Bankgeschäfte unterm Baum: Modell mit Zukunft und ohne Risiko
Deutschland ist in der Entwicklungshilfe ein starker Partner für Namibia", betonte Stefan Sckell, Leiter der entwicklungspolitischen Abteilung der Deutschen Botschaft, vergangene Woche im Goethe-Zentrum. Dort stellten Repräsentanten der Agenturen Details ihrer Programme unter dem Motto "Beispiele deutsch-namibischer Entwicklungszusammenarbeit" im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung vor, die von ca. 70 Gästen besucht wurde.
Seit Beginn der Unterstützung im Jahr von Namibias Unabhängigkeit (1990) habe die Bundesrepublik rund 440 Mio. Euro (ca. vier Milliarden Namibia-Dollar) für verschiedene Projekte in diesem Land bereitgestellt, führte er aus. Dieses Geld schließe auch Kredite ein, die zurückgezahlt werden müssen, sagte Sckell im Anschluss auf AZ-Nachfrage. Hinzu käme noch die indirekte finanzielle Förderung aus Deutschland, so über Programme der EU, SADC und Weltbank. Man wolle damit die mittel- und langfristigen nationalen Entwicklungsziele des Landes und das Erreichen der Vision 2030 unterstützen, im Einzelnen die großen Unterschiede im Lebensstandard angleichen und diesen insgesamt anheben, nannte der Botschaftsmitarbeiter das Ziel.
Um Armut zu reduzieren und die Wirtschaft zu fördern, seien Existenzgründungen ein probates Mittel, wie die Repräsentanten der Agenturen einhellig ausführten. So sieht die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die so genannte Mikrofinanzierung als "Perspektiven für die Zukunft" an. Genau 100 KfW-Mikrofinanzpartner in 42 Ländern bedienen mehr als zwölf Millionen Menschen, erklärte der namibische KfW-Repräsentant Olof Cramer. In diesem Land will die Entwicklungsbank, die erst vor wenigen Wochen ihre Niederlassung offiziell in Windhoek eröffnet hat, nun ein paar Schritte weitergehen und aus der Mikro-Finanzinitiative eine Mikrofinanz-Bank gründen. Rund 3,3 Mio. Euro seien für Stammkapital, Kreditvermögen sowie Strukturaufbau, Vorbereitung und Personalausbildung nötig, führte Cramer aus. "Der Antrag auf eine Banklizenz wird demnächst gestellt", sagte er auf AZ-Nachfrage, wollte sich aber noch nicht über einen Zeitplan äußern.
Erste Praxiserfahrungen indes hat die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) mit einem Kleinkreditprogramm gesammelt. Das Pilotprojekt "Koshi Yomuti" (Oshivambo = Bankgeschäfte unterm Baum) ist 2002 in der Ohangwena-Region angelaufen, berichtete GTZ-Mitarbeiter Tobias Gerster. Das Prinzip: Bargeld wird den Gemeinschaften, die keinen Zugang zu kommerziellen Banken haben, quasi vor die Tür bzw. unter den Baum gebracht, wo es unter bestimmten Bedingungen und mit viel Selbstverantwortung der Beteiligten ausgereicht und zurückgezahlt wird. Rund 3500 Menschen, davon 92 Prozent Frauen, hätten sich auf diese Art und Weise bereits Beträge zwischen 500 und 30000 Namibia-Dollar geliehen. Insgesamt seien bislang rund 7,5 Mio. Namibia-Dollar im Rahmen von ca. 6000 Krediten ausgereicht worden, so Gerster.
Das Risiko tendiert gegen null, wie er weiter ausführte: Nur 0,68 Prozent der Kreditnehmer hätten die 30-Tage-Frist für die Rückzahlung der Beträge überschritten. Der Gruppenzwang macht's möglich, meint der Experte. Und strenge Spielregeln, denn: "Wer nicht zurückzahlt, fliegt aus dem System." Der Zinssatz liege "weit über dem üblichen Niveau", räumte Gerster auf Nachfrage ein, in Einzelfällen bis zu 50 Prozent. Ein Vergleich mit einer Geschäftsbank sei jedoch nicht möglich, "da es sich in der Regel um sehr kleine Beträge mit kurzen Laufzeiten handele und höhere Transaktionskosten gedeckt werden" müssten. Zudem beinhalte der Zinssatz auch sämtliche Gebühren, die bei kommerziellen Banken zusätzlich anfallen, argumentierte der GTZ-Mann. "Kredithaie", so gab er zu bedenken, würden Geld zu noch viel ungünstigeren Konditionen verleihen.
Das Ziel jedes Mikrofinanzprojekts sei, unabhängige, nachhaltige Institutionen aufzubauen, die langfristig möglichst viele Kunden erreichen könnten. Das gehe aber nur, wenn die Kosten gedeckt seien, erläuterte Gerster im Nachhinein der AZ. Die Kosten, einen kleinen Kredit abzuwickeln, seien jedoch anteilig viel höher als für eine größere Kreditsumme. Kunden ohne Sicherheiten und Kreditgeschichte sowie in entlegenen Gebieten mit einem Darlehen zu versorgen, sei nun mal sehr teuer. "Die Nachfrage nach diesen Krediten ist aber trotz des relativ hohen Preises sehr hoch, weil in Kleinstgeschäften häufig eine kleine Geldsumme ermöglicht, die Aktivitäten erheblich auszuweiten und deutlich mehr Geld zu verdienen. Jahrzehntelange internationale Erfahrungen zeigen zudem, dass in solchen Projekten nicht die Höhe des Zinssatzes subventioniert werden sollte, sondern in der Startphase der Aufbau der Institution", so Gerster. Institutionen mit deutlich subventionierten Krediten seien häufig nur eine kurze Zeit aktiv, erreichten nur eine kleine Kundengruppe (zudem häufig nicht die Armen) und würden letztlich mehr von den Interessen der Finanziers (Geber, Staat) getrieben als von der tatsächlichen Kundennachfrage. Schließlich zerstörten stark subventionierte Kredite langfristig die "Kreditkultur": Es gebe kaum einen Anreiz, nur im Ernstfall auf einen Kredit zurückzugreifen, und das Geld dann auch gewinnbringend einzusetzen, statt für konsumtive Zwecke zu verwenden.
Im beratenden Bereich ist wiederum der Deutsche Entwicklungsdienst (ded) tätig. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie man mit dem Geld am besten umgeht. Im Rahmen eines speziellen Programms mit Bank Windhoek und First National Bank gibt es Expertenrat für Kreditnehmer, die den Weg aus der Arbeits- und Perspektivlosigkeit durch die Selbstständigkeit suchen. Knapp 430 Kunden, ca. 70 Prozent von ihnen Frauen, habe man auf diese Weise bereits betreut, sagte ded-Mitarbeiter Jörn-Hendrik Müller-Bornemann. Noch in der zweiten Jahreshälfte 2007 werde ein Büro im Norden, im Januar 2008 dann eine Niederlassung in Walvis Bay eröffnet, führte er aus.
All diese Projekte dienten letztlich auch der Wirtschaftsförderung in Namibia, sagte Botschaftsmitarbeiter Sckell. Wegen der Komplexität des Themas und dem öffentlichen Interesse versprach er, dass es eine weitere Veranstaltung dieser Art geben werde.
Seit Beginn der Unterstützung im Jahr von Namibias Unabhängigkeit (1990) habe die Bundesrepublik rund 440 Mio. Euro (ca. vier Milliarden Namibia-Dollar) für verschiedene Projekte in diesem Land bereitgestellt, führte er aus. Dieses Geld schließe auch Kredite ein, die zurückgezahlt werden müssen, sagte Sckell im Anschluss auf AZ-Nachfrage. Hinzu käme noch die indirekte finanzielle Förderung aus Deutschland, so über Programme der EU, SADC und Weltbank. Man wolle damit die mittel- und langfristigen nationalen Entwicklungsziele des Landes und das Erreichen der Vision 2030 unterstützen, im Einzelnen die großen Unterschiede im Lebensstandard angleichen und diesen insgesamt anheben, nannte der Botschaftsmitarbeiter das Ziel.
Um Armut zu reduzieren und die Wirtschaft zu fördern, seien Existenzgründungen ein probates Mittel, wie die Repräsentanten der Agenturen einhellig ausführten. So sieht die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die so genannte Mikrofinanzierung als "Perspektiven für die Zukunft" an. Genau 100 KfW-Mikrofinanzpartner in 42 Ländern bedienen mehr als zwölf Millionen Menschen, erklärte der namibische KfW-Repräsentant Olof Cramer. In diesem Land will die Entwicklungsbank, die erst vor wenigen Wochen ihre Niederlassung offiziell in Windhoek eröffnet hat, nun ein paar Schritte weitergehen und aus der Mikro-Finanzinitiative eine Mikrofinanz-Bank gründen. Rund 3,3 Mio. Euro seien für Stammkapital, Kreditvermögen sowie Strukturaufbau, Vorbereitung und Personalausbildung nötig, führte Cramer aus. "Der Antrag auf eine Banklizenz wird demnächst gestellt", sagte er auf AZ-Nachfrage, wollte sich aber noch nicht über einen Zeitplan äußern.
Erste Praxiserfahrungen indes hat die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) mit einem Kleinkreditprogramm gesammelt. Das Pilotprojekt "Koshi Yomuti" (Oshivambo = Bankgeschäfte unterm Baum) ist 2002 in der Ohangwena-Region angelaufen, berichtete GTZ-Mitarbeiter Tobias Gerster. Das Prinzip: Bargeld wird den Gemeinschaften, die keinen Zugang zu kommerziellen Banken haben, quasi vor die Tür bzw. unter den Baum gebracht, wo es unter bestimmten Bedingungen und mit viel Selbstverantwortung der Beteiligten ausgereicht und zurückgezahlt wird. Rund 3500 Menschen, davon 92 Prozent Frauen, hätten sich auf diese Art und Weise bereits Beträge zwischen 500 und 30000 Namibia-Dollar geliehen. Insgesamt seien bislang rund 7,5 Mio. Namibia-Dollar im Rahmen von ca. 6000 Krediten ausgereicht worden, so Gerster.
Das Risiko tendiert gegen null, wie er weiter ausführte: Nur 0,68 Prozent der Kreditnehmer hätten die 30-Tage-Frist für die Rückzahlung der Beträge überschritten. Der Gruppenzwang macht's möglich, meint der Experte. Und strenge Spielregeln, denn: "Wer nicht zurückzahlt, fliegt aus dem System." Der Zinssatz liege "weit über dem üblichen Niveau", räumte Gerster auf Nachfrage ein, in Einzelfällen bis zu 50 Prozent. Ein Vergleich mit einer Geschäftsbank sei jedoch nicht möglich, "da es sich in der Regel um sehr kleine Beträge mit kurzen Laufzeiten handele und höhere Transaktionskosten gedeckt werden" müssten. Zudem beinhalte der Zinssatz auch sämtliche Gebühren, die bei kommerziellen Banken zusätzlich anfallen, argumentierte der GTZ-Mann. "Kredithaie", so gab er zu bedenken, würden Geld zu noch viel ungünstigeren Konditionen verleihen.
Das Ziel jedes Mikrofinanzprojekts sei, unabhängige, nachhaltige Institutionen aufzubauen, die langfristig möglichst viele Kunden erreichen könnten. Das gehe aber nur, wenn die Kosten gedeckt seien, erläuterte Gerster im Nachhinein der AZ. Die Kosten, einen kleinen Kredit abzuwickeln, seien jedoch anteilig viel höher als für eine größere Kreditsumme. Kunden ohne Sicherheiten und Kreditgeschichte sowie in entlegenen Gebieten mit einem Darlehen zu versorgen, sei nun mal sehr teuer. "Die Nachfrage nach diesen Krediten ist aber trotz des relativ hohen Preises sehr hoch, weil in Kleinstgeschäften häufig eine kleine Geldsumme ermöglicht, die Aktivitäten erheblich auszuweiten und deutlich mehr Geld zu verdienen. Jahrzehntelange internationale Erfahrungen zeigen zudem, dass in solchen Projekten nicht die Höhe des Zinssatzes subventioniert werden sollte, sondern in der Startphase der Aufbau der Institution", so Gerster. Institutionen mit deutlich subventionierten Krediten seien häufig nur eine kurze Zeit aktiv, erreichten nur eine kleine Kundengruppe (zudem häufig nicht die Armen) und würden letztlich mehr von den Interessen der Finanziers (Geber, Staat) getrieben als von der tatsächlichen Kundennachfrage. Schließlich zerstörten stark subventionierte Kredite langfristig die "Kreditkultur": Es gebe kaum einen Anreiz, nur im Ernstfall auf einen Kredit zurückzugreifen, und das Geld dann auch gewinnbringend einzusetzen, statt für konsumtive Zwecke zu verwenden.
Im beratenden Bereich ist wiederum der Deutsche Entwicklungsdienst (ded) tätig. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie man mit dem Geld am besten umgeht. Im Rahmen eines speziellen Programms mit Bank Windhoek und First National Bank gibt es Expertenrat für Kreditnehmer, die den Weg aus der Arbeits- und Perspektivlosigkeit durch die Selbstständigkeit suchen. Knapp 430 Kunden, ca. 70 Prozent von ihnen Frauen, habe man auf diese Weise bereits betreut, sagte ded-Mitarbeiter Jörn-Hendrik Müller-Bornemann. Noch in der zweiten Jahreshälfte 2007 werde ein Büro im Norden, im Januar 2008 dann eine Niederlassung in Walvis Bay eröffnet, führte er aus.
All diese Projekte dienten letztlich auch der Wirtschaftsförderung in Namibia, sagte Botschaftsmitarbeiter Sckell. Wegen der Komplexität des Themas und dem öffentlichen Interesse versprach er, dass es eine weitere Veranstaltung dieser Art geben werde.
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Allgemeine Zeitung
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