Bei den Botschafter-Geparden auf Spier
Bei den Botschafter-Geparden auf Spier
Spier, ein kurzes Stück südlich von Stellenbosch, ist eines der ältesten Weingüter im Land. Ursprünglich hieß es Speyer, nach der pfälzischen Heimatstadt des ersten Besitzers, der bereits 1692 vor der Kulisse der Helderberge mit dem Weinanbau begann. Das typische kapholländische Herrenhaus, strahlend weiß und mit Reetdach, liegt versteckt hinter großen alten Bäumen.
Die vielen herrlichen Weingüter rings um Kapstadt haben alle ihre Besonderheiten - und Superlative - doch Spier ist ein besonders gut bekannter Name. Längst geht es nicht mehr nur um Wein und Weinverkostung. Dieses Weingut ist ein eleganter Gästebetrieb mit Hotel und Spa und mehreren Restaurants. Man kann wandern und reiten, den Bio-Anbau kennenlernen, es gibt Kunstausstellungen, einen ständigen Kunsthandwerksmarkt und Sommerkonzerte im Amphitheater. Doch der wirkliche Publikumsmagnet sind die Geparden des Cheetah Outreach Programms. Deshalb kommen ganze Reisebusse. Spier hat jährlich 350000 Besucher.
Die meisten haben denselben Wunsch: einmal ganz in der Nähe dieser anmutigen großen Raubkatzen sein, einmal einen Geparden streicheln - und schnurren hören. Genau das darf man hier, denn hier sind die Geparden "Botschafter", die für den Schutz ihrer Art werben sollen. "Das kostet ja zehn Euro Eintritt", jemand versteht die Angaben auf der Informationstafel verkehrt. Der Eintritt kostet nur fünf Rand, aber für R110 wird man von einem Betreuer in ein Gehege geführt und kann Auge in Auge mit einem Geparden Zeit verbringen. Entzückte "ahs" und "ohs" sind hier und da zu hören. Staunend und ergriffen schauen die meisten auf die große Katze, die nur wenige Meter entfernt still dasitzt oder liegt und den täglichen Rummel erträgt. Wegen der stetig steigenden Besucherzahlen sind überdachte Aussichtsplattformen errichtet worden, von denen man mehrere Gehege überblickt. Vor gar nicht langer Zeit suchte man sich noch selbst seinen Weg zwischen den Gehegen, jetzt werden Führungen veranstaltet. Das ist sehr begrüßenswert.
Cheetah Outreach hat insgesamt zehn erwachsene Geparden und vier Junge von sechs Monaten. Derzeit fungieren sechs Geparden als "Botschafter", die Aufklärungsarbeit leis-ten. "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" - die altbekannte Weisheit gilt ganz besonders im Umweltschutz und für das Verhältnis und Verständnis, das Kinder und Jugendliche zu Tieren entwickeln.
Als in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die ersten europäischen Siedler ins Land kamen, gab es auch an der südlichsten Spitze Afrikas Elefanten, Löwen, Leoparden, Büffel, Nilpferde und große Zebra- und Springbockherden. Nur noch Namen wie Buffelsfontein, die von Büffeln frequentierte Quelle, erinnern an Wildbestände lang vergangener Zeiten. Heutzutage wundern sich Besucher, dass sie in der Umgebung von Kapstadt höchstens Paviane, Strauße und gelegentlich den Bontebok - das Wappentier des Table Mountain National Park - zu Gesicht bekommen und meinen, das sei immer so gewesen und hänge damit zusammen, dass Großwild andere Landschaften bevorzuge. Richtig ist, dass rücksichtslos gejagt und vernichtet wurde. Niemand machte sich darüber Gedanken, dass auch der größte Reichtum an Wild eines Tages erschöpft ist, wenn er nur ausgebeutet wird. Hinzu kam, dass Raubtiere tatsächlich als Schädlinge galten und regelrecht bekämpft wurden. Vor kaum mehr als 50 Jahren herrschte noch die Einstellung vor, für die Farmwirtschaft sei es das Beste, wenn Raubtiere völlig ausgerottet würden.
Nach Schätzungen gab es vor rund 100 Jahren in Afrika, im Nahen Osten und in Zentral-asien etwa 100000 Geparden. Jetzt sind noch 7500 übrig, und zwar fast ausschließlich in Afrika. In Südafrika leben weniger als 1000 Geparden. Der schnellste Sprinter des Tierreiches ist auf der Liste der gefährdeten Arten gelandet.
Geparden hingegen werden Menschen nicht gefährlich.
Cheetah Outreach ist ein Erziehungsprogramm, das die Öffentlichkeit für das drohende Schicksal der Geparden sensibilisieren möchte, um dadurch ihr Überleben zu sichern. Das Projekt wurde im Januar 1997 mit zwei Geparden gestartet. Das Weingut Spier stellte einen Hektar Land zur Verfügung. Als eine der wichtigsten Aufgaben sieht Cheetah Outreach die Aufklärungsarbeit in den Schulen. Die zahmen "Botschafter"-Geparden sind die beste Werbung für den Schutz ihrer Art. Schon im ersten Jahr wurden 50000 Menschen erreicht, nicht nur durch Schulbesuche, sondern auch in anderen Bildungseinrichtungen, in Hotels, Einkaufszentren, bei öffentlichen Veranstaltungen.
Cheetah Outreach bemüht sich zudem, auf andere Weise zur Entzerrung des nach wie vor bestehenden Konfliktes zwischen Mensch und Tier beizutragen. Nach den guten Ergebnissen, die in Namibia mit Anatolischen Hirtenhunden als Beschützer von Kleinviehherden gemacht wurden, werden die großen zotteligen Hunde jetzt auch auf Spier gezüchtet. Der Zuchtrüde War Dance stammt vom Grootfontein Research Trust in Namibia.
Im Hochland von Anatolien in der Türkei verteidigen diese Hirtenhunde ihre Viehherden gegen Bären und Wölfe. Gleich nach der Entwöhnung werden Welpen mit Schafen und Ziegen aufgezogen. Anatolische Hirtenhunde sind ruhige souveräne Tiere, die keine Anweisung oder Zuneigung von einem Herrchen brauchen. Die besten Hüteeigenschaften sind ihnen angeboren: Zuverlässigkeit, Aufmerksamkeit und der Drang zu beschützen. Obendrein sind diese Hunde sehr genügsam. Notfalls kommen sie tagelang ohne Futter und Wasser aus, und sie vertragen extreme Temperaturen im Sommer wie im Winter. Wenn sie einem Angreifer hinterhersetzen, können sie bis zu 75 km/h erreichen - damit sind sie fast so schnell wie die Geparden.
Das Hütehundprojekt von Cheetah Outreach wurde 2005 mit der Unterstützung von Wildlife Warriors Worldwide gegründet. Es ist eine sehr einfache und zugleich sehr wirksame Methode, Geparden auf Farmen von Viehbeständen fernzuhalten.
Neuerdings kann auf Spier auch die Bekanntschaft kleinerer Räuber gemacht werden: ein Serval, ein Karakal und ein Schabrackenschakalpaar hat dort ein neues Zuhause gefunden. Außerdem gibt es ein putziges Löffelhund- und ein Meerkat-Paar (Surikate), die sich bescheiden von Insekten, kleinen Reptilien und Nagern und von Feldfrüchten ernähren.
Cheetah Outreach ist nicht die einzige Naturschutzorganisation, der das Weingut Spier Platz eingeräumt hat. Gleich nebenan, bei Eagle Encounters, werden 300 Raubvögel gepflegt.
Wir sind recht früh an einem Samstagvormittag gekommen. Als wir eine Stunde später wieder aufbrechen, hat sich am Eingang zu den Geparden bereits eine kleine Schlange gebildet, eine geführte Gruppe britischer Radler ist eben abgestiegen. Auch der große Parkplatz hat sich inzwischen deutlich gefüllt, überall auf dem weitläufigen Gelände schlendern Besucher umher. Wir fahren einige Kilometer weiter Richtung Stellenbosch und kehren auf Vredenheim ein. Das Besondere an diesem Weingut ist das Wild, das auf beiden Seiten der langen Einfahrt grast: Eland, Oryx, Bontebok, Springbok, Zebra und Strauß. Und dann gibt es noch sechs alte Jaguare.... auf vier Rädern.
Spier, ein kurzes Stück südlich von Stellenbosch, ist eines der ältesten Weingüter im Land. Ursprünglich hieß es Speyer, nach der pfälzischen Heimatstadt des ersten Besitzers, der bereits 1692 vor der Kulisse der Helderberge mit dem Weinanbau begann. Das typische kapholländische Herrenhaus, strahlend weiß und mit Reetdach, liegt versteckt hinter großen alten Bäumen.
Die vielen herrlichen Weingüter rings um Kapstadt haben alle ihre Besonderheiten - und Superlative - doch Spier ist ein besonders gut bekannter Name. Längst geht es nicht mehr nur um Wein und Weinverkostung. Dieses Weingut ist ein eleganter Gästebetrieb mit Hotel und Spa und mehreren Restaurants. Man kann wandern und reiten, den Bio-Anbau kennenlernen, es gibt Kunstausstellungen, einen ständigen Kunsthandwerksmarkt und Sommerkonzerte im Amphitheater. Doch der wirkliche Publikumsmagnet sind die Geparden des Cheetah Outreach Programms. Deshalb kommen ganze Reisebusse. Spier hat jährlich 350000 Besucher.
Die meisten haben denselben Wunsch: einmal ganz in der Nähe dieser anmutigen großen Raubkatzen sein, einmal einen Geparden streicheln - und schnurren hören. Genau das darf man hier, denn hier sind die Geparden "Botschafter", die für den Schutz ihrer Art werben sollen. "Das kostet ja zehn Euro Eintritt", jemand versteht die Angaben auf der Informationstafel verkehrt. Der Eintritt kostet nur fünf Rand, aber für R110 wird man von einem Betreuer in ein Gehege geführt und kann Auge in Auge mit einem Geparden Zeit verbringen. Entzückte "ahs" und "ohs" sind hier und da zu hören. Staunend und ergriffen schauen die meisten auf die große Katze, die nur wenige Meter entfernt still dasitzt oder liegt und den täglichen Rummel erträgt. Wegen der stetig steigenden Besucherzahlen sind überdachte Aussichtsplattformen errichtet worden, von denen man mehrere Gehege überblickt. Vor gar nicht langer Zeit suchte man sich noch selbst seinen Weg zwischen den Gehegen, jetzt werden Führungen veranstaltet. Das ist sehr begrüßenswert.
Cheetah Outreach hat insgesamt zehn erwachsene Geparden und vier Junge von sechs Monaten. Derzeit fungieren sechs Geparden als "Botschafter", die Aufklärungsarbeit leis-ten. "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" - die altbekannte Weisheit gilt ganz besonders im Umweltschutz und für das Verhältnis und Verständnis, das Kinder und Jugendliche zu Tieren entwickeln.
Als in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die ersten europäischen Siedler ins Land kamen, gab es auch an der südlichsten Spitze Afrikas Elefanten, Löwen, Leoparden, Büffel, Nilpferde und große Zebra- und Springbockherden. Nur noch Namen wie Buffelsfontein, die von Büffeln frequentierte Quelle, erinnern an Wildbestände lang vergangener Zeiten. Heutzutage wundern sich Besucher, dass sie in der Umgebung von Kapstadt höchstens Paviane, Strauße und gelegentlich den Bontebok - das Wappentier des Table Mountain National Park - zu Gesicht bekommen und meinen, das sei immer so gewesen und hänge damit zusammen, dass Großwild andere Landschaften bevorzuge. Richtig ist, dass rücksichtslos gejagt und vernichtet wurde. Niemand machte sich darüber Gedanken, dass auch der größte Reichtum an Wild eines Tages erschöpft ist, wenn er nur ausgebeutet wird. Hinzu kam, dass Raubtiere tatsächlich als Schädlinge galten und regelrecht bekämpft wurden. Vor kaum mehr als 50 Jahren herrschte noch die Einstellung vor, für die Farmwirtschaft sei es das Beste, wenn Raubtiere völlig ausgerottet würden.
Nach Schätzungen gab es vor rund 100 Jahren in Afrika, im Nahen Osten und in Zentral-asien etwa 100000 Geparden. Jetzt sind noch 7500 übrig, und zwar fast ausschließlich in Afrika. In Südafrika leben weniger als 1000 Geparden. Der schnellste Sprinter des Tierreiches ist auf der Liste der gefährdeten Arten gelandet.
Geparden hingegen werden Menschen nicht gefährlich.
Cheetah Outreach ist ein Erziehungsprogramm, das die Öffentlichkeit für das drohende Schicksal der Geparden sensibilisieren möchte, um dadurch ihr Überleben zu sichern. Das Projekt wurde im Januar 1997 mit zwei Geparden gestartet. Das Weingut Spier stellte einen Hektar Land zur Verfügung. Als eine der wichtigsten Aufgaben sieht Cheetah Outreach die Aufklärungsarbeit in den Schulen. Die zahmen "Botschafter"-Geparden sind die beste Werbung für den Schutz ihrer Art. Schon im ersten Jahr wurden 50000 Menschen erreicht, nicht nur durch Schulbesuche, sondern auch in anderen Bildungseinrichtungen, in Hotels, Einkaufszentren, bei öffentlichen Veranstaltungen.
Cheetah Outreach bemüht sich zudem, auf andere Weise zur Entzerrung des nach wie vor bestehenden Konfliktes zwischen Mensch und Tier beizutragen. Nach den guten Ergebnissen, die in Namibia mit Anatolischen Hirtenhunden als Beschützer von Kleinviehherden gemacht wurden, werden die großen zotteligen Hunde jetzt auch auf Spier gezüchtet. Der Zuchtrüde War Dance stammt vom Grootfontein Research Trust in Namibia.
Im Hochland von Anatolien in der Türkei verteidigen diese Hirtenhunde ihre Viehherden gegen Bären und Wölfe. Gleich nach der Entwöhnung werden Welpen mit Schafen und Ziegen aufgezogen. Anatolische Hirtenhunde sind ruhige souveräne Tiere, die keine Anweisung oder Zuneigung von einem Herrchen brauchen. Die besten Hüteeigenschaften sind ihnen angeboren: Zuverlässigkeit, Aufmerksamkeit und der Drang zu beschützen. Obendrein sind diese Hunde sehr genügsam. Notfalls kommen sie tagelang ohne Futter und Wasser aus, und sie vertragen extreme Temperaturen im Sommer wie im Winter. Wenn sie einem Angreifer hinterhersetzen, können sie bis zu 75 km/h erreichen - damit sind sie fast so schnell wie die Geparden.
Das Hütehundprojekt von Cheetah Outreach wurde 2005 mit der Unterstützung von Wildlife Warriors Worldwide gegründet. Es ist eine sehr einfache und zugleich sehr wirksame Methode, Geparden auf Farmen von Viehbeständen fernzuhalten.
Neuerdings kann auf Spier auch die Bekanntschaft kleinerer Räuber gemacht werden: ein Serval, ein Karakal und ein Schabrackenschakalpaar hat dort ein neues Zuhause gefunden. Außerdem gibt es ein putziges Löffelhund- und ein Meerkat-Paar (Surikate), die sich bescheiden von Insekten, kleinen Reptilien und Nagern und von Feldfrüchten ernähren.
Cheetah Outreach ist nicht die einzige Naturschutzorganisation, der das Weingut Spier Platz eingeräumt hat. Gleich nebenan, bei Eagle Encounters, werden 300 Raubvögel gepflegt.
Wir sind recht früh an einem Samstagvormittag gekommen. Als wir eine Stunde später wieder aufbrechen, hat sich am Eingang zu den Geparden bereits eine kleine Schlange gebildet, eine geführte Gruppe britischer Radler ist eben abgestiegen. Auch der große Parkplatz hat sich inzwischen deutlich gefüllt, überall auf dem weitläufigen Gelände schlendern Besucher umher. Wir fahren einige Kilometer weiter Richtung Stellenbosch und kehren auf Vredenheim ein. Das Besondere an diesem Weingut ist das Wild, das auf beiden Seiten der langen Einfahrt grast: Eland, Oryx, Bontebok, Springbok, Zebra und Strauß. Und dann gibt es noch sechs alte Jaguare.... auf vier Rädern.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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