Briefe 1893 - 1904 (IX Brief, Teil 1 / 4)
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Liebe Eltern!
Wieder habe ich eine Post überschlagen, aber ich konnte wirklich nicht, da ich auf der Reise war und die Post nicht traf und auch sonst keine Gelegenheit nach Walfischbai hatte. Seit fast 14 Tagen bin ich wieder hier und habe mich jetzt ordentlich eingerichtet. Fast 6 Wochen bin ich unterwegs gewesen. Meine Sachen habe ich alle erhalten und zwar unbeschädigt. Wäre ich nicht nach dem Mund gereist, ich hätte sie niemals erhalten, denn die Verwaltung ist graulich. Jetzt endlich habe ich auch die Briefe, die in den Kisten waren, erhalten. Das kleine Paket und die Kiste, die ihr nach Kanakondis adressiert hattet, die alle beide in der Bai gelandet sind, habe ich bei meiner jetzigen Ankunft in Windhoek erhalten, indem sie durch Sichel, an den ich mich gewandt hatte, hierher befördert waren. In Mund habe ich meine alten Sachen und die 2 neuen Kisten erhalten, in Salem auch meine Sachen unversehrt. Wie habe ich mich zu den Weihnachtssachen gefreut, wie innig danke ich euch für alles. Bezahlen will ich es gern, aber augenblicklich möchte ich noch um Aufschub bitten, da die Fracht und die Reise mir viel gekostet hat, und die 500 Mark, die ich noch habe, habe ich Herrn Wilke überlassen, da sie bei dem am besten aufgehoben sind und ich eine Kündigung von 2 Monaten ausgemacht habe. Indes werde ich das Geld schicken, wenn Prengel und ich das andere Geld für den Wagen schicken, so kann alles zusammen kommen, das wäre einfacher. An Mertens & Sichel [Siedlungsgesellschaft, Bank, Geldverleih in Walfischbai, gegründet 1885] möchte ich es jetzt noch nicht anweisen, da sie mir die 200 Mark erst vor kurzem ausgezahlt haben und das einen zu komischen Eindruck machen würde. Wenn wir noch Fracht fahren, dann hoffe ich, später mehr nach Haus zu schicken, aber jetzt zuerst, lieber Vater, das wirst du einsehen, habe ich das Geld zum Ochsenkaufen so nötig und auch meine Tauschsachen kann ich hier auf dem Platz schlecht verwerten, und nur, wenn wir den Wagen haben, dann kann ich sie gut verhandeln, da man dann ins Feld unter die Eingeborenen fahren kann. Du zu Hause hast Kredit, mir als Anfänger und fremd hier im Lande, leiht niemand etwas! Prengel hat hier einen Brief eingelegt, den du dann Herrn Franke übersenden kannst mit der Bitte, dir die 700 Mark zu senden. Prengel hat auch an ihn geschrieben und bemerkt, du würdest Franke noch eine Anweisung, von Prengel ausgestellt, schicken.
Ungern bin ich nach Swakopmund gegangen, 200 Mark hat die Fracht, 100 Mark die Reise gekostet. Allein, hätte ich die Sachen liegengelassen, sie wären verdorben. Die Kiste, die mit der Schifffahrtslinie „Kurt Woermann” gekommen ist, worin die Weihnachtssachen, war naß vom Seewasser beim Landen, hätte sie dort gelegen, alles wäre verdorben. Das die nach Kanakondis geschickte Kiste nicht nass geworden ist, liegt daran, daß sie in Walfischbai gelandet, denn dort wird nichts naß. Und ich denke, später noch viel aus den Sachen herauszuschlagen, wenn wir erst den Wagen haben.
Und dass Prengel und ich zu lange warten, hat keinen Zweck, denn jetzt ist noch die Zeit, wo Bedarf für Wagen und Schmiedearbeit ist. Wenn erst mehr Leute kommen, dann werden die Preise herunter gehen. Man muß sehen, festen Grund unter den Füßen zu kriegen, dann geht es besser, als wenn man nur Geld spart und nichts dafür anfängt. Aber bis zum Mai ungefähr, denke ich, arbeiten wir noch so, bis der Wagen kommt. Daß ich mir ein Häuschen gebaut, habe ich wohl schon im vorigen Brief geschrieben, aus Felsklippen. Jetzt habe ich es erhöht und eine Tür hineingemacht und es innen mit den weißen Laken zugehängt, sodaß die Wände sauber sind. An der der Tür gegenüberliegenden Wand, hängen meine Gewehre, Pfeifen, Revolver, Jagdmesser, Jagdbilder (von Paul) und der Spruch von Tante Minna. An den anderen Wänden hängen die Anzüge, Hüte usw.
Ich arbeite jetzt am Lazarett, das etwa 200 Schritt von Tünschel und Wilkes Haus entfernt ist. Wir sind jetzt schon stramm in der Regenzeit und es gibt fast jeden Tag einen Gewitterregen. Dann arbeiten wir in dem Teil des Lazaretts, das schon gedeckt ist, wo die Zwischenmauern noch hoch müssen und alles geputzt werden muß.
Euren Brief vom 18.10. habe ich am 3. Dezember erhalten. Aber jetzt will ich erst von meiner Reise erzählen. Also nachdem alle meine Bemühungen, einen Frachtfahrer zu bewegen, meine Sachen mit hinaufzubringen, vergebens gewesen waren, entschloß ich mich, selbst hinunter zu gehen, denn Kleidung, Schuhzeug und andere Bedürfnisse hatten mir schon genug gekostet und wäre ich noch länger auf Windhoek geblieben, ich hätte mindestens 100 Mark für allerhand Trödel ausgeben müssen. (1 Arbeitshose 16 Mark, 1 Hut 9 M., 2 Hemden 20 M., 1 Paar Schuhe 16 M., 1 Jackett 25-30 M.) ferner allerhand Kleinigkeiten wie Wasch- und Toilettenseife, Handtuch, Taschentuch, Messer (mein eines ist kaputt, mache es aber jetzt wieder in Ordnung), Strümpfe, Lichter, Schwefelhölzer, Nadel, Faden, Knöpfe, Briefpapier, (was alles sehr teuer, z.B. ein Paket Streichhölzer 1 Mark). Aber doch hätte ich gerne die Reisekosten erspart, hätte ich gewiß gewußt, daß ich die Sachen erhielte. Ich hatte 20-22 Mark für den Zentner geboten (sonst 18 jetzt), aber keiner wollte die Verantwortlichkeit für meine Munition übernehmen und das Versprechen geben, alles zusammenzusuchen, denn es ist nicht unten, wo alles am Mund liegt, die Kisten zu finden und dann sie auf den Strand hinauszuschaffen, wohin die Wagen kommen. Ich machte mit einem gewissen Bröker (einer von der alten Truppe, der Wagen und Ochsen erworben hat) ab, dass er meine Fracht lade, ich für meine Person sollte für die ganze Fahrt und alles, Fleisch nebenbei (Reis, Kaffee, Brot lieferte ich selber, hatte ja noch in Salem) 60 Mark zahlen, wenn ich ihm nur noch so ein bißchen hülfe, beim Ochseneinspannen und dergleichen. Ein gewisser Müller fuhr mit, der zum deutschen Schiff wollte. Es war der Reisebegleiter von Weiss, der auch nach Deutschland zurückwollte. Ein junger Mann, Schmidt, aus Westpreußen, Landsitz bei Preuß-Stargard. Ich nahm meine Flinte mit und wir schossen unterwegs viele Hühner, Hasen und Tauben. Von Windhoek bis Brackwater ist schöne Gegend, bis mittewegs ist kleiner Buschwald, dann bis Brackwater schöner großer Buschwald, wo hohes trockenes Gras, und ab und zu riesige Bäume, vermischt mit kleinerem Holz stehen. Der größte Baum wird der Anabaum, eine Art Dornbaum, der große Schoten hat (ähnlich wie eine Bohne), welche die Ochsen fressen. Das Holz ist aber weich. Ferner ist die Giraffenakazie da, auch ein großer Dornbaum, dessen Holz aber härter ist. Am härtesten ist das Holz des Kameldornbaums, das wie Eisen ist. Dann gibt's Weißdornbäume, deren Holz eigentlich am besten zu bearbeiten ist und auch hält. Nur 2 Dinge sind schlecht für das Verarbeiten. Erstlich kommt der Wurm so leicht in alles Holz, da es so saftig ist. Am besten haut man daher dasselbe im Winter, wenn es trockener ist. Oder man kann's auch richtig ins Wasser legen, dann zieht der Saft aus. Sodann reißt es so leicht und verzieht sich beim Trocknen, weshalb man viel fortwerfen muß.
Wieder habe ich eine Post überschlagen, aber ich konnte wirklich nicht, da ich auf der Reise war und die Post nicht traf und auch sonst keine Gelegenheit nach Walfischbai hatte. Seit fast 14 Tagen bin ich wieder hier und habe mich jetzt ordentlich eingerichtet. Fast 6 Wochen bin ich unterwegs gewesen. Meine Sachen habe ich alle erhalten und zwar unbeschädigt. Wäre ich nicht nach dem Mund gereist, ich hätte sie niemals erhalten, denn die Verwaltung ist graulich. Jetzt endlich habe ich auch die Briefe, die in den Kisten waren, erhalten. Das kleine Paket und die Kiste, die ihr nach Kanakondis adressiert hattet, die alle beide in der Bai gelandet sind, habe ich bei meiner jetzigen Ankunft in Windhoek erhalten, indem sie durch Sichel, an den ich mich gewandt hatte, hierher befördert waren. In Mund habe ich meine alten Sachen und die 2 neuen Kisten erhalten, in Salem auch meine Sachen unversehrt. Wie habe ich mich zu den Weihnachtssachen gefreut, wie innig danke ich euch für alles. Bezahlen will ich es gern, aber augenblicklich möchte ich noch um Aufschub bitten, da die Fracht und die Reise mir viel gekostet hat, und die 500 Mark, die ich noch habe, habe ich Herrn Wilke überlassen, da sie bei dem am besten aufgehoben sind und ich eine Kündigung von 2 Monaten ausgemacht habe. Indes werde ich das Geld schicken, wenn Prengel und ich das andere Geld für den Wagen schicken, so kann alles zusammen kommen, das wäre einfacher. An Mertens & Sichel [Siedlungsgesellschaft, Bank, Geldverleih in Walfischbai, gegründet 1885] möchte ich es jetzt noch nicht anweisen, da sie mir die 200 Mark erst vor kurzem ausgezahlt haben und das einen zu komischen Eindruck machen würde. Wenn wir noch Fracht fahren, dann hoffe ich, später mehr nach Haus zu schicken, aber jetzt zuerst, lieber Vater, das wirst du einsehen, habe ich das Geld zum Ochsenkaufen so nötig und auch meine Tauschsachen kann ich hier auf dem Platz schlecht verwerten, und nur, wenn wir den Wagen haben, dann kann ich sie gut verhandeln, da man dann ins Feld unter die Eingeborenen fahren kann. Du zu Hause hast Kredit, mir als Anfänger und fremd hier im Lande, leiht niemand etwas! Prengel hat hier einen Brief eingelegt, den du dann Herrn Franke übersenden kannst mit der Bitte, dir die 700 Mark zu senden. Prengel hat auch an ihn geschrieben und bemerkt, du würdest Franke noch eine Anweisung, von Prengel ausgestellt, schicken.
Ungern bin ich nach Swakopmund gegangen, 200 Mark hat die Fracht, 100 Mark die Reise gekostet. Allein, hätte ich die Sachen liegengelassen, sie wären verdorben. Die Kiste, die mit der Schifffahrtslinie „Kurt Woermann” gekommen ist, worin die Weihnachtssachen, war naß vom Seewasser beim Landen, hätte sie dort gelegen, alles wäre verdorben. Das die nach Kanakondis geschickte Kiste nicht nass geworden ist, liegt daran, daß sie in Walfischbai gelandet, denn dort wird nichts naß. Und ich denke, später noch viel aus den Sachen herauszuschlagen, wenn wir erst den Wagen haben.
Und dass Prengel und ich zu lange warten, hat keinen Zweck, denn jetzt ist noch die Zeit, wo Bedarf für Wagen und Schmiedearbeit ist. Wenn erst mehr Leute kommen, dann werden die Preise herunter gehen. Man muß sehen, festen Grund unter den Füßen zu kriegen, dann geht es besser, als wenn man nur Geld spart und nichts dafür anfängt. Aber bis zum Mai ungefähr, denke ich, arbeiten wir noch so, bis der Wagen kommt. Daß ich mir ein Häuschen gebaut, habe ich wohl schon im vorigen Brief geschrieben, aus Felsklippen. Jetzt habe ich es erhöht und eine Tür hineingemacht und es innen mit den weißen Laken zugehängt, sodaß die Wände sauber sind. An der der Tür gegenüberliegenden Wand, hängen meine Gewehre, Pfeifen, Revolver, Jagdmesser, Jagdbilder (von Paul) und der Spruch von Tante Minna. An den anderen Wänden hängen die Anzüge, Hüte usw.
Ich arbeite jetzt am Lazarett, das etwa 200 Schritt von Tünschel und Wilkes Haus entfernt ist. Wir sind jetzt schon stramm in der Regenzeit und es gibt fast jeden Tag einen Gewitterregen. Dann arbeiten wir in dem Teil des Lazaretts, das schon gedeckt ist, wo die Zwischenmauern noch hoch müssen und alles geputzt werden muß.
Euren Brief vom 18.10. habe ich am 3. Dezember erhalten. Aber jetzt will ich erst von meiner Reise erzählen. Also nachdem alle meine Bemühungen, einen Frachtfahrer zu bewegen, meine Sachen mit hinaufzubringen, vergebens gewesen waren, entschloß ich mich, selbst hinunter zu gehen, denn Kleidung, Schuhzeug und andere Bedürfnisse hatten mir schon genug gekostet und wäre ich noch länger auf Windhoek geblieben, ich hätte mindestens 100 Mark für allerhand Trödel ausgeben müssen. (1 Arbeitshose 16 Mark, 1 Hut 9 M., 2 Hemden 20 M., 1 Paar Schuhe 16 M., 1 Jackett 25-30 M.) ferner allerhand Kleinigkeiten wie Wasch- und Toilettenseife, Handtuch, Taschentuch, Messer (mein eines ist kaputt, mache es aber jetzt wieder in Ordnung), Strümpfe, Lichter, Schwefelhölzer, Nadel, Faden, Knöpfe, Briefpapier, (was alles sehr teuer, z.B. ein Paket Streichhölzer 1 Mark). Aber doch hätte ich gerne die Reisekosten erspart, hätte ich gewiß gewußt, daß ich die Sachen erhielte. Ich hatte 20-22 Mark für den Zentner geboten (sonst 18 jetzt), aber keiner wollte die Verantwortlichkeit für meine Munition übernehmen und das Versprechen geben, alles zusammenzusuchen, denn es ist nicht unten, wo alles am Mund liegt, die Kisten zu finden und dann sie auf den Strand hinauszuschaffen, wohin die Wagen kommen. Ich machte mit einem gewissen Bröker (einer von der alten Truppe, der Wagen und Ochsen erworben hat) ab, dass er meine Fracht lade, ich für meine Person sollte für die ganze Fahrt und alles, Fleisch nebenbei (Reis, Kaffee, Brot lieferte ich selber, hatte ja noch in Salem) 60 Mark zahlen, wenn ich ihm nur noch so ein bißchen hülfe, beim Ochseneinspannen und dergleichen. Ein gewisser Müller fuhr mit, der zum deutschen Schiff wollte. Es war der Reisebegleiter von Weiss, der auch nach Deutschland zurückwollte. Ein junger Mann, Schmidt, aus Westpreußen, Landsitz bei Preuß-Stargard. Ich nahm meine Flinte mit und wir schossen unterwegs viele Hühner, Hasen und Tauben. Von Windhoek bis Brackwater ist schöne Gegend, bis mittewegs ist kleiner Buschwald, dann bis Brackwater schöner großer Buschwald, wo hohes trockenes Gras, und ab und zu riesige Bäume, vermischt mit kleinerem Holz stehen. Der größte Baum wird der Anabaum, eine Art Dornbaum, der große Schoten hat (ähnlich wie eine Bohne), welche die Ochsen fressen. Das Holz ist aber weich. Ferner ist die Giraffenakazie da, auch ein großer Dornbaum, dessen Holz aber härter ist. Am härtesten ist das Holz des Kameldornbaums, das wie Eisen ist. Dann gibt's Weißdornbäume, deren Holz eigentlich am besten zu bearbeiten ist und auch hält. Nur 2 Dinge sind schlecht für das Verarbeiten. Erstlich kommt der Wurm so leicht in alles Holz, da es so saftig ist. Am besten haut man daher dasselbe im Winter, wenn es trockener ist. Oder man kann's auch richtig ins Wasser legen, dann zieht der Saft aus. Sodann reißt es so leicht und verzieht sich beim Trocknen, weshalb man viel fortwerfen muß.
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Allgemeine Zeitung
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