Briefe 1893 - 1904 (XXV Brief, Teil 1/2)
Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari (XXV Brief, Teil 1/2)
Angekommen 9. Mai 1897 Zaobis, den 21. März 1897
Liebe Eltern!
Morgen geht die Post und ich setze mich noch hin, um zu schreiben. Ich habe die vorige Post leider versäumt, da ich nach Mund war, um für Herrn Corleis eine Fracht zu holen und in Mund hatte ich so alle Hände voll zu tun, daß ich nicht zum Schreiben kam. Früh morgens kam ich dort an, spannte meine Ochsen aus, gab ihnen Gras und ging dann zu Bahr (Gastwirt), wo ich eine Tasse Kakao trank. Dann ging ich zu „Erhardt & Schulz”, wo Corleis seine Sachen lagern hat, um wegen der Fracht zu verhandeln. Wir gingen nachher zum Zollamt, da die Sachen erst dorthin geschafft und verzollt werden mußten. So hatte ich alle Hände voll zu tun, ging von da wieder zum Wagen, wo die Ochsen dickgefressen, behaglich wiederkäuend, lagen. Ich ging mit ihnen zum Swakop, wo eine Pumpe jetzt gemacht ist, die gutes, süßes Wasser liefert. Aus einem dabei befindlichen Trog tränkte ich sie. Beim Wagen wieder angekommen, ließ ich sie erst liegen und ging wieder zu Erhardt & Schulz, um den Frachtbrief zu holen. Dann trank ich eine Flasche Bier dort und ging hierauf nach der Station, um mich anzumelden. Sodann spannte ich ein und fuhr erst halbe Fracht heraus auf den harten Grund. Dann holte ich die andere. (Die Feldbahn ist nur für den, welcher für die Truppe lädt, augenblicklich stand sie überhaupt still, da keine Leute zum Schieben da sind). Hierüber und da ich noch anderen half an schweren Stellen, war es spät abends geworden und ich spannte auf dem harten Boden aus, gab Gras und band die Ochsen an die Joche an. Andern Morgen früh lud ich die ganze Fracht recht und fuhr nach Nonidas, abends von dort fort die Nacht durch nach Haikamkap. Ich fuhr sehr gut und kam den 12ten Tag morgens in Zaobis an, wo ich meine 60 Zentner am Store ablud.
Jetzt war ich in Otjimbingue, wo ich mein Reserve-Hinterrad habe nachbinden lassen, da mein eines Hinterrad schon sehr defekt ist. Auch habe ich dort junge Ochsen gekauft, da ich jetzt, wo schönes Gras ist, doch ein bißchen schnell fahren will.
Soeben kommt Herr Käding (Keding), der auf der Farm wohnt, angeritten. Er will noch die Nacht, da schöner Mondschein, nach Salem reiten, Herrn Corleis entgegen. Derselbe muß morgen von Mund kommen, wo er seine Braut abholt. Hier ist infolgedessen alles festlich eingerichtet.
Ich habe übrigens Glück gehabt, indem ich meine 5 Ochsen, die mir damals weggelaufen waren, wiederbekommen habe. Ich hatte einem gewissen Bam in Otjimbingue (ein Mann, der lange im Lande, der deshalb kreuz und quer durchstreift, der auch Ächtwitz im Owamboland geleitet hat, der 1884 Hunderte von Rindern durch die Hottentotten verloren hat und dadurch vom reichen zum armen Mann geworden ist) beauftragt, sich überall nach den Ochsen zu erkundigen, da derselbe großen Einfluß auf die Hereros hat. Er kann nämlich auch alle Sprachen, Deutsch, Holländisch, Englisch, Herero, Namaqua, Owambo. So hatte er die Ochsen wieder in die Hände bekommen, und du kannst dir wohl meine Freude vorstellen, als ich die Nachricht erhielt. In Otjimbingue angekommen, bekam ich noch einen Ochsen wieder, der seit dem 2ten unglücklichen Zug, wo ich die vielen Ochsen verlor, verloren war; also nach 1½ Jahren bekam ich ihn doch noch wieder. Den neuen Wagen hatte ich verkauft, aber der Betreffende ist seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen. So lasse ich den Wagen jetzt holen von einem Bastard und habe auch schon einen Käufer. Ich denke, ich kann ein gutes Geschäft machen damit und ich freue mich, daß noch einer im Mund ankommen wird oder schon angekommen ist.
Ich hatte jetzt wieder einen Fieberanfall, dieselben Anzeichen wie damals. Doch trank ich fast eine Flasche Kognak aus und es war am Abend schon gut, selbstredend wurde ich auch gar nicht betrunken. Ich ziehe dies Mittel dem Chinin sehr viel vor. Nach dem Chinin damals habe ich solche schlechten Folgen verspürt, besonders starkes Herzklopfen und erschwertes Atmen. Natürlich hilft Kognak nicht jedem, am wenigsten dem, der regelmäßig Spirituosen zu sich nimmt, da die Gewohnheit die Wirkung des Kognaks bei einem Fieberanfall beeinträchtigt.
Du schreibst von verschiedenen Herrn, die dir gesagt haben, daß dies Anwenden von Spirituosen zu verwerfen sei. Dies wäre auch sehr gut und schön, leider aber haben diese Leute hier im Lande dies Prinzip nicht befolgt, im Gegenteil. Allerdings, übermäßiger Genuß von Spirituosen ist durchaus schädlich, aber in diesem Fall ist er gewiß am Platz. Chinin ist ein bedeutend stärkeres und gefährlicheres Gift als Schnaps.
Käding (Keding) hat, was dich interessieren wird, eine Farm von Corleis gekauft und es scheint ihm ganz gut zu gefallen. Er läßt euch alle herzlich grüßen und sich entschuldigen, daß er noch nicht geschrieben hat. Ich habe das Haus von Herrn Corleis in Akkord gemacht, 1000 Steine vermauern 20 Mark (im Ganzen 30000 Steine), Quadratmeter verputzen 1 Mark, Fundament laufender Meter 6-3 Mark.
Liebe Eltern!
Morgen geht die Post und ich setze mich noch hin, um zu schreiben. Ich habe die vorige Post leider versäumt, da ich nach Mund war, um für Herrn Corleis eine Fracht zu holen und in Mund hatte ich so alle Hände voll zu tun, daß ich nicht zum Schreiben kam. Früh morgens kam ich dort an, spannte meine Ochsen aus, gab ihnen Gras und ging dann zu Bahr (Gastwirt), wo ich eine Tasse Kakao trank. Dann ging ich zu „Erhardt & Schulz”, wo Corleis seine Sachen lagern hat, um wegen der Fracht zu verhandeln. Wir gingen nachher zum Zollamt, da die Sachen erst dorthin geschafft und verzollt werden mußten. So hatte ich alle Hände voll zu tun, ging von da wieder zum Wagen, wo die Ochsen dickgefressen, behaglich wiederkäuend, lagen. Ich ging mit ihnen zum Swakop, wo eine Pumpe jetzt gemacht ist, die gutes, süßes Wasser liefert. Aus einem dabei befindlichen Trog tränkte ich sie. Beim Wagen wieder angekommen, ließ ich sie erst liegen und ging wieder zu Erhardt & Schulz, um den Frachtbrief zu holen. Dann trank ich eine Flasche Bier dort und ging hierauf nach der Station, um mich anzumelden. Sodann spannte ich ein und fuhr erst halbe Fracht heraus auf den harten Grund. Dann holte ich die andere. (Die Feldbahn ist nur für den, welcher für die Truppe lädt, augenblicklich stand sie überhaupt still, da keine Leute zum Schieben da sind). Hierüber und da ich noch anderen half an schweren Stellen, war es spät abends geworden und ich spannte auf dem harten Boden aus, gab Gras und band die Ochsen an die Joche an. Andern Morgen früh lud ich die ganze Fracht recht und fuhr nach Nonidas, abends von dort fort die Nacht durch nach Haikamkap. Ich fuhr sehr gut und kam den 12ten Tag morgens in Zaobis an, wo ich meine 60 Zentner am Store ablud.
Jetzt war ich in Otjimbingue, wo ich mein Reserve-Hinterrad habe nachbinden lassen, da mein eines Hinterrad schon sehr defekt ist. Auch habe ich dort junge Ochsen gekauft, da ich jetzt, wo schönes Gras ist, doch ein bißchen schnell fahren will.
Soeben kommt Herr Käding (Keding), der auf der Farm wohnt, angeritten. Er will noch die Nacht, da schöner Mondschein, nach Salem reiten, Herrn Corleis entgegen. Derselbe muß morgen von Mund kommen, wo er seine Braut abholt. Hier ist infolgedessen alles festlich eingerichtet.
Ich habe übrigens Glück gehabt, indem ich meine 5 Ochsen, die mir damals weggelaufen waren, wiederbekommen habe. Ich hatte einem gewissen Bam in Otjimbingue (ein Mann, der lange im Lande, der deshalb kreuz und quer durchstreift, der auch Ächtwitz im Owamboland geleitet hat, der 1884 Hunderte von Rindern durch die Hottentotten verloren hat und dadurch vom reichen zum armen Mann geworden ist) beauftragt, sich überall nach den Ochsen zu erkundigen, da derselbe großen Einfluß auf die Hereros hat. Er kann nämlich auch alle Sprachen, Deutsch, Holländisch, Englisch, Herero, Namaqua, Owambo. So hatte er die Ochsen wieder in die Hände bekommen, und du kannst dir wohl meine Freude vorstellen, als ich die Nachricht erhielt. In Otjimbingue angekommen, bekam ich noch einen Ochsen wieder, der seit dem 2ten unglücklichen Zug, wo ich die vielen Ochsen verlor, verloren war; also nach 1½ Jahren bekam ich ihn doch noch wieder. Den neuen Wagen hatte ich verkauft, aber der Betreffende ist seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen. So lasse ich den Wagen jetzt holen von einem Bastard und habe auch schon einen Käufer. Ich denke, ich kann ein gutes Geschäft machen damit und ich freue mich, daß noch einer im Mund ankommen wird oder schon angekommen ist.
Ich hatte jetzt wieder einen Fieberanfall, dieselben Anzeichen wie damals. Doch trank ich fast eine Flasche Kognak aus und es war am Abend schon gut, selbstredend wurde ich auch gar nicht betrunken. Ich ziehe dies Mittel dem Chinin sehr viel vor. Nach dem Chinin damals habe ich solche schlechten Folgen verspürt, besonders starkes Herzklopfen und erschwertes Atmen. Natürlich hilft Kognak nicht jedem, am wenigsten dem, der regelmäßig Spirituosen zu sich nimmt, da die Gewohnheit die Wirkung des Kognaks bei einem Fieberanfall beeinträchtigt.
Du schreibst von verschiedenen Herrn, die dir gesagt haben, daß dies Anwenden von Spirituosen zu verwerfen sei. Dies wäre auch sehr gut und schön, leider aber haben diese Leute hier im Lande dies Prinzip nicht befolgt, im Gegenteil. Allerdings, übermäßiger Genuß von Spirituosen ist durchaus schädlich, aber in diesem Fall ist er gewiß am Platz. Chinin ist ein bedeutend stärkeres und gefährlicheres Gift als Schnaps.
Käding (Keding) hat, was dich interessieren wird, eine Farm von Corleis gekauft und es scheint ihm ganz gut zu gefallen. Er läßt euch alle herzlich grüßen und sich entschuldigen, daß er noch nicht geschrieben hat. Ich habe das Haus von Herrn Corleis in Akkord gemacht, 1000 Steine vermauern 20 Mark (im Ganzen 30000 Steine), Quadratmeter verputzen 1 Mark, Fundament laufender Meter 6-3 Mark.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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