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Briefe 1893 - 1904 (XXXVII Brief)
Briefe 1893 - 1904 (XXXVII Brief)

Briefe 1893 - 1904 (XXXVII Brief)

Von Hans Warncke alias „Hans Waffenschmied“ aus Windhoek und Hamakari
Wiebke Schmidt
Otjimbingue, den 3. November 1899

Liebe Eltern!

Soeben habe ich euren lieben Brief erhalten. Wie freue ich mich, daß es euch soweit gut geht. Ich habe wegen einer Farm bei Gobabis angefragt (50 Pfennig pro Hektar). Wenn ich dort kaufe, muß ich aber persönlich erst hinauf. Nun habe ich wieder Lust bekommen auf die Gegend hinter Omaruru, wo die Regierung auch Farmen verkauft. Jedenfalls liegt dies Gebiet günstiger für den käufligen Verkehr. Ich habe beschlossen, vorläufig keinen Transport mehr zu fahren, ich habe einen Wagen und ein Gespann Ochsen verkauft. Nun will ich mit dem anderen Wagen ins Handelsfeld, um Vieh in die Hände zu bekommen. Später habe ich die Absicht nach Namaqualand zu gehen, mit Kleinvieh, sowohl als Kost, Kaffee, Zucker usw., um Kühe und Färsen zu handeln. Nun hattest du mir, lieber Vater, von dem Kredit geschrieben, den ihr mir durch Dr. Förster eröffnen wolltet. Dies wäre mir sehr angenehm, ja von großem Nutzen. Die Sache ist die: Will ich mir den zur Bewirtschaftung einer Farm nötigen Viehstand anschaffen, muß ich mehrere große Frachten Handelsgut umsetzen. Nun kann ich augenblicklich mit dem für Wagen und Ochsen bekommenen Geld eine Fracht Handelsgüter in Mund kaufen. Das Kleinvieh, das ich handle, behalte ich. Die Hammel tausche ich gegen Muttervieh um. Ich will diesmal mir einen ordentlichen Stamm von letzterem anschaffen. Ferner könnte ich nachher Handelsgut in Mund auf Kredit kaufen, um im Süden Kühe zu kaufen. Aber dies hat zwei Haken. Hat mir ein Storemann Güter auf Kredit gegeben, um zu handeln, dann will er auch nachher das erhandelte Vieh haben, wenn ich zurückkehre. Ferner muß ich immer höhere Preise bezahlen, wenn ich auf Schuld nehme, als wenn ich bares Geld oder die Anweisung einer Bank bringe. Im Feld mit Gewinn handeln, kann aber nur der, welcher die Tauschgegenstände in Swakopmund billig kauft, denn nur in dem Fall kann er die Sachen auch wiederum an die Eingeborenen verhältnismäßig billig verkaufen. Und nur in diesem Fall hat es Aussicht, was los zu werden, da die Konkurrenz groß ist und das Vieh ziemlich knapp im Vergleich zu früheren Zeiten ist. Mir wäre die Akkreditierung am liebsten bei Wecke & Voigts, und Wulf (Wulff) in Mund.

Das Frachtfahren habe ich aufgegeben, weil bei den jetzigen Preisen (4 Mark pro 100 Pfund deutsch von Jackkelswater nach Otjimbingue) nichts mehr zu verdienen ist, oder man muß schon sehr schwer laden, und das geht bei meinem Wagen nicht. Auch lebe ich im Handelsfeld billiger. Hier auf dem Transportwagen, wenn man die Nächte durchfährt, hat man das Bedürfnis, sich ein gutes Frühstück und eine Flasche Bier zu leisten und das ist hier teuer. Im Feld dagegen, wenn man handelt, fährt man gemütlicher, hat man immer billig gute Kost (fettes Schlachtvieh, was auf dem Baiweg kolossal teuer und mager ist, ferner Milch, Eier, alles billig und sehr kräftig). Auch hat man Gelegenheit, immer Wild zu schießen, aber keine Gelegenheit, um Bierflaschen aufzuziehen, was entschieden kostspieliger ist. Dann werde ich sicher Tiger [Leoparden] und größere Antilopen schießen, daß ich Felle und Hörner an euch schicken kann. Auf dem Transportwagen hat man keine Gelegenheit, größere Tiere zu schießen. Auch Raritäten bekommt man im Handelsfeld, während es hier sehr schwer fällt.

Die Spritzen und Brillen habe ich bekommen. Die Viehspritze ist auf Onjossa gleich zur Anwendung gekommen bei Rindvieh, was geimpft war und hinten zugeschwollen war, wodurch der Stuhlgang gehemmt war. Ich bin dir sehr dankbar für die Sachen, da sie hier nicht zu bekommen sind. Du schreibst mir von einem zunehmenden Kompagnon. Ich habe mir die Sache überlegt und kenne auch mehrere, die ich in Erwähnung ziehen würde. Ein Kompagnongeschäft bietet sicherlich große Vorteile. Ich muß mal sehen.

An meinem alten Wagen muß ich zwei neue Vorderräder stecken, dann ist er gut. Ich habe bei diesem Zug ein Vorderrad des neueren Wagens gebrochen. Deshalb habe ich den neueren Wagen verkauft, da der alte Wagen besser läuft und überhaupt besser ist. Die Wege zwischen Jakkelswater und Windhoek sind kolossal schlecht. Wagensteuer muß man bezahlen, aber an den Wegen wird so gut wie nichts getan.

Von der Ermordung der Ansiedler bei Kowas im Süden durch Hottentotten wirst du gewiß in der Zeitung lesen. Ferner von der Erschießung des Bastards Willi Karim durch Prinz von Ahrenberg (von Arenberg). Dieser Vorfall erregt allgemeine Entrüstung, denn besagter Prinz soll vorher mit dem Karim getrunken haben und sogar nach 2 bis 3 Schüssen denselben vollends mit einem Ladestock ins Gehirn gestochen haben. Im Windhoeker Anzeiger steht: „Den über diesen Fall verbreiteten Schilderungen wird von keiner Seite aus widersprochen.”

Es wird jetzt viel von schlechten Elementen hier ins Land kommen. Hier sind schon so viele arbeitslos. Leute, Hausierer und sonst desgleichen sind gekommen.

In Jakkelswater kann der Frachtfahrer kein Wasser bekommen, nicht einen Tropfen Trinkwasser! Modderfontein-Wasser ist von der Bahn völlig mit Beschlag benommen. Der Swakop ist 3 Stunden ab. Und von Jakkelswater nach Bülsbort sind es 12 gute Fahrstunden mit leerem Wagen, und auf Bülsbort gibt es das erste Wasser! Der Swakopweg ist zu schwer und zu schlecht, um dort zu fahren. Es sind Leute unterwegs halb verreckt vor Durst.

Nun weißt du, lieber Vater, welche Absichten und Aussichten ich habe. Schreibe, was du dazu denkst. Kannst du mir Kredit verschaffen, wäre mir geholfen. Binnen Jahresfrist sitze ich auf einer Farm mit circa 50 Kühen und so und so viel Hunderten Kleinvieh.

Nun seid vielmals gegrüßt, du und lieb Muttichen und alle Geschwister. An Paul schreibe ich nächstens.

Euer Sohn Hans

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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