Brauerei übertrifft alle Erwartungen
Von Stefan Fischer, Windhoek
Als „außergewöhnlich“ bezeichnet die Brauerei selbst ihr Finanzergebnis des Geschäftsjahres 2014/15 (bis 30. Juni), das gestern in Windhoek vorgestellt wurde. Aus gutem Grund: Nachdem das zur Ohlthaver & List-Gruppe (O&L) gehörende Unternehmen im vergangenen Jahr von einem Rückgang bei Umsatz und Bruttogewinn berichtete, wurde das Bild jetzt gedreht: Laut NBL ist der Umsatz von 2,31 auf 2,43 Milliarden N$ (+5%) gestiegen, während der Betriebsgewinn von 451,3 auf 506,5 Millionen N$ (+12%) und der Profit vor Besteuerung von 328,3 auf 395,0 Millionen N$ (+20%) gesteigert werden konnten. Das bereinigte Ergebnis pro Aktie sei von 99,5 auf 125,4 Cents (+26%) gestiegen, für die Dividende pro Aktie wird indes ein Wachstum von 65 auf 71 Cents (+9%) angegeben.
„NBL hat alle Erwartungen übertroffen - und das trotz steigender Aktivitäten der Wettbewerber sowie trotz der Marktvorhersagen und der Volumenverlagerung nach Südafrika“, kommentierte NBL-Hauptgeschäftsführer Wessie van der Westhuizen das Resultat. Grundlage des Wachstums sei neben einer Preiserhöhung der Anstieg der gebrauten Biermenge (alle Marken zusammen) um acht Prozent, was laut van der Westhuizen höher liegt als das organische Wachstum des Marktes (4 bis 6%). Den Gesamt-Bierkonsum in Namibia gab er mit 1,6 Millionen Hektoliter an, woran NBL einen Marktanteil von 85 bis 86% habe.
Tafel ist der Renner
Das Bier „Tafel Lager“ führe die Markenpalette an und sei auf dem heimischen Markt unerreicht, erklärte NBL-Finanzdirektor Graeme Mouton. Für den Export zeichnete er ein differenziertes Bild: Während die Mengen nach Botswana, Mosambik und Sambia rückgängig gewesen seien, habe das Ausfuhrvolumen nach Tansania einen Anstieg gezeigt.
Die Brauerei erwarte, dass der Trend des Vorjahres mit einem einstelligen Wachstum zunächst anhält, sagte Mouton. Große Erwartungen setze man in die Beteiligung an der Sedibeng-Brauerei bei Johannesburg, wo seit mehreren Jahren NBL-Bier unter Lizenz für den südafrikanischen Markt produziert wird. Bereits Ende Juli kündigte NBL an, dass sie den 25-prozentigen Anteil des Getränkegiganten Diageo an dieser Brauerei übernehme. Indes soll der 42,5-prozentige Anteil Diageos an dem südafrikanischen Joint-Venture DHN Drinks aufgelöst werden; die Beteiligung von Heineken steige hier von 42,5 auf 75% und die von NBL von 15 auf 25% (AZ berichtete). Mit diesem neuen Konstrukt sollte man in zwei bis drei Jahren Gewinne erwirtschaften, so Mouton. Wie er weiter mitteilte, habe die Wettbewerbskommission in Namibia dem Deal bereits zugestimmt, während die Entscheidung von der gleichen Behörde in Südafrika in der zwieten Oktoberhälfte erwartet werde.
Bierimport aus Südafrika
Die Brauerei bei Johannesburg könnte noch eine weitere wichtige Rolle spielen, nämlich wenn sich die Wasserknappheit in Namibia verschärft. Dann würde in Südafrika auch Bier für den namibischen Markt gebraut, kündigte NBL-Geschäftsführere von der Westhuizen an. Angesichts der instabilen Wassersituation habe man bereits vor zehn Jahren damit begonnen, den Wasserverbrauch durch Investitionen in technische Modernisierungen zu reduzieren sowie eigene Speicherressourcen zu erweitern.
Sollte das alles nicht reichen, werde die Herstellung (teilweise) nach Südafrika verlagert, denn: „Kein Wasser bedeutet kein Bier - die Alternative wäre, kein Bier zu brauen“, so der Geschäftsführer. Er versicherte auf Nachfrage, dass das NBL-Bier - wie bisher - unabhängig vom Standort stets nach Deutschem Reinheitsgebot gebraut werde.
Anhand von weiteren Zahlen machte van der Westhuizen auf den Stellenwert der Brauerei in der Ökonomie und für den Staat aufmerksam. So habe NBL im vergangenen Jahr rund 139 Millionen N$ an Steuern direkt an den Staat gezahlt. Weitere 975 Millionen N$ seien indirekt (durch Zölle, Mehrwertsteuer usw.) an den Staat gegangen. Der namibische Anteil beim Einkauf (lokal procurement) habe 490 Millionen N$ (37%) betragen, überdies beschäftige die Brauerei 779 Mitarbeiter.
Die beiden letztgenannten Werte sollen mit dem Ausbau des Projekts zum Anbau von Braugerste im Norden des Landers wachsen. Binnen zehn Jahren könnten dort 2000 bis 2500 Jobs geschaffen werden, sagte der NBL-Chef.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen