Briefe 1893 - 1904 (XIX Brief)
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Angekommen den 24. Juli 1895 Otjimbingue, 9. Juni 1895
Liebe Eltern!
Jetzt bin ich mit Fracht nach Otjimbingue gekommen. Ich war mit 40 Ochsen in Mund, dachte, daß die Wagen da wären, ich hätte sie schon vorteilhaft verkaufen können. Nun war aber keiner da und ich belud meinen Wagen ordentlich (mit 7 200 Pfund, davon lud ich 600 Pfund in Haikamkap ab, für die Station bestimmt). Obwohl ich lauter kleine, junge Ochsen habe, so fuhr ich doch sehr gut, aber hinter Salem im sogenannten Hohlweg brach ein Hinterrad. Nun lud ich ab, nahm das Vordergestell ab, lud das entzweie Rad darauf, spannte 10 ruhige Ochsen vor, nahm einen Mann mit. Die zwei anderen Männer ließ ich da, einen beim Wagen, einen, um auf die anderen Ochsen aufzupassen. In Otjimbingue mietete ich einen Wagen und holte die Fracht nach Otjimbingue. Jetzt ist das Rad unterdessen fertig geworden. Das Vorderreserverad ist auch richtig ausgetrocknet und nachgebunden und ich will es anstecken, da das eine Wagenvorderrad schon sehr schlecht ist. Ich habe jetzt wieder Fracht für Otjimbingue, das Hintergestell des Wagens liegt noch im Hohlweg, ich fahre jetzt mit dem Vordergestell und dem Rad wieder hinunter und setze da den Wagen zusammen. Ich habe heute noch 6 junge Ochsen von Helbigs (Hälbich) gekauft und will jetzt umschichtig mit 2 Spann fahren.
Das 1. Bild stellt Otjimbingue vor, rechts ist Helbigs (Hälbich) Store mit dem alten Turm, in der Mitte ist Kädnikers (Redecker?) Store, links die Kirche, dann der Missionar, im Vordergrund rechts der Kirchhof der Weißen.
Das 2. Bild ist Zaobis, die Station.
Das 3. Bild ist Haikamkap im Swakop-Revier.
Das 4. Bild ist Swakopmund, hinten das Meer, rechts Fässer und Ballen. Links hinter dem Store von Mertens & Sichel. Der Mann zu Pferd ist Corleis, der mit der Schwib (Peitsche) Meier (Meyer), ein Frachtfahrer, der dritte Wulf (Wulff - Storemann).
Das 5. Bild ist beim Gastwirt Glödisch (Gloeditzsch) in Otjimbingue.
Am Morgen nach der Sitzung des Gesangvereins, wo ich auch gerade zukam, als der Photograph die Aufnahme machte, ich bin hinten.
Ich werde wohl heute Abend fortkommen. Jetzt lebt wohl, liebe Eltern, ich habe alle Hände voll zu tun noch. Vom Orlog [Krieg] nichts Neues. Hoffentlich komme ich bald wieder zum Schreiben. Grüßt alle herzlich von mir, die Geschwister und alle Bekannten.
In herzlicher Liebe
Euer Sohn Hans
Angekommen 4. September 1895 Gross-Windhoek, Ende Juli 1895
Liebe Eltern!
Da habe ich nun die erste Fracht glücklich heraufgebracht aus dem Mund. Ich wollte jetzt gerne Geld schicken, aber die Post geht schon und die Leute, von denen ich Frachtgeld zu bekommen habe, können es nicht so schnell zahlen. Es sind jetzt schlechte Zeiten, denn die Stores machen wegen der großen Konkurrenz auch keine großen Geschäfte mehr und pumpen nicht. Wenn ich nur Geld geliehen bekäme und wäre es gegen 8 Prozent, ich täte es. Aber so muß ich noch warten, lieber Vater. Nach der nächsten Fahrt, die ich in 14 Tagen wieder antrete, schicke ich etwa 1 500 Mark. Also was die Zinsen ausmacht, das trage ich selbstverständlich auch. Es ist im Anfang zu schwer, lieber Vater, gleich alles zu bezahlen. Es ist so vielerlei da. Hat man erst festen Fuß gefaßt, dann geht es eher und du kannst dich fest darauf verlassen, daß, wenn ich nur nicht gerade großes Unglück habe, ich bald sehr gut dastehe und ihr werdet zufrieden sein. Ob du das Geld 3-4 Monate länger leihst, darauf kommt es doch auch nicht an, aber mir hilft es sehr, denn wer es am Anfang gleich alles ordentlich einrichten kann mit den hinreichenden Mitteln, der hat doppelten Gewinn und ohne Geld ist hier auch nichts zu erreichen. Hat man erst ein gewisses Ziel erreicht, dann bekommt man schließlich auch geliehen. Also noch ein bißchen Geduld. Ich würde gerne mehr schreiben, aber ich bin erst von Mund gekommen, die Post geht schon, ich habe so viel zu tun mit Ochsen und allem. Also auf nächstes Mal mehr.
In herzlicher Liebe
Euer Sohn Hans
Liebe Eltern!
Jetzt bin ich mit Fracht nach Otjimbingue gekommen. Ich war mit 40 Ochsen in Mund, dachte, daß die Wagen da wären, ich hätte sie schon vorteilhaft verkaufen können. Nun war aber keiner da und ich belud meinen Wagen ordentlich (mit 7 200 Pfund, davon lud ich 600 Pfund in Haikamkap ab, für die Station bestimmt). Obwohl ich lauter kleine, junge Ochsen habe, so fuhr ich doch sehr gut, aber hinter Salem im sogenannten Hohlweg brach ein Hinterrad. Nun lud ich ab, nahm das Vordergestell ab, lud das entzweie Rad darauf, spannte 10 ruhige Ochsen vor, nahm einen Mann mit. Die zwei anderen Männer ließ ich da, einen beim Wagen, einen, um auf die anderen Ochsen aufzupassen. In Otjimbingue mietete ich einen Wagen und holte die Fracht nach Otjimbingue. Jetzt ist das Rad unterdessen fertig geworden. Das Vorderreserverad ist auch richtig ausgetrocknet und nachgebunden und ich will es anstecken, da das eine Wagenvorderrad schon sehr schlecht ist. Ich habe jetzt wieder Fracht für Otjimbingue, das Hintergestell des Wagens liegt noch im Hohlweg, ich fahre jetzt mit dem Vordergestell und dem Rad wieder hinunter und setze da den Wagen zusammen. Ich habe heute noch 6 junge Ochsen von Helbigs (Hälbich) gekauft und will jetzt umschichtig mit 2 Spann fahren.
Das 1. Bild stellt Otjimbingue vor, rechts ist Helbigs (Hälbich) Store mit dem alten Turm, in der Mitte ist Kädnikers (Redecker?) Store, links die Kirche, dann der Missionar, im Vordergrund rechts der Kirchhof der Weißen.
Das 2. Bild ist Zaobis, die Station.
Das 3. Bild ist Haikamkap im Swakop-Revier.
Das 4. Bild ist Swakopmund, hinten das Meer, rechts Fässer und Ballen. Links hinter dem Store von Mertens & Sichel. Der Mann zu Pferd ist Corleis, der mit der Schwib (Peitsche) Meier (Meyer), ein Frachtfahrer, der dritte Wulf (Wulff - Storemann).
Das 5. Bild ist beim Gastwirt Glödisch (Gloeditzsch) in Otjimbingue.
Am Morgen nach der Sitzung des Gesangvereins, wo ich auch gerade zukam, als der Photograph die Aufnahme machte, ich bin hinten.
Ich werde wohl heute Abend fortkommen. Jetzt lebt wohl, liebe Eltern, ich habe alle Hände voll zu tun noch. Vom Orlog [Krieg] nichts Neues. Hoffentlich komme ich bald wieder zum Schreiben. Grüßt alle herzlich von mir, die Geschwister und alle Bekannten.
In herzlicher Liebe
Euer Sohn Hans
Angekommen 4. September 1895 Gross-Windhoek, Ende Juli 1895
Liebe Eltern!
Da habe ich nun die erste Fracht glücklich heraufgebracht aus dem Mund. Ich wollte jetzt gerne Geld schicken, aber die Post geht schon und die Leute, von denen ich Frachtgeld zu bekommen habe, können es nicht so schnell zahlen. Es sind jetzt schlechte Zeiten, denn die Stores machen wegen der großen Konkurrenz auch keine großen Geschäfte mehr und pumpen nicht. Wenn ich nur Geld geliehen bekäme und wäre es gegen 8 Prozent, ich täte es. Aber so muß ich noch warten, lieber Vater. Nach der nächsten Fahrt, die ich in 14 Tagen wieder antrete, schicke ich etwa 1 500 Mark. Also was die Zinsen ausmacht, das trage ich selbstverständlich auch. Es ist im Anfang zu schwer, lieber Vater, gleich alles zu bezahlen. Es ist so vielerlei da. Hat man erst festen Fuß gefaßt, dann geht es eher und du kannst dich fest darauf verlassen, daß, wenn ich nur nicht gerade großes Unglück habe, ich bald sehr gut dastehe und ihr werdet zufrieden sein. Ob du das Geld 3-4 Monate länger leihst, darauf kommt es doch auch nicht an, aber mir hilft es sehr, denn wer es am Anfang gleich alles ordentlich einrichten kann mit den hinreichenden Mitteln, der hat doppelten Gewinn und ohne Geld ist hier auch nichts zu erreichen. Hat man erst ein gewisses Ziel erreicht, dann bekommt man schließlich auch geliehen. Also noch ein bißchen Geduld. Ich würde gerne mehr schreiben, aber ich bin erst von Mund gekommen, die Post geht schon, ich habe so viel zu tun mit Ochsen und allem. Also auf nächstes Mal mehr.
In herzlicher Liebe
Euer Sohn Hans
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Allgemeine Zeitung
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