Boxen: Zweite WM-Chance für Uushona

Von Robby Echelmeyer, Windhoek Am 3. Dezember trifft der Namibier Bethuel „Tyson” Uushona in der Ramatex-Halle im Westen von Windhoek auf Rafal „Braveheart“ Jackiewicz aus Polen. Es geht um den vakanten Weltmeistertitel im Weltergewicht (bis 66,678 Kilogramm) nach Version der World Boxing Federation (WBF). Für den Lokalmatador ist es bereits der zweite Versuch seit Jahresbeginn, diesen Gürtel zu erobern. Am 25. Juni kassierte Uushona in Walvis Bay eine umstrittene Punktniederlage gegen Deniz „El Pistolero“ Ilbay (AZ berichtete). Der 21-jährige Kölner löste damals in der namibischen Hafenstadt den legendären Graciano „Rocky” Rocchigiani als Deutschlands jüngsten Profiboxweltmeister ab. Laut Uushonas Promoter Kiriata Kamanya von der „Salute Boxing Academy“ ordnete die WBF später aufgrund des kontroversen Urteils eine Neuauflage des Duells an. Da sich Ilbay weigerte, innerhalb von sechs Monaten erneut gegen Uushona anzutreten, sei ihm der Titel offiziell aberkannt worden. „Tyson wurde des Sieges beraubt. Deshalb haben wir Protest eingelegt. Die WBF-Funktionäre teilten uns später per Brief mit, dass sie es auch so sehen und sich schuldig fühlen“, erklärte Kamanya am 10. November bei einer Pressekonferenz in Windhoek. Ilbay habe aus Angst vor Uushona auf den angeordneten Rückkampf verzichtet und damit seinen WM-Titel freiwillig zur Verfügung gestellt, betonte der „Salute“-Präsident. Das berichtete die namibische Nachrichtenagentur NAMPA. Ilbay und sein Team waren froh, als sie Namibia am 28. Juni wieder verlassen konnten. „Wir wurden hier fünf Tage lang nur an der Nase herumgeführt. Immer wieder wurden Termine und Ablaufpläne über den Haufen geworfen“, berichtete Garip Ilbay, Vater und Trainer von „El Pistolero“, damals in einem Interview mit der Kölner Boulevardzeitung „Express“. Außerdem sei es ein unfairer Kampf gewesen. „Uushona hat nur geklammert, mit Kopf- und Ellbogenstößen gearbeitet. Es war fürchterlich“, erläuterte Garip Ilbay. Nach der Urteilsverkündung hatten „Tyson“ und seine Betreuer dem Sieger kollektiv die Gratulation verweigert. Bei den hiesigen Zuschauern und den Salute-Machern kam die 1:2-Niederlage ebenfalls nicht gut an. „Wir mussten gemeinsam mit den Ring- und Kampfrichtern unter Polizeischutz aus der Halle zum Hotel gebracht werden“, berichtete Garip Ilbay. Der „Express“ titelte seinerzeit: „Special Forces mussten Kölner Weltmeister Ilbay in Namibia retten.“ Sechster Streich Der Verzicht auf eine weitere Reise in Uushonas Heimat kommt also nicht von ungefähr. Stattdessen eroberte Deniz Ilbay am 5. November in Potsdam zum bereits sechsten Mal in seiner noch jungen Karriere eine Weltmeister-Krone. Mit einem überzeugenden Zweitrunden-Knockout gegen den Georgier Anzor Gamgebeli kürte er sich zum Champion der wenig renommierten Global Boxing Union (GBU). Seine ersten vier WM-Titel hatte er als Junior geholt. Wie Uushona will auch Ilbay am 3. Dezember in den Ring steigen. Allerdings rund 8000 Kilometer weiter nördlich in Karlsruhe gegen einen noch unbekannten Gegner. Uushona wird es in Namibias Hauptstadt mit einem erfahrenen Kontrahenten zu tun bekommen. Die Bilanz des 39 Jahre alten Jackiewicz ist jedoch durchwachsen: 48 Siege, zwei Unentschieden und 15 Niederlagen. Vier seiner letzten sechs Kämpfe verlor der Pole. Für den 34-jährigen Uushona stehen bislang 34 Erfolge, ein Remis und fünf Pleiten zu Buche. Bei drei seiner jüngsten fünf Vorstellungen zog der Windhoeker den Kürzeren. Der Vergleich mit Ilbay war sein erster Auftritt für die im Juli 2015 gegründete „Salute Boxing Academy“, der er sich im Dezember vergangenen Jahres nach seinem Abschied von der „Sunshine Tobias Academy“ angeschlossen hatte. „Eigentlich sollte dies mein erster Titelverteidigungskampf sein“, sagte Uushona in Anspielung auf die seiner Meinung nach ungerechtfertigte Punktniederlage gegen Ilbay. Doch lasse er sich von Fehlentscheidungen nicht mehr aus der Bahn werfen. „Ich bin es mittlerweile gewohnt. Es gab schon viele niederschmetternde Urteile gegen mich, aber ich stehe immer wieder auf“, betonte Uushona. Er dankte der Salute Boxing Academy für das in ihn gesetzte Vertrauen, das er im Dezember mit dem Gewinn des WM-Titels zurückzahlen werde. Seinen Fans versprach er eine „große Show.” Ali steigt ein Mit Paulus „Ali“ Nuumbembe hat Kamanya unterdessen einen Ex-Profiboxer für seinen Stall verpflichtet. Der Bronzemedaillengewinner bei den Commonwealth-Spielen 2002 in Manchester soll mit seinem Knowhow den Salute-Trainerstab unterstützen. „Ich freue mich sehr, dass Ali jetzt zu unserem Team gehört“, sagte Uushona, der 2004 als aufstrebender Youngster einen Punktsieg gegen den heute 48 Jahre alten Nuumbembe gefeiert hatte. Für das Event am 3. Dezember in der Ramatex-Halle sind insgesamt zwölf Begegnungen angesetzt. Im wichtigsten Vorkampf boxt der namibische Mittelgewichtler Lukas „Demolisher“ Ndafoluma gegen den Südafrikaner Walter Dlamini um den vakanten IBO-Kontinentaltitel.

Boxen: Zweite WM-Chance für Uushona

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-15

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