Begehrte Unikate aus Wolle
Dordabis - "First in Namibia" steht auf jedem der kleinen Schilder, welche die Teppiche der Ibenstein Weberei kennzeichnen. Der Slogan ist wahrlich treffend, denn das Familienunternehmen hat als erste Firma im heutigen Namibia begonnen, Karakulwolle mittels Webtechnik zu verarbeiten. Ein halbes Jahrhundert ist das jetzt her, weshalb der Betrieb nun allen Grund zum Feiern hat: 50 Jahre "Ibenstein Weavers". Anlässlich des Jubiläums wird es demnächst eine Ausstellung geben.
Die Exposition wird vom 22. August bis 14. September in der Nationalen Kunstgalerie in Windhoek gezeigt. Dafür weben derzeit geschickte Hände einige Exponate. Außerdem werden Produkte vergangener Jahrzehnte zu Präsentationszwecken zusammengetragen. "Wir wollen einen kleinen Eindruck davon vermitteln, wie alles angefangen und sich entwickelt hat", so Inhaberin Berenike Gebhardt.
Der Beginn des Unternehmens klingt nach Pionierarbeit - voller Spannung und Euphorie. "Wolle von Karakulschafen wurde früher weggeworfen, weil niemand Verwendung dafür hatte. Als meine Großeltern mit der Weberei angefangen haben, waren sie die ersten überhaupt im südlichen Afrika. Dadurch wurde nicht nur die Wolle genutzt, sondern auch einigen Menschen Arbeit gegeben. Später ist daraus ein wichtiger Produktionszweig geworden", erklärt Anne Gebhardt. Die 27-Jährige Handweberin, die trotz ausbleibender Empfehlung ("Mein Vater hat mir abgeraten.") dieses Handwerk in Deutschland erlernt hat, steht für die inzwischen dritte Generation in dem Familienbetrieb. "Wir sind zwar die älteste, jedoch nicht mehr die einzige und auch nicht die größte Weberei in Namibia. Aber jedes Unternehmen hat seinen eigenen Stil."
Der Stil und die Arbeiten von Ibenstein sind vor allem außerhalb von Namibia begehrt, denn rund 90 Prozent der Teppiche finden ihren Absatz im Ausland. Der Großteil geht nach Deutschland, aber auch in Belgien, England, Holland, Taiwan und USA schmücken Ibenstein-Produkte Fußböden und Wände. In Kanada sollen nun über einen Partner die Vertriebsbemühungen auf kommerzieller Basis ausgebaut werden. Eine Ausnahme, denn die meisten Kunden bestellen und kaufen direkt bei Ibenstein. "Einige waren hier, andere haben unsere Produkte bei Freunden und Bekannten gesehen. Wir profitieren von guter Mundpropaganda", sagt Anne Gebhardt. Dabei kann der Kunde wählen, wie sein Teppich aussehen soll. Beliebt sind nach wie vor neutrale Wollfarben, gefärbt wird generell in rot, blau und grün bzw. auf Wunsch in Zwischentönen. Aber auch ein Muster oder Motiv nach Vorlage kann auf dem Teppich verewigt werden. Darüber hinaus gibt es eigene Entwürfe der Weber, die nicht selten den Geschmack der Kunden treffen.
Ibenstein wird vor allem durch lange Tradition geprägt. So arbeitet David Kambote - einer der elf Weber von insgesamt 23 Angestellten - bereits seit 40 Jahren für den Betrieb. Er und andere altgediente Mitarbeiter sind es, die neue Kollegen anlernen. Dabei hängt vieles von Talent und Übung ab. "Es dauert schon im Durchschnitt drei Jahre, bis jemand Spitzenmuster weben kann", so Anne Gebhardt.
Neben der Erfahrung spielt die Qualität eine große Rolle in der Firmenphilosophie. Qualität, die sich in vielen kleinen Details bemerkbar macht. Zum Beispiel wird die Wolle mit kaltem Wasser gewaschen, damit ein gewisser Fettgehalt erhalten bleibt, was wiederum den Verschmutzungsgrad gering hält. Pro Quadratmeter werden drei Kilogramm Wolle verarbeitet - für Karakulwolle ein übliches Verhältnis. An den Webstühlen sind 24 Kettfäden pro zehn Zentimeter gespannt, was ebenfalls der Dichte zugute kommt. Und je dichter der Teppich ist, desto schwieriger dringt ungewünschte Flüssigkeit ins Innere. Verschütteter Rotwein zum Beispiel lässt sich noch schnell entfernen, wenn man dies zeitig bemerkt. Bedingt durch die Technik der so genannten Leinwandbindung sehen die Teppiche auf beiden Seiten gleich aus, haben also gleich viele Fäden vorn und hinten.
Qualität hat freilich ihren Preis, bei Ibenstein ab 125 Euro pro Quadratmeter für Kunden in Übersee bzw. N$ 1000 für namibisches Klientel. Der Aufwand ist nicht gering, denn für alle Produktionsschritte ist Handarbeit gefragt - angefangen vom Sortieren über das Vorkadieren, Feinkadieren (Kämmen), Spinnen, Waschen, Zeichnen der Vorlagen, Weben und Fransenknüpfen bis zum Veredeln. Anne Gebhardt: "Alles sind Unikate von exklusiver Qualität, und wer einen Teppich hat, behält diesen für 30 Jahre."
Das mag ein Grund dafür sein, dass der Absatz in den vergangenen Jahren rückläufig war. Eine gewisse Sättigung auf dem Markt, der Ausweich auf Industrieware und Trendwechsel im Geschmack wurden als weitere Faktoren ausgemacht. Nach dem Boom in den 80er Jahren verlassen heute noch rund 700 Quadratmeter Teppiche pro Jahr die Ibenstein-Manufaktur, die Wartezeit für Auftragsarbeiten ist von zwölf auf drei bis vier Monate geschrumpft. Doch trotz des Rückgangs lässt man sich nicht entmutigen. "Wir sind dabei den Markt durch mehr Marketing wieder aufzubauen. Das 50-jährige Bestehen ist ein guter Anlass dafür", so Anne Gebhardt, die mit ihrem ganzen Herzen dabei ist. "Für mich ist das eine Kunst und zugleich ein Handwerk, welches in anderen Ländern, vor allem in Europa, leider ausstirbt. Und mir macht die Arbeit Spaß."
In Zukunft sollen die Unikate auch auf exklusiven Messen gezeigt und eigene kleine Ausstellungen organisiert werden. Eventuell wird bereits im November in Deutschland der Anfang gemacht. Doch zunächst werden feinste Webereien von Ibenstein ab 22. August in der Nationalgalerie gezeigt. "Die Haupthalle wird voll", verspricht Berenike Gebhardt. Rund 1000 Einladungen zu diesem Ereignis werden dieser Tage an Kunden, Partner und Ehrengäste in Namibia verschickt.
Die Ibenstein Weberei indes können sich Interessierte auch abseits der Ausstellungzeiten ansehen und sich so einen Eindruck verschaffen, wie die Karakulwoll-Weberei " la "First in Namibia" arbeitet. Besucher sind stets herzlich willkommen.
Die Exposition wird vom 22. August bis 14. September in der Nationalen Kunstgalerie in Windhoek gezeigt. Dafür weben derzeit geschickte Hände einige Exponate. Außerdem werden Produkte vergangener Jahrzehnte zu Präsentationszwecken zusammengetragen. "Wir wollen einen kleinen Eindruck davon vermitteln, wie alles angefangen und sich entwickelt hat", so Inhaberin Berenike Gebhardt.
Der Beginn des Unternehmens klingt nach Pionierarbeit - voller Spannung und Euphorie. "Wolle von Karakulschafen wurde früher weggeworfen, weil niemand Verwendung dafür hatte. Als meine Großeltern mit der Weberei angefangen haben, waren sie die ersten überhaupt im südlichen Afrika. Dadurch wurde nicht nur die Wolle genutzt, sondern auch einigen Menschen Arbeit gegeben. Später ist daraus ein wichtiger Produktionszweig geworden", erklärt Anne Gebhardt. Die 27-Jährige Handweberin, die trotz ausbleibender Empfehlung ("Mein Vater hat mir abgeraten.") dieses Handwerk in Deutschland erlernt hat, steht für die inzwischen dritte Generation in dem Familienbetrieb. "Wir sind zwar die älteste, jedoch nicht mehr die einzige und auch nicht die größte Weberei in Namibia. Aber jedes Unternehmen hat seinen eigenen Stil."
Der Stil und die Arbeiten von Ibenstein sind vor allem außerhalb von Namibia begehrt, denn rund 90 Prozent der Teppiche finden ihren Absatz im Ausland. Der Großteil geht nach Deutschland, aber auch in Belgien, England, Holland, Taiwan und USA schmücken Ibenstein-Produkte Fußböden und Wände. In Kanada sollen nun über einen Partner die Vertriebsbemühungen auf kommerzieller Basis ausgebaut werden. Eine Ausnahme, denn die meisten Kunden bestellen und kaufen direkt bei Ibenstein. "Einige waren hier, andere haben unsere Produkte bei Freunden und Bekannten gesehen. Wir profitieren von guter Mundpropaganda", sagt Anne Gebhardt. Dabei kann der Kunde wählen, wie sein Teppich aussehen soll. Beliebt sind nach wie vor neutrale Wollfarben, gefärbt wird generell in rot, blau und grün bzw. auf Wunsch in Zwischentönen. Aber auch ein Muster oder Motiv nach Vorlage kann auf dem Teppich verewigt werden. Darüber hinaus gibt es eigene Entwürfe der Weber, die nicht selten den Geschmack der Kunden treffen.
Ibenstein wird vor allem durch lange Tradition geprägt. So arbeitet David Kambote - einer der elf Weber von insgesamt 23 Angestellten - bereits seit 40 Jahren für den Betrieb. Er und andere altgediente Mitarbeiter sind es, die neue Kollegen anlernen. Dabei hängt vieles von Talent und Übung ab. "Es dauert schon im Durchschnitt drei Jahre, bis jemand Spitzenmuster weben kann", so Anne Gebhardt.
Neben der Erfahrung spielt die Qualität eine große Rolle in der Firmenphilosophie. Qualität, die sich in vielen kleinen Details bemerkbar macht. Zum Beispiel wird die Wolle mit kaltem Wasser gewaschen, damit ein gewisser Fettgehalt erhalten bleibt, was wiederum den Verschmutzungsgrad gering hält. Pro Quadratmeter werden drei Kilogramm Wolle verarbeitet - für Karakulwolle ein übliches Verhältnis. An den Webstühlen sind 24 Kettfäden pro zehn Zentimeter gespannt, was ebenfalls der Dichte zugute kommt. Und je dichter der Teppich ist, desto schwieriger dringt ungewünschte Flüssigkeit ins Innere. Verschütteter Rotwein zum Beispiel lässt sich noch schnell entfernen, wenn man dies zeitig bemerkt. Bedingt durch die Technik der so genannten Leinwandbindung sehen die Teppiche auf beiden Seiten gleich aus, haben also gleich viele Fäden vorn und hinten.
Qualität hat freilich ihren Preis, bei Ibenstein ab 125 Euro pro Quadratmeter für Kunden in Übersee bzw. N$ 1000 für namibisches Klientel. Der Aufwand ist nicht gering, denn für alle Produktionsschritte ist Handarbeit gefragt - angefangen vom Sortieren über das Vorkadieren, Feinkadieren (Kämmen), Spinnen, Waschen, Zeichnen der Vorlagen, Weben und Fransenknüpfen bis zum Veredeln. Anne Gebhardt: "Alles sind Unikate von exklusiver Qualität, und wer einen Teppich hat, behält diesen für 30 Jahre."
Das mag ein Grund dafür sein, dass der Absatz in den vergangenen Jahren rückläufig war. Eine gewisse Sättigung auf dem Markt, der Ausweich auf Industrieware und Trendwechsel im Geschmack wurden als weitere Faktoren ausgemacht. Nach dem Boom in den 80er Jahren verlassen heute noch rund 700 Quadratmeter Teppiche pro Jahr die Ibenstein-Manufaktur, die Wartezeit für Auftragsarbeiten ist von zwölf auf drei bis vier Monate geschrumpft. Doch trotz des Rückgangs lässt man sich nicht entmutigen. "Wir sind dabei den Markt durch mehr Marketing wieder aufzubauen. Das 50-jährige Bestehen ist ein guter Anlass dafür", so Anne Gebhardt, die mit ihrem ganzen Herzen dabei ist. "Für mich ist das eine Kunst und zugleich ein Handwerk, welches in anderen Ländern, vor allem in Europa, leider ausstirbt. Und mir macht die Arbeit Spaß."
In Zukunft sollen die Unikate auch auf exklusiven Messen gezeigt und eigene kleine Ausstellungen organisiert werden. Eventuell wird bereits im November in Deutschland der Anfang gemacht. Doch zunächst werden feinste Webereien von Ibenstein ab 22. August in der Nationalgalerie gezeigt. "Die Haupthalle wird voll", verspricht Berenike Gebhardt. Rund 1000 Einladungen zu diesem Ereignis werden dieser Tage an Kunden, Partner und Ehrengäste in Namibia verschickt.
Die Ibenstein Weberei indes können sich Interessierte auch abseits der Ausstellungzeiten ansehen und sich so einen Eindruck verschaffen, wie die Karakulwoll-Weberei " la "First in Namibia" arbeitet. Besucher sind stets herzlich willkommen.
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Allgemeine Zeitung
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