihn und seine Familie kennenzulernen.
Der Farmbetrieb wird mittlerweile von dessen Sohn Harry geleitet, auf dessen Gästefarm wir übernachten werden. Wir sind schon sehr gespannt auf das was wir vor Ort noch alles erfahren werden.
Ulrich Weigel
Schon 1908 wanderte, der in Steinperf geborene und getaufte, als 23 Jähriger nach Südwest aus. Sein Sohn Hinrich Reinhard wurde später Ehemann von Anneliese Schneider- Waterberg und er ist somit Cousin von Erika Theis aus Steinperf.
Bei unserer regelmäßigen Donnerstagstour besuchten wir nun Erika und Günter Theis, um möglichst viel über R. H. A. Schneider in Erfahrung zu bringen. Erika Theis erzählte uns, dass ein engerer Kontakt mit seinen Nachfahren erst vor ca. zwei Jahren durch einen Anruf mit den Worten: "Kummt mo roff, mer hu Besuch aus Afrika!" zustande kam. Damals waren Hinrich Reinhard und Anneliese auf der Suche nach ihrer Verwandtschaft, von der sie nur grob wussten, wo sie zu finden sei. Mit einer alten Photographie aus der Zeit, als die Mutter von R.H.A. Schneider noch im Hinterland wohnte, machten Sie sich auf den Weg. Als Sie durch Steinperf fuhren, fiel ihnen das Haus in der Hinterlandstrasse 35 auf und Sie erkundigten sich dort nach Erika Theis. - Schnell war klar, Sie hatten sie gefunden!
Das Ehepaar Theis hatte uns einiges über R. H. A. Schneider und seine Mutter Katharina zu erzählen und alte Photos hielten Sie auch schon bereit.
R.H.A Schneider hatte das Glück, bevor er 1908 nach Afrika kam, schon weit durch die Welt gereist zu sein. Studiert hatte er in England, finanziert durch seinen Vater, den Baron von Friedelhausen.
Schneider war ein Mann von Weitsicht. Er gründete 1909 den Waterberger Farmerverein, wurde Bezirksrat im Omarurudistrikt und hatte vor, während und nach dem 1. Weltkrieg zahlreiche Ehrenämter inne. Er setzte sich sowohl für Schulen, Kirche, Mission als auch für die Landwirtschaft ein. Nicht nur durch mehrere Europareisen nach dem Krieg, schätzte er im Gegensatz zu den meisten Südwester Farmern die Lage besser ein. Nachdem er von 1921-1926 Mitglied des Beirates der Administration war, aus der er doch reichlich desillusioniert ausschied, widmete er sich mehr den wirtschaftlichen Belangen des Landes. Egal ob es galt Viehtransporte nach Teneriffa zu organisieren oder der Aufbau einer Südwester Persianer Verkaufsgesellschaft zu organisieren, er ergriff die Initiative. Aus seinem Engagement entwickelte sich dann schließlich der Londoner und Leipziger Überseemarkt.
Am Fuße des rotleuchtenden Waterberges bewirtschaftete er erfolgreich eine Farm. Von Anfang an legte er großen Wert auf ein gutes Verhältnis zu den vielen einheimischen Familien, besonders zu den Hereros, der mächtigsten Volksgruppe in Namibia.
Sie sahen in ihm den Nachfolger des geachteten Häuptlings Kambazemi. So war es kein Wunder, dass sie ihm schon zu Lebzeiten und über den Tod hinaus Häuptlingsehren erwiesen.
Als er 1953, nach langer Krankheit starb, kamen die Hereros zu Hunderten und ließen ihm ein ehrenvolles Begräbnis zuteilwerden. Ob man an den Abhängen des Waterberges, vorbei an einem uralten Feigenbaum in Richtung der alten Quellen die Gehörne der zu diesem Anlass geschlachteten mächtigen Ochsen noch findet, die nach alter Hererositte hoch übereinander gestapelt wurden, hoffen wir vor Ort zu erfahren.
Nicht nur den Grundbesitz, sondern auch seine Weitsicht und die guten Beziehungen vererbte er seinem zweiten Sohn Hinrich Reinhard, der seit 1957 den großen Betrieb leitet und schon damals eine 3000 HektarFarm ausschließlich für Rinderzucht seiner Mitarbeiter zur Verfügung stellte. Großen Wert legte er dabei auf nachhaltige Boden- und Weidewirtschaft. Denn wenn sich die Vegetation durch eine vernünftige Weidewirtschaft wieder erholen und verbessern kann, verbessern sich auch die Lebensbedingungen für die davon lebenden Menschen. Diese Überzeugung vertritt Hinrich R. Waterberg noch heute und wir freuen uns ihn und seine Familie kennenzulernen.
Der Farmbetrieb wird mittlerweile von dessen Sohn Harry geleitet, auf dessen Gästefarm wir übernachten werden. Wir sind schon sehr gespannt auf das was wir vor Ort noch alles erfahren werden.
Ulrich Weigel
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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