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Briefe 1893 - 1904 (IX Brief, Teil 2 / 4)
Briefe 1893 - 1904 (IX Brief, Teil 2 / 4)

Briefe 1893 - 1904 (IX Brief, Teil 2 / 4)

Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Wiebke Schmidt
Also bei Brackwater fährt man stellenweise in hohem lichten Urwald. Hier hat ein ge­wisser Kürstens (Kirsten) eine Farm, die er bewohnt und wo er Vieh hält und einen kleinen Garten, auch ein kleiner Militärposten von 2 Mann ist da. Von Brackwater geht es nach Okapuka, auch ein Rivier, wo Wasser und schöne, große Bäume sind. Bisher war das Land im Ganzen eben, nur in der Ferne zu beiden Seiten sind große Höhenzüge. Nach Okapuka indes beginnt es ein bißchen welliger zu werden und der Buschwald wird niedriger. Dann kommt Otjisazu, eine Stadt der Hereros, dann dazwischen ein Platz, wo keiner wohnt, wo aber Wasser ist, sonst aber steiniges Land, zu den Seiten des Weges sind Höhenzüge. Dann kommt Jabokstün, ein großes Rivier, wo allerhand Eingeborene wohnen, Bastards, Hottentotten, Kaffern, die dort auch Gärten angelegt haben am Rivier. Dann geht's nach Groß-Barmen (das ist etwa die Hälfte bis Otjimbingue), das in einer Ebene liegt, ziemlich baumlos, nur auf dem Platz stehen am Rivier Gruppen von schönen Palmen und Anabäumen. Inmitten erhebt sich das alte Missionshaus, ein großer Bau aus Lehmsteinen, weiß angekalkt (jetzt ist kein Missionar mehr da). Es wohnen viele Hereros dort, die auch weißgestrichene Lehmhäuser haben, was aus der Ferne sehr gut aussieht. Dort hat sich jetzt Schröder & Hübner niedergelassen, die mit dem Schiff mit Weiss gekommen sind, die eine Stellmacherei haben. Schröder, der lange in der Kolonie gewesen und Stellmacher ist, ein Mann in mittleren Jahren ist der Leiter. Hübner (dessen Mutter eine große Fabrik in Deutschland hat, ein großer Leichtfuß, steht unter Kuratel [Vormundschaft], sie hat ihn zur Besserung nach Afrika geschickt). Wir besuchten sie auch kurz, hielten uns aber nicht lange auf, da wegen des vielen Viehs kein Futter für die Ochsen auf dem Platz war. Dann kommt man nach Klein-Barmen, unbewohnt, wo eine heiße Quelle ist, dort schossen wir viele Hühner, mit einem Schuß 6-7 Stück von der kleineren Art, die abends zum Wasser kommen. Dann kommt man ins Gebirge hinein, wo auch ziemlich dichter hoher Buschwald steht. Die nächste Station ist Schneerivier..., wo Wasser ist, dann Quaipitz-Rivier, wo kein Wasser ist. Diese Gegend ist am gebirgigsten und der Weg sehr schlecht für den Wagen, der oft 2-3 Fuß von Felsstück zu Felsstück fällt. Von da kommt Utrai, von Schneerevier bis Utrai ist kein Wasser, ausgenommen zur Regenzeit auf den sogenannten Bänken, wo das Wasser sich in großen Bassins sammelt. Es ist etwa 8-10 Stunden zu fahren. Dieser Weg geht durch ganz dichten Buschwald, soweit das Auge reicht und es ist von Quaipütz an wieder eben. Utrai, 2-3 Stunden von Otjimbingue, liegt am Swakop, dort wohnen jetzt in einem Zelt 2 Leute (Erdmann und Paschke), die von der Gesellschaft ausgesandt sind, um Gold zu suchen, die indes nur auf der Bärenhaut liegen und faulenzen.

In Otjimbingue spannten wir bei Dannerts aus. Dannert ist Händler, lange im Lande, hat Lizenz und verkauft Getränke. Seine Wirtschaft, dann die eines Schmieds Gläditsch (Gloeditzsch), der eine Stellmacherei hat, dann die Blechhäuschen der alten Kolonialgesellschaft, dann das Haus eines Engländers bilden den einen Teil von Otjimbingue (natürlich noch viele Häuser und Pontoks der Hereros), der andere Teil (10 Minuten ab) ist der, wo die meisten Hereros wohnen, wo die Kirche steht, der Missionar Meier wohnt, wo Helbigs (Hälbich) und Rädikers [Redecker – auch Händler] wohnen. Im ersten Teil übrigens, was ich vergessen habe, ist das Stationshaus, wo die Truppe liegt, wo der schöne Truppengarten ist. Jetzt bauen die Soldaten einen hohen Turm. Wir blieben nur ½ Tag dort, kauften bei Dannert einige Lebensmittel, tranken ein paar Flaschen Kapwein, der indes sehr schwer ist, weshalb man nur wenig trinken darf, was wir auch erfuhren, indem wir nachher Kopfschmerzen bekamen. Von da nach Zaobis liefen uns abends die 3 Schlachtziegen fort und erst am anderen Morgen fanden die Leute sie. In Zaobis sagte Müller, wir wollten einen gewissen Corleis besuchen (ist mit Weiss gekommen, lange in Südamerika gewesen und Geld durch Spekulationen erworben. Jetzt hat er einen kleinen Laden, will indes nur zu seinem Vergnügen leben, da er Geld hat). Derselbe setzte uns alles vor, was er hatte, auch Wein (Rhein-Kap und Therrin-Wein). Hier kam ein gewisser Zobelewski, Lazarettgehilfe, der mit dem verwundeten Hauptmann von Estorff auch auf dem Weg zum deutschen Schiff war. Da ich von meinem hohlen Backenzahn neulich große Schmerzen gehabt hatte, so frug ich ihn, ob er ihn ausziehen könne, was er auch gleich zusagte. Wir gingen zur Feste nach Zimmermann, wo er seine Zangen hatte und er ging gleich ans Werk. Vom Wein animiert hielt ich mich krampfhaft am Stuhl fest, während er juckelte und zog und endlich mit einem Ruck ging er los, sodaß ich ordentlich hoch über mit dem Stuhl ging. Aber da war ich froh, daß ich das hohle Untier los war. Dann badeten Müller und ich uns in einem von den Soldaten gemachten Felsbassin am Rivier, was eine wahre Wohltat war. Von Zaobis fuhren wir über Horrebis nach Salem, unterwegs schoß der Treiber mit Bröker (Bröcker) seinem Militärgewehr 2 mal an Böcken vorbei. In Salem war natürlich mein erster Gang nach der Station wegen meiner Sachen und alles war noch gut und unversehrt (am meisten hatte ich wegen der Termiten gefürchtet). Auch Mauer wohnte noch da, doch blieben wir bei ihm nicht lange, da sowohl Bröker (Bröcker) als auch ich ganz besonders keine Neigung für ihn und Frau verspürten. Von da fuhren wir über Modderfontein nach Usap. Auf Modderfontein standen wir 2 Tage, da dort gutes Gras war, und Müller und ich schossen dort allerhand kleines Wild. Von da nach Usap, dann nach Nonidas, dort blieb Bröker (Bröcker) noch, während Müller und ich nach dem Mund gingen. Dort ging ich natürlich erst nach den Kisten und zog mich gut an, das Schiff war noch nicht da. Wir gingen auf die Station, wo uns der neue Wachtmeister Stellenbrink (Stellbrink) in einem Schuppen unterbrachte, uns Decken und Matratzen gab, auch aßen wir bei den Unteroffizieren im Haus. 2 Tage blieben wir so, dann am 3. Tag morgens kam die „Kurt Woermann” und dann auch Bröker (Bröcker) mit seinem Wagen. Wir fuhren gleich mit aufs Schiff, trotz der hohen Brandung. Dort sah ich gleich im Schiffsbauch, daß ich 2 Kisten hatte und zwar dabei das Gewehr, worüber ich natürlich sehr erfreut war. Wir frühstückten dort ordentlich und tranken billiges Bier. Abends wieder zurück aufs Land. Anderen Morgen wieder hin, aber meine Kisten kamen noch nicht zum Vorschein. Am 3. Morgen endlich kamen sie unten heraus (die Gewehrkiste ganz unten drin). Dann gondelten wir endlich ab, ich hatte endlich alle Sachen zusammen. Sichel sagte mir dort, er habe das kleine Paket und die große Kiste schon nach Windhoek geschickt. Müller fuhr selig ab nach Haus, er hatte schon großes Heimweh.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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