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Bildungswesen eine Baustelle

Zu wenig Klassenräume und Lehrer – Ende für Klasse-10-Abschluss
Clemens von Alten
Von Clemens von Alten, Windhoek

Das namibische Bildungsministerium steht weiterhin vor enormen Herausforderungen, wie Ministerin Katrina Hanse-Himarwa in der Nationalversammlung erklärte, als sie die Haushaltsmittel ihres Ressorts verteidigte. Ihrem Ministerium wurden im aktuellen Etatentwurf 13,48 Milliarden N$ zugeteilt, was rund vier Prozent mehr sind als im vergangenen Finanzjahr 2017/18. „Der Bildungsreform hat es an gezielter Förderung gefehlt, was bisher eine große Hürde war und in der Vergangenheit zu Budgetüberschreitungen geführt hat“, sagte die Bildungsministerin.

Zahlreiche Mankos

„Es fällt uns schwer, wesentliche Lehrposten zu schaffen und diese zu füllen, was sich negativ auf die Arbeitslast der vorhandenen Lehrkräfte auswirkt“, so die Politikerin. Die zehn in ganz Namibia vorhanden Sonderschulen seien überlastet, während Personalmangel das staatliche Schulernährungsprojekt „logistisch“ einschränke. Auch „mangelnde Disziplin, Gewalt, Schwangerschaften sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch an den Schulen“ seien ernst zu nehmende Probleme, während „die schulische Leistung im Fach Englisch“ weiterhin „schwach“ sei.

Auch die physische Infrastruktur lasse zu wünschen übrig: „Rund 85 Prozent ist in einem baufälligen Zustand“, so Hanse-Himarwa. Für den Bau neuer Klassenräume seien 2018/19 rund 60 Millionen N$ vorgesehen. Darüber hinaus erhalte das Ministerium über den MTEF-Zeitraum von drei Jahren 750 Mio. N$ für infrastrukturelle Entwicklungen – unabhängig von den Haushaltsmitteln.

Dass 79 Prozent des diesjährigen Bildungsbudgets für Personalkosten anfallen, erklärte die Ministerin mit dem Fakt, dass „die Nachfrage nach Lehrkräften jährlich um drei Prozent steigt“. Dabei betonte sie staatliche Anstrengungen zur Reduzierung der Lohnrechnung, was von ihrem Ministerium verlange, die Verteilung von Lehrkräften zusätzlich zu optimieren. „Dennoch wird es nötig sein, weitere Lehrer anzustellen, da einerseits die Schülerzahl zunimmt und anderseits Änderungen am Lehrplan anstehen“, erklärte das Kabinettsmitglied in der Nationalversammlung. „In dieser Hinsicht bitte ich das Haus um Nachsicht.“

Schulsystem im Wandel

So habe es Änderungen in der Stufeneinteilung gegeben: „Die 4. Klasse ist künftig kein Bestandteil der primären Primarstufe (Junior Primary Phase: Klasse 1 bis 3), womit die sekundäre Primarstufe (Secondary Primary Phase) nun die Klassen 4 bis 7 einschließt“, sagte die Ministerin. Indes bestehe die primäre Sekundarstufe künftig nur noch aus den Klassen 8 und 9. „Außerdem wurden in sowohl Grund- und Oberstufen als auch Sonderschulen vorberufliche Fächer aufgenommen“, so die Politikerin. Der Grundschulbildung wurden in dem Haushaltsentwurf 2018/19 Mittel in Höhe von 8,3 Mrd. N$ eingeräumt.

Ferner werde kommendes Jahr der Klasse-10-Abschluss abgeschafft: „Die externen Prüfungen der zehnten Klasse werden ab 2019 eingestellt, da für das sogenannte Junior Secondary Certificate kein Bedarf mehr besteht“, erklärte Hanse-Himarwa. Ihr zufolge wird für den Berufseinstieg überwiegend ein Abschluss der zwölften Klasse (Senior Secondary Certificate) verlangt. Gleichzeitig beabsichtige das Ministerium, die „hohe Schulabbrecherquote“ nach der zehnten Klasse zu reduzieren und dabei den Zugang zur sekundären Sekundarstufe zu verbessern.

In der letztgenannten Phase hat es laut der Ministerin ebenfalls „große“ Veränderungen gegeben: „Das Namibia Senior Secondary Certificate Ordinary (NSSCO) wurde gestärkt, um es an das International General Certificate of Secondary Education (IGCSE) anzupassen.“ Im Mai sollen die NSSCO-Lehrpläne stehen. Derweil sei das sogenannte Namibia Senior Secondary Certificate Higher (NSSCH) an den erweiterten IGCSE-Lehrplan, Higher International General Certificate of Secondary Education (HIGCSE), angeglichen worden. „Das in Namibia abgelöste HIGCSE ist das Äquivalent des südafrikanischen Matriks (Higher Grade).“ Im aktuellen Haushaltsentwurf wird die Oberschulbildung mit knapp 4,1 Mrd. N$ versorgt. Allein die Lehrbücher für die Klassen 10 und 11 verschlängen mehr als 58 Mio. N$.

Fokus auf Vorschulbildung

Zudem widmet sich die Regierung auch zunehmend der Vorschulbildung, die laut Budget 2018/19 nahezu 203 Mio. N$ erhalten soll – was aber laut der Ministerin nicht ausreicht. „Weniger als 50 Prozent der Erstklässler haben Vorschulunterricht erhalten, was nicht ausreichend ist“, erklärte die Ministerin. „Für die Vorschulbildung gibt es weder ausreichend Mittel noch genügend qualifizierte Lehrkräfte.“

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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