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Bierkoloss vom Kap setzt Expansion fort

Um ihre Verkäufe anzukurbeln, engagieren sich die großen Bierbrauer inzwischen immer mehr in den wachstumsstarken Schwellenmärkten. Ganz vorneweg marschiert dabei der Bierriese SAB Miller, der in nur zehn Jahren eine beispiellose Metamorphose von einem einst auf Südafrika beschränkten Konzern zu einem globalen Koloss vollzogen hat. Fast überall auf der Welt ist das 1895 gegründete Unternehmen mittlerweile aktiv, insbesondere in seinem afrikanischen Hinterland, in Osteuropa, Nord- und Südamerika aber auch im Fernen Osten.

Selbst im zersplitterten und hart umkämpften chinesischen Biermarkt rangiert SAB Miller inzwischen an erster Stelle. Wie anderswo betreibt es auch hier ein erfolgreiches Joint Venture mit dem chinesischen Partner CRE und produziert mit Snow eine der zehn weltweit größten Biermarken. Nur der US-Konkurrent Anheuser Busch kann an Größe und Profitabilität noch mithalten.

Vieles deutet darauf hin, dass China schon bald zur wichtigsten Region für die Südafrikaner werden könnte. Denn mit über 10% pro Jahr wächst der Bierkonsum hier noch schneller als die robuste Wirtschaft - und inzwischen hat China sogar den US-Biermarkt an Größe übertroffen. Dennoch ist das Geschäft im Reich der Mitte wegen seiner extrem dünnen Profitmargen alles andere als einfach. Die großen Brauereien erzielen hier im Schnitt kaum 1% ihres konsolidierten Gewinns. "In China wird erst die nächste Management-Generation die Ernte einfahren", sinnierte SAB-Miller-Chef Graham Mackay bereits vor Jahren.

Im Gegensatz dazu gilt der einstige Heimatmarkt am Kap, wo SAB-Miller noch immer fast ein Drittel seiner Vorsteuerprofite verdient, als weitgehend gesättigt. In seinem vor vier Wochen vorgelegten Zwischenbericht für das dritte Quartal 2006 ist für Südafrika ein Zuwachs von nur einem Prozentpunkt ausgewiesen. Einzige Wachstumsnische am Kap sind die Biermarken im oberen Marktsegment, wo sich SAB einen erbitterten Kampf mit der kleinen Namibia Breweries (NBL) liefert.

Die Südafrikaner dürften es bisweilen bereuen, vor vier Jahren, vielleicht auch auf Druck der Analysten, für 5,6 Mrd. US$ den US-Bierkonzern Miller in Milwaukee erworben zu haben. Eigentlich sollte damit das stark auf die Schwellenmärkte ausgerichtete Angebot balanciert und durch einen Markt mit Hartwährung angereichert werden. Doch die Umkehr-strategie bei Miller erweist sich als äußerst zäh und bindet viel Expertise.

Mit jeder kleinen Erfolgsmeldung bei Miller ist der Kurs des Konzerns zuletzt jedoch gestiegen - und liegt nun über 50% über dem Stand vor einem Jahr. Geholfen hat den Südafrikanern dabei, dass der Großaktionär Altria (früher Philip Morris), der seit der Übernahme von Miller durch SAB im Mai 2002 einen Anteil von 28,6% hält, seine Beteiligung nun offenbar doch nicht versilbern will. Warum auch, schließlich hat sich der Kurs seitdem mehr als verdoppelt. Doch selbst wenn es zum Verkauf eines größeren Aktienpakets käme, ist nicht mit einem größeren Überhang zu rechnen, da Altria seine Anteile kaum auf einen Schlag abstoßen würde. Gleichwohl wäre SAB Miller dadurch weniger stark als bisher vor einer feindlichen Übernahme geschützt.

Nach Altria ist die südamerikanische Bavaria-Brauerei mit 15% zweitgrößter Aktionär. SAB Miller erwarb die Brauerei vor 18 Monaten für fast 8 Mrd. US-Dollar, wodurch es seine Position als Nummer zwei im globalen Biermarkt hinter Inbev weiter ausbaute. Kein Wunder, dass der Brauriese vom Kap inzwischen vor Selbstvertrauen geradezu strotzt. Denn anders als seine unmittelbaren Konkurrenten Inbev und Anheuser Busch ist SAB Miller heute in praktisch allen wichtigen Schwellenmärkten vertreten und vor allem in China und Indien glänzend positioniert.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-28

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