„Beim Looping ist noch lange nicht Schluss“

Herr Gärtner, gut eine Woche vor Beginn der Flugschau: Überwiegt die Vorfreude oder schon die Anspannung?R. Gärtner: Beides ist da. Wir haben ein gewisses Lampenfieber. Wir sind alle Profis im Bereich der Fliegerei, aber nicht im Organisieren einer Flugschau. Deswegen haben wir natürlich keine Erfahrungswerte. Was ist zu tun, wenn etwas passiert? Wie viele Zuschauer kommen überhaupt? Das sind große Fragen, die uns beschäftigen. Grundsätzlich überwiegt aber die Vorfreude.Auf was dürfen sich die Besucher freuen?R. Gärtner: Auf viele „Firsts“: So ist es zum Beispiel die erste Flugschau in Afrika auf einem internationalen Flugplatz überhaupt. Das allein ist schon eine Sensation. Alle Linienflugzeuge, die an dem Tag ankommen, sind Teil der Show. Auch der Airbus A319, der am Morgen Gäste aus Südafrika zu uns bringt, wird eine Vorführung fliegen. Danach zeigt Starpilot Nigel Hopkins eine seiner Küren, die namibische Luftwaffe bringt eine MIG mit und es wird einen Formationsflug mit vier Aero Commandern geben. Besonders ist auch die Vorführung einer P-51 Mustang. Ein solches Flugzeug gab es im namibischen Luftraum noch nie zu sehen. Dazu kommen viele weitere Formationsflüge und zwei Überraschungseinlagen, die wir noch nicht verraten wollen. Alle Kunstflüge finden selbstverständlich ohne Passagiere und in einem speziell abgesteckten Luftkorridor statt.Können Besucher auch mitfliegen?R. Gärtner: Es wird Rundflüge für Kinder von Trustco mit einer Antonov II geben – allerdings nicht für die große Masse der Besucher. Das könnten wir gar nicht leisten, weil der Luftraum an diesem Tag ohnehin pickepackevoll ist.Woher kommen die Piloten und kann man sie kennenlernen?R. Gärtner: Die Piloten sind aus Südafrika und Namibia. Vor und nach ihren Flügen stehen sie in einer Art Mixed-Zelt für Autogramme und Gespräche zur Verfügung. Welche Manöver sind zu erwarten bzw. gibt es ein Leben nach dem Looping?R. Gärtner (lacht): Fliegerisch ist ein Looping eigentlich keine große Herausforderung. Rollen in allen möglichen Varianten, Formationen oder das ganz flache Überfliegen des Bodens sind viel schwieriger. Das alles wird man bestaunen können. Ich persönlich freue mich auch sehr auf die spektakuläre Nightshow.Was waren die größten Herausforderungen bei der Planung?R. Gärtner: Obwohl wir den Antrag für die Show bereits im August 2014 eingereicht haben, haben wir erst am 10. März die vorläufige Genehmigung bekommen. Erst danach konnten wir richtig loslegen, wurden aber immer wieder durch bürokratische Hürden gebremst. Es ist ja ein völlig neues Konzept. Wir brauchten deshalb einige Ausnahmegenehmigungen. In vielen Köpfen herrscht das Denken: „Nein, das ist gegen das Gesetz, das geht nicht.“ An einigen Stellen brauchte es deshalb schon viel Überzeugungsarbeit und das Wohlwollen der Minister. Die nächste Show wird deutlich einfacher zu planen sein.Von welchen Dimensionen gehen Sie aus?R. Gärtner: Ich rechne derzeit mit etwa 12000 Besuchern und 4000 Autos. Insgesamt werden 1500 Helfer im Einsatz sein. Um das Essen werden sich die Eltern der Afrikaansen Privatschule Windhoek kümmern. Es sind 10000 Brötchen, 5000 Schaschlik und 5000 Bratwürstchen bestellt.Was müssen Besucher zu den Tickets wissen?R. Gärtner: Wir rechnen damit, dass die meisten Karten erst Freitag und Samstag verkauft werden. Der Ansturm wird dort dementsprechend hoch sein. Wir bitten deshalb, den Vorverkauf bei Computicket zu nutzen. Karten an der Tageskasse sind 50 N$ teurer. Über den Vorverkauf gibt es auch reservierte Parkplätze und Karten für den Shuttleservice.Worauf sollten Besucher ansonsten achten?R. Gärtner: Das größte Problem wird der Verkehr. Wir müssen die Autos so schnell es geht von der Straße bringen. Deswegen haben wir einen zweiten Eingang gebaut und Parkplatzmarshalls im Einsatz. Dennoch bitte ich die Besucher, die Shuttlebusse aus der Stadt in Anspruch zu nehmen. (Anm.d.Red.: Infos dazu auf der Facebookseite der Veranstaltung). Wer wirklich mit dem Auto anreist, möge Fahrgemeinschaften bilden und die Umgehungsstraße nutzen (ab Kappsfarm ausgeschildert). Radio Cosmos (Anm.d.Red.: 94.1 FM) wird an diesem Tag verstärkt Verkehrsmeldungen durchgeben. Um den Verkehrsfluss am Laufen zu halten, sind an diesem Tag keine Lastwagen auf der Strecke unterwegs und es gibt keine Baustellen. Das ist mit den entsprechenden Stellen abgesprochen. Dennoch ermahne ich alle regulären Passagiere, die an diesem Tag von Hosea Kutako abfliegen, Verkehrsbeeinträchtigungen unbedingt einzuplanen. Die üblichen zwei Stunden aus Windhoek bis zur Rollbahn werden sicherlich nicht reichen. Zur Info können auch unser Facebook- und Instagram-Account genutzt werden, über die es täglich neue Informationen gibt.Bei dem Event sollen auch viele Kinder dabei sein. Was ist hier geplant?R. Gärtner: Wir haben insgesamt 800 Kinder ab acht Jahren eingeladen. Rund 150 davon kommen auf Kosten des Innenministeriums aus allen ländlichen Regionen Namibias hierher. Viele davon haben noch nie ein Flugzeug aus der Nähe gesehen. Der Rest stammt aus dem Umkreis Windhoeks. Alle Kinder treffen sich am 1. August in Schuluniform am Bahnhof und werden von Trans Namib kostenlos zum Flugplatz gebracht. Im Zug erhält jedes Kind ein Goodiebag von unserem Hauptsponsor. Vor Ort gibt es ein kostenfreies Mittagessen und Führungen durch die Flugzeuge. Ich glaube, für die Kinder wird das ein großartiger Tag. Wir hoffen, einige davon für die Luftfahrt begeistern zu können. Wir haben immer noch zu wenige namibische Piloten. Vor allem Farbige.Flugshows sind gerade in Europa umstritten. Was entgegnen sie den Kritikern?R. Gärtner: Bisher haben wir Gott sei Dank noch keine große Kritik gehört. Aber ich glaube es ist wichtig zu verstehen, dass Flugshows das Aushängeschild der Branche sind. Sie sind quasi unsere Messe. Nur hier können wir uns in unserer Gesamtheit präsentieren. Wir hatten letztes Jahr eine Flugzeugausstellung auf dem Boden geplant, kamen aber sehr schnell überein, dass bei einer solchen Veranstaltung geflogen werden muss. Ansonsten macht es keinen Sinn. In Bezug auf Sicherheit haben wir alles unternommen, was möglich ist. Mit allen notwendigen Behörden haben wir einen Sicherheitsplan erarbeitet, der dicker ist als das Windhoeker Telefonbuch. Es wurden zum Beispiel Feuerwehrwagen aus Windhoek angefordert, da wir die vom Flughafen nicht nutzen dürfen. Mit der Polizei haben wir uns um Infrastruktur und Sicherheit gekümmert. Deswegen sind keine Glasflaschen auf dem Gelände erlaubt. Falls dennoch etwas passiert, verfügen wir über ein topmodernes Feldlazarett und können Verletzte mit Rettungsfliegern und -hubschraubern abtransportieren. Wir sind also so gut es geht auf den Ernstfall vorbereitet.Dennoch sprechen Sie von Lampenfieber. Was lässt sie unruhig schlafen?R. Gärtner: Eigentlich gibt es nur drei Dinge, vor denen ich „Bammel“ habe. Alle drei betreffen die Sicherheit unserer Besucher: Ein Unglück, der Wind – ab 75 Kilometer pro Stunde könnte es wegen umherfliegender Teile schwierig werden – und dass die Polizei wegen der angekündigten Landbesetzungen keine Einheiten für uns abstellen kann.

„Beim Looping ist noch lange nicht Schluss“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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