Aus einer Wüste werden vier
Es ist schon erstaunlich, wie ein kurzer Leserbrief - ungenau gelesen - eine sehr lange, quasi wissenschaftlich begründete Antwort hervorbringt, um das eigene Konzept der Touristenwerbung zu erhalten.
Der Geologe und Paläontologe Eduard Sueß (Professor in Wien von 1857 - 1901) prägte für den Urkontinent den Namen Gondwanaland. So wurde dieser Namen in die geologische Literatur übernommen. Die Kernfrage, was eine Wüste ist, möchte ich mit zwei Zitaten belegen:
1. The New Oxford Illustrated Dictionary, (1978): desert: uninhabited and uncultivated tract of country; desolate, barren, waterless and treeless.
2. Der Neue Brockhaus, 5 Bände (1962): Wüste ... Der südliche Wüstengürtel hat seine größte Ausdehnung im Inneren Australiens, in Südamerika und Südafrika beschränkt er sich auf die Westküsten (Atacama, Namib).
Nicht nur ich mache es davon abhängig, ob eine Gegend von Menschen bewohnt ist. Wenn Ihre Korrespondenten Gobabeb, Homeb, Swakopmund als Gegenbeweis anführen, verhalten sie sich nicht nur unwissenschaftlich, sondern machen sich lächerlich. Winzige Niederlassungen am Kuiseb, eine davon heute Wüstenforschungsstation mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet, und eine moderne Stadt sollen normales Leben in einer Wüste vermitteln? Wenn in diesem Zusammenhang auch noch der Schutztruppenoffizier herbeizitiert wird, ist es Zeit, meinen Brief noch mal zu lesen. Leutnant Remmets hat versucht, der Kalahari den Namen Wüste abzusprechen. Außerdem geschah dies in einem anderen Leserbrief.
Alexander L. du Toit, der berühmte südafrikanische Geologe, schreibt in seinem Buch "The Geology of South Africa" (1954): "... Kalahari Region, a huge sand and bush - covered dry territory - miscalled ,desert' - devoid of running water exepting in the extreme north ..."
Bei der so genannten wissenschaftlichen Beweisführung scheut man nicht davor zurück, den Begriff Wüste ad absurdum zu führen, indem man von der "Sukkulenten Karoo", einem Biotop mit mehr als 6000 Pflanzenarten, noch von einer Wüste spricht. - Im Namaqualand gibt es neben Schaffarmen sogar Getreideanbau.
Was ist bei Ihren Korrespondenten das Besondere einer Wüste, wenn man Landschaften bis zu 500 mm Regenfall mit dem Prefix Wüste bezeichnen kann? Somit wären 80 bis 90 Prozent Namibias eine Wüste der einen oder anderen Art.
Der "Atlas of Namibia" von I. Mendelsohn et al. enthält viel Wissenswertes, seine Karten - die das Kernstück eines Atlas sein sollten - sind allerdings enttäuschend: Kein Kartenblatt ist ohne Fehler, dazu Weglassung von zum Teil prominenten Bergen und Höhenangaben sowie ohne Höhenlinien. Im Gegensatz dazu der "Readers Digest Atlas of Southern Africa" (1984).
In diesem Atlas werden die Landschaften nördlich der Großen Karoo eingeordnet (von Westen) im Namaqualand, dann Buschmannland und nördlich des Oranje, das heißt nördlich von Upington, die südliche Kalahari. All diese Landschaftstypen grenzen an Namibia und haben einen unterschiedlichen geologischen Unterbau. Ihre Korrespondenten bringen eine Grafik, wo das Buschmannland und die südliche Kalahari als Nama Karoo über viele geologische Formationen und Höhen von Südafrika bis ins Kaokoveld eingezeichnet sind. Wenn man aus eigener Ansicht die Karoo, das Buschmannland, die Gegend nördlich Upingtons als südliche Kalahari sowie das südliche und südwestliche Namibia kennt und diese Verschiedenheit an Geologie und Landschaften nun als einen Landschaftstyp vorgestellt bekommt, versteht man die Definition des Landschaftstypus nicht mehr und ahnt nun, wie aus einer Wüste vier werden können.
Erich Förtsch, Swakopmund
Anm. der Red.: Der Leserbrief wurde geringfügig gekürzt.
Der Geologe und Paläontologe Eduard Sueß (Professor in Wien von 1857 - 1901) prägte für den Urkontinent den Namen Gondwanaland. So wurde dieser Namen in die geologische Literatur übernommen. Die Kernfrage, was eine Wüste ist, möchte ich mit zwei Zitaten belegen:
1. The New Oxford Illustrated Dictionary, (1978): desert: uninhabited and uncultivated tract of country; desolate, barren, waterless and treeless.
2. Der Neue Brockhaus, 5 Bände (1962): Wüste ... Der südliche Wüstengürtel hat seine größte Ausdehnung im Inneren Australiens, in Südamerika und Südafrika beschränkt er sich auf die Westküsten (Atacama, Namib).
Nicht nur ich mache es davon abhängig, ob eine Gegend von Menschen bewohnt ist. Wenn Ihre Korrespondenten Gobabeb, Homeb, Swakopmund als Gegenbeweis anführen, verhalten sie sich nicht nur unwissenschaftlich, sondern machen sich lächerlich. Winzige Niederlassungen am Kuiseb, eine davon heute Wüstenforschungsstation mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet, und eine moderne Stadt sollen normales Leben in einer Wüste vermitteln? Wenn in diesem Zusammenhang auch noch der Schutztruppenoffizier herbeizitiert wird, ist es Zeit, meinen Brief noch mal zu lesen. Leutnant Remmets hat versucht, der Kalahari den Namen Wüste abzusprechen. Außerdem geschah dies in einem anderen Leserbrief.
Alexander L. du Toit, der berühmte südafrikanische Geologe, schreibt in seinem Buch "The Geology of South Africa" (1954): "... Kalahari Region, a huge sand and bush - covered dry territory - miscalled ,desert' - devoid of running water exepting in the extreme north ..."
Bei der so genannten wissenschaftlichen Beweisführung scheut man nicht davor zurück, den Begriff Wüste ad absurdum zu führen, indem man von der "Sukkulenten Karoo", einem Biotop mit mehr als 6000 Pflanzenarten, noch von einer Wüste spricht. - Im Namaqualand gibt es neben Schaffarmen sogar Getreideanbau.
Was ist bei Ihren Korrespondenten das Besondere einer Wüste, wenn man Landschaften bis zu 500 mm Regenfall mit dem Prefix Wüste bezeichnen kann? Somit wären 80 bis 90 Prozent Namibias eine Wüste der einen oder anderen Art.
Der "Atlas of Namibia" von I. Mendelsohn et al. enthält viel Wissenswertes, seine Karten - die das Kernstück eines Atlas sein sollten - sind allerdings enttäuschend: Kein Kartenblatt ist ohne Fehler, dazu Weglassung von zum Teil prominenten Bergen und Höhenangaben sowie ohne Höhenlinien. Im Gegensatz dazu der "Readers Digest Atlas of Southern Africa" (1984).
In diesem Atlas werden die Landschaften nördlich der Großen Karoo eingeordnet (von Westen) im Namaqualand, dann Buschmannland und nördlich des Oranje, das heißt nördlich von Upington, die südliche Kalahari. All diese Landschaftstypen grenzen an Namibia und haben einen unterschiedlichen geologischen Unterbau. Ihre Korrespondenten bringen eine Grafik, wo das Buschmannland und die südliche Kalahari als Nama Karoo über viele geologische Formationen und Höhen von Südafrika bis ins Kaokoveld eingezeichnet sind. Wenn man aus eigener Ansicht die Karoo, das Buschmannland, die Gegend nördlich Upingtons als südliche Kalahari sowie das südliche und südwestliche Namibia kennt und diese Verschiedenheit an Geologie und Landschaften nun als einen Landschaftstyp vorgestellt bekommt, versteht man die Definition des Landschaftstypus nicht mehr und ahnt nun, wie aus einer Wüste vier werden können.
Erich Förtsch, Swakopmund
Anm. der Red.: Der Leserbrief wurde geringfügig gekürzt.
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Allgemeine Zeitung
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