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Bühne frei für Johnny Clegg und Juluka!

Als die Erfolgsgeschichte von Johnny Clegg und Juluka begann, war die Gruppe schon fast eine Legende. Juluka machte Geschichte, weil es die erste gemischte Band im Apartheids-Südafrika war, weil Clegg als "der weiße Zulu" galt - und weil ihre Musik trotz Zensur und Verboten die Massen erreichte und begeisterte. Heute ist Südafrika frei und kulturelles Cross-Over nichts Besonderes mehr, aber die Musik von Johnny Clegg und Juluka hat nichts von ihrer Faszination verloren. Anlässlich des Konzertes in Windhoek ein kleiner Einblick in das Leben eines außergewöhnlichen Musikers.

Johnny Clegg lernte die Grundlagen der Zulumusik und den traditionellen "Inhlangwini"-Tanz von Charlie Mzila, einem Straßenmusiker. Er war 13 Jahre alt, hatte gerade begonnen, klassische spanische Gitarre zu lernen, und traf Mzila auf dem Weg zu einem Einkaufszentrum. "Ich habe ihm beim Spielen zugeschaut und dachte Diese Gitarre ist völlig anders gestimmt", erinnert sich Clegg in seiner Online-Autobiographie.* "Ich fand die Gitarre unglaublich. Er fing an zu spielen und zu singen und es war das erste Mal in Südafrika, dass ich ein ähnliches Gefühl der Freiheit hatte wie zuvor in Sambia. Plötzlich waren da Chancen für eine neue und offene Welt."

Clegg wurde 1953 in Rochdale, England, geboren und wuchs im Heimatland seiner Mutter, Simbabwe, auf. Als er neun Jahre alt war, zog seine Familie nach Südafrika, später besuchte er ein Jahr lang eine Schule in Sambia, in der er der einzige weiße Schüler war. Clegg erinnert sich an dieses Jahr in einem Vorort von Lusaka als an eine der glücklichsten und aufregendsten Zeiten seiner Kindheit. Er war zwölf, als er zurückkam nach Südafrika. Sein Stiefvater, der südafrikanische Journalist Dan Pienaar, war ein afrikaanser Intellektueller und Apartheidsgegner, der ihn oft in die schwarzen Townships mitnahm. "Ich sah dort das andere Gesicht der Rassentrennung", erinnert sich Clegg.

Nach der Begegnung mit Charlie Mzila wollte Johnny eine billige Bellini-Stahlsaiten-Gitarre haben wie dieser - anstelle seiner teuren spanischen Gitarre. "Meine Mutter war entsetzt. Aber sie war eine Musikerin, also verstand sie es auch. Das war eine dieser unglaublichen Seiten an meiner Mutter Sie hatte davon geträumt, Ella Fitzgerald zu sein, also verstand sie den Wunsch, in der Musik kulturelle Grenzen und Genres zu überbrücken", so Clegg. "Charlie und ich begannen auf dem Dach seines Gebäudes zu spielen. Er brachte mir etwas bei und ich ging heim und übte auf der Bellini auf meinem Dach. Ich hatte diesen Spleen, dass ich auf einem Dach sein muss, um Gitarre zu lernen. Also bin ich auf das Dach von unserem Bediensteten-Häuschen geklettert und habe gespielt."

Der junge Johnny sang und spielte Zulu-Lieder, anfangs ohne die Sprache zu verstehen. Später nahm der zehn Jahre ältere Charlie ihn mit zu den Proben einer traditionellen Zulu-Tanzgruppe in einem Heim für Wanderarbeiter aus den südafrikanischen Homelands. "In den ersten sechs Monaten habe ich einen kompletten Idioten aus mir gemacht. Aber Teil all dessen zu sein war wunderbar. Für mich war es eine Ehre, dass ich mit diesen Kriegern tanzen durfte. Das ist es, was sie waren. Sie waren nicht Putzkräfte oder Ladenangestellte, sie waren Krieger. Ich sah sie nicht bei der Arbeit, ich sah sie nur als Tänzer."

Seine Schulfreunde fanden das cool, aber auch gefährlich. "Die `schwarze Gefahr` war immer Teil des weißen Unterbewusstseins zu dieser Zeit", kommentiert Clegg. Einmal nahm er mit zwei Freunden Reißaus aus dem Internat und fuhr ins Zululand. Einen ganzen Monat verbrachten die Jugendlichen auf einer Farm, bevor die Polizei sie festnahm. "Das Apartheids-Südafrika war ein schrecklicher Ort, aber für mich war es so aufregend. Ich lebte eigentlich im ganzen Land, nicht nur im weißen Teil davon. Ich wollte ins Zululand, weil ich mit den Zulus leben wollte. Ich glaube, ich habe mich damals als eine Art kultureller Tarzan gesehen."

1969 lernte Johnny Clegg seinen späteren Freund und Musikerkollegen Sipho Mchunu kennen. Sipho hatte von dem weißen Jungen gehört, der wie ein Zulu mit Stöcken kämpft und den Ruf eines kompetenten Zulugitarristen in der Masikande- (aus dem Afrikaansen "musikant") Tradition hat. Eines Tages erschien er bei ihm im Garten und forderte Johnny zum Gitarrenduell auf.

"Da stand er, mit seiner Gitarre. Ich werde das nie vergessen. An der Gitarre klebten Spiegel, Plastiksoldaten, Münzen, Perlen und Bierdeckel. Die Gitarre war unglaublich. Er kam in mein Leben und jetzt ist er mein ältester Freund."

Nach dem ersten Song habe er bereits gewusst, dass Sipho besser Gitarre spielt als er selbst, erinnert sich Johnny Clegg. "Ich hatte einen Kassettenrekorder und ich habe ihn aufgenommen. Er hatte noch nie einen Kassettenrekorder gesehen und bekam einen Schrecken. Er war anfangs sehr misstrauisch, aber dann musste ich seine Aufnahme wieder und wieder abspielen. Er war völlig fasziniert davon, dass die Maschine ihn so lebensecht wiedergeben konnte. Es ist sehr seltsam, heute darüber zu reden. Er war so unschuldig. Er konnte weder lesen, noch schreiben. Davon spricht der erste Vers in dem Song `Universal Men` `They could not read and they could not write / and they could not spell their names / But they took this world in both their hands / and they changed it all the same.`"

"Sipho war ein Gärtner", erzählt Clegg. "Er hat sein Zuhause verlassen, als er neun war, als sein Vater starb. Er ging nach Durban und kam schließlich nach Johannesburg. Sipho wurde ein ganz erstaunlicher Visionär. Er hat zwei Schulen für seine Gemeinde gebaut. Er hat 35 Kinder, er hat die Welt bereist - und er hat mit all dem angefangen, ohne lesen und schreiben zu können. Er hatte bis zu seinem siebten oder achten Lebensjahr nie einen weißen Menschen gesehen. Das war die letzte Generation von schwarzen Menschen, die weitab von weißem Einfluss lebten. Das war sein Hintergrund, und dann landete er bei `Good Morning America`und im deutschen Fernsehen. Das ist eine ziemlich weite Reise."

Als sich Sipho und Johnny zum zweiten Mal trafen, hatte Sipho einen Kassettenrekorder gekauft. "Er strahlte", erinnert sich Clegg. "'Hier ist eine Kassette, ich habe ein paar Songs für dich gemacht`, sagte er. Ich saß in seinem Zimmer und habe seine Musik gehört. Dann nahm ich meine Gitarre und fing an, Gegenmelodien dazu zu spielen. Ich fing an, eine Beziehung zu seinen Tapes aufzubauen, die er mir gab. Es war ein bisschen so, wie ich mir Simon und Garfunkel vorstellte. Wir waren ein Duo. So begann alles mit Sipho und Johnny. Und dann kamen die ersten Auftritte."

Das Duo spielte in Kirchen, Schulen, Universitäten und privaten Räumlichkeiten. Wegen der Apartheidsgesetze waren dies illegale Aktivitäten. Selbst in den Universitäten wurden die beiden Musiker immer wieder von der Polizei verfolgt, Clegg mehrmals verhaftet. Auch auf den Straßen stieß das schwarz-weiße Duo auf Skepsis und Kritik.

1976 hatten Sipho und Johnny mit der Single "Woza Friday" einen Hit. Johnny arbeitete an einem neuen musikalischen Konzept. Er verband englische Texte und Melodien mit der Musik der Zulu. Aus diesem Mix entstand "Juluka". Juluka stand in totalem Widerspruch zu den Rassentrennungsgesetzen. Ihr Publikum konnten sie "dank" Zensur und Verboten nur live erreichen.

Trotzdem nahmen sie 1979 ihr erstes Album "Universal Men" auf. 1981 folgte das zweite Album, "African Litany". Obwohl sie im Rundfunk nicht gespielt werden durften, wurde das Album durch Mund-zu-Mund-Propaganda zum Durchbruch für Juluka.

Nach dem dritten Album, "Ubuhle Bernvelo", tourte Juluka 1982 und 1983 durch die USA, Kanada, Skandinavien, England und Deutschland. '83 kam "Work for All" und '84 "Musa Ukungilandela" auf den Markt.

Die Gruppe löste sich 1985 nach wiederholten Konzertabbrüchen und Drohungen von Seiten des verärgerten Apartheidsregimes auf. Sipho Mchunu zog sich auf seine Farm im Zululand zurück, Clegg formte mit "Savuka" eine neue Gruppe, die einen mehr verwestlichten Pop-Sound produzierte. Clegg mischte jetzt afrikanische Musik mit keltischer Volksmusik und internationalen Sounds. In den folgenden Jahren unterstützte er Sipho bei seiner Solo-Karriere. Als 1993 das Ende von Savuka gekommen war, bauten Johnny und Sipho Juluka neu auf. 1996 brachten sie das Album "Ya Vuka Inkunzi" heraus, 1997 erschien es unter dem Titel "Crocodile Love" in Europa. 1999 begeisterten Juluka in der Frankfurter Jahrhunderthalle, als sie gemeinsam mit Nelson Mandela auf der Bühne standen und "Asimbonanga" sangen.

Fünf der Juluka-Alben erreichten Gold-Status, zwei Platinum. Ihr viertes Album "Scatterlings" hatte ihnen Anfang der 80er Jahre den internationalen Durchbruch gebracht. Savukas Debütalbum "Third World Child" verkaufte zwei Millionen Exemplare weltweit. Johnny Clegg veröffentlichte im Oktober 2002 ein neues Solo-Album, "New World Survivor". Bei seiner darauffolgenden Tournee in Südafrika spielte er vor 40000 Fans in Johannesburg, Durban und Kapstadt. Im letzten Jahr tourte er erneut durch Frankreich und Deutschland. Bei einem der Konzerte brach er dabei alle bisherigen Rekorde Über 60000 Zuschauer waren zu dem Festival 140 Kilometer nördlich von Paris erschienen.





Juluka in Windhoek

Johnny Clegg und Juluka geben am Samstag kommender Woche (27. November) gemeinsam mit PJ Powers und Steve Hofmeyr ein Konzert in Windhoek. Das "Kalahari Sands Fight Against Aids"-Konzert soll auf dem Wanderers Sportgelände stattfinden und um 16 Uhr nachmittags starten. Ein Teil der Einnahmen soll Aids-Organisationen zugute kommen.

Karten kosten N$ 70, für Kinder N$ 30, und sind erhältlich beim Wanderers Sport Klub, Kalahari Sands Hotel und allen Shell-Select-Läden.



* Alle Zitate übersetzt oder paraphrasiert aus Johnny Cleggs Online-Autobiographie auf www.johnnyclegg.com

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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