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Austausch auf Wüstenhof Arandis

Wenn es Stress gibt, geh'n wir in die Wüste. In Anlehnung an die Überlebenskünstler Henno Martin und Hermann Korn, die sich mehrere Jahre während des 2. Weltkriegs am mittleren Kuiseb und Umgebung durchgeschlagen haben, um der politischen Polizei zu entkommen, machen es auch Deutschpauker und verwandte Sprachpfleger einmal im Jahr so. Die hauen aus Ovenduka, Omaruru und von sonstwo ab, um sich auf Müllers Farm auf Arandis den Fein- und Grobheiten der Sprache zuzuwenden, jenseits der Zwänge des Alltags.

Dran kommen dann der Reihe nach Hochdeutsch, Wellblechdeutsch, Denglisch, Schwyzer Deutsch, alpine Varianten aus Tirol und Kärnten. Polyzentrisch ist die Sprache also. Arandis wird dann Zentrum von Teutonismen, Namibismen, Anglizismen, Helvetismen und Austriazismen. Die Deutschlehrertagung hat früher auch auf Midgard, dem früheren Mainau von Namibia, stattgefunden. Zu erklären, warum der Teutonentreff nicht mehr am oberen Swakop stattfindet, dauert jetzt zu lange und wir würden uns im Hakiebusch verstricken. Viel besser ist es zu untersuchen, aus welchem Grund Pauker, Erzieher und Linguisten jährlich ihre Sternfahrt ausgerechnet nach Arandis in die triste Namib ansetzen.

Triste? Orrait, eine nicht so kleine Korrektur ist angebracht. Natürlich hat sich die Haltung der Oukies und Tussies durch all den schon selbstverständlichen Komfort gegenüber der Wüste im Gegensatz zu früher verändert: Da sind klimatisierte Tjorries mit Servolenkung, Teerpad mit ständigem Mobilfunk-Zugriff, also (fast) überall hast Du Cell-Anschluss und kannst die Flusie anrufen. Unterwegs schon Droëwors und delikate Scheibchen Beesterbiltong mit gelbem Fettrand in Okahandja. Etliche UKW-Sender folgen dem Fahrer auf Pad mit Rap, Kinderfunk oder mit Schnalz- und Klicklaut auf Khoekhoegowab. Das Radio liefert sogar Nühs auf Otjindoitjie mit Namibismen und Wellblechdeutsch, um nur einige zu nennen. Und dann zur Ankunft auf Müllers Lehrling- und Piepolfarm stehen schon Kaffee und Kuchen bereit. Die Zeiten, da Du die Wüste so xhou wie möglich hinter Dir lassen wolltest, vor allem wenn im Passagierwaggon der Wasserbehälter am Ende des Gangs leergesoffen war und es sonst nichts zu trinken gab, oder - solltest Du wrachtach schon mit dem Otjiauto durch die Namib gefahren sein - Du auf dem Wellblech auch noch ein Papwiel gekriegt hast, also diese Zeiten sind huka vorbei. Jetzt ist die Wüste Zuflucht für Gestresste. Das Triste begegnet Dir heut in der Stadt oder in der Kuhbläke am Rande der Wüste, aber eben nicht in der Namib, solange Du nicht im Unterhemd ausgesetzt wirst. Müllers Farm mit Federvieh mehrerer Arten auf Arandis ist wrachtach ein guter Tagungsort, weil niemand mal schnell einkaufen oder auf der Promenade flanieren kann. Die Unterkunft ist schlicht und sauber wie in einem gut geführten Schülerheim. Die Kost im Ess-Saal ist lecker und die Pfauen, Puten, Makauen, und Zwerghühner waren da glaub ich auch, sorgen für ländliches Ambiente, mitten in der Namib eben. Die Wände der Hallen hängen voller Gemälde als Zeichen, dass der Führungsstab des Etablissements seine Freude an feinen Dingen auch mit anderen teilen möchte.

Da die Teilnehmer hier nicht zum Luxusausflug angereist sind und es etwas an Platz mangelt, hat der Hausherr also auch ein Gruppenquartier in der Aula eingerichtet. Die Gefahr, dass sich Mannsbilder fortgeschrittener Jahre durch deutschen Rachenlaut, also teutonisch-namibisches Schnarchen nachts stören, kommt nicht auf. Der Hausherr bestellt ab Mitternacht einfach den Ostwind, der am Dachstuhl, an den Stahlrahmenfenstern rüttelt und um die Ecken jammert. Außerdem schafft der Ostwind die Geräuschkulisse, die es irgendwelchen Gespenstern unmöglich macht im großen Arandis-Saal zu spuken. Gespenster sind wie religiöse Eiferer oder Diktatoren, sie dulden keinerlei Konkurrenz, sondern beanspruchen das Monopol absoluter Stille, um da hinein konkurrenzlos ihren Spuk zu entfalten.

Wem auf Arandis der Ostwind hörig ist, der hat Gewalt über Spuk und Schnarcher.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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