Briefe 1893 - 1904 (XIII Brief Teil 2 / 2)
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Die politischen Verhältnisse hier werdet ihr auch wohl mit Spannung verfolgt haben. Jetzt ist die Truppe gegen die Lambert-Hottentotten gezogen, die bei Aris dem Farmer Ohlsen alles Vieh gestohlen, auch 2 Buren überfallen haben und ihr Vieh weggenommen, wobei einer der Buren getötet ist. Auch auf Aris sind schon 2 Soldaten bei einem Plänkler-Gefecht mit den Hottentotten gefallen. Hendrik (Witbooi) soll ja auf Gibeon sein, indes treibt er sich noch überall anderswo umher und ich glaube kaum, daß er Ruhe halten wird. Im Kampf in der Naukluft hätte ihn der Major wohl gern ganz vernichtet, aber man muß sich eben in die Lage der Truppe hinein versetzen, die auch schlapp war und etwa 3 Tage keine Furage [Proviant] mehr gehabt hatte und auch knapp Wasser. Und Hendrik selber hätten sie doch nie gekriegt. So nahm Leutwein aber die Unterwerfung an.
Die großen Verluste der Truppe sind hauptsächlich der Unerfahrenheit und Dreistigkeit der neuen Mannschaften zuzuschreiben, die keine Ahnung der hiesigen Kampfesweise hatten. Den deutlichsten Beleg dafür liefert die Tatsache, daß von den alten Mannschaften nur 2 im Ganzen gefallen sind, und diese sind nicht etwa weniger mutig gewesen. Aber die Erstürmung der Naukluft ist und wird immer ein glorreiches, ruhmvolles Ereignis für das deutsche Heer bleiben, denn die deutschen Soldaten haben gezeigt, was sie leisten können.
Ja, jetzt ist es schon über ein Jahr, daß wir auf afrikanischem Boden sind. Wie die Zeit doch hingeht! Schön ist es hier in Afrika, die Luft, die wunderbar schöne Natur, alles stimmt das Menschenherz hier glücklich und zufrieden. Wenn ich abends so nach getaner Arbeit meinem Häuschen zuschreite, die Sonne untergeht, die Herden blökend heimkommen, alles sonst so still und zufrieden im Schein des Abendrots daliegt, dann bin auch ich so recht zufrieden und glücklich. Schlafen tue ich immer sehr gut, Essen und Trinken schmeckt auch stets ausgezeichnet, meine Gesundheit ist, Gott sei Dank, auch vorzüglich. Habe ich nachher erst mein eigenes Heim, meine eigene selbstständige Tätigkeit, dann denke ich, wird es immer besser werden. Und Prengel ist ein so guter, braver Mensch und wir beide werden gewiß stets gut fertig werden. Übrigens las ich heute, daß am 25. April und am Anfang März Schiffe aus Hamburg abgehen. Mit ersterem wird es dann wohl mit dem Wagen gehen. Nun du wirst auch wohl zusehen und es kommt ja so genau nicht drauf an. Weiss ist nur nach Walfischbai und von da nach Kapstadt gewesen und kommt jetzt wieder, auch Hauptmann von Estorff, der wieder kuriert sein soll. Jetzt sollen ja wieder 100 Mann und einige Offiziere kommen.
Ich denke, dieser Plan wird Vater interessieren, da er doch schrieb, er wolle gern wissen, wie alles in Windhoek liegt. Was aber das Terrain betrifft, so kann man da nicht viel bezeichnen, da aber auf Windhoek alles sozusagen aus Berg und Tal besteht. Die Straße geht nur bergauf, bergab. Es wird noch sehr große Schwierigkeiten machen, das Terrain wenigstens einigermaßen zu ebnen. Die Lage ist durchaus ungünstig, aber die Quellen entspringen am Anfang der Höhe, so beim Kommissariat, Offiziersgelände, Dr. Richter. Einen richtigen Überblick hat man nirgends, wozu noch beiträgt, daß überall Buschwerk, an vielen Plätzen ganze Gehölze von größeren Bäumen sind. Der beste Blick ist noch von dem Munitionsturm „Sperling Lust” aus, (wo die Truppe alle Munition hat) der oben auf einem hohen Berggipfel liegt, auch Ludwichs (Ludwig) Haus. Und dort entspringt auch eine heiße Quelle. Höpfner, Stern, Nitze und Lass haben richtige selbsterbaute Häuser aus Backsteinen (der Oberamtmann fand ja schon ein Haus vor, wo der Missionar früher war). Die anderen haben Blechbuden. Auch auf Groß-Windhoek haben die Gewerbetreibenden meist provisorische Wellblechhäuser. Die Truppengebäude sind zum Teil von der Truppe, zum Teil von Bastardarbeitern erbaut. Hegen, Boysen, Mertens & Sichel, Schmerenbetts (Schmerenbeck) 2 Häuser und Lazarett haben Tünschel & Wilke gebaut. Jetzt haben wir auch am Kommissariat (wo der Assessor und die Beamten der Landeshauptmannschaft wohnen) auch noch ein Stück angebaut und erhöhen das Ganze noch. Auch das durch den Brand beschädigte Provianthaus haben wir weiter ausgebessert.
Es ist jetzt so ziemlich die heißeste Zeit und brennt die Sonne so heiß, daß man zum Beispiel um 10 Uhr morgens nicht mehr eine Wellblechtafel anfassen kann. Es hat eigentlich nicht wenig geregnet dies Jahr, aber die Weide ist noch schlecht.
Doch jetzt weiß ich nichts Neues mehr und werde hier diesmal schließen. Also ich denke, es wird sich alles so machen, wie ich geschrieben. Es muß sich machen und nächstes Jahr um diese Zeit werden wir schon weiter sein und alles bezahlt haben.
Jetzt grüßt alle Haus- und Dorffreunde herzlich. Hoffentlich seid ihr alle gesund und wird das kommende Jahr ein recht lohnendes für die Landwirtschaft und schlagen auch die Konserven mal ein. Wenn ihr diesen Brief erhaltet, ist der Winter wohl schon zu Ende und hier beginnt er dann bald.
Hier diesmal Ade
In herzlicher Liebe
Euer Sohn Hans
N.B. Einen kleinen runden Schleifstein müssen wir auch haben (nur den Stein, denn das Gestell machen wir uns selber).
Der Wagen darf nicht von der Gesellschaft aus verschickt werden, sondern direkt von dir aus. Die Gesellschaft hat ihren Raum auf dem Schiff gemietet und mißt natürlich immer so viel wie möglich aus dem Wagen heraus. Wird der Wagen aber in Collis so verschickt, dann wird er erst auf dem Schiff gemessen und da hat es seine Richtigkeit mit allem.
Die großen Verluste der Truppe sind hauptsächlich der Unerfahrenheit und Dreistigkeit der neuen Mannschaften zuzuschreiben, die keine Ahnung der hiesigen Kampfesweise hatten. Den deutlichsten Beleg dafür liefert die Tatsache, daß von den alten Mannschaften nur 2 im Ganzen gefallen sind, und diese sind nicht etwa weniger mutig gewesen. Aber die Erstürmung der Naukluft ist und wird immer ein glorreiches, ruhmvolles Ereignis für das deutsche Heer bleiben, denn die deutschen Soldaten haben gezeigt, was sie leisten können.
Ja, jetzt ist es schon über ein Jahr, daß wir auf afrikanischem Boden sind. Wie die Zeit doch hingeht! Schön ist es hier in Afrika, die Luft, die wunderbar schöne Natur, alles stimmt das Menschenherz hier glücklich und zufrieden. Wenn ich abends so nach getaner Arbeit meinem Häuschen zuschreite, die Sonne untergeht, die Herden blökend heimkommen, alles sonst so still und zufrieden im Schein des Abendrots daliegt, dann bin auch ich so recht zufrieden und glücklich. Schlafen tue ich immer sehr gut, Essen und Trinken schmeckt auch stets ausgezeichnet, meine Gesundheit ist, Gott sei Dank, auch vorzüglich. Habe ich nachher erst mein eigenes Heim, meine eigene selbstständige Tätigkeit, dann denke ich, wird es immer besser werden. Und Prengel ist ein so guter, braver Mensch und wir beide werden gewiß stets gut fertig werden. Übrigens las ich heute, daß am 25. April und am Anfang März Schiffe aus Hamburg abgehen. Mit ersterem wird es dann wohl mit dem Wagen gehen. Nun du wirst auch wohl zusehen und es kommt ja so genau nicht drauf an. Weiss ist nur nach Walfischbai und von da nach Kapstadt gewesen und kommt jetzt wieder, auch Hauptmann von Estorff, der wieder kuriert sein soll. Jetzt sollen ja wieder 100 Mann und einige Offiziere kommen.
Ich denke, dieser Plan wird Vater interessieren, da er doch schrieb, er wolle gern wissen, wie alles in Windhoek liegt. Was aber das Terrain betrifft, so kann man da nicht viel bezeichnen, da aber auf Windhoek alles sozusagen aus Berg und Tal besteht. Die Straße geht nur bergauf, bergab. Es wird noch sehr große Schwierigkeiten machen, das Terrain wenigstens einigermaßen zu ebnen. Die Lage ist durchaus ungünstig, aber die Quellen entspringen am Anfang der Höhe, so beim Kommissariat, Offiziersgelände, Dr. Richter. Einen richtigen Überblick hat man nirgends, wozu noch beiträgt, daß überall Buschwerk, an vielen Plätzen ganze Gehölze von größeren Bäumen sind. Der beste Blick ist noch von dem Munitionsturm „Sperling Lust” aus, (wo die Truppe alle Munition hat) der oben auf einem hohen Berggipfel liegt, auch Ludwichs (Ludwig) Haus. Und dort entspringt auch eine heiße Quelle. Höpfner, Stern, Nitze und Lass haben richtige selbsterbaute Häuser aus Backsteinen (der Oberamtmann fand ja schon ein Haus vor, wo der Missionar früher war). Die anderen haben Blechbuden. Auch auf Groß-Windhoek haben die Gewerbetreibenden meist provisorische Wellblechhäuser. Die Truppengebäude sind zum Teil von der Truppe, zum Teil von Bastardarbeitern erbaut. Hegen, Boysen, Mertens & Sichel, Schmerenbetts (Schmerenbeck) 2 Häuser und Lazarett haben Tünschel & Wilke gebaut. Jetzt haben wir auch am Kommissariat (wo der Assessor und die Beamten der Landeshauptmannschaft wohnen) auch noch ein Stück angebaut und erhöhen das Ganze noch. Auch das durch den Brand beschädigte Provianthaus haben wir weiter ausgebessert.
Es ist jetzt so ziemlich die heißeste Zeit und brennt die Sonne so heiß, daß man zum Beispiel um 10 Uhr morgens nicht mehr eine Wellblechtafel anfassen kann. Es hat eigentlich nicht wenig geregnet dies Jahr, aber die Weide ist noch schlecht.
Doch jetzt weiß ich nichts Neues mehr und werde hier diesmal schließen. Also ich denke, es wird sich alles so machen, wie ich geschrieben. Es muß sich machen und nächstes Jahr um diese Zeit werden wir schon weiter sein und alles bezahlt haben.
Jetzt grüßt alle Haus- und Dorffreunde herzlich. Hoffentlich seid ihr alle gesund und wird das kommende Jahr ein recht lohnendes für die Landwirtschaft und schlagen auch die Konserven mal ein. Wenn ihr diesen Brief erhaltet, ist der Winter wohl schon zu Ende und hier beginnt er dann bald.
Hier diesmal Ade
In herzlicher Liebe
Euer Sohn Hans
N.B. Einen kleinen runden Schleifstein müssen wir auch haben (nur den Stein, denn das Gestell machen wir uns selber).
Der Wagen darf nicht von der Gesellschaft aus verschickt werden, sondern direkt von dir aus. Die Gesellschaft hat ihren Raum auf dem Schiff gemietet und mißt natürlich immer so viel wie möglich aus dem Wagen heraus. Wird der Wagen aber in Collis so verschickt, dann wird er erst auf dem Schiff gemessen und da hat es seine Richtigkeit mit allem.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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