Überteuerte Auslandsarbeiter

Von Catherine Sasman & Frank Steffen, Windhoek Der Brief des Ministers für öffentliche Arbeiten und Transport (MoWT), Alpheus !Naruseb, an die Architekten- und Kostenplanungsingenieurs-Kammer (NCAQS), in welchem er die NCAQS anwies mit sofortiger Wirkung elf Architekten und achtzehn Mengenberechner aus Simbabwe in ihr Register aufzunehmen, hat nicht nur Widerwillen ausgelöst und zur Drohung von Rechtschritten geführt (AZ berichtete). Vielmehr war dies der Ansatz zur näheren Untersuchung seitens aller Interessenträger. Nun brachten frustrierte namibische Staatsbeamte, durch das Zuspielen von Interna an die Presse Information ans Tageslicht, welche Fachkräfte aus dieser Branche gleichermaßen verwundert und extrem verärgert. Demnach zahlt das MoWT monatlich die Mieten für Wohnungen von 86 angestellten simbabwischen Bürgern zu einem Kostenpunkt von knapp 697000 Namibia Dollar, welches der jährlichen Ausgabe von 8,4 Millionen N$ entspricht. Die gesamten Kosten für die Fachkräfte aus dem Nachbarland Simbabwe belaufen mittlerweile 55,7 Millionen N$, welches Reisekosten von etwa 10 Millionen N$ einschließt, obwohl diese Zulage angeblich bereits ein fester Bestandteil ihres Monatsgehaltes ist. Im Vergleich kosten die 36 angestellten, namibischen Hochschulabsolventen den Staat gerade mal 10,2 Millionen N$ im Jahr, wovon die Transportkosten etwa 258 336 N$ ausmachen sollen. Diese bisher unbekannten Kosten versetzen Minister !Naruseb in Erklärungsnot in einer Zeit, wo die schwache Wirtschaftslage alle Architekten- und Kostenplanungsingenieursbüros zur Betriebsverkleinerung gezwungen hat und außerdem viele Hochschulabgänger keine Beschäftigung finden. „In einer Zeit, wo die Wirtschaft unseres Landes gerade als Ramsch eingestuft wurde und die Bevölkerung eigenen Mängel durchstehen muss, sind diese überhöhten Ausgaben für Ausländer ganz einfach eine Sauerei“, empörte sich einer der Beamten in einem Gespräch mit der Presse und sprach von „Wirtschaftsflüchtlingen“, die von Namibia getragen werden. Die NCAQ hatte sich bisher weitere Schritte - worunter Rechtsschritte - vorbehalten. Weitere Stimmen wurden indessen laut, die den Minister wegen der Beschäftigung von einer derart hohen Anzahl von Ausländern belangen wollen, zumal die meisten dieser angeblichen Fachkräfte, derer Anstellungen !Naruseb gemessen an einem „bestehenden Mangel an qualifizierten Kräften in Namibia“ für unumgänglich hält und entsprechend versuchte zu rechtfertigen, in ihrem Herkunftsland überhaupt nicht registriert sind. Meinte einer der MoWT-Beamten: „Uns liegen keine Beweise vor, dass die Simbabwer bei den zuständigen Kammern oder Räten registriert sind und wir haben auch keine nachvollziehbaren Beweise, dass diese Leute über praktische Berufserfahrung verfügen.“ Deswegen wollen arbeitslose Architekten, Ingenieure und weitere Fachkräfte demnächst einen Marsch zum Büro des Ministers organisieren und ihm ihre gültigen Qualifikationen mit einer Forderung zur Einstellung vorlegen. Der Präsident der NCAQ, Kevan McNamara, hatte der AZ erklärt, dass Namibia und Simbabwe sich im Jahre 2014 auf eine Vereinbarung für die Zusammenarbeit (MOU) geeinigt hatten, demzufolge Namibia befristet für die Dauer von Staatsprojekten Fachkräfte aus Simbabwe zulassen würde. Die NCAQ würde in dieser Zeit eine temporäre Registration zulassen, die aber ungültig werde in dem Moment, wo die Fachkraft sich im Privatsektor beschäftigen wollte, denn dann träfen die namibischen Voraussetzungen für eine Registrierung zu. Mittlerweile ist bekannt, dass das MOU bereits verfallen ist, weswegen der fordernde Brief seitens des Ministers noch fraglicher scheint. Meinte der Insider mit deutlichem Seitenhieb auf den Harambee-Wohlstandsplan, in welchem Präsident Geingob gern vom namibischen Haus spricht: „Die simbabwische Faktion setzt sich verständlicherweise stark für eine Verlängerung der Vereinbarung ein, denn sie haben bisher eine Goldmine vorgefunden. Aber es bleibt eine absolute Schweinerei, denn Simbabwer sind ins namibische Haus eingezogen, während wir - die Namibier - nur noch im Außengebäude Platz finden.“

Überteuerte Auslandsarbeiter

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Überteuerte Auslandsarbeiter

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

ANMELDUNG