Bambi & Bukarest: Löws Gala-Tour nach Gnabry-Show - März als Maßstab
Frankfurt/Main (dpa) - Als glücklicher Gruppensieger gönnt sich Joachim Löw nach der Tore-Show von Serge Gnabry ein bisschen Glamour. Bei der Bambi-Gala ist der Bundestrainer am Donnerstag wie auch Belgiens Königin Mathilde in Baden-Baden zu Gast. Schon am Ende der kommenden Woche wird Löw aber in Bukarest bei der nächsten Zeremonie wieder mit der harten EM-Realität konfrontiert.
Trotz des Prestigeerfolgs seines stürmischen Umbruchteams mit Platz eins in der Qualifikationsrunde vor dem ewigen Rivalen Holland droht der Fußball-Nationalmannschaft bei der kompliziert anmutenden Auslosung für den Turnier-Ernstfall 2020 eine richtige Knaller-Gruppe. Im schlimmsten Fall geht es im kommenden Sommer in den drei Vorrunden-Heimspielen in München gegen Weltmeister Frankreich, Europameister Portugal und die immer unbequemen Serben.
Bange machen gilt aber nicht für Löw. Im Gegenteil: „Eine Auslosung ist für mich keine Anspannung. Es ist immer interessant, was für Gegner man bekommt, man kann sich mit den Gegnern beschäftigen. Das ist ein wichtiges Mitbringsel in die Heimat.“
Zweifel an Konstanz und höchster Konkurrenzfähigkeit gegen Topteams bleiben allerdings auch nach dem konsequent herausgespielten 6:1 gegen Nordirland, das Löw einen perfekten sportlichen Jahresausklang bescherte. In die Rolle der großen Mahner schlüpften in Frankfurt Ersatzkapitän Toni Kroos und DFB-Direktor Oliver Bierhoff.
„Es ist schön, wenn man vor den Holländern liegt und einen schönen Abschluss hat. Viel wichtiger ist aber, eine Entwicklung zu sehen. Noch gelingt nicht alles, und es gibt andere Gegner. Im März kommen noch die härteren Prüfungen“, sagte der Europameister von 1996. Löw verriet, das neben dem fixen Spanien-Test auch Belgien und Portugal mögliche EM-Prüfsteine sein werden.
Der viermalige Champions-League-Sieger Kroos hat die Krux des Umbruchjahres erkannt. „Wir müssen mehr Konstanz reinbekommen, wenn wir erfolgreich sein wollen. Wir haben gute Phasen, das reicht, um gegen bestimmte Gegner zu gewinnen“, relativierte der Madrid-Star die insgesamt positive Jahresbilanz mit sieben Siegen und zwei Remis sowie der schmerzhaften 2:4-Niederlage gegen Oranje.
„Wir nehmen positive Gefühle mit in die lange Pause. Im März haben wir dann zwei wichtige Länderspiele, weil die wegen der besseren Gegner auf höherem Niveau stattfinden werden als zuletzt. Das werden gute Tests für die EM“, meinte Kroos, der im verkorksten Jahr 2018 schon nach den damaligen Frühjahrsklassikern gegen Spanien (1:1) und Brasilien (0:1) eine ungehörte WM-Warnung ausgesprochen hatte.
Im Gegensatz zu Löw zählt dessen Vorgänger Jürgen Klinsmann die DFB-Auswahl zum Favoritenkreis 2020. „Wir gehören in die Weltspitze. Wir gehören da automatisch rein. Durch unsere Liga. Durch unsere Kultur. Durch unsere Erfolge“, sagte der RTL-Experte in einem Interview von „ntv.de“. „Du wirst keinen deutschen Spieler erleben, der in die EM geht und sagt, wenn wir ins Halbfinale kommen, bin ich happy. Das gibt es nicht“, meinte Klinsmann.
Löws Schwachstelle bleibt aber die Defensive. Der langfristige Ausfall von Fixpunkt Niklas Süle ist bisher nicht zu kompensieren - das konnten sogar die nicht für Offensivzauber bekannten Nordiren in ihrer guten Anfangsviertelstunde offen legen. „Wir hatten zuletzt Phasen, in denen wir einiges zugelassen haben. Das dürfen wir gegen die großen Mannschaften bei einem Turnier nicht machen, das wäre gefährlich. Aber wenn wir uns noch mehr einspielen, werden auch die Abläufe besser klappen“, meinte Bierhoff.
Löw setzte nach dem für ihn perfekten November in seiner Analyse andere Schwerpunkte. Die Konstanz, die zuvor noch vermisst wurde, machte den Bundestrainer schonmal glücklich. „Wir haben das Spiel 90 Minuten konsequent mit aller Konzentration vorne und hinten zu Ende gespielt. Die Mannschaft hat sich für diesen Aufwand richtig belohnt“, sagte der 59-Jährige. Das war zum Beispiel gegen Holland (2:4) und im Test gegen Argentinien (2:2) ganz anders.
Deutlich wurde nach dem 4:0 gegen Weißrussland aber auch gegen Nordirland erneut: Die Nationalmannschaft lebt derzeit vor allem von ihrem jugendlichen Enthusiasmus und der Genialität der Einzelspieler - wie Torgarant Gnabry. „Ich freue mich natürlich, dass ich der Mannschaft helfen konnte mit den drei Toren. Ich schieße ja leider nicht allzu oft drei Tore in einem Spiel. Das größte Kompliment gilt immer der Mannschaft. Wir haben super gespielt, sind nach einem frühen Rückstand zurückgekommen“, sagte Gnabry. Mit seiner tollen Tore-Show schraubte er seine DFB-Bilanz auf 13 Treffer in 13 Spielen.
Die von Löw gepredigten Automatismen müssen aber noch viel besser greifen. „Insofern kommt die EM recht früh. Das müssen wir halt mit Begeisterung, Elan und der einen oder anderen individuellen Qualität ausgleichen“, bestätigte Bierhoff. „Wir sind immer noch nicht da, wo wir hinwollen und hin müssen, um im Sommer Erfolg zu haben. Aber wir haben den nächsten Schritt gemacht. Wir wussten, dass der Eindruck bis März bleibt“, sagte Leon Goretzka, der vor dem abschließenden Last-Minute-Treffer von Julian Brandt selbst zweimal getroffen hatte.
Löw richtete schnell den Blick auf die großen Sommer-Aufgaben 2020 und äußerte gleich noch einen Weihnachtswunsch. „Ich wünsche mir, dass im nächsten Jahr alle gesund sind und einen guten Rhythmus aufnehmen. Dass wir im März keine Spieler haben, die lange ausgefallen sind in den ersten ein, zwei Monaten“, betonte Löw und erinnerte an manche Widrigkeit 2019 durch die vielen Verletzungen wichtiger Akteure wie Süle und Leroy Sané: „Das Jahr war ja gespickt mit vielen Dingen, die wir zu bewältigen hatten.“
Foto: dpa
Trotz des Prestigeerfolgs seines stürmischen Umbruchteams mit Platz eins in der Qualifikationsrunde vor dem ewigen Rivalen Holland droht der Fußball-Nationalmannschaft bei der kompliziert anmutenden Auslosung für den Turnier-Ernstfall 2020 eine richtige Knaller-Gruppe. Im schlimmsten Fall geht es im kommenden Sommer in den drei Vorrunden-Heimspielen in München gegen Weltmeister Frankreich, Europameister Portugal und die immer unbequemen Serben.
Bange machen gilt aber nicht für Löw. Im Gegenteil: „Eine Auslosung ist für mich keine Anspannung. Es ist immer interessant, was für Gegner man bekommt, man kann sich mit den Gegnern beschäftigen. Das ist ein wichtiges Mitbringsel in die Heimat.“
Zweifel an Konstanz und höchster Konkurrenzfähigkeit gegen Topteams bleiben allerdings auch nach dem konsequent herausgespielten 6:1 gegen Nordirland, das Löw einen perfekten sportlichen Jahresausklang bescherte. In die Rolle der großen Mahner schlüpften in Frankfurt Ersatzkapitän Toni Kroos und DFB-Direktor Oliver Bierhoff.
„Es ist schön, wenn man vor den Holländern liegt und einen schönen Abschluss hat. Viel wichtiger ist aber, eine Entwicklung zu sehen. Noch gelingt nicht alles, und es gibt andere Gegner. Im März kommen noch die härteren Prüfungen“, sagte der Europameister von 1996. Löw verriet, das neben dem fixen Spanien-Test auch Belgien und Portugal mögliche EM-Prüfsteine sein werden.
Der viermalige Champions-League-Sieger Kroos hat die Krux des Umbruchjahres erkannt. „Wir müssen mehr Konstanz reinbekommen, wenn wir erfolgreich sein wollen. Wir haben gute Phasen, das reicht, um gegen bestimmte Gegner zu gewinnen“, relativierte der Madrid-Star die insgesamt positive Jahresbilanz mit sieben Siegen und zwei Remis sowie der schmerzhaften 2:4-Niederlage gegen Oranje.
„Wir nehmen positive Gefühle mit in die lange Pause. Im März haben wir dann zwei wichtige Länderspiele, weil die wegen der besseren Gegner auf höherem Niveau stattfinden werden als zuletzt. Das werden gute Tests für die EM“, meinte Kroos, der im verkorksten Jahr 2018 schon nach den damaligen Frühjahrsklassikern gegen Spanien (1:1) und Brasilien (0:1) eine ungehörte WM-Warnung ausgesprochen hatte.
Im Gegensatz zu Löw zählt dessen Vorgänger Jürgen Klinsmann die DFB-Auswahl zum Favoritenkreis 2020. „Wir gehören in die Weltspitze. Wir gehören da automatisch rein. Durch unsere Liga. Durch unsere Kultur. Durch unsere Erfolge“, sagte der RTL-Experte in einem Interview von „ntv.de“. „Du wirst keinen deutschen Spieler erleben, der in die EM geht und sagt, wenn wir ins Halbfinale kommen, bin ich happy. Das gibt es nicht“, meinte Klinsmann.
Löws Schwachstelle bleibt aber die Defensive. Der langfristige Ausfall von Fixpunkt Niklas Süle ist bisher nicht zu kompensieren - das konnten sogar die nicht für Offensivzauber bekannten Nordiren in ihrer guten Anfangsviertelstunde offen legen. „Wir hatten zuletzt Phasen, in denen wir einiges zugelassen haben. Das dürfen wir gegen die großen Mannschaften bei einem Turnier nicht machen, das wäre gefährlich. Aber wenn wir uns noch mehr einspielen, werden auch die Abläufe besser klappen“, meinte Bierhoff.
Löw setzte nach dem für ihn perfekten November in seiner Analyse andere Schwerpunkte. Die Konstanz, die zuvor noch vermisst wurde, machte den Bundestrainer schonmal glücklich. „Wir haben das Spiel 90 Minuten konsequent mit aller Konzentration vorne und hinten zu Ende gespielt. Die Mannschaft hat sich für diesen Aufwand richtig belohnt“, sagte der 59-Jährige. Das war zum Beispiel gegen Holland (2:4) und im Test gegen Argentinien (2:2) ganz anders.
Deutlich wurde nach dem 4:0 gegen Weißrussland aber auch gegen Nordirland erneut: Die Nationalmannschaft lebt derzeit vor allem von ihrem jugendlichen Enthusiasmus und der Genialität der Einzelspieler - wie Torgarant Gnabry. „Ich freue mich natürlich, dass ich der Mannschaft helfen konnte mit den drei Toren. Ich schieße ja leider nicht allzu oft drei Tore in einem Spiel. Das größte Kompliment gilt immer der Mannschaft. Wir haben super gespielt, sind nach einem frühen Rückstand zurückgekommen“, sagte Gnabry. Mit seiner tollen Tore-Show schraubte er seine DFB-Bilanz auf 13 Treffer in 13 Spielen.
Die von Löw gepredigten Automatismen müssen aber noch viel besser greifen. „Insofern kommt die EM recht früh. Das müssen wir halt mit Begeisterung, Elan und der einen oder anderen individuellen Qualität ausgleichen“, bestätigte Bierhoff. „Wir sind immer noch nicht da, wo wir hinwollen und hin müssen, um im Sommer Erfolg zu haben. Aber wir haben den nächsten Schritt gemacht. Wir wussten, dass der Eindruck bis März bleibt“, sagte Leon Goretzka, der vor dem abschließenden Last-Minute-Treffer von Julian Brandt selbst zweimal getroffen hatte.
Löw richtete schnell den Blick auf die großen Sommer-Aufgaben 2020 und äußerte gleich noch einen Weihnachtswunsch. „Ich wünsche mir, dass im nächsten Jahr alle gesund sind und einen guten Rhythmus aufnehmen. Dass wir im März keine Spieler haben, die lange ausgefallen sind in den ersten ein, zwei Monaten“, betonte Löw und erinnerte an manche Widrigkeit 2019 durch die vielen Verletzungen wichtiger Akteure wie Süle und Leroy Sané: „Das Jahr war ja gespickt mit vielen Dingen, die wir zu bewältigen hatten.“
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Allgemeine Zeitung
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