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Briefe 1893 - 1904 (XLV Brief, Teil 2/2)
Briefe 1893 - 1904 (XLV Brief, Teil 2/2)

Briefe 1893 - 1904 (XLV Brief, Teil 2/2)

Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Wiebke Schmidt
Ich denke, wenn wir noch eine Farm um unser Grundstück herum kaufen, werden wir sie einigermaßen billig kriegen, da wir mit dem Kapitain sehr bekannt sind.

Ich weiß, lieber Vater, ich habe jetzt schon lange hier im Land gearbeitet und du hast mich schon viel unterstützt, aber ich bin immer auf dem alten Standpunkt stehen geblieben und nicht vorwärts gekommen, zum Teil infolge von Unglücksfällen, zum Teil auch durch Leichtsinn und Unbeständigkeit. Wenn du mir aber jetzt hilfst, hoch zu kommen, glaube mir, ich bin jetzt verständiger geworden, umsichtsvoller und vor allen Dingen (schon seit etwa einem Jahr) entschlossen, keine einzige unnütze Ausgabe zu machen (wie z.B. das Kneipen in größerer Gesellschaft auf einem Platz, wo man viel Geld ausgibt und trotzdem kaum weiß, wie!) Und gerade zu einem sparsamen, arbeitsamen Leben ist dieser Platz geeignet. Omaruru ist der nächste größere Ort, wo Wirtshäuser usw. sind (40 Stunden zu fahren!). Man wohnt hier zwischen Kaffern. Auf Waterberg sind ein Missionar und ein Store von Wecke & Voigts. Die Rinderpest ist hier unten vorbei, aber im Osten wütet sie noch. Ich habe übrigens nicht allein Schaden dadurch gehabt, daß mir 30 Stück Vieh verreckt sind, sondern auch dadurch, daß verschiedene Hereros, die mir schulden, ganze Massen Großvieh verloren haben und mich infolgedessen vorläufig nicht bezahlen können.

Auch ein Garten läßt sich hier gut anlegen, doch muß ich damit noch warten, denn erst muß das Haus hoch. Und nächsten Monat fahre ich nach Karibib, um alles zum Bau nötige zu holen, Bauholz, Wellblech, Fenster, Eisenteile, auch noch Handwerksgeräte. Lehm ist hier nahebei, Klippen haben wir vom Waterberg geholt (etwa 2½ Stunden mit dem Ochsenwagen). Wenn ich nach Karibib gehe, stecke ich meinen Talisman ein, (du mußt nicht lachen!!) zum Schutz, um nicht in die Versuchung gegenüber dem dort herrschenden maßlosen Trinken zu kommen (Du kannst dir vielleicht denken, aus was derselbe besteht!). Es ist nämlich, hat man sich dort erst in den Strudel des wüsten Lebens gestürzt, sehr, sehr schwer, wieder los zu kommen. Auch voriges Mal (Dezember vorigen Jahres) habe ich mich auf Karibib nur 2 Tage aufgehalten und nur mein Geschäft besorgt.

Es ist meine schwache Seite von alters her, wie du weißt, wenn ich in bekannte, lustige Gesellschaft komme, über die Stränge zu schlagen. Und dies „über die Stränge schlagen” ist hier im Lande mit zu großen Geldkosten verknüpft, da Wein, Bier und alle anderen kleinen Genüsse kolossal in den Geldbeutel greifen. Ich kenne Leute, gute Menschen, für gewöhnlich solide und arbeitsam, welche, als sie einmal eine lustige Gesellschaft mitmachten und in Tran gerieten, im Rausche die dollsten Sachen machten und am anderen Morgen fanden, daß sie etwa 500 Mark in einer Nacht ausgegeben hatten. Und das sind gar keine Seltenheiten.

Für die damals geschickten 1 000 Mark habe ich Handelsgüter gekauft. Der alte Wagen, mit Bock und Halbzelt versehen, läuft augenblicklich wieder mit meinem Kompagnon Leinhos im Handelsfeld. Ich hatte neulich von einem Herero ein altes Gewehr für 20 Mark (in Waren) gekauft und habe es jetzt zurecht gemacht, und es schießt sehr gut und ist jetzt 100 Mark wert. Ich habe Schraubstock und alle möglichen großen und kleinen Geräte hier, z. Teil gekauft, z. Teil selbst verfertigt, so daß ich allerhand Arbeiten machen kann. Am meisten haben sich die Hereros gewundert, als ich mir eine kleine Eisenbohrvorrichtung gemacht hatte und damit loslegte.

Nun fällt mir noch etwas ein, lieber Vater, könntest du nicht versuchen, einige lehrreiche Bücher zu bekommen, oder dort womöglich antiquarisch zu kaufen, als kleines Konversationslexikon (Kürschner, billig), Lexikon Englisch - Deutsch, Rechtschreibebuch, kaufmännisches Lehrbuch, Buch über Rechtskunde und Strafgesetzbuch, kleiner Atlas, 1 Stoß Zeitschriften des vorigen Jahres, Buch mit ärztlichen Ratschlägen und Angaben von Medizinen, für alle möglichen Krankheiten und Maßregeln für alle möglichen Unglücksfälle. Ich weiß nicht, aber jedenfalls kann man doch auch wohl Bücher von Deutschland nach hier als Drucksache schicken. Auch ein paar Brillen Nr. 18 (achtzehn) könntest du mir bitte senden (Hier sind keine für Kurzsichtige zu kriegen). Schicke jetzt alle Briefe nach Waterberg (Damaraland), wo jetzt eine kleine Poststation ist.

Nun lebe wohl, küsse Mutter von mir, wie oft denke ich an sie. Grüße alle Geschwister und Bekannten.

In alter Liebe

Dein Sohn Hans

N.B. Auch Hühnerzucht haben wir schon, mein Freund hat 33 Stück gebracht.

N.B. Gestern habe ich eine große Hyäne hinter dem Haus im Schlageisen gefangen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-15

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