Bierproduktion in Namibia
100 Jahre später visiert NBL die Nachhaltigkeit an
Von Jannik Läkamp und AZ
Windhoek
Die zur Firmengruppe Ohlthaver & List (O&L) gehörende Brauerei NBL feierte vergangenen Oktober ihr 100-jähriges Bestehen. Die Firma entstand 1920 als Carl List und Hermann Ohlthaver vier kleine Brauereien mit finanziellen Schwierigkeiten erwarben. Bis dahin hatten die die Felsenkeller-Brauerei in Windhoek und Omaruru sowie die Kronen-Brauerei in Swakopmund und Windhoek infolge des ersten Weltkrieges und seiner Nachwirkungen ums Überleben gekämpft. Die Brauereien wurden unter dem Namen South West Breweries Limited (SWB) vereint und wurden nach der Unabhängigkeit des Landes am 21. März 1990 in Namibia Breweries Limited (NBL) umbenannt.
Der geborene Namibier Christian Müller ist seit 2005 Braumeister der NBL in Windhoek. Besonders stolz ist er auf die strikte Einhaltung des Reinheitsgebotes in der Brauerei und das Erlangen der begehrten DLG-Qualitätsauszeichnungen. Bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft ist das Brauen nach deutschem Reinheitsgebot eine Grundvoraussetzung: „Das Reinheitsgebot kann hierzulande zwar nicht jeder aussprechen, aber jeder weiß, wofür es steht. Das ist was ganz Besonderes, vor allem auf unserem Kontinent, auf dem zwar Gerste wächst, aber kein Hopfen.“ Das Ziel der Brauerei ist es sich weiterhin nachhaltig und effizient zu entwickeln. Das gilt nicht nur für Strom – große Teile der Dächer sind mit Solarplatten abgedeckt und ein Biomassebrenner sorgt für Wärme – sondern ganz besonders auch für effiziente Verwendung von Wasser.
Optimale Wassernutzung
„In der Berufsschule habe ich noch gelernt, dass man für einen Liter Bier 12 bis 15 Liter Wasser braucht. Wir sind heute bei vier Liter Wasser für einen Liter Bier. Und unser Ziel ist es, diesen Wert weiter zu reduzieren. Das ist Weltklasse.“
Das Wasser der Brauerei wird teilweise dem städtischen Wassernetz entnommen, aber auch einem natürlichen Reservoir unter dem Gelände. Um es allerdings trinkbar zu machen, muss einiger Aufwand in die Aufbereitung gesteckt werden. Eine mehrstufige Filteranlage mit teuren, europäischen Filtermodulen und eine letztendliche Behandlung der Umkehrosmose reinigt das Wasser komplett von allen möglichen Verunreinigungen und Inhaltstoffen wie etwa Mikroorganismen, unerwünschten Salzen, möglichen Schwermetallen oder Chlor. Das ideale Brauwasser wird so selbst beschafft.
Das Stadtwasser durchläuft die gleichen Reinigungsprozesse. Danach können laut Müller die Salze, die fürs Brauen wichtig sind – beispielsweise Nichtkarbonate – wieder hinzugeführt werden. So können Inhaltstoffe und Wasserhärte, je nach Verwendungszweck, genau eingestellt werden. „Es gibt nur wenige Brauereien weltweit, die wirklich dieses Felsquellwasser haben, von dem man in der Werbung liest und hört. Die meisten müssen ihr Wasser irgendwie aufbereiten. Bei uns ist das halt ein bisschen aufwändiger“, erklärt Müller. Allein in der Wasseraufbereitung sind 6 Angestellte tätig.
Auch etwas aufwändiger als beispielsweise in Deutschland, ist die Logistik. „Wir müssen jedes Malzkorn und jede Hopfendolde (in pelletierter Form) importieren“, so der Braumeister. Der Betrieb verfügt über ein ungewöhnlich großes Warenlager. Das liege an der langen Lieferzeit für Rohstoffe. Diese betrage bis zu zwölf Wochen vom Zeitpunkt der Bestellung bis zur Anlieferung. „Und dann gibt es immer mal wieder Unvorhergesehenes. Zum Beispiel wenn es Unwetter am Hafen gibt und das Schiff nicht entladen werden kann. Oder einmal ist sogar ein Zug voller Malz entgleist. In der Zwischenzeit darf das Lager natürlich nicht leer werden“, so der gelernte Brauer und Mälzer.
Gleichbleibende Qualität
Das Malz für die Bierherstellung stammt aus Europa, der Hopfen aus der bayerischen Hallertau – einem der größten Hopfenanbaugebiete der Welt. Gebraut wird überwiegend mit Pilsner-Malz und einer kleineren Menge spezieller, gerösteter Malze „fürs Aroma“. Die Hefe kommt einmal jährlich aus Weihenstephan und wird dann in speziellen Kühlschränken bis zur Verwendung „schlafen gelegt“.
Wichtig dabei ist, dass das Bier immer gleichschmeckt. „Der Kunde soll stets sein Bier in bekannter Qualität bekommen“, erklärt Müller. Um das zu erreichen, mischen die Braumeister der NBL die Inhaltsstoffe nach bestem Vermögen, um gleichbleibender Qualität zu erlangen. „Wir bestellen das Rohmaterial bei verschiedenen Zulieferern, die ihre Rohstoffe von unterschiedlichen Anbaugebieten beziehen, unter anderem aus Deutschland, Dänemark, Holland und Frankreich, wodurch eventuelle lokalisierte Qualitätsschwankungen ausgeglichen werden können. Daraus stellen wir dann mehrere Sude her, die anschließend weiter vermischt werden. Auch die verschiedenen Chargen aus den Lagertanks werden untereinander ‚verschnitten‘. So erhalten wir gleichbleibende Qualität bei unseren DLG-prämierten Produkten. Beim Bierbrauen geht es immer um die perfekte Mischung und ein gleichbleibendes Produkt der höchsten Qualität“, führt der Braumeister aus.
Lokale Alternativen
Es gab laut Müller bereits Versuche, die benötigten Rohstoffe zum Teil selbst anzupflanzen. Dabei hat sich gezeigt, dass Hopfen in Namibia nicht wächst – dieser bräuchte längere Sommertage um zu gedeihen. Allerdings gibt es einige Gerstensorten, die durchaus in Namibia angepflanzt werden können. Seit zehn Jahren setzt sich ein Projektteam dafür ein, dass diese auch tatsächlich angebaut werden. Auf staatlichen, „Greenfields“ wie den Bewässerungsanlagen von Etunda (Ovamboland) und Shadikongoro (Kavango-Region) sowie am Hardap-Damm, wurden die Versuche durchgeführt.
Anbaufläche für Lebensmittel sei dabei nicht verlorengegangen, da diese Plantagen ausschließlich im Winter für den Gerstenanbau benutzt werden. „Das war aber sehr schwierig. Doch mit Experten aus Deutschland – Mälzern, Agrarwissenschaftlern und Fachleuten der Saatgutfirma – haben wir es hinbekommen.“ Einmal wurden auch ein paar Tonnen der lokalen Gerstenernte nach Deutschland zum Vermälzen geschickt. Das habe gut geklappt, qualitativ hochwertiges Malz sei das Ergebnis gewesen. „Das war aber nur ein Versuch – und zwar ein sehr kostenintensiver.“ Unter normalen Umständen bleibt der Einkauf des Malzes auf dem Weltmarkt momentan noch die günstigste Lösung.
Er selbst trinke im Übrigen am liebsten Hansa vom Fass, so der Braumeister. Letztendlich käme es aber darauf an, wo auf der Welt er sich gerade befinde. „Bier braucht Heimat. Es sollte stets frisch und in Maßen genossen werden“, meint Müller.
Windhoek
Die zur Firmengruppe Ohlthaver & List (O&L) gehörende Brauerei NBL feierte vergangenen Oktober ihr 100-jähriges Bestehen. Die Firma entstand 1920 als Carl List und Hermann Ohlthaver vier kleine Brauereien mit finanziellen Schwierigkeiten erwarben. Bis dahin hatten die die Felsenkeller-Brauerei in Windhoek und Omaruru sowie die Kronen-Brauerei in Swakopmund und Windhoek infolge des ersten Weltkrieges und seiner Nachwirkungen ums Überleben gekämpft. Die Brauereien wurden unter dem Namen South West Breweries Limited (SWB) vereint und wurden nach der Unabhängigkeit des Landes am 21. März 1990 in Namibia Breweries Limited (NBL) umbenannt.
Der geborene Namibier Christian Müller ist seit 2005 Braumeister der NBL in Windhoek. Besonders stolz ist er auf die strikte Einhaltung des Reinheitsgebotes in der Brauerei und das Erlangen der begehrten DLG-Qualitätsauszeichnungen. Bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft ist das Brauen nach deutschem Reinheitsgebot eine Grundvoraussetzung: „Das Reinheitsgebot kann hierzulande zwar nicht jeder aussprechen, aber jeder weiß, wofür es steht. Das ist was ganz Besonderes, vor allem auf unserem Kontinent, auf dem zwar Gerste wächst, aber kein Hopfen.“ Das Ziel der Brauerei ist es sich weiterhin nachhaltig und effizient zu entwickeln. Das gilt nicht nur für Strom – große Teile der Dächer sind mit Solarplatten abgedeckt und ein Biomassebrenner sorgt für Wärme – sondern ganz besonders auch für effiziente Verwendung von Wasser.
Optimale Wassernutzung
„In der Berufsschule habe ich noch gelernt, dass man für einen Liter Bier 12 bis 15 Liter Wasser braucht. Wir sind heute bei vier Liter Wasser für einen Liter Bier. Und unser Ziel ist es, diesen Wert weiter zu reduzieren. Das ist Weltklasse.“
Das Wasser der Brauerei wird teilweise dem städtischen Wassernetz entnommen, aber auch einem natürlichen Reservoir unter dem Gelände. Um es allerdings trinkbar zu machen, muss einiger Aufwand in die Aufbereitung gesteckt werden. Eine mehrstufige Filteranlage mit teuren, europäischen Filtermodulen und eine letztendliche Behandlung der Umkehrosmose reinigt das Wasser komplett von allen möglichen Verunreinigungen und Inhaltstoffen wie etwa Mikroorganismen, unerwünschten Salzen, möglichen Schwermetallen oder Chlor. Das ideale Brauwasser wird so selbst beschafft.
Das Stadtwasser durchläuft die gleichen Reinigungsprozesse. Danach können laut Müller die Salze, die fürs Brauen wichtig sind – beispielsweise Nichtkarbonate – wieder hinzugeführt werden. So können Inhaltstoffe und Wasserhärte, je nach Verwendungszweck, genau eingestellt werden. „Es gibt nur wenige Brauereien weltweit, die wirklich dieses Felsquellwasser haben, von dem man in der Werbung liest und hört. Die meisten müssen ihr Wasser irgendwie aufbereiten. Bei uns ist das halt ein bisschen aufwändiger“, erklärt Müller. Allein in der Wasseraufbereitung sind 6 Angestellte tätig.
Auch etwas aufwändiger als beispielsweise in Deutschland, ist die Logistik. „Wir müssen jedes Malzkorn und jede Hopfendolde (in pelletierter Form) importieren“, so der Braumeister. Der Betrieb verfügt über ein ungewöhnlich großes Warenlager. Das liege an der langen Lieferzeit für Rohstoffe. Diese betrage bis zu zwölf Wochen vom Zeitpunkt der Bestellung bis zur Anlieferung. „Und dann gibt es immer mal wieder Unvorhergesehenes. Zum Beispiel wenn es Unwetter am Hafen gibt und das Schiff nicht entladen werden kann. Oder einmal ist sogar ein Zug voller Malz entgleist. In der Zwischenzeit darf das Lager natürlich nicht leer werden“, so der gelernte Brauer und Mälzer.
Gleichbleibende Qualität
Das Malz für die Bierherstellung stammt aus Europa, der Hopfen aus der bayerischen Hallertau – einem der größten Hopfenanbaugebiete der Welt. Gebraut wird überwiegend mit Pilsner-Malz und einer kleineren Menge spezieller, gerösteter Malze „fürs Aroma“. Die Hefe kommt einmal jährlich aus Weihenstephan und wird dann in speziellen Kühlschränken bis zur Verwendung „schlafen gelegt“.
Wichtig dabei ist, dass das Bier immer gleichschmeckt. „Der Kunde soll stets sein Bier in bekannter Qualität bekommen“, erklärt Müller. Um das zu erreichen, mischen die Braumeister der NBL die Inhaltsstoffe nach bestem Vermögen, um gleichbleibender Qualität zu erlangen. „Wir bestellen das Rohmaterial bei verschiedenen Zulieferern, die ihre Rohstoffe von unterschiedlichen Anbaugebieten beziehen, unter anderem aus Deutschland, Dänemark, Holland und Frankreich, wodurch eventuelle lokalisierte Qualitätsschwankungen ausgeglichen werden können. Daraus stellen wir dann mehrere Sude her, die anschließend weiter vermischt werden. Auch die verschiedenen Chargen aus den Lagertanks werden untereinander ‚verschnitten‘. So erhalten wir gleichbleibende Qualität bei unseren DLG-prämierten Produkten. Beim Bierbrauen geht es immer um die perfekte Mischung und ein gleichbleibendes Produkt der höchsten Qualität“, führt der Braumeister aus.
Lokale Alternativen
Es gab laut Müller bereits Versuche, die benötigten Rohstoffe zum Teil selbst anzupflanzen. Dabei hat sich gezeigt, dass Hopfen in Namibia nicht wächst – dieser bräuchte längere Sommertage um zu gedeihen. Allerdings gibt es einige Gerstensorten, die durchaus in Namibia angepflanzt werden können. Seit zehn Jahren setzt sich ein Projektteam dafür ein, dass diese auch tatsächlich angebaut werden. Auf staatlichen, „Greenfields“ wie den Bewässerungsanlagen von Etunda (Ovamboland) und Shadikongoro (Kavango-Region) sowie am Hardap-Damm, wurden die Versuche durchgeführt.
Anbaufläche für Lebensmittel sei dabei nicht verlorengegangen, da diese Plantagen ausschließlich im Winter für den Gerstenanbau benutzt werden. „Das war aber sehr schwierig. Doch mit Experten aus Deutschland – Mälzern, Agrarwissenschaftlern und Fachleuten der Saatgutfirma – haben wir es hinbekommen.“ Einmal wurden auch ein paar Tonnen der lokalen Gerstenernte nach Deutschland zum Vermälzen geschickt. Das habe gut geklappt, qualitativ hochwertiges Malz sei das Ergebnis gewesen. „Das war aber nur ein Versuch – und zwar ein sehr kostenintensiver.“ Unter normalen Umständen bleibt der Einkauf des Malzes auf dem Weltmarkt momentan noch die günstigste Lösung.
Er selbst trinke im Übrigen am liebsten Hansa vom Fass, so der Braumeister. Letztendlich käme es aber darauf an, wo auf der Welt er sich gerade befinde. „Bier braucht Heimat. Es sollte stets frisch und in Maßen genossen werden“, meint Müller.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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