Briefe 1893 - 1904 (38. Brief)
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Otjimbingue, den 6. Januar 1900
Liebe Eltern!
Weihnachten und Neujahr ist vorüber. Ich habe Neujahr hier auf Otjimbingue gefeiert. Weihnachten war ich unterwegs von Swakopmund, stand am Heiligen Abend und Feiertag auf Onanis, holte mir eine Flasche Rotwein aus dem Kasten und machte mir eine Bowle. Dabei dachte ich an euch Lieben in Deutschland. Ich hatte wenigstens noch am Morgen des Heiligen Abends die Freude gehabt, einen Weihnachtsbraten zu schießen, nämlich einen großen Springbock, was für meine Leute natürlich auch Anlaß zur Freude war, die durch den Genuß einer von mir gespendeten Flasche Schnaps seinen Höhepunkt erreichte. Ich war nach Nonidas über Tinkas-Onanis gefahren, um eine Fracht Handelsgut zu holen und hatte die Sachen von Mund nach Nonidas mit der Bahn befördern lassen. Der Weg hat bis kurz vor Usap Gras. Auf Nonidas ist auch viel Rivierkost, da kein Vieh mehr dort steht. Auf Jakkelswater ist es jetzt schlecht, um zu stehen. Trinkwasser ist nicht da, der Frachtfahrer muß seine Ochsen circa 7 Stunden nach dem Swakop schicken, nämlich nach Dinptal, da auf Salem und Nabas sehr wenig Futter ist. Und dann die langsame Beförderung der Sachen, die unterwegs tagelang umherliegen, ehe sie nach Jakkelswater kommen. Und die Unkosten, die man hat auf Jakkelswater selbst, dann auf der Reise, dann unten! Als ich meine Fracht besorgt hatte und wieder fort fuhr, lud gerade der Leutwein aus und es kamen Leute vom Kap, die vom Burenkrieg erzählten und wie hoffnungslos die Lage der Engländer sei. Unter den hiesigen Buren herrscht natürlich kolossale Freude. Hier in Otjimbingue lasse ich jetzt auf den alten Wagen einen Bock mit Halbzelt machen, was circa 500 Mark kostet. Der Wagenboden war noch gut, aber die Leitern sind hin. Ich will jetzt ins Damaraland, doch mache ich mir keine zu großen Hoffnungen, da dort auch im Handeln die Konkurrenz sehr groß ist, sondern schlage es auf die Zeit; sehe mir gleichzeitig oben zwischen Omaruru und Outjo die zu verkaufenden Farmen an und ob dort irgendwo noch etwas mit Handel auf dem Platz zu machen ist. Dann hätte ich Lust, im Fall ich eine Farm kaufe, gleich einen kleinen Store mit Tauschsachen mit den Eingeborenen anzufangen, wenn ich von euch den besprochenen Kredit erhalte. Doch muß ich erst alles prüfen dort oben, denn bei Gobabis kenne ich die Gegend und die Verhältnisse, es gefällt mir dort auch gut, nur daß Gobabis sehr weit von der Küste liegt, wogegen oben nach Omaruru die Bahn verkehrt und Verdienst bringen wird, voraussichtlich! Omaruru soll überhaupt jetzt kolossal gewachsen sein. Im Allgemeinen sollen jetzt die Zustände im Lande sehr schlecht sein, der Verdienst gering, Löhne schlecht, Vieh und Ochsen teuer. Doch wird ja durch die Bauten der Regierung und der Bahn immerhin eine Masse Arbeit unter die Leute gebracht.
Unten in Keetmanshoop sind jetzt englische Händler gewesen, die alles von Zugochsen, was da ist, aufgekauft haben, pro Ochse 25 Pfund (500 Mark). Es ist eine Depesche von der Regierung gekommen, daß in Indien Aufstand ausgebrochen ist. Dann wird es für die Engländer schlecht werden.
Oben bei Windhoek hat es schon lange geregnet und es ist grünes Gras. Doch von hieraus nach unten hat es sehr wenig geregnet.
Soeben denke ich daran, daß morgen mein Geburtstag ist. Ich denke, Montag wegzufahren und werde wohl vor 3 Monaten nicht wieder kommen.
Hoffentlich habt ihr Lieben zu Hause in Gesundheit ein fröhliches Fest gefeiert. Ich schreibe einen Brief an Paul, und da ich seine Adresse nicht weiß, schicke ich den Brief an euch und ihr befördert ihn zu Paul. Nun grüßt alle Geschwister, Bekannten und Verwandten und lebt wohl
In herzlicher Liebe
Euer Hans
N.B. Bei der Bahn sind jetzt von 24 Maschinen nur 4, welche nicht entzwei sind, man denke!
Liebe Eltern!
Weihnachten und Neujahr ist vorüber. Ich habe Neujahr hier auf Otjimbingue gefeiert. Weihnachten war ich unterwegs von Swakopmund, stand am Heiligen Abend und Feiertag auf Onanis, holte mir eine Flasche Rotwein aus dem Kasten und machte mir eine Bowle. Dabei dachte ich an euch Lieben in Deutschland. Ich hatte wenigstens noch am Morgen des Heiligen Abends die Freude gehabt, einen Weihnachtsbraten zu schießen, nämlich einen großen Springbock, was für meine Leute natürlich auch Anlaß zur Freude war, die durch den Genuß einer von mir gespendeten Flasche Schnaps seinen Höhepunkt erreichte. Ich war nach Nonidas über Tinkas-Onanis gefahren, um eine Fracht Handelsgut zu holen und hatte die Sachen von Mund nach Nonidas mit der Bahn befördern lassen. Der Weg hat bis kurz vor Usap Gras. Auf Nonidas ist auch viel Rivierkost, da kein Vieh mehr dort steht. Auf Jakkelswater ist es jetzt schlecht, um zu stehen. Trinkwasser ist nicht da, der Frachtfahrer muß seine Ochsen circa 7 Stunden nach dem Swakop schicken, nämlich nach Dinptal, da auf Salem und Nabas sehr wenig Futter ist. Und dann die langsame Beförderung der Sachen, die unterwegs tagelang umherliegen, ehe sie nach Jakkelswater kommen. Und die Unkosten, die man hat auf Jakkelswater selbst, dann auf der Reise, dann unten! Als ich meine Fracht besorgt hatte und wieder fort fuhr, lud gerade der Leutwein aus und es kamen Leute vom Kap, die vom Burenkrieg erzählten und wie hoffnungslos die Lage der Engländer sei. Unter den hiesigen Buren herrscht natürlich kolossale Freude. Hier in Otjimbingue lasse ich jetzt auf den alten Wagen einen Bock mit Halbzelt machen, was circa 500 Mark kostet. Der Wagenboden war noch gut, aber die Leitern sind hin. Ich will jetzt ins Damaraland, doch mache ich mir keine zu großen Hoffnungen, da dort auch im Handeln die Konkurrenz sehr groß ist, sondern schlage es auf die Zeit; sehe mir gleichzeitig oben zwischen Omaruru und Outjo die zu verkaufenden Farmen an und ob dort irgendwo noch etwas mit Handel auf dem Platz zu machen ist. Dann hätte ich Lust, im Fall ich eine Farm kaufe, gleich einen kleinen Store mit Tauschsachen mit den Eingeborenen anzufangen, wenn ich von euch den besprochenen Kredit erhalte. Doch muß ich erst alles prüfen dort oben, denn bei Gobabis kenne ich die Gegend und die Verhältnisse, es gefällt mir dort auch gut, nur daß Gobabis sehr weit von der Küste liegt, wogegen oben nach Omaruru die Bahn verkehrt und Verdienst bringen wird, voraussichtlich! Omaruru soll überhaupt jetzt kolossal gewachsen sein. Im Allgemeinen sollen jetzt die Zustände im Lande sehr schlecht sein, der Verdienst gering, Löhne schlecht, Vieh und Ochsen teuer. Doch wird ja durch die Bauten der Regierung und der Bahn immerhin eine Masse Arbeit unter die Leute gebracht.
Unten in Keetmanshoop sind jetzt englische Händler gewesen, die alles von Zugochsen, was da ist, aufgekauft haben, pro Ochse 25 Pfund (500 Mark). Es ist eine Depesche von der Regierung gekommen, daß in Indien Aufstand ausgebrochen ist. Dann wird es für die Engländer schlecht werden.
Oben bei Windhoek hat es schon lange geregnet und es ist grünes Gras. Doch von hieraus nach unten hat es sehr wenig geregnet.
Soeben denke ich daran, daß morgen mein Geburtstag ist. Ich denke, Montag wegzufahren und werde wohl vor 3 Monaten nicht wieder kommen.
Hoffentlich habt ihr Lieben zu Hause in Gesundheit ein fröhliches Fest gefeiert. Ich schreibe einen Brief an Paul, und da ich seine Adresse nicht weiß, schicke ich den Brief an euch und ihr befördert ihn zu Paul. Nun grüßt alle Geschwister, Bekannten und Verwandten und lebt wohl
In herzlicher Liebe
Euer Hans
N.B. Bei der Bahn sind jetzt von 24 Maschinen nur 4, welche nicht entzwei sind, man denke!
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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