Briefe 1893 - 1904 (57. und 58. Brief, Teil 1/2)
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Hans Warncke, Sohn von Pastor Wilhelm Warncke, wurde am 7. Januar 1871 in Neustrelitz geboren und starb am 14. Januar 1904 auf Hamakari. Er war der Großonkel von Dagmar Zumbrunn-Warncke, die zusammen mit ihren Geschwistern und Schwager das Buch „Briefe 1893 - 1904“ zusammenstellte und durch den Kuiseb-Verlag publizierte. Auf den kommenden Seiten von WAZon Geschichte(n) werden diese Briefe veröffentlicht.
Hamakari, den 10. Oktober 1902
Lieber Vater!
In aller Eile einige Worte!
Ich habe die letzte Zeit am Haus gearbeitet. Morgen früh will ich einspannen nach Karibib. Werde bestimmt Geld schicken, wenn auch bloß etwa 800 Mark. Aber ich hoffe jetzt bestimmt, daß die Ausfuhr von Vieh beginnt, und daß für den Händler bessere Zeiten kommen.
Von Karibib schreibe ich.
Herzlichen Gruß an Mutti und die Geschwister
Dein Hans
P.S. Habe alle Hände voll zu tun. Deshalb entschuldige die wenigen Zeilen.
P.S. Nehme etwa 4 000 Mark Zeug mit runter. 300 Mark Bargeld habe ich auch schon.
Angekommen 24. Februar 1903 Hamakari, den 11. Dezember 1902
Lieber Vater!
Soeben habe ich deine 2 Briefe erhalten vom 29.8. und vom 10.9., sowie Elses Brief mit der Photographie ihrer Kinder. Ich bin vor ein paar Tagen von Karibib gekommen und fand die Briefe hier auf Waterberg lagernd vor. Die Sendung, die Zweite, habe ich in Karibib in Empfang genommen. Ich habe jetzt 700 Mark Bargeld hier liegen. 300 Mark bekomme ich in etwa 1-2 Monaten von einem Bekannten, an den ich Milchkühe verkauft habe. Dann schicke ich das Geld sofort ein. Die Cordhosen sind zum Teil sehr schwach. Die Probehose, die jetzt mit retour kam, war doch stärker. Die Hemden sind gut. Die Umschlagtücher sind zur Hälfte gut, die andere Hälfte aber, glaube ich nicht, daß ich sie verkauft kriege. Es sind die reinen Lappen. Da hat man dich mit angeschmiert. Die können unmöglich so viel Geld kosten. Die Drillanzüge sind gut, die Jacken sind aber nur mit einer Tasche oben, ich wollte zwei! Die Emaillesachen sind gut. Die Hüte zum Teil gut, zum Teil schlecht. Das liegt aber am Geschmack der Hereros. Die Decken sind aber schlechter, nicht die damals mit der 1. Sendung geschickte schöne, graue Decke. Schicke von diesen ganzen Sachen keine wieder, lieber Vater. Wenn ich, nachdem ich das Geld geschickt, noch etwas haben will und du es noch besorgen willst, so will ich wieder Frauenzeug, Pfeifen, Tücher, Seife, (so wie die erste Sendung) bestellen. Das war damals alles gut und preiswürdig. Diese 2. Sendung ist zu teuer. Denn hier kosten gute, starke Cordhosen 9 Mark. Nur die Hüte, die Emaillesachen sind preiswert. Ein genau solcher Drillanzug, wie du mir jetzt geschickt hast, kostet hier (wo es ab Deutschland 7 und 8 Mark kostet) 10 Mark. Ist das im Verhältnis? Wo noch Zoll draufkommt! Sonst ist aber weiter nichts verloren. Ich fürchte nur, die schwachen Umschlagtücher und auch die Cordhosen, die sehr schwach sind, werde ich nicht verkaufen können. Die erste Sorte Hosen, die 6,30 pro Stück kostet, sind gut und entsprechen der Musterhose. Aber die andere ist Schund. Die Hosen, welche auf 5,20 kommen, werde ich noch verkaufen können, aber die Sorte, die 4,70 kostet, o weh! Die kauft keiner mir ab.
Export von Vieh nach Kapstadt wird noch nicht betrieben. Die Regierung tut nichts und die Groß-Storeleute [Großhändler] auch nicht. Die Regierung kauft von Privatleuten kein Vieh. Die 700 Mark, die ich bar hier habe, habe ich für 1 Pferd bekommen, das ich mit Ochsen (oder vielmehr Kälbern) gekauft hatte. Wenn du etwas tun wolltest, lieber Vater, könntest du einen Probeschuh schicken, von der Sorte, von der du schreibst, die billig wären. Sonst, wenn ich den Schuh vorher nicht gesehen habe, riskiere ich nicht, welche schicken zu lassen. Lieber Vater, ich weiß, du hast viel Opfer und Mühe, um mir die Sachen besorgen zu können und jetzt noch den Verdruß, daß diese Sendung nicht nach Wunsch ausgefallen ist. Ich kann dir nicht genug für alle deine Mühe danken, aber gerade deshalb, wenn du denkst, daß es dir zu viel ist, dann schreibe nur und dann lassen wir es lieber mit den ferneren Sendungen. Das Geld für die erste Sendung schicke ich bestimmt, sowie ich die 300 Mark bekomme. Es ist ja ein Elend mit dem Bargeld hier, aber wir hoffen immer.
Der Vorschlag, den du mir gemacht hast, betreff Viehlieferung nach Südafrika, ist gar nicht so übel. Ich befürchte nur, nicht genügend Händler zusammen zu bekommen, da dieselben meist in den Händen der Stores [Ladenbesitzer] sind. Und ich allein kann es nicht machen, wenn der betreffende Käufer in Kapstadt extra ein Schiff chartern müsste und deshalb schon eine große Menge Vieh geliefert werden müsste. Ich werde auf jeden Fall an ihn schreiben.
Hans Warncke, Sohn von Pastor Wilhelm Warncke, wurde am 7. Januar 1871 in Neustrelitz geboren und starb am 14. Januar 1904 auf Hamakari. Er war der Großonkel von Dagmar Zumbrunn-Warncke, die zusammen mit ihren Geschwistern und Schwager das Buch „Briefe 1893 - 1904“ zusammenstellte und durch den Kuiseb-Verlag publizierte. Auf den kommenden Seiten von WAZon Geschichte(n) werden diese Briefe veröffentlicht.
Hamakari, den 10. Oktober 1902
Lieber Vater!
In aller Eile einige Worte!
Ich habe die letzte Zeit am Haus gearbeitet. Morgen früh will ich einspannen nach Karibib. Werde bestimmt Geld schicken, wenn auch bloß etwa 800 Mark. Aber ich hoffe jetzt bestimmt, daß die Ausfuhr von Vieh beginnt, und daß für den Händler bessere Zeiten kommen.
Von Karibib schreibe ich.
Herzlichen Gruß an Mutti und die Geschwister
Dein Hans
P.S. Habe alle Hände voll zu tun. Deshalb entschuldige die wenigen Zeilen.
P.S. Nehme etwa 4 000 Mark Zeug mit runter. 300 Mark Bargeld habe ich auch schon.
Angekommen 24. Februar 1903 Hamakari, den 11. Dezember 1902
Lieber Vater!
Soeben habe ich deine 2 Briefe erhalten vom 29.8. und vom 10.9., sowie Elses Brief mit der Photographie ihrer Kinder. Ich bin vor ein paar Tagen von Karibib gekommen und fand die Briefe hier auf Waterberg lagernd vor. Die Sendung, die Zweite, habe ich in Karibib in Empfang genommen. Ich habe jetzt 700 Mark Bargeld hier liegen. 300 Mark bekomme ich in etwa 1-2 Monaten von einem Bekannten, an den ich Milchkühe verkauft habe. Dann schicke ich das Geld sofort ein. Die Cordhosen sind zum Teil sehr schwach. Die Probehose, die jetzt mit retour kam, war doch stärker. Die Hemden sind gut. Die Umschlagtücher sind zur Hälfte gut, die andere Hälfte aber, glaube ich nicht, daß ich sie verkauft kriege. Es sind die reinen Lappen. Da hat man dich mit angeschmiert. Die können unmöglich so viel Geld kosten. Die Drillanzüge sind gut, die Jacken sind aber nur mit einer Tasche oben, ich wollte zwei! Die Emaillesachen sind gut. Die Hüte zum Teil gut, zum Teil schlecht. Das liegt aber am Geschmack der Hereros. Die Decken sind aber schlechter, nicht die damals mit der 1. Sendung geschickte schöne, graue Decke. Schicke von diesen ganzen Sachen keine wieder, lieber Vater. Wenn ich, nachdem ich das Geld geschickt, noch etwas haben will und du es noch besorgen willst, so will ich wieder Frauenzeug, Pfeifen, Tücher, Seife, (so wie die erste Sendung) bestellen. Das war damals alles gut und preiswürdig. Diese 2. Sendung ist zu teuer. Denn hier kosten gute, starke Cordhosen 9 Mark. Nur die Hüte, die Emaillesachen sind preiswert. Ein genau solcher Drillanzug, wie du mir jetzt geschickt hast, kostet hier (wo es ab Deutschland 7 und 8 Mark kostet) 10 Mark. Ist das im Verhältnis? Wo noch Zoll draufkommt! Sonst ist aber weiter nichts verloren. Ich fürchte nur, die schwachen Umschlagtücher und auch die Cordhosen, die sehr schwach sind, werde ich nicht verkaufen können. Die erste Sorte Hosen, die 6,30 pro Stück kostet, sind gut und entsprechen der Musterhose. Aber die andere ist Schund. Die Hosen, welche auf 5,20 kommen, werde ich noch verkaufen können, aber die Sorte, die 4,70 kostet, o weh! Die kauft keiner mir ab.
Export von Vieh nach Kapstadt wird noch nicht betrieben. Die Regierung tut nichts und die Groß-Storeleute [Großhändler] auch nicht. Die Regierung kauft von Privatleuten kein Vieh. Die 700 Mark, die ich bar hier habe, habe ich für 1 Pferd bekommen, das ich mit Ochsen (oder vielmehr Kälbern) gekauft hatte. Wenn du etwas tun wolltest, lieber Vater, könntest du einen Probeschuh schicken, von der Sorte, von der du schreibst, die billig wären. Sonst, wenn ich den Schuh vorher nicht gesehen habe, riskiere ich nicht, welche schicken zu lassen. Lieber Vater, ich weiß, du hast viel Opfer und Mühe, um mir die Sachen besorgen zu können und jetzt noch den Verdruß, daß diese Sendung nicht nach Wunsch ausgefallen ist. Ich kann dir nicht genug für alle deine Mühe danken, aber gerade deshalb, wenn du denkst, daß es dir zu viel ist, dann schreibe nur und dann lassen wir es lieber mit den ferneren Sendungen. Das Geld für die erste Sendung schicke ich bestimmt, sowie ich die 300 Mark bekomme. Es ist ja ein Elend mit dem Bargeld hier, aber wir hoffen immer.
Der Vorschlag, den du mir gemacht hast, betreff Viehlieferung nach Südafrika, ist gar nicht so übel. Ich befürchte nur, nicht genügend Händler zusammen zu bekommen, da dieselben meist in den Händen der Stores [Ladenbesitzer] sind. Und ich allein kann es nicht machen, wenn der betreffende Käufer in Kapstadt extra ein Schiff chartern müsste und deshalb schon eine große Menge Vieh geliefert werden müsste. Ich werde auf jeden Fall an ihn schreiben.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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