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Ausufernde Inflation bedroht Stabilität

Die robuste Leistung der Johannesburger Börse (JSE) liegt vor allem daran, dass die Rohstoff- und Metallpreise immer weiter steigen und die großen Bergbauaktien - allen voran BHP Billiton und AngloAmerican, aber auch Platin- sowie Kohleproduzenten - auf Rekordniveau geklettert sind. "Die Leistung der JSE ist sehr einseitig. Während die Minenaktien ihre Höhenflug fortsetzen, kommen die inflationssensiblen Titel immer stärker unter Druck", so ein Analyst. Dies sei keine gute Voraussetzung für eine breitgefächerte Rallye. "Je höher die Rohstoffpreise steigen, desto mehr nimmt der Inflationsdruck zu, was weitere Zinserhöhungen zur Folge haben kann und die Konsumlust der ohnehin angeschlagenen Verbraucher weiter dämpfen dürfte."

Die Konsequenzen der explodierenden Rohstoffpreise sind längst nicht mehr nur auf die internationalen Warenterminbörsen beschränkt, wo Futures-Kontrakte auf Metall- und Agrarrohstoffe gehandelt werden. Sie haben mittlerweile in Form steigender Treibstoff- und Lebensmittelpreise weltweit alle Bevölkerungsschichten erreicht.

Nach aktuellsten offiziellen Zahlen ist die Inflationsrate in Südafrika und Namibia im Februar auf fast zehn Prozent (Jahresvergleich) gestiegen. "Lebensmittel- und Benzinpreise waren die größten Inflationstreiber. Sie sind im Jahresvergleich jeweils um 14,3 Prozent und 29,5 Prozente gestiegen", heißt es in einem offiziellen Bulletin der südafrikanischen Zentralbank, die am Donnerstag ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 11,5 Prozent erhöht hatte. Gewisse Grundnahrungsmittel sind allerdings weitaus teurer geworden als es der Durchschnittswert der Zentralbank vermuten lässt. So liegt, beispielsweise, die Inflationsrate bei Milch- und Getreideprodukten teilweise zwischen 40 und 50 Prozent.

"So eine Preissteigerung hat es seit einem Vierteljahrhundert nicht gegeben: Insgesamt kletterten die Preise im Großhandel im März um 7,1 Prozent. Getreide, Saaten und Futtermittel verteuerten sich sogar um 52 Prozent im Vergleich zum Vorjahr", vermeldete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Freitag aus dem Niedriginflationsland Deutschland. Jüngste Daten lassen keinen Zweifel daran, wie brenzlig die Lage ist: Für Weizen schoss der Preis alleine in den vergangenen zwölf Monaten um 120 Prozent in die Höhe. "Die Armen in vielen Entwicklungsländern geben inzwischen mehr als ein Viertel ihres Einkommens nur für Brot aus", berichtete die Weltbank in der vergangenen Woche.

Es ist ein teuflisches Zusammenspiel einer ganzen Reihe von Faktoren, das weltweit Hunger und Gewalt schürt. Ernährungsgewohnheiten in aufstrebenden Ländern wie China sind im Umbruch - immer mehr Menschen können sich Fleisch leisten, was eine größere Nachfrage nach Futtermitteln nach sich zieht (dpa). In den reichen Staaten versuchen Regierungen - wie in den USA - die Abhängigkeit vom Öl zu verringern und setzen auf Biotreibstoffe. Ergebnis: Maisernten etwa gehen zum immer größeren Teil in die Produktion von Öko-Sprit ein, und wo einmal Weizen wuchs, pflanzen Bauern nun profitabel das an, was sich später in Autotanks füllen lässt.

Damit nicht genug. Spekulanten, die Rohstoffe als gewinnbringende Anlageklasse entdeckt haben, treiben die Preise zusätzlich in die Höhe, genau wie der derzeit schwache US-Dollar und das teure Öl.

Die Inflation könnte sich also verstärkt zum internationalen Megatrend mausern, der schwerwiegende politische und wirtschaftliche Konsequenzen hätte. Profitieren würden weiterhin die Rohstoffproduzenten. Aber nur befristet - wenn das Kartenhaus zusammenklappt, werden sie wohl in der Schusslinie an vorderster Front stehen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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