Briefe 1893 - 1904 - VII. Brief (Teil 2/2)
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Herr Weiß (Weiss) hat mir deinen Brief gegeben und Pauls Brief. Er ordnet in Klein- Windhoek die Heimstätten und Wasserverhältnisse dort und versucht die Leute auf die Farmen zu bringen, was 2 Familien jetzt tun wollen (Kürsten [Kirsten], Hege [Heyn]).
Die Patronenstifte habe ich damals erhalten. An kleinen Sachen, die hier zu gebrauchen sind, nenne ich noch: lederne Riemen mit Schnalle, Pantoffeln, Hosenträger, Zigarren und deutscher Tabak (zum eigenen Gebrauch), Hosen (die den größten Wert haben), Bilderrahmen und Öldruckbilder, Brillen und Kneifer (Nr. 15), Nr. 18 ist doch ein bißchen zu schwach auf weite Distanzen, auch eine Kelle und Reibebrett und Pinsel zum Mauern, im Fall ich mir später ein Haus bauen will.
Ich erlebe jetzt nichts, die Tage gehen einförmig dahin, aber schnell und gut, und ich fühle mich recht zufrieden. Es wird nun schon wieder warm. Ich brauche nur 2 Decken zum Zudecken, indes neulich hat es eine Nacht noch ausnahmsweise gefroren, doch in so einer wollenen Decken-Bude ist es doch ziemlich warm, besser als in einem Wellblechhaus, wie ich erst hatte.
Der Orlog (Oorlog = Krieg) ist jetzt im Gange, die Hottentotten haben sich in der Naukluft verschanzt, ich denke, es wird bald zum Klappen kommen, denn Leutwein fackelt nicht so lange wie der Major von François.
Über die Lage von Windhoek will ich noch
schreiben, daß es sehr bergig im Buschwald liegt, in ziemlicher Ausdehnung, die Häuser jeder etwa 200-300 Schritt von einander entfernt.
An öffentlichen Gebäuden ist das Kommissariatshaus, wo die Landeshauptmannschaft ist und wo das Büro dafür eingerichtet ist, dann das Offiziersgebäude, dann ein Haus, wo Reinhelt, der Kassenverwalter der Regierung wohnt, dann das Provianthaus der Truppe, schließlich die Feste. Alle diese Bauten sind schon vor 2-3 Jahren von der Truppe gebaut worden. An Privathäusern ist der Store von Mertens & Sichel, dann der Store von Schmerenbeck, von Tünschel & Wilke gebaut, dann die Häuser von Hege (Heyn) und Boysen (2 Ansiedlern), die ich mit gebaut habe. Außerdem sind noch die kleinen Lehmhäuschen einiger anderer Ansiedler da, Tünschel & Wilke, dann ein gewisser Wede, der Steine macht, ferner 2 Schweden, die eine kleine Schmiede haben, dann 2-3 einzelne Leute, die so in Lehen bei anderen arbeiten, dann ein gewisser Libscher, der Viehzucht hat und auch eine Schlosserei betreibt. Das ist Groß-Windhoek. Von all meinen Reisekollegen sind bisher nur Prengel, Frau Stern und Hegenwald hier. Letzterer hat schon Ochsen, Wagen alles wieder verschleudert und vertrinkt viel Geld, er ist ein ganz liederlicher Mensch. Vogts (Voigts), der Oberförstersohn, ist bei seinem Bruder in Okahandja, der dort einen Store hat. Mauer ist noch in Salem, der alte Schurz, der ja gestört ist, ist mit „Lulu Bohlen” nach St. Paulo de Loanda, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Neulich, als Herr Wilkes Schwester kam, haben wir tüchtig gefeiert, großes Festessen gehabt und einen Kasten Bier getrunken.
Doch ich erlebe hier jetzt nichts, liebe Eltern, ich weiß nichts mehr zu erzählen, seid innig von mir gegrüßt, sagt Paul, er habe ja nichts von Hirschstangen geschrieben. Ich träume seltsamerweise nur von Deutschland und von Grünow, bin stets in Grünow oder Neustrelitz.
Nun grüßt alle Geschwister, Johann, Hans Rilbeck und alle Nachbarn vielmals und seid vor allem der treuen Liebe eures in steter Treue und Anhänglichkeit an euch denkender Sohn Hans gewiß, der euch hiermit bis auf weiteres ein herzliches Lebewohl zuruft.
Hoffentlich habe ich, wenn ich nächstes Mal schreibe, meine Sachen hier. Ich freue mich sehr auf die Kiste, die ihr geschickt habt, umso mehr als ich bis jetzt sehr eingeschränkt gelebt habe und einfach, da ich nichts an Sachen hier habe.
Auf einen baldigen Brief eurerseits hoffend verbleibe ich unter innigen Grüßen
Euer Sohn Hans
N.B. Eine billige Uhr könntet ihr auch mal mitschicken, auch ein paar Bücher zum Lesen, auch einen Kamm und Bürste, auch ein paar kleine Stangen Stahl und gutes Eisen, auch noch ein Schweißsägeblatt.
Die Patronenstifte habe ich damals erhalten. An kleinen Sachen, die hier zu gebrauchen sind, nenne ich noch: lederne Riemen mit Schnalle, Pantoffeln, Hosenträger, Zigarren und deutscher Tabak (zum eigenen Gebrauch), Hosen (die den größten Wert haben), Bilderrahmen und Öldruckbilder, Brillen und Kneifer (Nr. 15), Nr. 18 ist doch ein bißchen zu schwach auf weite Distanzen, auch eine Kelle und Reibebrett und Pinsel zum Mauern, im Fall ich mir später ein Haus bauen will.
Ich erlebe jetzt nichts, die Tage gehen einförmig dahin, aber schnell und gut, und ich fühle mich recht zufrieden. Es wird nun schon wieder warm. Ich brauche nur 2 Decken zum Zudecken, indes neulich hat es eine Nacht noch ausnahmsweise gefroren, doch in so einer wollenen Decken-Bude ist es doch ziemlich warm, besser als in einem Wellblechhaus, wie ich erst hatte.
Der Orlog (Oorlog = Krieg) ist jetzt im Gange, die Hottentotten haben sich in der Naukluft verschanzt, ich denke, es wird bald zum Klappen kommen, denn Leutwein fackelt nicht so lange wie der Major von François.
Über die Lage von Windhoek will ich noch
schreiben, daß es sehr bergig im Buschwald liegt, in ziemlicher Ausdehnung, die Häuser jeder etwa 200-300 Schritt von einander entfernt.
An öffentlichen Gebäuden ist das Kommissariatshaus, wo die Landeshauptmannschaft ist und wo das Büro dafür eingerichtet ist, dann das Offiziersgebäude, dann ein Haus, wo Reinhelt, der Kassenverwalter der Regierung wohnt, dann das Provianthaus der Truppe, schließlich die Feste. Alle diese Bauten sind schon vor 2-3 Jahren von der Truppe gebaut worden. An Privathäusern ist der Store von Mertens & Sichel, dann der Store von Schmerenbeck, von Tünschel & Wilke gebaut, dann die Häuser von Hege (Heyn) und Boysen (2 Ansiedlern), die ich mit gebaut habe. Außerdem sind noch die kleinen Lehmhäuschen einiger anderer Ansiedler da, Tünschel & Wilke, dann ein gewisser Wede, der Steine macht, ferner 2 Schweden, die eine kleine Schmiede haben, dann 2-3 einzelne Leute, die so in Lehen bei anderen arbeiten, dann ein gewisser Libscher, der Viehzucht hat und auch eine Schlosserei betreibt. Das ist Groß-Windhoek. Von all meinen Reisekollegen sind bisher nur Prengel, Frau Stern und Hegenwald hier. Letzterer hat schon Ochsen, Wagen alles wieder verschleudert und vertrinkt viel Geld, er ist ein ganz liederlicher Mensch. Vogts (Voigts), der Oberförstersohn, ist bei seinem Bruder in Okahandja, der dort einen Store hat. Mauer ist noch in Salem, der alte Schurz, der ja gestört ist, ist mit „Lulu Bohlen” nach St. Paulo de Loanda, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Neulich, als Herr Wilkes Schwester kam, haben wir tüchtig gefeiert, großes Festessen gehabt und einen Kasten Bier getrunken.
Doch ich erlebe hier jetzt nichts, liebe Eltern, ich weiß nichts mehr zu erzählen, seid innig von mir gegrüßt, sagt Paul, er habe ja nichts von Hirschstangen geschrieben. Ich träume seltsamerweise nur von Deutschland und von Grünow, bin stets in Grünow oder Neustrelitz.
Nun grüßt alle Geschwister, Johann, Hans Rilbeck und alle Nachbarn vielmals und seid vor allem der treuen Liebe eures in steter Treue und Anhänglichkeit an euch denkender Sohn Hans gewiß, der euch hiermit bis auf weiteres ein herzliches Lebewohl zuruft.
Hoffentlich habe ich, wenn ich nächstes Mal schreibe, meine Sachen hier. Ich freue mich sehr auf die Kiste, die ihr geschickt habt, umso mehr als ich bis jetzt sehr eingeschränkt gelebt habe und einfach, da ich nichts an Sachen hier habe.
Auf einen baldigen Brief eurerseits hoffend verbleibe ich unter innigen Grüßen
Euer Sohn Hans
N.B. Eine billige Uhr könntet ihr auch mal mitschicken, auch ein paar Bücher zum Lesen, auch einen Kamm und Bürste, auch ein paar kleine Stangen Stahl und gutes Eisen, auch noch ein Schweißsägeblatt.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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