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Briefe 1893 - 1904 (XLVI Brief, Teil 1/2)
Briefe 1893 - 1904 (XLVI Brief, Teil 1/2)

Briefe 1893 - 1904 (XLVI Brief, Teil 1/2)

Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Wiebke Schmidt
Hans Warncke, Sohn von Pastor Wilhelm Warncke, wurde am 7. Januar 1871 in Neustrelitz geboren und starb am 14. Januar 1904 auf Hamakari. Er war der Großonkel von Dagmar Zumbrunn-Warncke, die zusammen mit ihren Geschwistern und Schwager das Buch „Briefe 1893 - 1904“ zusammenstellte und durch den Kuiseb-Verlag publizierte. Auf den kommenden Seiten von WAZon Geschichte(n) werden diese Briefe veröffentlicht.





Angekommen 12. November 1901 Hamakari, den 2. September 1901

Lieber Vater!

Ich war lange unterwegs und hatte kein Papier mehr zum Schreiben. Jetzt bin ich wieder zurück und schreibe sofort. Ich habe soeben deinen letzten Brief vom 18. April erhalten. Daß er so lange unterwegs war, lag daran, daß er von Omaruru aus nach Waterberg geschickt war und ich ihn unten suchte und jetzt hier oben bekam. Adressiere bitte jetzt alle Briefe nach Waterberg, Damaraland.

Es ist schade, daß sich die Sendung von Deutschland nicht mehr machen läßt. Wenn es aber im größeren Maßstab nicht geht, dann lass die Sache lieber ganz, denn ich fürchte, daß eine kleine Sendung sich nicht recht lohnen würde. Lieber Vater, ich danke dir vielmals für deinen guten Willen. Du schreibst nämlich, du wolltest eine kleine Sendung schicken, und da habe ich, glaube ich, mehr Schererei als die Sache verlohnt. [sich lohnt?] Schreibe mir lieber mal ein Verzeichnis der Kleiderpreise irgendeiner Fabrik. Dann können wir nachher vielleicht einen Plan entwerfen und ich schicke dann auch Geld.

Du schreibst, ich hätte Dr. Förster noch nie geantwortet. Das ist ja ganz gut, aber ich habe noch nie von ihm einen Brief erhalten.

Ich habe jetzt wieder ein bißchen mehr Glück gehabt mit Viehkauf und hoffe das Beste. Es ist nur so schrecklich schwer, bares Geld zu kriegen. Es ist zu wenig im Land, dank der Eisenbahn. Diese Kolonie ist nur eine Brutstätte und ein Eldorado für Offiziere und Beamten. Für diese Herren ist jedenfalls auch die Bahn gebaut. Denn jeder Ansiedler verflucht sie, mit Ausnahme der Kommissionsgeschäfte und Kantinenbesitzer. Geld kommt durch die Bahn absolut nicht ins Land, da die Bahnverwaltung alles selber macht, da das Geld, was die Angestellten bekommen, wieder in die Bahnkantinen geht, da der Verdienst bei der Bahn so gering ist, daß kein Mensch dorthin geht, der irgendwie andere Aussichten hat. Es ist durch die Bahn nur ein Haufen schlechten Gesindels ins Land gekommen, die bald Mord und Totschlag ins Land bringen werden, sowie die Bahn fertig ist und sie nichts mehr zu arbeiten haben. Dann werden die Zustände hier schön werden.

Wie ich höre, soll die Truppe Anfang nächsten Jahres bestimmt gegen die Owambos losgehen. Mich soll es wundern, wie die Sache sich machen wird. Die Owambos sind sehr hinterlistig und schlau und auch tapfer dabei, tapferer als die Hereros.

Die Minengesellschaft bei Otavi soll den Betrieb für 3 Jahre eingestellt haben. Da sieht man es! Schon wo ich ins Land kam, hieß es: „Da oben geht’s jetzt los usw.” Und jetzt? Alles Schwindel, meiner Ansicht nach wird es sich nie bezahlen, dort Kupfer zu gewinnen. Es sind zu wenig Prozent Kupfer im Gestein und der ganze Betrieb, Bahn, Kohlen usw. würde zu viel im Verhältnis zu dem etwaigen Gewinn kosten.

Leutwein geht jetzt nach Hause. Dem weint auch keiner eine Träne nach. Hier ist ein Händler, der mal in Prozeßsache mit der Regierung und gerade speziell mit Leutwein gelegen hat. Derselbe hat von den Hereros am Waterberg einen Platz gekauft, und jetzt wird ihm von der Regierung ganz einfach der Kauf verweigert, weil er damals die erwähnte Sache mit Leutwein gehabt hat. Und derselbe ist gerade ein sehr solider, höchst achtbarer Mann. Aber so ist es hier. Jedem, der nur mal irgendwie der Regierung gegenüber gezeigt hat, daß er den Mund auf dem rechten Fleck hat, wird von derselben jede sich nur bietende Schwierigkeit in den Weg gelegt.

Die Rinderpest herrscht noch immer, wenn auch in nur noch geringem Maßstabe. Die elenden Tierärzte, die hierher kamen, haben mit ihrem Gequatsche von Texas-Fieber und mit ihrer blödsinnigen Impferei alles verdorben. Jetzt wird alles Vieh von der Regierung wieder mit Galle geimpft, nachdem es damals mit dem elenden Serum geimpft war, was gar nichts geholfen hat. Erst war nur Serum-Impfen das einzig Wahre; nun mit einmal ist es wieder Galle!

Ich mit meinem Partner, wir haben unser Vieh selbst geimpft, teils mit Blut, teils mit Galle. Es ist alles beides gut, wenn es nur richtig gemacht wird. Aber natürlich die Herrn Offiziere und Soldaten waren beim Impfen zu nachlässig. Wie kann überhaupt ein Offizier etwas von so was verstehen. Und einem Soldaten, der sich da für seine elende Löhnung noch für die Ansiedler quälen soll und keine Zulage daraufhin erhält, kann man es schließlich gar nicht verdenken, wenn er sich die Arbeit so leicht wie möglich macht. Es ist die natürliche Folge davon, daß alles vom Militär gemacht werden soll und daß man einem Ansiedler nichts zuwenden will. Aber so ist die Politik hier. Die Hauptsache hier ist nur, daß alle Unternehmungen der Truppe auf dem Papier stehen. Über jeden Ochsen wird ein großes Protokoll aufgenommen! Wenn er nachher auch krepiert, das macht nichts! So ungefähr ist es!

Jetzt wieder hat die Regierung von Swakopmund bis Windhoek 22 Mark bezahlt, notgedrungen! da die liebe Bahn mal wieder nichts beförderte. In solchen Notlagen dann schraubt sie die Frachtpreise hoch und nachher, wenn sie nicht mehr so in Not ist, dann gibt sie den Leuten 5 Mark von Karibib bis Windhoek. Es sind natürlich fast nur noch Bastards und Buren, die dafür fahren, bloß um zu leben.

Deinen Brief, der nach Otjimbingue gerichtet war, habe ich vorigen Monat erhalten. Die Gedichte sind köstlich! Den Brief Schusters an dich habe ich gelesen und ist dies alles, was er schreibt, schon richtig und bestätigt meine Ansicht. Wenn wir die Sache mit der Sendung von Hamburg nicht im großen Maßstab betreiben können, dann lieber gar nicht! Ich bin dies Jahr seit meinem damaligen großen Verlust sehr vorsichtig gewesen, indem ich nur gutgeimpftes Vieh gekauft habe und ich habe weiter keinen Schaden gehabt. Nur die Außenstände bei den Hereros kommen noch nicht rein, da man doch erst abwarten will, bis die Pest ganz vorbei ist.

Ich war sehr krank dies Jahr, schleichendes Malaria-Fieber, jetzt seit 4 Wochen habe ich keinen Anfall mehr gehabt und danke Gott dafür. Es trat bei mir nämlich immer mit Erbrechen und Dysenterie verbunden auf. Chinin half ganz und gar nicht, und ich habe die ganze letzte Zeit keins mehr genommen.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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