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Box-Event zur Feier der Unabhängigkeit
Box-Event zur Feier der Unabhängigkeit

Box-Event zur Feier der Unabhängigkeit

Vier Namibier treten zur Titelverteidigung an - NPBWCB im Kreuzfeuer der Kritik
Robby Echelmeyer
Von Robby Echelmeyer, Windhoek

Nestor „Sunshine“ Tobias lässt seine diesjährige „Independence Bonanza“ am 1. April in der Ramatex-Fabrikhalle im Westen von Windhoek über die Bühne gehen. Knapp zwei Wochen nach Namibias 27. Unabhängigkeitstag schickt der führende Promoter des Landes einen Großteil seiner Top-Boxer in den Ring. Zehn Duelle sind angesetzt, darunter vier Titelkämpfe über die volle Distanz von zwölf Runden.

Für den Höhepunkt des Abends soll Paulus „The Hitman“ Moses sorgen, indem er seinen Kontinentaltitel im Leichtgewicht (bis 61,235 Kilogramm) nach Version der WBO verteidigt. Der Ex-Weltmeister der WBA (2009 bis 2010) bekommt es entweder mit Mfaume Mfaume aus Tansania oder dem Südafrikaner Mzonke Fana zu tun. Die Sanktionierung durch die World Boxing Organization steht noch aus, aber Tobias ist überzeugt: „Beide erfüllen die Voraussetzungen.“ Moses hat bislang 38 seiner 42 Auftritte gewonnen, 23 davon durch Knockout (55 Prozent). Außerdem stehen für den 38-Jährigen drei Niederlagen und eine Begegnung ohne Wertung („No Contest“) zu Buche. Ende Februar stufte ihn die WBO vom neunten auf den sechsten Platz hoch. „Jetzt ist es wichtig, einen weiteren Sieg einzufahren“, weiß Tobias.

Sakaria „Desert Storm“ Lukas wird von der WBO derzeit an neunter Stelle geführt. Der namibische Federgewichtler (bis 57,153 kg) steht im wichtigsten Vorkampf der „Independence Bonanza“ vor der wohl kniffligsten Aufgabe seiner 2011 begonnenen Karriere. Zur Verteidigung des Kontinentalgürtels muss er mit dem Südafrikaner Oscar Chauke einen Kontrahenten bezwingen, der hierzulande ungeschlagen ist. Sowohl 2015 in Outapi gegen Gottlieb Ndokosho als auch voriges Jahr in Walvis Bay gegen Abraham Ndaendapo setzte sich der „Golden Boy“ nach Punkten durch. Ndokosho hatte bereits beim ersten Vergleich 2010 in Johannesburg den Kürzeren gezogen. Nun peilt Chauke im vierten Duell gegen einen Namibier den vierten Sieg an. Es wäre der insgesamt 36. Erfolg in seiner fast 18 Jahre währenden Laufbahn. Dem stehen allerdings auch schon elf Pleiten sowie drei Unentschieden gegenüber. Von seinen jüngsten sechs Kämpfen verlor Chauke die Hälfte. Dies offenbart, dass bei dem 36-Jährigen die Kräfte schwinden. Verstecken muss sich Lukas ohnehin nicht. Seine bisherige Bilanz: 18 Auftritte, 18 Siege - 13 durch K.o. (72 Prozent).

Die Knockout-Quote des ebenfalls noch unbesiegten Mittelgewichtlers (bis 72,574 kg) Walter „The Executioner“ Kautondokwa liegt sogar bei 92 Prozent. Zwölf seiner 13 Begegnungen entschied der „Henker“ vorzeitig. Im WBO-Ranking nimmt der 32-Jährige aktuell Position acht ein. Kommenden Monat will er seine beeindruckende Siegesserie fortsetzen und damit den Afrikameistertitel verteidigen. Kautondokwa trifft auf den Südafrikaner Christopher Buthelezi oder Med Sebyala aus Uganda.

Mit Immanuel „The Prince“ Naidjala werden die Zuschauer in der Ramatex-Halle zudem noch einen Interkontinental-Champion zu sehen bekommen. Die Nummer fünf der WBO im Bantamgewicht (53,525 kg) muss sich gegen Siboniso Gonya beweisen. Der südafrikanische Shootingstar, der elf von zwölf Kämpfen gewonnen hat, ist amtierender Panafrikameister der WBA. Bei diesem Aufeinandertreffen stehen also drei Gürtel von zwei verschiedenen Verbänden auf dem Spiel. Naidjala musste bisher zwei Niederlagen einstecken und kam einmal nicht über ein Remis hinaus. Sollte dem „Prinz“ nun gegen Gonya der 24. Karrieresieg gelingen, wäre es ein großer Schritt in Richtung zweiter WM-Chance. Als er im Dezember 2013 nach der WBO-Krone griff, kassierte er im japanischen Osaka gegen den damaligen Titelinhaber Tomoki Kameda den ersten Rückschlag seiner Laufbahn. Nach der zweiten Pleite ein Jahr später im Windhoek Country Club gegen den Südafrikaner Gideon Buthelezi zweifelten einige, ob sich Naidjala noch einmal an die Weltspitze herankämpfe könnte. Doch seitdem läuft es wieder besser für ihn. Durch einen K.o.-Triumph über John Masamba aus Malawi sowie klare Punkterfolge gegen Cebo Ngema (Südafrika), Nasibu Ramadhan und Fadhili Majiha (beide Tansania) arbeitete er in sich in den vergangenen zwei Jahren zurück in die Top Ten der WBO-Tabelle.

In der ersten Hälfte des Event-Programms taucht mit Jeremiah „No Respect“ Nakathila der Name eines Boxers auf, der bereits einen Auftritt in Europa hatte. Nach elf Siegen in ebenso vielen Kämpfen durfte der gebürtige Walvis Bayer vor rund vier Monaten im russischen Jekaterinburg gegen den Interkontinental-Meister der WBO antreten. Der Lokalmatador Evgeny Chuprakov behielt nach Punkten die Oberhand. Doch Nakathila sammelte laut Tobias wichtige Erfahrungen, die er fortan in die Praxis umsetzen muss. Gegen wen er am 1. April boxt, steht noch nicht fest. Dies gilt auch für die übrigen namibischen Vorkämpfer Timoteus Shuulula, Andreas Amupolo, Emmanuel Mungandjela, Mendu Kaangundue und Mike Shonena.

„Defending Namibia's Pride” (Namibias Stolz verteidigen) lautet das Motto der Veranstaltung. Ausgewählt worden sei es vor dem Hintergrund der anhaltenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme im Land, erklärte Tobias vergangene Woche bei der offiziellen Präsentation des Events. „Die Boxer wollen zum Kampf gegen das Böse beitragen, indem sie unseren Stolz in der Sportgemeinschaft verteidigen“, fügte der erfolgreiche Promoter hinzu. Auch in Zukunft werde man zur Feier der namibischen Unabhängigkeit ein Box-Fest auf die Beine stellen. Angesichts der knappen Sponsorenbudgets forderte er seine Schützlinge zu harter Arbeit auf. Tobias: „Nur wenn ihr Titel holt, sind die Unternehmen bereit, zu investieren.“

Der Eintritt zur diesjährigen „Independence Bonanza“ kostet 50 N$. VIP-Karten sind ebenfalls bei Computicket für 300 N$ erhältlich. „Wir haben die Preise reduziert, um möglichst vielen Box-Fans die Chance zu geben, am 1. April live dabei zu sein“, sagte Tim Ekandjo, der dem Vorstand von MTC (Mobile Telecommunications Limited) angehört. Seit 2012 fungiert der Mobilfunkanbieter als Hauptgeldgeber der „Nestor Sunshine Boxing & Fitness Academy“. Laut Ekandjo seien die Kosten für die Ausrichtung eines Events dieser Art in den vergangenen Jahren von 500000 auf nun 1,6 Millionen in die Höhe geschnellt. Das Fehlen von prominenten Kontrahenten aus Übersee erklärten Ekandjo und Tobias mit dem Respekt vor namibischen Boxern.

„Wir haben gezielt nach Gegnern aus den Top 15 der großen Verbände gesucht, aber sie gehen uns aus dem Weg. Trotz lukrativer Offerten war keiner bereit, am 1. April hier anzutreten“, berichtete Tobias. Er ist überzeugt: „Sie haben Angst, dass sie verlieren und ihre Kampfbilanz ruinieren.“ Immer wieder höre er neue Ausreden. Viele würden sich sogar weigern, in ihrer Heimat gegen Namibier anzutreten“, ergänzte Ekandjo, der darin eine Bestätigung für die gute Arbeit der Akademie und die Qualität des namibischen Boxens sieht. Besorgniserregend findet er hingegen die neuesten Entwicklungen in der Führungsetage des nationalen Box- und Ringerverbandes (NPBWCB). Mehrere Sportler aus den Reihen von Kinda Boxing Promotions warten noch auf die Gagen für ihre Kämpfe am 4. März im Windhoek Country Club. Die NPBWCB-Funktionäre rücken das Geld nicht heraus und verweisen stattdessen auf ausstehende Zahlungen durch das Ministerium.

„Wir haben zweimal nacheinander unseren monatlichen Zuschuss nicht bekommen und erwarten eine Überweisung durch die Sportkommission in Höhe von 250000 N$. Sobald das Geld eingeht, stellen wir Kinda einen Scheck aus, damit er seine Boxer bezahlen kann“, entgegnete NPBWCB-Vorstandsmitglied Philip Mwandingi auf Anfrage der namibischen Nachrichtenagentur NAMPA. Promoter Kinda Nangolo hatte die Gebühr zur Lizenzierung seiner ursprünglich für November 2016 angesetzten Veranstaltung mit Hauptkämpfer Anthony Jarmann bereits vergangenes Jahr beglichen. In dem Gesamtbetrag (101500 N$) waren auch die Gagen für die Boxer inbegriffen. Doch das Event musste zweimal verschoben werden. Zunächst verweigerte das NPBWCB aufgrund einer öffentlich ausgetragenen Fehde zwischen Nangolo und dem Verbandsvorsitzenden Ellison Hijarunguru die Lizenz, ehe im Dezember Jarmanns Gegner verletzungsbedingt einen Rückzieher machte.

Das von Nangolo eingezahlte Geld schmolz indes dahin, weil davon im Januar und Februar offenbar insgesamt 10000 N$ für Büromiete und Fotokopierer-Abzahlungen draufgingen. Auf dem NPBWCB-Konto herrschte ansonsten Leere, da sich die im September 2016 ernannten Vorstandsmitglieder Hijarunguru und Mwandingi sowie Ronald Kurtz, Vicky Hamunyela und Kenny Hepundjua in ihren ersten vier Monaten fürstliche Sitzungsgelder in Höhe von 5000 N$ pro Meeting genehmigt hatten. Sie behaupten, dass ihnen von damals noch 150000 N$ zustehen würden. Mwandingi bestätigte gegenüber NAMPA, dass ein Teil von Nangolos Geld wegen bestehender Einzugsermächtigungen abgebucht worden sei, was zur aktuellen Situation geführt habe. „Ich bin einfach nur sprachlos“, kommentierte Nangolo das seiner Meinung nach „offenkundig korrupte Verhalten der Verbandsführung“. Das Missmanagement hat dazu geführt, dass meine Boxer ihr Geld nicht - wie es im Vertrag festgelegt ist -pünktlich bekommen“, schimpfte der Promoter. Hijarunguru und Co. hätten dann zu allem Überfluss noch versucht, auch die Austragung seiner Veranstaltung am 4. März dieses Jahres zu verhindern. „Als Grund wurde angegeben, dass die Gebühr für die Sanktionierung nicht vollständig sei. Dabei haben sie sich die fehlenden Gelder doch selbst in die Taschen gestopft“, empörte sich Nangolo kopfschüttelnd. Sportminister Jerry Ekandjo habe sich in letzter Minute eingeschaltet und dafür gesorgt, dass die NPBWCB-Verantwortlichen grünes Licht erteilten. Jarmann konnte daraufhin mit Erfolg seinen Titel als WBA-Panafrikameister der WBA verteidigen.

Die „Nestor Sunshine Boxing & Fitness Academy“ will dem Konkurrenzstall nun unter die Arme greifen. Tobias kündigte an, dass ein Teil der mit der „Independence Bonanza“ erzielten Erlöse den Boxern von Nangolo zu Gute kommen werde. Gemeinsam mit ihrer Promoter-Kollegin Anita Tjombe haben Tobias und Nangolo bereits mehrfach den Schulterschluss gesucht, um Kritik an Hijarungu zu üben.

Die nationale Sportkommission (NSC) kündigte indes an, die Sitzungsgebühren seiner Mitgliedsverbände unter die Lupe zu nehmen, sobald Freddy Mwiya am 1. April seinen Posten als neuer Geschäftsführer der Behörde antritt. „Ganz oben auf unserer Agenda steht die Überprüfung der Verwendung von öffentlichen Geldern“, betonte der noch bis Ende des Monats als kommissarischer NSC-Chef fungierende Peter Wilson. Er verriet, dass die neun Kommissare 795 beziehungsweise 900 N$ (Vorsitzender) pro Sitzung erhalten und nur vier bis sechsmal pro Jahr tagen dürfen. Dass sich die NPBWCB-Vorstandsmitglieder 5000 N$ einstecken, hält Wilson nicht für richtig. Zumal es sich um eine nicht auf Gewinn ausgerichtete Institution handele, die größtenteils durch staatliche Gelder finanziert werde. „Wenn nötig, müssen wir neue Mechanismen einführen, um den Fluss öffentlicher Mittel besser zu regulieren“, sagte Wilson. Es besteht diesbezüglich offensichtlich dringender Handlungsbedarf.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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