Bahlsen -unkvonventioneller Lehrer mit großer Wirkung
Die Nachricht, dass Paul Bahlsen, ehemaliger Lehrer der Oberschule Swakopmund, seinerzeit Swakopmund Hoërskool (SHS), in diesem Jahr am 11. September in Kapstadt im Alter von 88 Jahren verstorben ist, hat Namibia erst drei Monate nach seinem Todestag erreicht. Er hat seine Frau Helenka und eine verheiratete Tochter und einen Enkel hinterlassen. Bahlsen wurde am 20. Dezember 1932 in Österreich geboren und ist mit seiner Mutter 1936 ins damalige Südwestafrika ausgewandert. Nach seinem Schulabschluss in Swakopmund ist er zum philosophischen und Sprachstudium (Deutsch/Englisch) nach Kapstadt gegangen. Als Junglehrer erhielt er eine Lehrstelle in Swakopmund.
In Swakopmund hat Bahlsen vor allem Deutsch und Englisch unterrichtet. 27 Jahre lang hat er die Schule geprägt und etliche Jahre die Aufsicht im Schülerheim Amtsgericht geführt, wo Jungen der Klassen Standard 6 bis 8 untergebracht waren. Die Schüler haben seinen lebhaften Unterricht, seinen Stil mit deklamierter Literatur und dramatisiertem Saztzbau entweder gemocht oder entschieden abgelehnt. Langweilig war es nie. Es ging ihm im Unterricht nicht um Hochleistung in Abschlussexemen seiner Schüler, sondern um lebendigen Lehrstoff.
Andere Lehrer sind in einer solchen Zeitspanne versetzt worden oder haben sich um Aufstiegsposten wie Schulleiter oder Schulinspektor beworben, wenn sie denn nicht in andere Berufe abgewandert sind. Solche Ambitionen gab es bei ihm nicht, solange er sich mit Schülern in das vielseitige Freizeitplrogramm stürzen konnte. Bei Paul Bahlsen fing der Tag nach Schulschluss noch einmal voll-aktiv an. Die Bläser des Schulkadettenorchesters wurden instruiert. Entgegen der Regel des Schulleiters, dass nur Jungen im Kadetten-Blasorchester spielen könnten, nahm er auch Mädchen in die Proben des Bläserchors auf. Andermal übte er für die Schülerbühne Theaterstücke ein. Er leitete die Pfadfinder und unternahm mit ihnen, auch unter Einsatz seines Landrovers, Campingausflüge in den Swakop und sonstwo in die Wüste. Während seiner Zeit im Amtsgericht haben interessierte Heimer am Wochenende bei ihm angeklopft und dann gab es weltanschauliche Gespräche bis tief in die Nacht hinein. Er hatte die zündende Gabe, geistige und philosophische Zusammenhänge verständlich und stets lebhaft zu übertragen. Aus seinem außerschulischen Musikunterricht, der nicht streng konventionell war, sind viele junge namibische Musiker auf Lebenszeit hervorgegangen oder haben sich auch von ihm zum Lehrberuf inspirieren lassen.
Die Musik hat Bahlsen, zuerst nur mit Schülern, bis in die Weihnachtsferien betrieben. Aus dem Musizieren aus Leidenschaft hat er zusammen mit dem damaligen Musik-Inspektor Dr. Wöhler die Swakopmunder Musikwoche gegründet und veranstaltet, die über vier Jahrzehnte jährlich veranstaltet wurde und die in diesem Jahr wegen der Corona-Epidemie ausfallen musste.
Als Beispiel von Bahlsens Temperament kann eine Szene dienen, als er mit Pastor Raimar Zeller und Schülern 1960 auf einer Angola-Safari war. Das Rührei auf der Feuerstelle eines Lagerplatzes war dabei anzubrennen, und der
Rührlöffel war unauffindbar. Bahlsen nahm den Spaten und grub das Rührei um. Was angebrannt war, nannte er „das Gewürz der Seligen“, denn die Safari fand ja unter Leitung eines Geistlichen statt.
In seinem Umfeld gliederten sich Schüler und Eltern meistens in zwei Lager, pro- oder anti-Bahlsen. In den Klassen erlebten die Schüler manch temperamentvollen Ausbruch, was sich am Ende, aber nicht unbedingt in dem Augenblick, als Theaterdonner herausstellte. Seine unkonventionell kreative Art wollten manche Swakopmunder Eltern und der Schulvorstand später nicht ertragen. Der Schulvorstand unter Ernst Rumpf mit Swakopmunder Beisitzern veranlasste 1982 seine Versetzung, und die damalige Schulbehörde schickte ihn nach Keetmanshoop, wo er bis zu seiner Pensionierung 1987 unterrichtete und sich dann in Kapstadt niederließ. Seine Sympathisanten sprachen von „strafversetzt“. Der in der Swakopmunder Zeit ledig gebliebene Bahlsen heiratete in Keetmanshoop seine Frau Helenka. Sie waren 36 Jahre verheiratet.
Seine Hinterlassenschaft lebt in lebhafter Erinnerung, aber direkt in der Swakopmunder Musikwoche weiter. Eberhard Hofmann
In Swakopmund hat Bahlsen vor allem Deutsch und Englisch unterrichtet. 27 Jahre lang hat er die Schule geprägt und etliche Jahre die Aufsicht im Schülerheim Amtsgericht geführt, wo Jungen der Klassen Standard 6 bis 8 untergebracht waren. Die Schüler haben seinen lebhaften Unterricht, seinen Stil mit deklamierter Literatur und dramatisiertem Saztzbau entweder gemocht oder entschieden abgelehnt. Langweilig war es nie. Es ging ihm im Unterricht nicht um Hochleistung in Abschlussexemen seiner Schüler, sondern um lebendigen Lehrstoff.
Andere Lehrer sind in einer solchen Zeitspanne versetzt worden oder haben sich um Aufstiegsposten wie Schulleiter oder Schulinspektor beworben, wenn sie denn nicht in andere Berufe abgewandert sind. Solche Ambitionen gab es bei ihm nicht, solange er sich mit Schülern in das vielseitige Freizeitplrogramm stürzen konnte. Bei Paul Bahlsen fing der Tag nach Schulschluss noch einmal voll-aktiv an. Die Bläser des Schulkadettenorchesters wurden instruiert. Entgegen der Regel des Schulleiters, dass nur Jungen im Kadetten-Blasorchester spielen könnten, nahm er auch Mädchen in die Proben des Bläserchors auf. Andermal übte er für die Schülerbühne Theaterstücke ein. Er leitete die Pfadfinder und unternahm mit ihnen, auch unter Einsatz seines Landrovers, Campingausflüge in den Swakop und sonstwo in die Wüste. Während seiner Zeit im Amtsgericht haben interessierte Heimer am Wochenende bei ihm angeklopft und dann gab es weltanschauliche Gespräche bis tief in die Nacht hinein. Er hatte die zündende Gabe, geistige und philosophische Zusammenhänge verständlich und stets lebhaft zu übertragen. Aus seinem außerschulischen Musikunterricht, der nicht streng konventionell war, sind viele junge namibische Musiker auf Lebenszeit hervorgegangen oder haben sich auch von ihm zum Lehrberuf inspirieren lassen.
Die Musik hat Bahlsen, zuerst nur mit Schülern, bis in die Weihnachtsferien betrieben. Aus dem Musizieren aus Leidenschaft hat er zusammen mit dem damaligen Musik-Inspektor Dr. Wöhler die Swakopmunder Musikwoche gegründet und veranstaltet, die über vier Jahrzehnte jährlich veranstaltet wurde und die in diesem Jahr wegen der Corona-Epidemie ausfallen musste.
Als Beispiel von Bahlsens Temperament kann eine Szene dienen, als er mit Pastor Raimar Zeller und Schülern 1960 auf einer Angola-Safari war. Das Rührei auf der Feuerstelle eines Lagerplatzes war dabei anzubrennen, und der
Rührlöffel war unauffindbar. Bahlsen nahm den Spaten und grub das Rührei um. Was angebrannt war, nannte er „das Gewürz der Seligen“, denn die Safari fand ja unter Leitung eines Geistlichen statt.
In seinem Umfeld gliederten sich Schüler und Eltern meistens in zwei Lager, pro- oder anti-Bahlsen. In den Klassen erlebten die Schüler manch temperamentvollen Ausbruch, was sich am Ende, aber nicht unbedingt in dem Augenblick, als Theaterdonner herausstellte. Seine unkonventionell kreative Art wollten manche Swakopmunder Eltern und der Schulvorstand später nicht ertragen. Der Schulvorstand unter Ernst Rumpf mit Swakopmunder Beisitzern veranlasste 1982 seine Versetzung, und die damalige Schulbehörde schickte ihn nach Keetmanshoop, wo er bis zu seiner Pensionierung 1987 unterrichtete und sich dann in Kapstadt niederließ. Seine Sympathisanten sprachen von „strafversetzt“. Der in der Swakopmunder Zeit ledig gebliebene Bahlsen heiratete in Keetmanshoop seine Frau Helenka. Sie waren 36 Jahre verheiratet.
Seine Hinterlassenschaft lebt in lebhafter Erinnerung, aber direkt in der Swakopmunder Musikwoche weiter. Eberhard Hofmann
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Allgemeine Zeitung
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