Loading svg Please wait while we translate the article
Briefe 1893 - 1904 (XXII Brief, Teil 3/4)
Briefe 1893 - 1904 (XXII Brief, Teil 3/4)

Briefe 1893 - 1904 (XXII Brief, Teil 3/4)

Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Wiebke Schmidt
Nun zu allerhand, was in Vaters Briefen eine Antwort heischt. Erstlich weil du meintest, ich hätte vielleicht deshalb nicht geschrieben, weil ich kein Geld zum Schicken gehabt. Nein, ich wußte, du hattest dir dasselbe geliehen und so käme es auf den Zeitpunkt nicht an. Und ich weiß auch, daß du das Vertrauen zu mir hast, daß ich es schicke. Und ich war nicht fähig etwas zu schicken durch das Unglück auf meinem 2. Zug. Aber ich habe doch auch etwas gelernt. Daß ich jetzt zu dieser schlechten Zeit, wo alle viele Ochsen verloren haben, mit meinen kleinen ungelernten Ochsen Frachtgut heraufbekommen habe, darüber wundert sich jedermann. Und jetzt habe ich 26 gelernte Ochsen, die nach 2 weiteren Bai-Fahrten 5 Pfund wert sind, z. Teil auch 6 Pfund und sie ziehen alle gut. Wenn ich wieder fahre, kann ich 50 Zentner laden.

Wenn ich jetzt nicht so lange gelegen hätte und nichts verdient, sondern Geld gekostet habe, dann könnte ich etwas schicken. So ist es wieder nichts, ich bin so betrübt. Doch es hilft doch alles nichts und wenn ich das nächste Mal Glück habe und dann einige Ochsen verkaufe, dann kann ich was schicken.

Ich lasse jetzt Lehm fahren für das zu bauende Postgebäude. Es gibt für die Fracht etwa, je nachdem, wieviel man laden kann, 12 Mark. Und 3 Frachten kann man machen. Ich gehe jetzt schon wieder ein bißchen spazieren und ich fühle mich nur noch ein bißchen schwach, aber ich denke, in 8 Tagen werde ich gut sein. Was du von der Gefahr der Spirituosen schreibst, lieber Vater, so mußte ich wirklich lachen, wie es doch manchmal so kommt. Ich habe hier immer nur einen Schnaps getrunken, wenn ich dazu gezwungen war. Jetzt sagt jedermann, sagt der Doktor, sagen Leute, die lange im Lande und mit dem Fieber vertraut sind, zu mir: „Trinken Sie Kognak, Sie sollen sehen, es hilft Ihnen, sonst bekommen Sie das Fieber immer wieder.” Jemand führte mir auch den alten von François an, der doch ungeheuer viel durchgemacht und geleistet hat, der hätte nur Kognak getrunken und immer gesagt: „Leute, trinkt regelmäßig einen guten Schnaps, sonst werdet ihr krank”. Ich habe in den letzten Tagen meines Fiebers, als mir jemand von der anderen Truppe, der mich besuchte, sagte, ich solle doch Schnaps trinken, kein Chinin, sondern Kognak getrunken und zwar wird man natürlich nicht im mindesten animiert, man merkt keine Wirkung des Alkohols. Aber ich halte es jetzt auch für besser als das Chinin.

Ihr glaubt nicht, wie nervös ich geworden bin davon, ich fahre bei dem kleinsten Ge­räusch zusammen. Und das Gehör schwächt es sehr. Jetzt geht es schon eher, aber das Zittern in den Fingern habe ich noch. Seit 3 Nächten habe ich jetzt endlich geschlafen, oh welch eine Wonne! Nachdem ich 3½ Wochen kein Auge zugetan hatte. Das machte die fortwährende Fieberstimmung.

Mein Häuschen hier habe ich abreißen müssen, da es zum Gebiet des neuen Lazaretts gehörte. Es war, bevor ich zuletzt nach dem Mund fuhr. Die Bilder habe ich damals erhalten, jetzt habe ich sie an mehrere Bekannte verschenkt, da ich kein Haus habe. Einige überflüssige Sachen habe ich auf Salem bei Mauer stehengelassen, darunter auch leider mein kleines neues Testament, was ich nachher und jetzt besonders schmerzlich vermisst habe. Ich war diese Zeit wirklich oft recht verzagt. Doch was sollte mich aufrechterhalten, wenn nicht der Gedanke an euch, liebe Eltern, und der Glaube an den, in dessen Geist ihr uns erzogen habt.

An die Geschichte mit Dr. Förster kann ich jetzt noch nicht denken. In 2-3 Monaten, im Fall ich gut gefahren bin, dann schreibe ich.

Ja, das Schmiedezeug hat lange unten gelegen, aber ich konnte bisher nicht nach der Walfischbai und andere bringen es nicht mit. Da ist nichts dran zu ändern.

Ich weiß nicht, ob ich das geschrieben habe, daß ich die 14 Ochsen von Ebrahims (Schaafrivier, Engländer, lange im Lande, 8 Spann Ochsen, viele Kühe und anderes Vieh, doch trinkt er sowie seine Frau, (auch Engländerin) schrecklich) für geimpft ge­kauft hatte. Und in Wirklichkeit ist nur die Hälfte etwa geimpft gewesen, daher die Lungenseuche.

Für Vaters zahlreiche Briefe übrigens danke ich ganz besonders, wie oft habe ich sie gelesen! Aber jetzt über die Länge dieses Briefes wird Vater doch wohl zufrieden sein und etwas für das lange Warten entschädigt.

Kürsten (Kirsten) und Mittelstedt (Mittelstädt) sind jetzt hier auf Windhoek mit Vieh und allem, da es da draußen doch zu gefährlich ist. Nitze, der Oberamtmann, ist auch schon in seiner Angst hier nach Groß-Windhoek gekommen, obwohl drüben keine größere Gefahr als hier ist und alle anderen da bleiben. Von Stoss und Frau kann ich nur sagen, daß er ein sehr ehrenhafter, fleißiger Mensch ist. Aber etwas leichtsinnig und früher sehr dem Trunk ergeben. Desgleichen ist seine Frau sehr tüchtig und fleißig, nur hat sie auch zu gern mal tief ins Glas geguckt. Aber jetzt hat er dem Suff abgeschworen und trinkt nichts, sondern mauert und baut ein kleines Haus für einen gewissen Stumpf [Stumpfe] (mit Frau vom Kap gekommen, handelt unter den Hereros) und hat auch viel in seinem Garten zu tun. Sie leben beide nur von dem Ertrag ihrer 8 Kühe und vom Garten. Er zwingt mir alle Achtung ab durch die Energie, mit der er sich vom Trunk enthält, umso mehr, weil ich niemals so den Reiz dazu verspürt habe und gar nicht weiß, wie schwer der Gang dazu sein muß. Ich sehe es nur so deutlich an vielen hier, daß es eine ungeheure Leidenschaft ist, die, wenn sie eingewurzelt ist, schwer zu beseitigen ist. Was die Wagen von Menzel betrifft, so bekomme ich sie hier immer verkauft und ich verdiene auch an jedem 150 Mark, die der bekommt, der den Wagen hinaufbringt. Also das wäre mir sehr erwünscht.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu hinterlassen

Katima Mulilo: 23° | 38° Rundu: 24° | 35° Eenhana: 23° | 35° Oshakati: 25° | 34° Ruacana: 24° | 35° Tsumeb: 22° | 33° Otjiwarongo: 20° | 32° Omaruru: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Gobabis: 23° | 34° Henties Bay: 15° | 19° Swakopmund: 15° | 16° Walvis Bay: 14° | 23° Rehoboth: 21° | 34° Mariental: 21° | 36° Keetmanshoop: 18° | 36° Aranos: 22° | 36° Lüderitz: 15° | 26° Ariamsvlei: 18° | 36° Oranjemund: 14° | 22° Luanda: 24° | 25° Gaborone: 22° | 36° Lubumbashi: 17° | 34° Mbabane: 18° | 32° Maseru: 15° | 32° Antananarivo: 17° | 29° Lilongwe: 22° | 35° Maputo: 22° | 36° Windhoek: 21° | 33° Cape Town: 16° | 23° Durban: 20° | 26° Johannesburg: 18° | 33° Dar es Salaam: 26° | 32° Lusaka: 22° | 36° Harare: 20° | 31° #REF! #REF!