Bombendrohungen halten Russland auch in Corona-Zeiten in Atem
Moskau (dpa) - Es sollte ein Schultag in Moskau wie jeder andere werden. Doch er endete für Wladimir Berchin und seine drei Kinder im Chaos und mit Todesangst. Denn in der Schule seiner Kinder in der Millionenmetropole Moskau gibt es regelmäßig Alarm. Immer wieder gibt es Bombendrohungen. “Das ist einfach ärgerlich“, sagt Berchin. Seine Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren müssen dann ihren Unterricht abbrechen und ins Freie stürmen. „Diese Evakuierungen bringen den gesamten Tagesablauf durcheinander.“ Seit mehr als einem Jahr gehen im größten Land der Erde regelmäßig anonyme Bombendrohungen ein. Selbst in der Corona-Krise geht der Nervenkrieg weiter - auch wenn Geschäfte und Schulen geschlossen sind.
„Vor einigen Monaten hatten wir regelrecht eine Welle dieser Bedrohungen“, erinnert sich Familienvater Berchin an die schwere Zeit. In ganz Russland gibt es immer wieder Nachrichten über angebliche Bomben in öffentlichen Einrichtungen. Flughäfen, Bahnhöfe und Kindergärten sind beliebte Ziele. Gerichte müssen etwa ihre Verhandlungen abrupt unterbrechen. Zehntausende Menschen werden dann in Windeseile in Sicherheit gebracht. Mit Spürhunden und Spezialausrüstung rücken die Einsatzkräfte an - und finden: nichts. Auch in einer Corona-Klinik in Moskau gab es Alarm, evakuiert wurde sie jedoch nicht.
Bislang stellten sich alle Drohungen als Fehlalarm heraus. Von den Tätern fehlt jede Spur. Was sie wollen, ist ebenso unklar. Die Erpresser sollen einmal Geld in Form der Kryptowährung Bitcoin verlangt haben. Möglicherweise sitzen die Täter im Ausland, vielleicht in der Ukraine, sagen Experten. Sie verschicken ihre Drohungen in der Regel per E-Mail von anonymen Servern. Der Inlandsgeheimdienst FSB ließ bereits einige ausländische Internetdienste sperren, über deren Konten die Drohungen verschickt werden sollen.
Darunter ist etwa der niederländische Anbieter StartMail.com, ein verschlüsselter E-Mail-Dienst. Er ist von Russland aus nicht mehr erreichbar. Der Anbieter betonte jedoch, sich streng an niederländische und EU-Richtlinien zu halten. Die russischen Vorwürfe seien zudem nicht korrekt. „Es stellte sich heraus, dass keine Bedrohungsmail von StartMail echt war“, teilte das Unternehmen mit.
In den vergangenen Wochen sind verstärkt Flugzeuge Ziel der Unbekannten geworden. Beinahe täglich werden Verbindungen innerhalb Russlands bedroht. Für Sergej Annikow endete ein Flug von Moskau nach Tscheljabinsk am Ural mit bangem Warten. „Plötzlich stand die Feuerwehr mit Blaulicht an der Landebahn“, sagt der Mann lokalen Medien zufolge. „Polizisten mit Hunden haben uns alle überprüft.“
Der Moskauer Berchin ist nicht nur auf die Täter sauer. Er fragt sich nach Jahren ständiger Bedrohung auch, wie ernst die Behörden die Fälle nehmen. „Sie können nicht einmal mit Telefon-Terroristen umgehen.“ Viele Russen nehmen die Drohungen nicht mehr ernst, schlendern trotz Alarmsignal aus den Supermärkten. „Passiert eh nie etwas“, sagt die Moskauerin Katja und verdreht genervt die Augen.
Auch die Psychologin Jelena Kartyschewa ist ein wenig ratlos. „Das Ziel ist klar: Wer auch immer dahinter steckt, der will die Menschen zwingen, im ständigen Stress zu leben“, sagt Kartyschewa. Die Betroffenen seien wütend, durch die Evakuierung viel Zeit verloren zu haben. „Sie sind irritiert und aggressiv.“ Das könne im schlimmsten Fall zu Affekthandlungen führen. „Und dann haben die Telefon-Terroristen ihr Ziel erreicht.“
Die Drohungen seien nicht nur ein Instrument, um die Behörden unter Druck zu setzen, sagt sie. Es gehe auch darum, die gewöhnlichen Bürger zu verunsichern. „Alle Drohungen stellten sich bislang als falsch heraus. Aber was ist, wenn dann doch einmal was passiert?“ Für Menschen mit psychischen Problemen sei das zusätzlich schwierig, sagt ein Psychotherapeut der Agentur Ria Nowosti. Die ständige Bedrohung könne Neurosen verschlimmern.
Besonders in den Schulen sei die Bedrohung sehr belastend, berichten Lehrer und Eltern. Die Moskauer Lehrerin Jekaterina Timaschpolskaja erinnert sich noch an die Situation nach der letzten Bombendrohung: Auf den Tischen hätten noch Bücher und Brotdosen der Schüler gelegen, die hastig das Gebäude verlassen mussten. „In jedem Rucksack klingelte das Handy - die Eltern versuchten, ihre Kinder zu erreichen“, schreibt sie auf Facebook.
Kinder hätten Alpträume, weil sie mit dem Erlebten nicht zurechtkämen. Ein Lehrer sagte, dass die Kinder auf das Wechseln ihrer Schuhe im Klassenzimmer verzichteten und gleich in Straßenschuhen sitzen blieben. Beim nächsten Alarm könnten sie dann schneller auf die Straße laufen.
„Vor einigen Monaten hatten wir regelrecht eine Welle dieser Bedrohungen“, erinnert sich Familienvater Berchin an die schwere Zeit. In ganz Russland gibt es immer wieder Nachrichten über angebliche Bomben in öffentlichen Einrichtungen. Flughäfen, Bahnhöfe und Kindergärten sind beliebte Ziele. Gerichte müssen etwa ihre Verhandlungen abrupt unterbrechen. Zehntausende Menschen werden dann in Windeseile in Sicherheit gebracht. Mit Spürhunden und Spezialausrüstung rücken die Einsatzkräfte an - und finden: nichts. Auch in einer Corona-Klinik in Moskau gab es Alarm, evakuiert wurde sie jedoch nicht.
Bislang stellten sich alle Drohungen als Fehlalarm heraus. Von den Tätern fehlt jede Spur. Was sie wollen, ist ebenso unklar. Die Erpresser sollen einmal Geld in Form der Kryptowährung Bitcoin verlangt haben. Möglicherweise sitzen die Täter im Ausland, vielleicht in der Ukraine, sagen Experten. Sie verschicken ihre Drohungen in der Regel per E-Mail von anonymen Servern. Der Inlandsgeheimdienst FSB ließ bereits einige ausländische Internetdienste sperren, über deren Konten die Drohungen verschickt werden sollen.
Darunter ist etwa der niederländische Anbieter StartMail.com, ein verschlüsselter E-Mail-Dienst. Er ist von Russland aus nicht mehr erreichbar. Der Anbieter betonte jedoch, sich streng an niederländische und EU-Richtlinien zu halten. Die russischen Vorwürfe seien zudem nicht korrekt. „Es stellte sich heraus, dass keine Bedrohungsmail von StartMail echt war“, teilte das Unternehmen mit.
In den vergangenen Wochen sind verstärkt Flugzeuge Ziel der Unbekannten geworden. Beinahe täglich werden Verbindungen innerhalb Russlands bedroht. Für Sergej Annikow endete ein Flug von Moskau nach Tscheljabinsk am Ural mit bangem Warten. „Plötzlich stand die Feuerwehr mit Blaulicht an der Landebahn“, sagt der Mann lokalen Medien zufolge. „Polizisten mit Hunden haben uns alle überprüft.“
Der Moskauer Berchin ist nicht nur auf die Täter sauer. Er fragt sich nach Jahren ständiger Bedrohung auch, wie ernst die Behörden die Fälle nehmen. „Sie können nicht einmal mit Telefon-Terroristen umgehen.“ Viele Russen nehmen die Drohungen nicht mehr ernst, schlendern trotz Alarmsignal aus den Supermärkten. „Passiert eh nie etwas“, sagt die Moskauerin Katja und verdreht genervt die Augen.
Auch die Psychologin Jelena Kartyschewa ist ein wenig ratlos. „Das Ziel ist klar: Wer auch immer dahinter steckt, der will die Menschen zwingen, im ständigen Stress zu leben“, sagt Kartyschewa. Die Betroffenen seien wütend, durch die Evakuierung viel Zeit verloren zu haben. „Sie sind irritiert und aggressiv.“ Das könne im schlimmsten Fall zu Affekthandlungen führen. „Und dann haben die Telefon-Terroristen ihr Ziel erreicht.“
Die Drohungen seien nicht nur ein Instrument, um die Behörden unter Druck zu setzen, sagt sie. Es gehe auch darum, die gewöhnlichen Bürger zu verunsichern. „Alle Drohungen stellten sich bislang als falsch heraus. Aber was ist, wenn dann doch einmal was passiert?“ Für Menschen mit psychischen Problemen sei das zusätzlich schwierig, sagt ein Psychotherapeut der Agentur Ria Nowosti. Die ständige Bedrohung könne Neurosen verschlimmern.
Besonders in den Schulen sei die Bedrohung sehr belastend, berichten Lehrer und Eltern. Die Moskauer Lehrerin Jekaterina Timaschpolskaja erinnert sich noch an die Situation nach der letzten Bombendrohung: Auf den Tischen hätten noch Bücher und Brotdosen der Schüler gelegen, die hastig das Gebäude verlassen mussten. „In jedem Rucksack klingelte das Handy - die Eltern versuchten, ihre Kinder zu erreichen“, schreibt sie auf Facebook.
Kinder hätten Alpträume, weil sie mit dem Erlebten nicht zurechtkämen. Ein Lehrer sagte, dass die Kinder auf das Wechseln ihrer Schuhe im Klassenzimmer verzichteten und gleich in Straßenschuhen sitzen blieben. Beim nächsten Alarm könnten sie dann schneller auf die Straße laufen.
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Allgemeine Zeitung
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