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Bärenmarktrally bringt Entlastung

"Der Markt war stark überverkauft. Wir haben das Tief getestet, allerdings bin ich überzeugt davon, dass es sich bei dem jüngsten Aufschwung nur um eine Bärenmarktrally handelt. Von einer Trendwende kann noch keine Rede sein", so das Urteil eines Analysten am Freitag. "Es gibt Anzeichen dafür, dass sich das amerikanische Finanzsystem langsam stabilisiert und das hat die Kurse weltweit beflügelt. Auf dem Allshare-Leitindex gibt es einen starken Widerstand bei 22000 Punkten. Bis dieser nicht geknackt wird, gibt es wenig Hoffnung auf einen nachhaltigen Aufschwung." Die Tagesgewinner am Freitag waren die großen Bergbautitel BHP Billiton und Anglo American, die jeweils um 5,4 und 5,9 Prozent zulegten.
Die Meinung, dass die jüngste Rally schon bald an Puste verlieren könnte, teilen viele Marktbeobachter. Zu gravierend seien die Probleme der Weltwirtschaft und zu schlecht die Verfassung des Finanzsystems. Der Welthandel werde den stärksten Rückgang seit 80 Jahren erleben, sagt die Weltbank. Auch die Zahlen zum Schaden auf den Finanzmärkten werden immer größer. Vorläufiger Höhepunkt: Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) brachte laut Spiegel Anfang der Woche eine Studie heraus, wonach bislang weltweit Vermögenswerte in Höhe von nicht weniger als 50 Billionen US-Dollar vernichtet wurden.
"Bei der Bewertung der Aktienrally, die durch eine stark überverkaufte Verfassung des Marktes begünstigt wurde, ist Vorsicht angebracht. Es ist äußerst ungewiss, ob die Märkte ihre Avancen noch in nennenswertem Umfang ausbauen können. Gänzlich vermessen wäre es, bereits jetzt die große Trendwende auszurufen. Dafür kommen auf die Marktteilnehmer noch zu viele Belastungen zu", so ein aktueller Kommentar der Börsenzeitung. Argumente, die für eine vorübergehende stärkere Aufwärtsbewegung sprechen, sind allerdings durchaus vorhanden. So könnten die Anleger eine Zeit lang auf die Auswirkungen der groß angelegten weltweiten monetären und fiskalischen Hilfsmaßnahmen setzen. Zudem könnten weitere Eindeckungen die Notierungen in nächster Zeit noch nach oben treiben. Die Investoren verfügen darüber hinaus über hohe Liquiditätsbestände. Vor diesem Hintergrund werden unter Umständen weitere Umschichtungen aus defensiven in zyklische Sektoren bei Letzteren für erheblichen Auftrieb sorgen. ,,Letztlich muss jedoch davon ausgegangen werden, dass auch diese Bewegung nichts anderes als eine weitere Bärenmarktrally sein wird", so die Börsenzeitung.
Einige Analysten bemühen immer wieder die Große Depression der dreißiger Jahre als Vergleich zur derzeitigen Wirtschaftslage. Es gibt hier jedoch entscheidende Unterschiede. So fiel das amerikanische Bruttosozialprodukt zwischen 1929 und 1933 um 45,3 Prozent, ein eher unwahrscheinliches Szenario im gegenwärtigen Kontext. Milliardenschweren Konjunkturprogramme, niedrige Zinsen in den Industriestaaten, stark gefallene Rohstoffpreise und relativ stabiler Konsum könnten den Impuls dazu geben, dass die Krise weniger heftig ausfallen wird als es die Untergangspropheten prognostizieren.
Die Erfahrung zeigt, dass sich die Börsen sechs bis neun Monate vor dem Ende einer Wirtschaftskrise wieder erholen. Der Aktienmarkt ist ein wichtiger Frühindikator. Anders gesagt: Der Aktienmarkt eilt der Wirtschaft voraus und nicht umgekehrt. Zurzeit weiß niemand, wann dieser Indikator Entwarnung geben wird, einige Marktteilnehmer spekulieren allerdings auf das dritte Quartal dieses Jahres.
Die wichtigsten US-Aktienindizes haben am Freitag einen schwankungsfreudigen Handel schließlich mit leichten Gewinnen beendet. Der Dow Jones legte um 0,75 Prozent auf 7223 Zähler zu (dpa).


Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-30

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