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Austausch mit Namibiern wird Offenbarung

Volksvertreter werden bei Arbeitstagung mit schlechtem Ruf Chinas konfrontiert
Clemens von Alten
Von Eberhard Hofmann, Windhoek

Bei dem namibisch-chinesischen Arbeitskreis über die Beziehungen der beiden Länder und zur Frage, wie chinesischer Sozialismus für ein Sozialismus-Modell in Namibia Pate stehen könnte, haben namibische Referenten der Zivilgesellschaft mit Nachdruck gekontert. Anhand zahlreicher Beispiele haben sie darauf hingewiesen, dass die feierlich und solidarisch zelebrierte Freundschaft zwischen den namibischen und chinesischen Regierungsspitzen weit entfernt vom umstrittenen Chinesenbild der allgemeinen Bevölkerung Namibias liegt. Auch habe die namibische Staatsführung als Vertragspartner ernste Gebrechen.

Das Namibische Institut für Demokratie (NID) hatte zusammen mit dem chinesischen Volksverband für Frieden und Abrüstung zu einem öffentlichen Dialog eingeladen, der mit guter Übersetzung auf Englisch und Chinesisch geführt wurde. Dazu war unter Führung von Zhou Li, Vizepräsident des Friedens- und Abrüstungsverbands, eine große Delegation aus der Volksrepublik angereist, die vom Pekinger Botschafter Zhang Yiming vorgestellt wurde. Er eröffnete das Treffen mit Rückblick auf die Gründung der kommunistischen Volksrepublik vor 70 Jahren und Kriterien des Fortschritts der nunmehr zweitgrößten globalen Wirtschaftsmacht, wobei er auch neue Seidenstraße (Belt and Road Initiative) für innerhalb und außerhalb Chinas sowie die Monopolstellung der Kommunistischen Partei Chinas (CPC) erläuterte. Der Delegationsführer Zhou Li wies auf die besonders enge Beziehung im Hinblick auf die „umfassende strategische Partnerschaft und Kooperation auf höchster Ebene“ mit Namibia hin, die mit einer Sonderbroschüre beim Arbeitstreffen untermalt wurde. Zhou hob hervor, dass Gründungspräsident Sam Nujoma 17 mal China besucht und Präsident Xi Jinping im vergangenen Jahr einen „strategischen Pakt“ mit Geingob geschlossen habe.

Zhou Li umriss in groben Zügen die Faktoren, die er für ausschlaggebend hält, dass China sich von einer „halbkolonisierten“ Gesellschaft vor 70 Jahren unter „starker Führung“ der kommunistischen Partei (CPC) zur heutigen Wirtschaftsmacht gewandelt hat. „China und Namibia sind sehr unterschiedlich, stehen aber vor sehr ähnlichen Herausforderungen.“

Sichtliches Erstaunen

Drei Beiträge von namibischer Seite führten bei Zhou Li zu sichtlichem Erstaunen. Erika Gebhardt, Afro-Medien-Konsulentin, führte ihre Erwiderung mit dem afrikanisch-kommunalem Leitspruch „Ubuntu“ (ich bin, weil Du bist) ein. Darauf warnte sie vor der Plünderung des afrikanischen Kontinents – „Africa is burning“ – in einem Ausmaß, dass „angesichts der Gier sich die Ahnen im Grab umdrehen“. Namibisches Edelholz werde zum Bruchteil seines Wertes exportiert. Die humane Krise habe „epische Dimensionen“ angenommen. Die großen Läden in Namibia befänden sich in „deutscher und südafrikanischer Hand“. Angesichts häufiger Schulabbrüche, rattenverseuchter Krankenhäuser und nicht eingehaltener Befreiungsversprechen wie Beseitigung des Hungers habe die Regierung deutlich versagt.

Rakkel Andreas, Forschungskraft beim Institut für Öffentliche Politforschung, ging direkt darauf ein, wie die Chinesen und deren Sozialismus von den Namibiern wahrgenommen werden. Das Bild der Chinesen sei von Xenophobie geprägt, von Vorwürfen „chinesischer Ausbeutung namibischer Ressourcen ausgeführt durch die Freunde des namibischen Präsidenten“, und von Wilderei sowie anderen illegalen Umtrieben. Darüber hinaus könne das chinesische Modell nicht als Vorbild für eine multi-ethnische und vielsprachige Gesellschaft wie die Namibias herangezogen werden. Überhaupt bestehe eine große Verständnislücke zu dem Seidenstraßenkonzept, mit dem China viele Staaten einbinde.

Im Schlusswort sagte Delegationsleiter Zhou Li: „Beziehungen dürfen nicht in Plünderei ausarten.“ Er sprach auch vom enttäuschenden Verhalten einiger seiner Landsleute im Ausland. „Wären wir nicht hier gewesen, hätten wir die Wahrheit nicht gehört.“ Er hofft, dass solcher Austausch in Peking fortgesetzt wird.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-16

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