Briefe 1893 - 1904
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Hier ein Auszug aus den Schilderungen von W. A. Groeg im Hannoverschen Anzeiger, in einer Serie „Kaukoutji – Die Geschichte einer Flucht im Hererokrieg 1904”, erschienen 1934. Dieser Auszug erschien in der 1. Fortsetzung vom 24. Juli 1934.
„Weihnachten 1903 stand vor der Tür. An nichts hatten sich die Schwarzen so schnell gewöhnt wie an das Christfest der Deutschen. Gab es doch Geschenke und doppelte Rationen für jeden einzelnen von ihnen, der im Dienste eines Weißen stand.
Ich revidierte die Vorräte, Tabak und Zucker gingen zur Neige. Für uns reichten sie wohl noch aus, aber die fünfzig Wächter und Arbeiter, die Melkfrauen und Hausmädchen mußten zum Fest Extraportionen erhalten. Es blieb nichts anderes übrig, als noch etwas einzukaufen. Aber wo? Ich beriet mit Kaukoutji und Jonathan. Beide hielten es für das Beste, wenn ich selbst mit Packtieren nach Waterberg ritte. Sie wollten beide treu über Farm und Werft wachen.
So machte ich mich denn am 21. Dezember früh auf und ritt mit meinem guten Joel und einem Packpferd die 50 Kilometer bis nach Hamakari. Das ist eine etwa 15 Kilometer vom Waterberg gelegene Werft der Hereros, auf der die beiden Deutschen Leinhos & Warncke eine Handelsniederlassung betrieben.
Beide rieten mir, gar nicht erst nach Waterberg zu reiten, da dort alle Vorräte ausverkauft seien. Die Hereros teilten immer noch das Erbe des alten Kapitäns [Häuptling] Kambazembi; täglich gab es Streitigkeiten, die oft zu schlimmem Krach und Drohungen führten – und allabendlich große Gelage.
Es hatte auch schon Differenzen mit der Polizei und den ansässigen Weißen gegeben – junge, von Zuckerbier trunkene Burschen hatten randaliert, da man ihnen keinen Alkohol verkaufen wollte – die aber bisher stets durch den energischen Sergeanten Rademacher gemeinsam mit den Häuptlingen beigelegt und bestraft wurden.
Hier in Hamakari war soeben die Weihnachtskarre mit Post und Waren durchgekommen und so konnte ich bei Leinhos & Warncke Zucker, Tabak, Stoffe und einige Geschenke für die Leute, für Kaukoutji, Jonathan und Joel bekommen.
Wir hatten mit dem Packpferd noch einen kleinen Kaffernjunge mitgenommen. Der wurde hier schon am ersten Tage ganz ängstlich und bat mich immer wieder, nicht nach Waterberg zu reiten, da die Hereros „banja quai”, d.h. in sehr erregter Stimmung seien.
Mir lag selbst daran, so schnell wie möglich wieder nach Hause zu kommen. Ich beschloß, gleich am nächsten Morgen den Heimweg anzutreten, und spielte an diesem Abend nach langer Zeit wieder einmal einen Skat mit den beiden Freunden.
Bei kühlem deutschen Flaschenbier besprachen wir auch die Lage. Beide waren der Meinung, daß es bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Stämmen geben könne. Sie hatten ihr ganzes Vieh bereits in den nördlich gelegenen Bezirk Grootfontein treiben lassen, wo es bei einem befreundeten Farmer vor Viehdieben sicher schien. Sie machten kein Hehl daraus, daß ich auf Melis Farm mit ständigen Viehdiebstählen in dieser unruhigen Zeit rechnen müsse, wenn die Regierung nicht schnell eine Kompanie der Schutztruppe zur Beruhigung nach Okahandja, Omaruru oder Otjiwarongo lege. Daß sich aber die Feindseligkeiten gegen die Weißen richten könnten, glaubten auch sie nicht.”
Brief vom Auswärtigen Amt, Kolonial-Abteilung, datiert 12. Mai 1904 an Paul Warncke zum Tod seines Bruders Hans:
Auswärtiges Amt Kolonialabteilung
An Herrn Dr. med. Paul Warncke
Das kaiserliche Gouvernement in Windhoek ist auf Ihre Anfrage telegraphisch um Auskunft über Ihren Bruder ersucht worden. Nach einem soeben hier eingegangenen Drahtbericht ist Genannter ebenso wie die Kaufleute Dewald (Debald) und Reinecke bei Waterberg den Aufständischen zum Opfer gefallen. Ich darf bitten, von Vorstehendem Ihrem Herrn Vater Kenntnis zu geben. Zu dem schweren Verluste spreche ich Ihnen mein aufrichtigstes Beileid aus.
Im Auftrage
Hellwig
„Weihnachten 1903 stand vor der Tür. An nichts hatten sich die Schwarzen so schnell gewöhnt wie an das Christfest der Deutschen. Gab es doch Geschenke und doppelte Rationen für jeden einzelnen von ihnen, der im Dienste eines Weißen stand.
Ich revidierte die Vorräte, Tabak und Zucker gingen zur Neige. Für uns reichten sie wohl noch aus, aber die fünfzig Wächter und Arbeiter, die Melkfrauen und Hausmädchen mußten zum Fest Extraportionen erhalten. Es blieb nichts anderes übrig, als noch etwas einzukaufen. Aber wo? Ich beriet mit Kaukoutji und Jonathan. Beide hielten es für das Beste, wenn ich selbst mit Packtieren nach Waterberg ritte. Sie wollten beide treu über Farm und Werft wachen.
So machte ich mich denn am 21. Dezember früh auf und ritt mit meinem guten Joel und einem Packpferd die 50 Kilometer bis nach Hamakari. Das ist eine etwa 15 Kilometer vom Waterberg gelegene Werft der Hereros, auf der die beiden Deutschen Leinhos & Warncke eine Handelsniederlassung betrieben.
Beide rieten mir, gar nicht erst nach Waterberg zu reiten, da dort alle Vorräte ausverkauft seien. Die Hereros teilten immer noch das Erbe des alten Kapitäns [Häuptling] Kambazembi; täglich gab es Streitigkeiten, die oft zu schlimmem Krach und Drohungen führten – und allabendlich große Gelage.
Es hatte auch schon Differenzen mit der Polizei und den ansässigen Weißen gegeben – junge, von Zuckerbier trunkene Burschen hatten randaliert, da man ihnen keinen Alkohol verkaufen wollte – die aber bisher stets durch den energischen Sergeanten Rademacher gemeinsam mit den Häuptlingen beigelegt und bestraft wurden.
Hier in Hamakari war soeben die Weihnachtskarre mit Post und Waren durchgekommen und so konnte ich bei Leinhos & Warncke Zucker, Tabak, Stoffe und einige Geschenke für die Leute, für Kaukoutji, Jonathan und Joel bekommen.
Wir hatten mit dem Packpferd noch einen kleinen Kaffernjunge mitgenommen. Der wurde hier schon am ersten Tage ganz ängstlich und bat mich immer wieder, nicht nach Waterberg zu reiten, da die Hereros „banja quai”, d.h. in sehr erregter Stimmung seien.
Mir lag selbst daran, so schnell wie möglich wieder nach Hause zu kommen. Ich beschloß, gleich am nächsten Morgen den Heimweg anzutreten, und spielte an diesem Abend nach langer Zeit wieder einmal einen Skat mit den beiden Freunden.
Bei kühlem deutschen Flaschenbier besprachen wir auch die Lage. Beide waren der Meinung, daß es bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Stämmen geben könne. Sie hatten ihr ganzes Vieh bereits in den nördlich gelegenen Bezirk Grootfontein treiben lassen, wo es bei einem befreundeten Farmer vor Viehdieben sicher schien. Sie machten kein Hehl daraus, daß ich auf Melis Farm mit ständigen Viehdiebstählen in dieser unruhigen Zeit rechnen müsse, wenn die Regierung nicht schnell eine Kompanie der Schutztruppe zur Beruhigung nach Okahandja, Omaruru oder Otjiwarongo lege. Daß sich aber die Feindseligkeiten gegen die Weißen richten könnten, glaubten auch sie nicht.”
Brief vom Auswärtigen Amt, Kolonial-Abteilung, datiert 12. Mai 1904 an Paul Warncke zum Tod seines Bruders Hans:
Auswärtiges Amt Kolonialabteilung
An Herrn Dr. med. Paul Warncke
Das kaiserliche Gouvernement in Windhoek ist auf Ihre Anfrage telegraphisch um Auskunft über Ihren Bruder ersucht worden. Nach einem soeben hier eingegangenen Drahtbericht ist Genannter ebenso wie die Kaufleute Dewald (Debald) und Reinecke bei Waterberg den Aufständischen zum Opfer gefallen. Ich darf bitten, von Vorstehendem Ihrem Herrn Vater Kenntnis zu geben. Zu dem schweren Verluste spreche ich Ihnen mein aufrichtigstes Beileid aus.
Im Auftrage
Hellwig
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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