Austausch unter namibischen Kriegsnachfahren
Ein Podiumsgespräch zwischen Nama, Herero und Namibiern deutscher Herkunft
Von Eberhard Hofmann
Windhoek
Der kürzlich gegründete Diskussionskreis „Possibility Thinkers“, gegründet von Alphons Kahuku Koruhama und Josephat Tjiho, beide Herero, und Deodat Dirkse, Nama, hatten zum Podiumsgespräch unter dem Thema „The Impact of Genocide and Ancestral Land: A Conversation between the Nama, Herero and German Descendants“ geladen. Einzelpersonen sowie Vertreter von Organisationen aller drei Sprachgruppen waren vertreten, darunter der Vorsitzende des in diesem Jahr gegründeten Forums Deutschsprachiger Namibier, Harald Hecht. Konsulentin Rinaani Musutua moderierte das Podiumsgespräch unter dem Haupt-Thema mit gezielten Fragen, die sie an die drei Referenten des Podiums richtete: Deodat Dirkse - Generalsekretär des Verbands traditioneller Nama-Führer, Alphons Kahuku Koruhama - Possibility Thinkers, und Erika von Wietersheim - Autorin des Recherchebands „This Land is my Land!“
Zum Einstieg rief Dirkse die UNO-Definition von Genozid von 1948 auf, worauf das Gespräch auf die Situation der Nama vor der Kolonialzeit gelenkt wurde. In den Eingeborenen-Reservaten nach der Kolonisierung führten die Bewohner „kein eigenes Leben“. Die Reservate dienten der Unterstützung der Regierung. Dirkse bezeichnete die Landkonferenz von 1991 als Treffen ohne politischen Willen zu Veränderung. Das Leiden der Menschen habe sich übergreifend auf Generationen fortgesetzt. Die Kolonisierung habe bei den Nama dazu geführt, dass sie sich europäisiche Namen zulegten und die ethnischen kulturellen Namen höchstens bei Beerdigungen oder anderen Familienanlässen benutzten.
Das vorliegende Versöhnungspaket der deutschen und namibischen Regierung haben die meisten Teilnehmer der Podiumsdiskussion nicht nur wegen der zu gering empfundenen Geldsumme rundheraus abgelehnt. Die Abwesenheit von Vertretern der Herero, Nama, Dama und Farbigen am Verhandlungstisch des Pakets gilt als weiterer Grund der Ablehnung. Dirkse hat eine neue Totenziffer in Umlauf gebracht. Ohne Quellenangabe sprach er von 30% der Dama, die im Krieg getötet worden seien.
Koruhama bestand wie andere Redner auf der Forderung, dass das Versöhnungspaket aus Reparation und nicht aus Entwicklungshilfe bestehen soll. Der Unterschied zwischen den beiden Sparten wurde nich deutlich umrissen. Der Medienombudsmann und Menschenrechtsreferent John Nakuta sprach vom „Generationsvorteil der Weißen“ sowie dem „Generationsnachteil der Schwarzen“. Daher stünden den Nama und Herero Reparationen zu. Er äußerte sich beunruhigt über seine Wahrnehmung, dass die Deutschen in Deutschland empfindlicher auf Ungerechtigkeiten reagierten als Namibier deutscher Abstammung.
Erika von Wietersheim hat bei ihren Recherchen zum Buch „This Land is my land“ die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen Grund und Boden besitzen möchten, um ein Zuhause zu schaffen, einen Zufluchtsort für die Familie zu besitzen und nicht unbedingt zur Farmerei. Unter dieser Vorgabe „hätten wir viel mehr Menschen neu ansiedeln können.“ Sie äußerte sich zudem besorgt darüber, dass sich im Disput und in der Auseinandersetzung um die deutsch-namibische Deklaration bisher keine Seite kompromissbereit zeige.
Das Podiumsgespräch mit Beteiligung des Publikums hat den Bedarf an Verständigung erneut deutlich gemacht.
Windhoek
Der kürzlich gegründete Diskussionskreis „Possibility Thinkers“, gegründet von Alphons Kahuku Koruhama und Josephat Tjiho, beide Herero, und Deodat Dirkse, Nama, hatten zum Podiumsgespräch unter dem Thema „The Impact of Genocide and Ancestral Land: A Conversation between the Nama, Herero and German Descendants“ geladen. Einzelpersonen sowie Vertreter von Organisationen aller drei Sprachgruppen waren vertreten, darunter der Vorsitzende des in diesem Jahr gegründeten Forums Deutschsprachiger Namibier, Harald Hecht. Konsulentin Rinaani Musutua moderierte das Podiumsgespräch unter dem Haupt-Thema mit gezielten Fragen, die sie an die drei Referenten des Podiums richtete: Deodat Dirkse - Generalsekretär des Verbands traditioneller Nama-Führer, Alphons Kahuku Koruhama - Possibility Thinkers, und Erika von Wietersheim - Autorin des Recherchebands „This Land is my Land!“
Zum Einstieg rief Dirkse die UNO-Definition von Genozid von 1948 auf, worauf das Gespräch auf die Situation der Nama vor der Kolonialzeit gelenkt wurde. In den Eingeborenen-Reservaten nach der Kolonisierung führten die Bewohner „kein eigenes Leben“. Die Reservate dienten der Unterstützung der Regierung. Dirkse bezeichnete die Landkonferenz von 1991 als Treffen ohne politischen Willen zu Veränderung. Das Leiden der Menschen habe sich übergreifend auf Generationen fortgesetzt. Die Kolonisierung habe bei den Nama dazu geführt, dass sie sich europäisiche Namen zulegten und die ethnischen kulturellen Namen höchstens bei Beerdigungen oder anderen Familienanlässen benutzten.
Das vorliegende Versöhnungspaket der deutschen und namibischen Regierung haben die meisten Teilnehmer der Podiumsdiskussion nicht nur wegen der zu gering empfundenen Geldsumme rundheraus abgelehnt. Die Abwesenheit von Vertretern der Herero, Nama, Dama und Farbigen am Verhandlungstisch des Pakets gilt als weiterer Grund der Ablehnung. Dirkse hat eine neue Totenziffer in Umlauf gebracht. Ohne Quellenangabe sprach er von 30% der Dama, die im Krieg getötet worden seien.
Koruhama bestand wie andere Redner auf der Forderung, dass das Versöhnungspaket aus Reparation und nicht aus Entwicklungshilfe bestehen soll. Der Unterschied zwischen den beiden Sparten wurde nich deutlich umrissen. Der Medienombudsmann und Menschenrechtsreferent John Nakuta sprach vom „Generationsvorteil der Weißen“ sowie dem „Generationsnachteil der Schwarzen“. Daher stünden den Nama und Herero Reparationen zu. Er äußerte sich beunruhigt über seine Wahrnehmung, dass die Deutschen in Deutschland empfindlicher auf Ungerechtigkeiten reagierten als Namibier deutscher Abstammung.
Erika von Wietersheim hat bei ihren Recherchen zum Buch „This Land is my land“ die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen Grund und Boden besitzen möchten, um ein Zuhause zu schaffen, einen Zufluchtsort für die Familie zu besitzen und nicht unbedingt zur Farmerei. Unter dieser Vorgabe „hätten wir viel mehr Menschen neu ansiedeln können.“ Sie äußerte sich zudem besorgt darüber, dass sich im Disput und in der Auseinandersetzung um die deutsch-namibische Deklaration bisher keine Seite kompromissbereit zeige.
Das Podiumsgespräch mit Beteiligung des Publikums hat den Bedarf an Verständigung erneut deutlich gemacht.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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