Auslandsmedien: Wertvolle Mittler der deutschen Sprache und Kultur
Am 23. Mai bekam der Chefredakteur der in Buenos Aires erscheinenden Wochenzeitung "Argentinisches Tageblatt" in Berlin von Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert den mit 5000 Euro dotierten Preis "Dialog für Deutschland" überreicht. Damit wurde die traditionsreiche und innovative Zeitung für ihre über 100-jährige Mittlerrolle zwischen Südamerika und Europa ausgezeichnet. Einen Sonderpreis erhielt die seit 1981 erscheinende "Prager Zeitung". Der Preisverleihung war ein Wettbewerb der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland vorausgegangen. Auch die Allgemeine Zeitung Namibia hatte als eine von knapp 30 Publikationen an dem Wettbewerb teilgenommen und wurde von der Jury für ihre Arbeit gelobt.
Das "Argentinische Tageblatt" habe sich seit seiner Gründung 1887 auch in stürmischer und gefährlicher Zeit stets den Grundsätzen der Freiheit und der Demokratie verpflichtet, sagte Christoph Lanz, Multimedia-Direktor der Deutschen Welle und Sprecher der Jury. Die "Prager Zeitung" habe sich stets aufmerksam und behutsam den Beziehungen zu den deutschsprachigen Nachbarländern gewidmet, sagte Lanz. Sie sei die erste deutschsprachige Auslandspublikation im ehemaligen Ostblock, die nach der Wende neben einer deutschen Minderheit auch die neuen lukrativen Zielgruppen "deutschsprachige Geschäftsleute" und "deutschsprachige Touristen" erfolgreich ins Visier genommen habe.
Der Preis soll eine Ermutigung für die oft schwierige Arbeit deutschsprachiger Medien im Ausland sein, sagte der Stiftungsratsvorsitzende und Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen Hartmut Koschyk bei der Übergabe des Preises. Koschyk kündigte die Absicht der Stiftung an, Medien aus Deutschland als Partner für deutschsprachige Zeitungen im Ausland zu gewinnen. Außerdem wird die Stiftung noch im laufenden Jahr mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes ein Handbuch der deutschsprachigen Medien in aller Welt veröffentlichen, unter anderem um die Zeitungen zu stärken und sie für potenzielle Anzeigenpartner interessant zu machen.
Bundestagspräsident Lammert unterstrich in seiner Festrede vor zahlreichen prominenten Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien die große Bedeutung der deutschsprachigen Auslandsmedien und kritisierte das geringe Engagement von Politikerkollegen für die deutsche Sprache. Nach seinen Worten gibt es im Ausland rund 2000 Periodika, die in deutscher Sprache erscheinen. Etwa 100 davon seien Zeitungen im klassischen Sinn, die meisten davon erscheinen wöchentlich, etwa zehn Prozent täglich. Daneben gebe es an die 300 Rundfunk- und etwa 50 Fernsehstationen, die in deutscher Sprache ausstrahlen. Sie alle zusammen erreichten ungefähr drei Millionen Menschen.
Lammert bedauerte bei der Preisverleihung, dass der Stellenwert der deutschen Sprache in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich zurückgegangen sei. Hätten beispielsweise noch 2005 fast 17 Millionen Menschen auf der ganzen Welt Deutsch als Fremdsprache gelernt, sei die Zahl im Jahr 2010 bereits um 2,7 Millionen Menschen zurückgegangen. Für die schwindende Bedeutung der deutschen Sprache machte Lammert unter anderem das "aktive und passive Verhalten der Eliten unseres Landes" verantwortlich. So lasse man beispielsweise zu, dass Englisch als Wissenschaftssprache selbst bei Germanisten an den deutschen Hochschulen längst anerkannt sei. Vor dem Hintergrund der "Leidensgeschichte Rechtsschreibreform" warf Lammert außerdem der Politik einen unnötigen Gestaltungsehrgeiz für Dinge vor, für die sie ganz offenkundig nicht zuständig sei.
Dem Stiftungsvorsitzenden und Geschäftsführer des Bundesverbandes der Automobilindustrie, Kay Lindemann, zufolge werden deutschsprachige Medien im Ausland auch im Zeiten des Internets eine Bedeutung haben. Sie seien nicht selten das Lebenswerk kleiner Familienverleger und berichteten über das aktuelle Geschehen aus ihrer eigenen Perspektive. Darüber hinaus würden sie in ihren jeweiligen Erscheinungsländern auch als wichtiger Werbeträger anerkannt. Nach den Worten Lindemanns hatten sich 28 Zeitungen und Zeitschriften aus der ganzen Welt an dem Medienpreis beteiligt.
Die Jury setzte sich aus Vertretern der Deutschen Welle, der Internationalen Medienhilfe (IMH), mehrerer politischer Parteien, des Bundespresseamtes und des Auswärtigen Amtes zusammen. Prominenter Juror war außerdem der bekannte TV-Nachrichtenmoderator Dieter Kronzucker. Die Mitglieder der Jury zeigten sich von der Arbeit der AZ Namibia "sehr beeindruckt", schrieb die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland in einem Brief an die AZ. "Deutschsprachige Medien im Ausland sind eine unverzichtbare Brücke zwischen deutschen Gemeinschaften, Geschäftsleuten und Touristen in ihrer Heimat. Sie sind darüber hinaus auch für Bürger anderer Länder wertvolle Mittler der deutschen Sprache und Kultur. Es ist deshalb wichtig, dass der Stellenwert deutschsprachiger Auslandsmedien gefördert und gestärkt wird. Auch die Allgemeine Zeitung steht für dieses Ziel. Dies verdient großen Respekt und Anerkennung", was "als Ansporn und Ermutigung" angesehen werden soll, "Ihre wertvolle publizistische Arbeit fortzusetzen", heißt es.
Die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland wurde 2004 von dem saarländischen Unternehmer Kurt Linster gegründet. Ziel ist es, Maßnahmen zu fördern, die dem Erhalt der deutschen Sprache und Kultur sowie der Völkerverständigung dienen. Die Verleihung des Medienpreises "Dialog für Deutschland" wurde unterstützt von der Dr. Kurt Linster Stiftung, der LEO-Stiftung Live 4 Each Other, der KfW-Bankengruppe, dem Land Niedersachsen und der Deutschen Lufthansa AG. Der Preis wurde 2012 zum ersten Mal vergeben, in zwei Jahren können sich Medien aus aller Welt erneut darum bewerben.
Die Preisträger im Internet: Argentinisches Tageblatt (www.tageblatt.com.ar), Prager Zeitung (www.pragerzeitung.cz/).
Stephan Herbert Fuchs, Berlin
Das "Argentinische Tageblatt" habe sich seit seiner Gründung 1887 auch in stürmischer und gefährlicher Zeit stets den Grundsätzen der Freiheit und der Demokratie verpflichtet, sagte Christoph Lanz, Multimedia-Direktor der Deutschen Welle und Sprecher der Jury. Die "Prager Zeitung" habe sich stets aufmerksam und behutsam den Beziehungen zu den deutschsprachigen Nachbarländern gewidmet, sagte Lanz. Sie sei die erste deutschsprachige Auslandspublikation im ehemaligen Ostblock, die nach der Wende neben einer deutschen Minderheit auch die neuen lukrativen Zielgruppen "deutschsprachige Geschäftsleute" und "deutschsprachige Touristen" erfolgreich ins Visier genommen habe.
Der Preis soll eine Ermutigung für die oft schwierige Arbeit deutschsprachiger Medien im Ausland sein, sagte der Stiftungsratsvorsitzende und Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen Hartmut Koschyk bei der Übergabe des Preises. Koschyk kündigte die Absicht der Stiftung an, Medien aus Deutschland als Partner für deutschsprachige Zeitungen im Ausland zu gewinnen. Außerdem wird die Stiftung noch im laufenden Jahr mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes ein Handbuch der deutschsprachigen Medien in aller Welt veröffentlichen, unter anderem um die Zeitungen zu stärken und sie für potenzielle Anzeigenpartner interessant zu machen.
Bundestagspräsident Lammert unterstrich in seiner Festrede vor zahlreichen prominenten Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien die große Bedeutung der deutschsprachigen Auslandsmedien und kritisierte das geringe Engagement von Politikerkollegen für die deutsche Sprache. Nach seinen Worten gibt es im Ausland rund 2000 Periodika, die in deutscher Sprache erscheinen. Etwa 100 davon seien Zeitungen im klassischen Sinn, die meisten davon erscheinen wöchentlich, etwa zehn Prozent täglich. Daneben gebe es an die 300 Rundfunk- und etwa 50 Fernsehstationen, die in deutscher Sprache ausstrahlen. Sie alle zusammen erreichten ungefähr drei Millionen Menschen.
Lammert bedauerte bei der Preisverleihung, dass der Stellenwert der deutschen Sprache in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich zurückgegangen sei. Hätten beispielsweise noch 2005 fast 17 Millionen Menschen auf der ganzen Welt Deutsch als Fremdsprache gelernt, sei die Zahl im Jahr 2010 bereits um 2,7 Millionen Menschen zurückgegangen. Für die schwindende Bedeutung der deutschen Sprache machte Lammert unter anderem das "aktive und passive Verhalten der Eliten unseres Landes" verantwortlich. So lasse man beispielsweise zu, dass Englisch als Wissenschaftssprache selbst bei Germanisten an den deutschen Hochschulen längst anerkannt sei. Vor dem Hintergrund der "Leidensgeschichte Rechtsschreibreform" warf Lammert außerdem der Politik einen unnötigen Gestaltungsehrgeiz für Dinge vor, für die sie ganz offenkundig nicht zuständig sei.
Dem Stiftungsvorsitzenden und Geschäftsführer des Bundesverbandes der Automobilindustrie, Kay Lindemann, zufolge werden deutschsprachige Medien im Ausland auch im Zeiten des Internets eine Bedeutung haben. Sie seien nicht selten das Lebenswerk kleiner Familienverleger und berichteten über das aktuelle Geschehen aus ihrer eigenen Perspektive. Darüber hinaus würden sie in ihren jeweiligen Erscheinungsländern auch als wichtiger Werbeträger anerkannt. Nach den Worten Lindemanns hatten sich 28 Zeitungen und Zeitschriften aus der ganzen Welt an dem Medienpreis beteiligt.
Die Jury setzte sich aus Vertretern der Deutschen Welle, der Internationalen Medienhilfe (IMH), mehrerer politischer Parteien, des Bundespresseamtes und des Auswärtigen Amtes zusammen. Prominenter Juror war außerdem der bekannte TV-Nachrichtenmoderator Dieter Kronzucker. Die Mitglieder der Jury zeigten sich von der Arbeit der AZ Namibia "sehr beeindruckt", schrieb die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland in einem Brief an die AZ. "Deutschsprachige Medien im Ausland sind eine unverzichtbare Brücke zwischen deutschen Gemeinschaften, Geschäftsleuten und Touristen in ihrer Heimat. Sie sind darüber hinaus auch für Bürger anderer Länder wertvolle Mittler der deutschen Sprache und Kultur. Es ist deshalb wichtig, dass der Stellenwert deutschsprachiger Auslandsmedien gefördert und gestärkt wird. Auch die Allgemeine Zeitung steht für dieses Ziel. Dies verdient großen Respekt und Anerkennung", was "als Ansporn und Ermutigung" angesehen werden soll, "Ihre wertvolle publizistische Arbeit fortzusetzen", heißt es.
Die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland wurde 2004 von dem saarländischen Unternehmer Kurt Linster gegründet. Ziel ist es, Maßnahmen zu fördern, die dem Erhalt der deutschen Sprache und Kultur sowie der Völkerverständigung dienen. Die Verleihung des Medienpreises "Dialog für Deutschland" wurde unterstützt von der Dr. Kurt Linster Stiftung, der LEO-Stiftung Live 4 Each Other, der KfW-Bankengruppe, dem Land Niedersachsen und der Deutschen Lufthansa AG. Der Preis wurde 2012 zum ersten Mal vergeben, in zwei Jahren können sich Medien aus aller Welt erneut darum bewerben.
Die Preisträger im Internet: Argentinisches Tageblatt (www.tageblatt.com.ar), Prager Zeitung (www.pragerzeitung.cz/).
Stephan Herbert Fuchs, Berlin
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen