Aus der Vogelperspektive: Im Microlight über Kapstadt und Umgebung
Kennengelernt hatten wir einander vor Jahren auf der Air-Base von Ysterplaat, anlässlich der alljährlichen Kapstädter Flugshow. Tony hatte dort sein luftiges Fluginstrument ausgestellt, ein Microlight - auch Trike genannt - und den interessierten Besuchern technische und sonstige Fragen dazu beantwortet. Auch Lehrkurse und Aus-"Flüge"- im Sinne des Wortes- , offerierte er damals.
Inzwischen war ich schon einige Male mit ihm und seinem fliegenden Dreirad unterwegs gewesen. Hier am Kap bietet jede Jahreszeit ihren ganz besonderen Reiz aus der Vogelperspektive: im Winter fotographierten wir riesige Buckel-Wale entlang der Küste, im Frühling sausten wir über die bis zum Horizont buntblühenden Wiesen und im Herbst überflogen wir leuchtendrote Weinberge.
Auch jetzt im Sommer ist ein Ausflug mit dem Microlight ein ganz spezielles Erlebnis - ein unvergleichlicher.
Recht früh am Morgen müssen wir schon los. In den späteren Stunden kommt es durch die, von der Sonne aufgewämte Luft zu Turbulenzen über dem Erdboden. Wir sind aber rechtzeitig aufgebrochen. Obwohl jetzt Hochsommer am Kap ist, sind die Morgen durch die sanften Meeresbrisen noch angenehm kühl, die von den zwei Ozeanen her über die Südspitze des Kontinents streichen. Wir tragen beide unsere blauen Overalls, dazu Kopfhörer und Schutzbrillen und sehen sicher aus wie einstmals "die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten". Und genauso fühlen wir uns auch.....
Der Motor wird angeworfen, mit lautem Geknatter geht es steil hinauf in den sonnig blauen Morgenhimmel. Unsere rote Sandpiste, von der wir soeben gestartet sind, wird unter unseren freibaumelnden Füßen immer schmaler und wir drehen die ersten Runden über dem Wasserloch der Nachbarfarm. Die hier friedlich nebeneinander grasenden Springböcke, Zebras und Rinder lassen sich durch unseren komischen Vogel gar nicht aus der Ruhe bringen und zupfen an den letzten, noch grünen Halmen. Sie sind es wohl schon gewöhnt, dass Tony hier öfters über ihren Köpfen kreist. Die Wiesen und Felder des Kaplandes sind stellenweise äußerst trocken und an den, am Horizont dahinziehenden, grauen Schwaden lässt sich erkennen, dass es bereits wieder größere Buschfeuer am Western Cape gibt - so wie fast jedes Jahr. Diese wollen wir aber nach Möglichkeit vermeiden und in einem großen Bogen fliegen wir über das Weideland in Richtung Westküste, Richtung Melkbos- und Blaauwbergstrand.
Nachdem wir die Farmgebiete überquert haben, erkennen wir bereits die ersten Vororte von Kapstadt. Vor uns liegt im Morgendunst der blaue Ozean und unter uns die kleinen Spielzeughäuser von Milnerton sowie deutlich erkennbar die Küstenstraße, die hier von Kapstadt aus in Richtung Norden führt. Auch die Caltex-Raffinerie mit ihren zahlreichen Türmen und Tanks lässt sich jetzt deutlich erkennen. Wir aber schwenken Richtung City über Flamingo-Vlei und den Marina-Drive, und nähern uns langsam dem imposanten Tafelberg-Bergmassiv. Dass wir uns eigentlich nur auf einem fliegenden Dreirad befinden, mit einem bunten Drachen über und einem knatterndem Motor hinter uns, hoch über der Stadt dahinsausen mit in der Luft baumelnden Beinen, daran darf man eigentlich gar nicht denken, sonst knotet sich der Magen zusammen....
Unter uns nähern sich einander die beiden Zufahrtsstraßen von Kapstadt, die N1 von Westen und N7 aus dem Norden kommend. Zu nahe heran an die Stadt wollen wir aber nicht, damit wir nicht womöglich in die Helikopter-Einflugschneisen geraten, denn einige davon sind bereits jetzt wieder als Löschhelfer unterwegs, beladen mit gefüllten Wasserbehältern.
In einer großen Schleife ziehen wir weit hinaus über das unter uns in der Morgensonne glitzernde, blaugrüne Meer, um uns dann wieder Richtung Norden zu wenden. Langsam verlieren wir etwas an Höhe. Am Blaauwbergstrand können wir bereits die ersten Spaziergänger sehen, die, meist von ihren Hunden begleitet, durch den weißen Sand laufen. Je weiter nördlich wir fliegen, umso einsamer werden die weiten Strände. Dazwischen erblicken wir vereinzelte kleine Feriendörfer mit hübschen Strandhäusern, die hier in den vergangenen Jahren zwischen den Dünen entstanden sind.
An einer besonders schönen Stelle wollen wir unsere Picnic-Pause einlegen. Fliegen an der frischen Luft macht schließlich hungrig und so landet Tony ganz gekonnt "butterweich" an einem der malerischen, unbesiedelten Sandstrände.
Während Tony sich um die technischen Dinge unseres Fluggerätes kümmert, entledige ich mich meines Overalls und packe den gut bestückten Picnic-Korb aus. Auf einer bunten Decke im weißen Sand werden dann all die leckeren, mitgebrachten Sachen aufgebaut. Auch ein Gläschen Sekt für jeden ist mit dabei, aber nur ein ganz kleines, denn auch fürs Fliegen gilt "don't drink and drive".
Wir genießen diese Ruhepause, beobachten die sanft plätschernden Wellen. Es herrscht gerade Ebbe, daher ist der Strand hier auch so breit und ideal zum Landen geeignet. Einige Möwen umkreisen uns und fordern kreischend ihren Anteil an unserem Frühstück. Wir sinnieren über den Spruch des Flieger-Poeten Antoine de Saint Exupery: "Ich fliege, denn es befreit meinen Geist von der Tyrannei der Unwichtigkeiten" - darin steckt wohl viel Wahrheit. Auch für Tony ist das Fliegen im Laufe der Jahre zur ganz großen Leidenschaft geworden. Er meint, dass das Fliegen mit dem Microlight, dem ursprünglichen, dem naturverbundenen Abenteuer, wie einstmals in den offenen Doppeldeckern viel mehr entspricht, als etwa das Fliegen mit einer modernen Sportmaschine.
Langsam wird es aber für uns wieder Zeit, wir müssen ans Zurückfliegen denken. Das Trike wird startklar gemacht, in die richtige Position geschoben und ..... ab geht die Post.
Bevor wir jedoch unseren Rückflug über Land antreten, leisten wir uns das unvergleichliche Vergnügen, noch einige Kilometer am Strand entlang ganz knapp über die Wellen dahinzusausen. Weit und breit keine Menschen, nur Wellen und Gischt und Salzwasserluft.Tony geht so knapp herunter, dass wir sogar einige kühle Spritzer abbekommen. Und dann, mit einem mal, so ganz ohne Vorwarnung, zieht er die Maschine steil hinauf in den Himmel. Etwas mulmig wird mir dabei schon in der Magengegend.
Wir verlassen die Westküste und orientieren uns jetzt wieder Richtung Osten, hinein ins Landesinnere. Über Obstplantagen, grünen Oliven-Hainen und weißen kapholländischen Farmhäusern philosophieren wir via Kopfhörer, in welch wunderschönem Land wir hier doch leben. Südafrika ist ein wahres Paradies für Naturliebhaber, für Flieger und für Fotographen.
Aber wie bei jedem Ausflug geht die Zeit viel zu schnell vorbei und an der Umgebung erkennen wir schon, dass wir uns langsam wieder unserem Ausgangspunkt nähern. Unter uns die ersten vertrauten Farmen, wir verlieren an Höhe und gehen tiefer. Die ersten Wasserlöcher sind zu sehen und ich traue meinen Augen nicht: eine Formation mit großen, weißen Pelikanen fliegt hier keine zwanzig Meter entfernt neben uns. In der Luft wirken sie gar nicht so behäbig wie auf dem Boden. Sie ziehen einen weiten Bogen, um sich dann unter uns auf der Wasseroberfläche niederzulassen.
Jetzt können wir auch schon in einiger Entfernung die Gebäude der Nachbarfarm erkennen, einige Strauße sind auf der Weide. Als sie unser Geknatter von oben näherkommen hören, zeigen sie uns nochmal so richtig, warum sie eigentlich Lauf-Vögel heißen: mit vollem Tempo rennen sie los in Richtung Farmhaus, hinter sich eine rote Staubwolke herziehend. Nur wenige Meter über ihren Köpfen hinweg fliegen wir weiter in Richtung unserer schmalen Landepiste. Auch wir sind eingehüllt in eine große, rote Staubwolke, als wir kurz darauf mit unserem Microlight aufsetzen und zurück in den kleinen Hangar rollen.
Inzwischen war ich schon einige Male mit ihm und seinem fliegenden Dreirad unterwegs gewesen. Hier am Kap bietet jede Jahreszeit ihren ganz besonderen Reiz aus der Vogelperspektive: im Winter fotographierten wir riesige Buckel-Wale entlang der Küste, im Frühling sausten wir über die bis zum Horizont buntblühenden Wiesen und im Herbst überflogen wir leuchtendrote Weinberge.
Auch jetzt im Sommer ist ein Ausflug mit dem Microlight ein ganz spezielles Erlebnis - ein unvergleichlicher.
Recht früh am Morgen müssen wir schon los. In den späteren Stunden kommt es durch die, von der Sonne aufgewämte Luft zu Turbulenzen über dem Erdboden. Wir sind aber rechtzeitig aufgebrochen. Obwohl jetzt Hochsommer am Kap ist, sind die Morgen durch die sanften Meeresbrisen noch angenehm kühl, die von den zwei Ozeanen her über die Südspitze des Kontinents streichen. Wir tragen beide unsere blauen Overalls, dazu Kopfhörer und Schutzbrillen und sehen sicher aus wie einstmals "die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten". Und genauso fühlen wir uns auch.....
Der Motor wird angeworfen, mit lautem Geknatter geht es steil hinauf in den sonnig blauen Morgenhimmel. Unsere rote Sandpiste, von der wir soeben gestartet sind, wird unter unseren freibaumelnden Füßen immer schmaler und wir drehen die ersten Runden über dem Wasserloch der Nachbarfarm. Die hier friedlich nebeneinander grasenden Springböcke, Zebras und Rinder lassen sich durch unseren komischen Vogel gar nicht aus der Ruhe bringen und zupfen an den letzten, noch grünen Halmen. Sie sind es wohl schon gewöhnt, dass Tony hier öfters über ihren Köpfen kreist. Die Wiesen und Felder des Kaplandes sind stellenweise äußerst trocken und an den, am Horizont dahinziehenden, grauen Schwaden lässt sich erkennen, dass es bereits wieder größere Buschfeuer am Western Cape gibt - so wie fast jedes Jahr. Diese wollen wir aber nach Möglichkeit vermeiden und in einem großen Bogen fliegen wir über das Weideland in Richtung Westküste, Richtung Melkbos- und Blaauwbergstrand.
Nachdem wir die Farmgebiete überquert haben, erkennen wir bereits die ersten Vororte von Kapstadt. Vor uns liegt im Morgendunst der blaue Ozean und unter uns die kleinen Spielzeughäuser von Milnerton sowie deutlich erkennbar die Küstenstraße, die hier von Kapstadt aus in Richtung Norden führt. Auch die Caltex-Raffinerie mit ihren zahlreichen Türmen und Tanks lässt sich jetzt deutlich erkennen. Wir aber schwenken Richtung City über Flamingo-Vlei und den Marina-Drive, und nähern uns langsam dem imposanten Tafelberg-Bergmassiv. Dass wir uns eigentlich nur auf einem fliegenden Dreirad befinden, mit einem bunten Drachen über und einem knatterndem Motor hinter uns, hoch über der Stadt dahinsausen mit in der Luft baumelnden Beinen, daran darf man eigentlich gar nicht denken, sonst knotet sich der Magen zusammen....
Unter uns nähern sich einander die beiden Zufahrtsstraßen von Kapstadt, die N1 von Westen und N7 aus dem Norden kommend. Zu nahe heran an die Stadt wollen wir aber nicht, damit wir nicht womöglich in die Helikopter-Einflugschneisen geraten, denn einige davon sind bereits jetzt wieder als Löschhelfer unterwegs, beladen mit gefüllten Wasserbehältern.
In einer großen Schleife ziehen wir weit hinaus über das unter uns in der Morgensonne glitzernde, blaugrüne Meer, um uns dann wieder Richtung Norden zu wenden. Langsam verlieren wir etwas an Höhe. Am Blaauwbergstrand können wir bereits die ersten Spaziergänger sehen, die, meist von ihren Hunden begleitet, durch den weißen Sand laufen. Je weiter nördlich wir fliegen, umso einsamer werden die weiten Strände. Dazwischen erblicken wir vereinzelte kleine Feriendörfer mit hübschen Strandhäusern, die hier in den vergangenen Jahren zwischen den Dünen entstanden sind.
An einer besonders schönen Stelle wollen wir unsere Picnic-Pause einlegen. Fliegen an der frischen Luft macht schließlich hungrig und so landet Tony ganz gekonnt "butterweich" an einem der malerischen, unbesiedelten Sandstrände.
Während Tony sich um die technischen Dinge unseres Fluggerätes kümmert, entledige ich mich meines Overalls und packe den gut bestückten Picnic-Korb aus. Auf einer bunten Decke im weißen Sand werden dann all die leckeren, mitgebrachten Sachen aufgebaut. Auch ein Gläschen Sekt für jeden ist mit dabei, aber nur ein ganz kleines, denn auch fürs Fliegen gilt "don't drink and drive".
Wir genießen diese Ruhepause, beobachten die sanft plätschernden Wellen. Es herrscht gerade Ebbe, daher ist der Strand hier auch so breit und ideal zum Landen geeignet. Einige Möwen umkreisen uns und fordern kreischend ihren Anteil an unserem Frühstück. Wir sinnieren über den Spruch des Flieger-Poeten Antoine de Saint Exupery: "Ich fliege, denn es befreit meinen Geist von der Tyrannei der Unwichtigkeiten" - darin steckt wohl viel Wahrheit. Auch für Tony ist das Fliegen im Laufe der Jahre zur ganz großen Leidenschaft geworden. Er meint, dass das Fliegen mit dem Microlight, dem ursprünglichen, dem naturverbundenen Abenteuer, wie einstmals in den offenen Doppeldeckern viel mehr entspricht, als etwa das Fliegen mit einer modernen Sportmaschine.
Langsam wird es aber für uns wieder Zeit, wir müssen ans Zurückfliegen denken. Das Trike wird startklar gemacht, in die richtige Position geschoben und ..... ab geht die Post.
Bevor wir jedoch unseren Rückflug über Land antreten, leisten wir uns das unvergleichliche Vergnügen, noch einige Kilometer am Strand entlang ganz knapp über die Wellen dahinzusausen. Weit und breit keine Menschen, nur Wellen und Gischt und Salzwasserluft.Tony geht so knapp herunter, dass wir sogar einige kühle Spritzer abbekommen. Und dann, mit einem mal, so ganz ohne Vorwarnung, zieht er die Maschine steil hinauf in den Himmel. Etwas mulmig wird mir dabei schon in der Magengegend.
Wir verlassen die Westküste und orientieren uns jetzt wieder Richtung Osten, hinein ins Landesinnere. Über Obstplantagen, grünen Oliven-Hainen und weißen kapholländischen Farmhäusern philosophieren wir via Kopfhörer, in welch wunderschönem Land wir hier doch leben. Südafrika ist ein wahres Paradies für Naturliebhaber, für Flieger und für Fotographen.
Aber wie bei jedem Ausflug geht die Zeit viel zu schnell vorbei und an der Umgebung erkennen wir schon, dass wir uns langsam wieder unserem Ausgangspunkt nähern. Unter uns die ersten vertrauten Farmen, wir verlieren an Höhe und gehen tiefer. Die ersten Wasserlöcher sind zu sehen und ich traue meinen Augen nicht: eine Formation mit großen, weißen Pelikanen fliegt hier keine zwanzig Meter entfernt neben uns. In der Luft wirken sie gar nicht so behäbig wie auf dem Boden. Sie ziehen einen weiten Bogen, um sich dann unter uns auf der Wasseroberfläche niederzulassen.
Jetzt können wir auch schon in einiger Entfernung die Gebäude der Nachbarfarm erkennen, einige Strauße sind auf der Weide. Als sie unser Geknatter von oben näherkommen hören, zeigen sie uns nochmal so richtig, warum sie eigentlich Lauf-Vögel heißen: mit vollem Tempo rennen sie los in Richtung Farmhaus, hinter sich eine rote Staubwolke herziehend. Nur wenige Meter über ihren Köpfen hinweg fliegen wir weiter in Richtung unserer schmalen Landepiste. Auch wir sind eingehüllt in eine große, rote Staubwolke, als wir kurz darauf mit unserem Microlight aufsetzen und zurück in den kleinen Hangar rollen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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