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Bodenreform in Frage gestellt

Das Parlament hat erstmals eine umfassende Untersuchung über den bisherigen Verlauf des Umsiedlungs-Programms durchgeführt. Die dabei festgestellten Mängel lassen erhebliche Zweifel an den langfristigen Erfolgsaussichten der derzeitigen Landreform aufkommen.

Windhoek - Der Untersuchungsbericht des ständigen Parlamentsausschusses für Wirtschaftsfragen und natürliche Ressourcen, der am Donnerstag von dessen Vorsitzendem Ponhele ya France in der Nationalversammlung vorgelegt wurde, geht auf Besuche bei verschiedenen Umsiedlungs-Farmen zurück. Dabei hat der Ausschuss nach eigenen Angaben den Eindruck gewonnen, dass es sich bei der Umsiedlung landloser Bewohner, darunter viele ehemalige Farmangestellte, um eine "Krisenverwaltung? handele, die vom zuständigen Ministerium für Ländereien und Neusiedlung nicht hinreichend geplant werden könne.

Deshalb blieben umgesiedelte Bewohner häufig sich selbst überlassen und müssten ohne Startkapital, medizinische Versorgung oder notwendige Ausbildung auf Farmen zurechtkommen, denen es mitunter an elementarer Infrastruktur fehle. Auf Grund der Vielzahl landloser Bewohner und der begrenzten Anzahl staatlicher Umsiedlungsfarmen komme es dort häufig zu einer Überbevölkerung und Überweidung, sowie einer "unkoordinierten Landnutzung?.

Der Bericht bemerkt ferner, dass es der Zielgruppe des Umsiedlungsprogramms in der Regel an den Ressourcen fehlt, produktive Landwirte zu werden. "Diese Bewohner erwarten von der Regierung, ihnen unmittelbar nach der Umsiedlung Vieh, Finanzen und Ausbildung bereitzustellen und ihnen dabei behilflich zu sein, die Infrastruktur auf dem ihnen zugeteilten Grund und Boden in Stand zu halten?, heißt es in dem 40 Seiten starken Dokument.

Da eine derartige Unterstützung momentan kaum geleistet werde, empfiehlt der Ausschuss eine Neuausrichtung der Umsiedlungs-Strategie. "Die Umsiedlung landloser Bewohner wird solange contra-produktiv bleiben, wie ihnen nicht dabei geholfen wird, erfolgreiche Landwirte zu werden?, kritisiert der Report und ergänzt "Die Regierung sollte in Erwägung ziehen, umgesiedelte Bewohner mit den elementaren Notwendigkeiten zu versorgen, die sie brauchen, um produktive Farmer zu werden.?

Dabei weist die Analyse auch darauf hin, dass "alle Namibier, inklusive der Armen? für die Unabhängigkeit gekämpft hätten und folglich "nicht nur die Reichen von der Landreform profitieren sollten?. Ein entsprechendes Umdenken hält der Ausschuss schon allein deshalb für notwendig, weil "stärkere Siedler auf einigen der besuchten Farmen die Umsiedlungs-Regeln gebrochen und Land von schwächeren Siedlern vereinnahmt oder staatliche Ausrüstung privatisiert haben?.

Des Weiteren sind dem Ausschuss wiederholt Vorwürfe zugetragen worden, nach denen "hochrangige Regierungsvertreter und traditionelle Führer auf Kosten der landlosen Armen umgesiedelt wurden?. Darüber hinaus macht der Bericht darauf aufmerksam, einige der umgesiedelten Bewohner hätten das ihnen zugeteilte Land illegaler Weise anderen überlassen, weil sie selbst kein Vieh hätten, das sie dort weiden lassen könnten.

Neben der illegalen Nutzung von Umsiedlungs-Farmen sind dem Ausschuss auch Fälle der "doppelten Beweidung? berichtet worden, bei denen meist ranghohe Regierungsvertretern vorgeworfen wurde, sowohl auf kommerziellen Boden, wie auch auf Umsiedlungsfarmen ihr Vieh zu halten.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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