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Bedrohte Giganten

Baxu and the Giants – eine emotionale Familiengeschichte
Praktikant Praktikant
Die neunjährige Baxu lebt mit ihrem Bruder und ihrer alkoholkranken Großmutter in einem kleinen Dorf im Damara-Land. Sie wächst in Armut auf. Ihr Bruder findet keine feste Anstellung und schlägt sich als Tagelöhner durch. Irgendwann merkt Baxu, dass etwas nicht stimmt. Eines Nachts versteckt sie sich auf der Ladefläche des Trucks. Sie sieht ihren Bruder, der mit anderen Männern durch die Savanne zieht. Sie tragen Waffen. Was haben sie damit vor?

Baxu and the Giants ist ein Film über Wilderei – und gleichzeitig eine hochemotionale Familiengeschichte. Finanziert wurde das Filmprojekt vom Legal Assisstence Center und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Produziert wurde der Film von Andrew Botelle von Mamokobo Video and Research. Ursprünglich sollte es ein Dokumentarfilm über Namibias Spitzmaulnashörner werden – die Wilderei und deren Schutz. Aber Regisseur und Koautor Florian Schott hatte andere Pläne. „Ich habe vorgeschlagen, statt dessen eine emotionale Geschichte zu erzählen – eine Familiengeschichte aus einem dieser Dörfer“, erinnert sich Schott. Einer ersten Idee folgten viele Gespräche. Florian Schott fuhr mit seiner Co-Autorin und Co-Produzentin Girley Jazama ins Damara-Land – auf der Suche nach Geschichten und persönlichen Erfahrungen. „Wir haben gefragt: Was gibt es hier für Geschichten? Was sind die familiären Umstände – was sind die finanziellen Umstände dort?“ Das alles floss später in die Geschichte um die neunjährige Baxu, gespielt von Camilla Jo-Ann Daries, mit ein.

Florian Schott will aufklären mit seinem Film – auf ein Problem aufmerksam machen. In Namibia leben derzeit weniger als 5 000 Spitzmaulnashörner. Wenn die Wilderei in dem Maße weiter praktiziert wird, wie das derzeit der Fall ist, könnten die namibischen Nashörner den Ministerium für Umwelt und Tourismus zufolge bis 2026 ausgestorben sein. Eine erschreckende Perspektive, doch Florian Schott war es wichtig, mit seiner künstlerischen Arbeit nicht nur für den Schutz dieser gigantischen Tiere zu plädieren, sondern auch die Beweggründe derer nachzuvollziehen, die Nashörner illegal töten. „Uns ging es darum, die Gründe für Wilderei aufzuzeigen. Oft stehen dahinter weniger moralische Überlegungen, sondern schlicht die Frage nach dem Überleben“, sagt Florian Schott. Gerade in den Dörfern im Nord-Westen Namibias gebe es wenige Jobaussichten. Ein erlegtes Nashorn könne eine Familie dort für ein oder zwei Monate ernähren. „Wir wollten die Wilderei nicht erklären, aber wir wollten zeigen, warum es dazu kommt“, sagt der Regisseur. Das Thema werde oft von einem privilegierten Standpunkt aus besprochen – die Verzweiflung der Menschen komme in der Berichterstattung zu kurz.

Gründe für die Wilderei sieht Schott aber nicht nur in scheinbar auswegloser Armut. Oft mangle es schlicht an Information. Er glaubt, dass viele Menschen in den Dörfern gar nicht wissen, dass das Spitzmaulnashorn vom Aussterben bedroht ist. „Diese Tiere waren schon immer da. Es fällt schwer sich vorzustellen, dass sie irgendwann nicht mehr da sein könnten“, sagt Schott. Damit das nicht passiert, sei Aufklärungsarbeit nötig. Schott reicht es nicht, den Film Baxu and the Giants in den Kinos der Hauptstadt zu zeigen. „Er muss in die Dörfer – dorthin, wo er relevant ist.“ Mit einem mobilen Kino möchte das Team um Florian Schott auf Tour gehen und die Menschen in den ländlichen Regionen Namibias auf die bedrohten Dickhäuter aufmerksam machen. Er baut dabei auf Verständnis.

Die geplante Tour ist auch eine Reise zurück zu den Wurzeln des Projekts. Nicht nur die Erzählungen, die sich in Baxus Geschichte verschmelzen, stammen aus den Dörfern – auch viele Szenen wurden dort eingefangen. „Einen Großteil der Dorfszenen haben wir in der Erongo-Region gedreht, zwei Tage waren wir im Damara-Land“, erzählt Florian Schott. Die Innenaufnahmen wurden dann in Windhoek gemacht. Auch die Nashörner selbst haben einen Auftritt in diesem Film, der ihrem Überleben gewidmet ist. Für diese Szenen arbeitet das Filmteam eng mit dem Save The Rhino Trust zusammen. „Wir haben Spitzmaulnashörner getrackt, um sie vor die Linse zu bekommen“, erzählt Schott.

„Die größte Herausforderung war es, mit einem relativ kleinen Budget so weit außerhalb zu drehen.“ Der Cast und die Crew – überwiegend aus Windhoek stammend – musste untergebracht und versorgt werden. Also wurde gecampt . Zehn Tage hat es gedauert, bis Florian Schott und sein Team alle Szenen im Kasten hatte. Neben 450000 Namibia-Dollar Initialbudget, wurde das Projekt auch von vielen Unternehmen und Privatpersonen unterstützt und mitgetragen. „Wir haben wahnsinnig viel Hilfe von vielen Seiten erhalten“, sagt Schott. So sei es dem Team gelungen, aus dem vorhandenen Geld möglichst viel herauszuholen. Mit Baxu and the Giants hat Florian Schott einen Punkt getroffen. „Viele Menschen wollten dazu beitragen, weil sie glauben, dass der Film – eine Kombination aus Unterhaltung und gesellschaftlichem Anliegen – tatsächlich etwas bewegen kann“, glaubt Schott.

Für den Regisseur, der ursprünglich aus Deutschland stammt, ist Baxu and the Giants – nach Everything Happens For A Reason und Katutura – Schotts drittes fiktionales Filmprojekt in Namibia. Zwischen dem ersten Anruf und der Abgabe des fertigen Films lagen diesmal nur neun Monate. „Es ging wahnsinnig schnell“, sagt er. „Normalerweise hat man erst eine Idee und muss sich dann um die Finanzierung kümmern. Bei uns war es umgekehrt.“ Deshalb konnte das Team zügig mit der Arbeit beginnen. „Film ist teuer – es dauert oft wahnsinnig lange bis man die richtigen Partner findet, die investieren wollen. Von daher waren wir in einer sehr luxuriösen Position.“

Baxu and the Giants ist nicht nur Unterhaltung – es ist ein Film mit Botschaft. Er soll zum Nachdenken und zu Gesprächen anregen, die sich nicht in moralischen Kategorien verfangen, sondern die Handlungen anderer – wenn auch nicht verständlich, so doch ein Stück weit nachvollziehbarer zu machen. „Ich habe bei den Recherchen für den Film wahnsinnig viel gelernt und im letzten Jahr vielleicht mehr von Namibia gesehen, als in den zehn Jahren davor“, sagt Florian Schott und lacht.

Auf der Leinwand

Der Kurzfilm Baxu and the Giants feiert am 19. September im Ster-Kinekor in der Grove Mall Premiere. Tickets sind ab sofort für 60 Namibia-Dollar in der Grove Mall erhältlich.

Am 26. September zeigt die Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft zusammen mit der DHPS in der Aula der DHPS. Beginn ist um 18.30 Uhr.

Die Giganten

Im Jahr 1970 wurden 65 000 Spitzmaulnashörner gezählt. Heute soll es weniger als 5 000 Vetreter dieser Spezies geben. Das Ministerium für Umwelt und Tourismus befürchtet, dass die Schwarzen Nashörner bis 2026 ausgestorben sein könnten, sollte sich an ihrer Situation nichts verbessern. Die Zahl sinkt, weil die Nachfrage nach dem Horn der Tiere in den letzten Jahren stark zugenommen hat – besonders im mittleren Osten und in Asien. Das führt dazu, dass die Tiere immer wieder illegal gewildert werden.

Von Theresa Lang

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-16

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