Böse Menschen haben keine Lieder
Mit unseren Motorrädern durchs Damara- und Kaokoland zum Kunene zu fahren, ist so eine Idee. Das kann auch mit einem 4x4-Fahrzeug anstrengend bis abenteuerlich sein. Und ist es auf zwei Rädern ziemlich sicher. Zumal unsere beiden Motorräder zwei (alternde) Legenden sind. Eine 27 Jahre alte BMW G/S und eine zehn Jahre jüngere Honda Africa Twin. Beide stehen für das Urbild großer, souveräner Reisemaschinen, mit denen man durch Dick und Dünn fahren kann. Wenn man sie denn fahren kann und fahren will! Vollgetankt mit 43 Liter Sprit, mit Gepäck und Fahrer ist die 6-Zentner-Grenze deutlich überschritten. Und sechs Zentner, hingeworfen in den Sand, können eine Mühsal sein.
Ehe wir loskamen, brauchte es zwei Tage, die Maschinen reisefertig zu machen. Ölwechsel, Schrauben nachziehen, Platz finden für je acht Liter Trinkwasser. Für Gepäck bleibt da nicht viel Raum: Schlafsack und Moskitonetz, Benzinkocher und Werkzeug - das war früher und ist heute der Hausrat für die große Urlaubsreise. Heute ist ein GPS dabei, das ist ein angenehmer Fortschritt. Und dass wir keine zwanzig mehr sind, das ist unsere Lebensversicherung.
AnfangsschwierigkeitenAm Heiligen Abend mittags verließen wir Windhoek mit dem Ziel Spitzkoppe. Viel zu spät, um alles auf Gravel fahren zu können, aber die wunderbare Strecke durchs Khomas-Hochland nach Wilhelmstal (D 1958) ist auch bei knapper Zeit ein Muss. Selbst wenn es, wie an diesem Tag, regnen sollte. Es blieb der einzige Regen während unserer Tour.
In Wilhelmstal am Kiosk mit den netten Damen hinter der Theke und klasse Biltong im Regal, gibt es den ersten Hinweis darauf, dass wir nicht mit taufrischem High-Tech-Material unterwegs sind. Ich stelle meine BMW auf ihren Seitenständer, um Patrick an den Tresen zu folgen. Das Motorrad folgt auch - der Schwerkraft. Langsam, aber unaufhaltsam gibt der Seitenständer nach und die BMW legt sich auf den linken Zylinder. Wie ein großes, müdes Tier.
Schmunzeln in den Gesichtern ringsum. In meinem Gesicht ein großes Unverständnis und unwillkürlich der Gedanke: Na, das geht ja gut los! Der Seitenständer ist von nun an nicht mehr zu gebrauchen, Materialermüdung. Für den Rest der Tour bleibt nur das Aufbocken der schweren Fuhre auf den Hauptständer. Patrick weiß, wie ich fühle, klopft mir auf die Schultern und auch die wenigen Gäste heben bei unserer Abfahrt die Daumen, wohl um zu sagen: "Wird schon gutgehen!"
Geht es auch. Bis zehn Kilometer hinter Usakos. Ich höre hinter mir ein kurzes, klackendes Geräusch, weil nichts folgt, beachte ich es nicht weiter. Gleich darauf sehe ich im Rückspiegel Patrick heftig gestikulieren. Auch wenn man solch Gestikulieren nicht deuten kann, ist anzuhalten selten verkehrt. So auch jetzt. Ein Blick nach hinten unten offenbahrt eine kleine Katastrophe. Die Hauptschweißnaht meines linken Edelstahl-Gepäckträgers hatte sich komplett gelöst und mehrere hundert Meter schliffen Gepäcktasche und ein 5-Liter-Kanister für Trinkwasser auf dem Asphalt. Beides nun mit straußeneigroßen Löchern. Der Gepäckträger wird notdürftig mit Farmdraht befestigt. Derart angeschlagen erreichten wir die Spitzkoppe. Für den ersten Tag einer großen Tour sind die Verluste ziemlich happig. Ich hadere mit mir und meiner BMW. Soll ich die Tour abbrechen oder weiterfahren in der Hoffnung, alles irgendwie reparieren zu können?
Professionelle HilfeEin herrlicher Sonnenuntergang am Granit der Spitzkoppe, das Feuer zum und nach dem Essen, die Sterne in der windstillen, klaren Nacht - gibt es einen schöneren Ort für den Heiligen Abend? Am nächsten Morgen war entschieden: Wir fahren weiter!
Von der Spitzkoppe nach Swakopmund ausschließlich off road, das war unser Anspruch. Noch ist das gut machbar, noch ist ein Track von der kleinen Spitzkoppe südwärts nach Trekkopje fahrbar. Allerdings fährt man ab dem 22. Breitengrad schon auf dem Betriebsgelände einer Uranerz-Mine. Die wohl in Zukunft dafür sorgen wird, dass da nicht mehr nur zum Spaß herumgefahren wird. Um so mehr freuen wir uns, diesen schönen Track noch gefahren zu sein. Das Gelände zu verlassen, um die B2 zu überqueren, war unmöglich, ohne sich etlichen Fragen des Wachpersonals zu stellen, das sich überhaupt nicht erklären konnte, wo wir herkamen. Nette Jungs im übrigen, die nur ihren Job machten.
Hier bei Trekkopje geht es runter in den Khan. Die Zufahrt zum Rivier ist fahrerisch wegen tiefen haltlosen Kieses anspruchsvoller zu fahren als das Flußbett selbst. Khan- und Swakop-Rivier als Anfahrt nach Swakopmund sind eine Traumstrecke für jeden, der sich von rauhen Landschaften begeistern lassen kann.
Swakopmund hatte kein Quartier für uns. Natürlich nicht. Zum Jahreswechsel ist dort die halbe Welt versammelt. Nach dem dritten Mal fragen und verständnislosen Gesichtern gegenüber kamen wir uns selbst lächerlich vor. Sophia Dale vor den Toren der Stadt war auch voll ausgebucht, aber ein Plätzchen fand sich dennoch. Ehe die Mays, die Betreiber des Campingplatzes, jemanden wegschicken, muss es schon sehr dicke kommen.
26. Dezember, Swakopmund gefällt sich und seinen Gästen in Festtagsstimmung, wer kann und will da Edelstahl schweißen und eine durchgescheuerte Gepäcktasche wieder rüttelpistenfest machen? Patrick war sich sicher, in der Lokasie jemanden zu finden, der Nadel und Faden und ein derbes Stück Stoff ordentlich zusammenführen kann. Also rein in die Lokasie und mit einem Fingerzeig auf die aufgeriebene Tasche immer wieder dieselbe Frage gestellt: "Wer kann das reparieren?" Erstaunlich, wie viele meinten, das selbstverständlich tun zu können. Wir sind aber lange genug im Land, um zu wissen, dass der gute Wille noch lange nicht die gute Arbeit ist. Auf unserer Suchfahrt durch die Lokasie gerieten wir an eine Oshivambo sprechende Mittfünfzigerin. Patrick gab mir zu verstehen: sie oder keine! Sie verstand schnell, dass auf das aufgescheuerte Loch ein robuster Flicken genäht werden muss, der sich nie wieder lösen soll. Mit Haus, Hof und Kindern hatte sie genug am Hals, aber in der Nacht wollte sie es versuchen.
Um 10 Uhr am nächsten Morgen waren wir wieder bei ihr und ihren Kindern. Die Tasche war weit besser hergerichtet, als ich hoffte, so gab ich die ausgehandelten 50 N$ dankbar in ihre Hände. Ringsum freundliches Gaffen und Kindergejohle, als wir die Lokasie wieder verließen. Danke für die saubere Arbeit und die Hilfe zur rechten Zeit.
Blieb noch das Problem mit dem Gepäckträger. In Wlotzkasbaken zum Strandrennen waren wir nicht die einzigen Motorradfahrer (auch wenn die 4x4-Fraktion natürlich wie immer in deutlicher Überzahl war). Wilfried Henseler, Chef einer Swakopmunder Elektrofirma, hörte von meinem Problem. Selbst gern auf seiner Africa Twin unterwegs, bot er an, am nächsten Tag in seiner häuslichen Garage den Gepäckträger zu schweißen. Gesagt, getan, und zwar perfekt. Nebenbei dichtete er auch noch die oberen leckgewordenen Verschlußschrauben meiner BMW-Telegabel mit Klempner-Dichtband. Auf diese Idee war ich bisher nicht und wäre ich auch nie gekommen. Dank auch an Dich, Wilfried, für die super Arbeit.
Ab in den NordenHochgestimmt von so viel Hilfsbereitschaft, packten wir unsere Motorräder. Weiter an der Küste nach Norden. Wilfried hatte uns den Tip gegeben, hinter Hentiesbai in den Omaruru einzubiegen, und dem Trockenfluß zu folgen, solange wir es lustig fänden. Genau das taten wir. Das Rivier ist anfangs auch mit schweren Motorrädern easy zu befahren. Anfangs. Je weiter wir uns dem Omaruru-Delta-Damm näherten, desto weniger lustig wurde die Eierei im losen, tief verspurten Flußkies. Hier landeten unsere 6-Zentner-Mobile auch mehrmals im Sand. Auch weil wir aus Faulheit zu lange zögerten, den Luftdruck in den Rädern zu reduzieren. Nicht nur Dumm- auch Faulheit wird bestraft, in unserem Fall mit mühseliger Buddelei im Sand. Aber: Wir wollten "off road", nun hatten wir "off road", also wollten wir uns nicht beschweren.
Wir folgtem dem Omaruru bis Nainais, passierten Uis und den Brandberg an seiner Westseite, erfrischten uns im Wasserloch der Brandberg-West-Mine und genossen kurze Zeit später Wasser auf unsere in den Helmen überhitzten Köpfe aus den Bucket-Showern im kommunalen Camp. Am Doros-Krater vorbei auf wunderbaren Tracks zum Verbrannten Berg. Die Nacht im Aba-Huab-Camp, das trotz edler Konkurrenz durch das nahe Camp der Mowani-Lodge immer noch ein guter Platz zum Übernachten ist.
Weiter über Palmwag nach Sesfontein. Wären wir mit einem 4x4 unterwegs gewesen, hätten wir für die Weiterfahrt nach Purros die Route über den Hoanib, Ausstieg bei Amspoort, weiter nordwärts zum Hoarusib gewählt. Motorradfahrern ist diese Strecke aber verwehrt, weil sich (nicht nur) die Wüstenelefanten im Hoanib von Motorrädern deutlich mehr gestört fühlen würden als von Allradfahrzeugen, die sie ja täglich erleben. So gern wir den Hoanib entlanggefahren wären, so sehr verstehen wir die Sorgen der Naturschützer und fuhren statt im Hoanib auf dem nervenden Wellblech der D 3700 nach Purros weiter. Ab etwa Tokamas gewinnt die Pad deutlich, das Wellblech läßt nach, die Strecke wird hügelig und läßt ausgesprochenen Fahrspaß aufkommen. Die letzten 35 Kilometer bis Purros entschädigen für die ersten 50, 60 nach Sesfontein. Das Community Camp in Purros war uns ein guter Ort für die Silvesternacht.
Der Weg von Purros nach Orupembe durch das Hoarusib- und Khumib-Rivier ist auf dem Weg nach Norden wohl konkurrenzlos schön. 25 Kilometer hinter Orupembe auf dem Weg nach Rooidrom sind wir den einladenden Schildern des Camps Marble gefolgt und haben so ein anderes gut geführtes und angenehm aufgebautes Community Camp kennengelernt.
Es war auch unsere Absicht, Community Camps den privaten Camps vorzuziehen und so die örtlichen Gemeinschaften zu unterstützen. Meist gelang uns das auch, manchmal - zugegeben - erlagen wir aber doch den Verheißungen der Privaten. Am Ende der Etappe "Camp Marble - Rooidrom - Marienflußtal - Kunene" entschieden wir uns zum Beispiel für Koos Verweys Camp Syncro, weil er auf seinem Hinweisschild gekühlte Getränke und einen Kiosk annoncierte. Camp Syncro hielt seine Versprechen.
KnochenarbeitDie Strecke dorthin ist landschaftlich beeindruckend, aber wegen anfangs grob steiniger (bis Rooidrom) und dann sehr weichsandiger Abschnitte kräftezehrend. Außerdem haben wir uns die groben Steine und den Sand zweimal aus der Froschperspektive ansehen müssen.
Kalte Getränke und das schöne Camp genießend, blieb ein wenig das Gefühl, die Himbas und ihr Camp verraten zu haben. So verabredeten wir für den nächsten Tag einen Fußmarsch zum drei Kilometer entfernten Community Camp, vielleicht könnten wir ja eine von Himbas geführte Tour am Kunene unternehmen oder Schmuck kaufen oder irgendwie sonst unseren kleinen Beitrag leisten. Den Fußmarsch unternahmen wir, ohne aber eine Menschenseele im Camp anzutreffen. Schade, aber auch so bescherte uns die Wanderung am Fluß einen wunderbaren Vormittag bei 38 Grad im Schatten, den es aber nirgendwo gab.
Weil wir den Weg zurück zum Camp Marble vom Vortag kannten, konnten wir unsere Fahrtechnik besser auf das Gelände einstellen. Wir hatten am Tag zuvor fahrerisch viel gelernt. So landeten wir auch in schwierigem Gelände nicht mehr auf der Nase, sondern konnten entspannt das Marienflußtal genießen und hatten darüber hinaus einige Freude am eigenen - nun sicheren - Fahren über Stock und Stein und Sand.
Sprit aus dem Bottle StoreAuf andere Art spannend wurde es am nächsten Tag. Vom Camp Marble über Etanga nach Opuwo sollte es gehen. Das war der kürzeste Weg zur nächsten Tankstelle. Schon am Morgen wußten wir, dass es Patrick und die Honda nicht ganz bis ins Ziel schaffen würden. Etwa 30 Kilometer vor Opuwo würde der Tank trocken sein, so unsere Schätzung. Damit lagen wir allerdings im Wortsinne kilometerweit daneben, und zwar um etwa 100. Wir hatten den bisherigen Mehrverbrauch in schwierigem Terrain unterschätzt. 10 Kilometer vor Etanga, nicht mehr als eine Ansammlung einiger Himba-Hütten, war der letzte Tropfen Benzin im Honda-Motor verbrannt. Mit Sprit aus dem BMW-Tank fuhren wir zu den Hütten. Hier erklärten wir allen Himbas so anschaulich wie möglich unsere dämliche Lage und fragten, ob uns vielleicht jemand einige Liter Sprit verkaufen könne. Das wäre überhaupt kein Problem, es gäbe ja einen Bottle Store im Ort. Wir glaubten, falsch verstanden worden zu sein, gingen auf Geheiß aber trotzdem zu dem Bottle Store. Mit größter Selbstverständlichkeit und einem Grinsen im Gesicht reichten uns die Mädels im Laden Benzin über den Tresen, abgefüllt in 5-Liter-Wasserflaschen. Das hat uns die Tagesetappe gerettet und die Stimmung deutlich gehoben. Das sind die kleinen Wunder, die vielleicht zu jeder größeren Reise gehören. Wir bedankten uns bei unseren Retterinnen mit einem guten Trinkgeld, das nur zögerlich und ungläubig angenommen wurde, erreichten Opuwo ohne Probleme und genossen am Abend einen gepflegten Rasen unter unseren Iso-Matten auf dem Campingplatz der Opuwo Country Lodge.
Von dort wieder nach Norden zu den Epupa-Fällen und damit zum zweiten Mal an den Kunene. Natürlich der Fälle wegen, aber vor allem als Ausgangspunkt für die Weiterfahrt direkt am Kunene nach Ruacana. Wer die Strecke am Flußlauf kennt, wird vielleicht übereinstimmen, daß dies eine der imponierendsten Off-road-Strecken im Land ist. Wer sie nicht kennt, dem sei sie empfohlen. Ein ordentliches Allradfahrzeug, 4x4-Erfahrung und etwas Mut seien auch und unbedingt empfohlen.
Über Ruacana zurück nach Opuwo (tanken!), diesmal ins kommunale Kunene Village Camp. Das Camp wartet gerade auf die dringend nötige Renovierung. Nach der Renovierung ist auch dieses Community Camp sicher wieder eine Empfehlung. Im Augenblick leider nicht.
Afrika purWer auf dem Rückweg von Opuwo deutlich mehr Afrika haben möchte, als man es auf der C 43 erleben kann, dem empfehlen wir die Fahrt nach Süden auf der D 3710, die parallel zur Hauptpiste verläuft. Anfangs noch bestens in Schuss, wird die Piste ab etwa Ombombe kontinuierlich abenteuerlicher. Ungefähr hier beginnt die Beesvlakte, eine große Fläche zwischen Bergrücken, die sich mit tückischen Feinstaub-Feldern in die Erinnerung des Reisenden einbrennt. Knietiefe Spurrinnen aus der letzten Regenzeit, zugeweht mit diesem "Talkum", halten manche fahrdynamische Überraschung bereit. Ist man der Überraschung nicht gewachsen, stürzt man in den Staub. Optisch sind solche Stürze ein Leckerbissen - aber nur für den, der das andere "Ufer" bereits erreicht hat.
In Umumbaaitjie ist das östliche Ende der Khowarib-Schlucht erreicht, von hier ging es ostwärts zum südwestlichsten Zipfel der Etoscha-Einzäunung. Dort ist die C 35 erreicht und damit Asphalt, nach einem Tag im Staub nicht unwillkommen.
Böse Menschen haben...Östlich von Khorixas beginnt mit der D 2743 wieder eine Gravel-Pad, auf Schotter fahren wir zwischen Tafelbergen bis Kalkfeld. Im Ort selbst fanden wir keine Unterkunft, viel weiter wollten wir aber nicht mehr fahren, also beschlossen wir, uns bei allernächster Gelegenheit einfach in die Büsche zu schlagen. Kalkfeld machte an diesem Tag mit seinen Betrunkenen rund um die Tankstelle einen düsteren Eindruck - lag es an uns, lag es am Ort? Um keine Begehrlichkeiten aufkommen zu lassen, wollten wir ungesehen unser Nachtlager errichten. Drei Kilometer hinter Kalkfeld bieten ein paar Felsen guten Schutz vor allzu neugierigen Augen. Ich folge Patrick hinter die Felsen und bemerke im letzten Moment noch einen Hirten, der uns gesehen haben muss. Unser Versteck ist verraten! Was tun? Was, wenn er nach Kalkfeld zieht und beim Bier von uns und unserer Habe erzählt? Obwohl nicht ängstlich, haben wir doch keine Lust, nachts im Schlafsack leichte Beute für Banditen zu sein.
Also lege ich mich in den Fels und schaue mir den Hirten sehr genau an. Der nähert sich langsam mit seinen Kühen unserem Versteck, schon aus der Ferne hören wir ihn mit guter Stimme Lieder singen. Natürlich guckt er fortwährend neugierig in die Richtung, in die wir entschwunden sind. Ich beobachte ihn argwöhnisch und bin noch lange nicht von seiner Friedfertigkeit überzeugt. Bis mir Patrick leise zuruft: "Axel, lass' sein! Böse Menschen haben keine Lieder." Treffer! Augenblicklich wird mir die Wahrheit dieser Worte bewusst. In Gedanken bitte ich den Hirten um Verzeihung für meinen Argwohn. Bei Patrick bedanke ich mich für die Weisheit, die alle Anspannung aus unserem Versteck und der letzten Nacht unserer Tour genommen hat. Wie in den Wochen zuvor erlebten wir einen friedlichen, besinnlichen Abend unter einem grandiosen Sternenhimmel. Bis in die Nacht hinein ließen wir die 3000 Kilometer der vergangenen drei Wochen Revue passieren. Bald drehten sich die Gedanken um neue Ideen für neue Reisen. Axel Cordes
Ehe wir loskamen, brauchte es zwei Tage, die Maschinen reisefertig zu machen. Ölwechsel, Schrauben nachziehen, Platz finden für je acht Liter Trinkwasser. Für Gepäck bleibt da nicht viel Raum: Schlafsack und Moskitonetz, Benzinkocher und Werkzeug - das war früher und ist heute der Hausrat für die große Urlaubsreise. Heute ist ein GPS dabei, das ist ein angenehmer Fortschritt. Und dass wir keine zwanzig mehr sind, das ist unsere Lebensversicherung.
AnfangsschwierigkeitenAm Heiligen Abend mittags verließen wir Windhoek mit dem Ziel Spitzkoppe. Viel zu spät, um alles auf Gravel fahren zu können, aber die wunderbare Strecke durchs Khomas-Hochland nach Wilhelmstal (D 1958) ist auch bei knapper Zeit ein Muss. Selbst wenn es, wie an diesem Tag, regnen sollte. Es blieb der einzige Regen während unserer Tour.
In Wilhelmstal am Kiosk mit den netten Damen hinter der Theke und klasse Biltong im Regal, gibt es den ersten Hinweis darauf, dass wir nicht mit taufrischem High-Tech-Material unterwegs sind. Ich stelle meine BMW auf ihren Seitenständer, um Patrick an den Tresen zu folgen. Das Motorrad folgt auch - der Schwerkraft. Langsam, aber unaufhaltsam gibt der Seitenständer nach und die BMW legt sich auf den linken Zylinder. Wie ein großes, müdes Tier.
Schmunzeln in den Gesichtern ringsum. In meinem Gesicht ein großes Unverständnis und unwillkürlich der Gedanke: Na, das geht ja gut los! Der Seitenständer ist von nun an nicht mehr zu gebrauchen, Materialermüdung. Für den Rest der Tour bleibt nur das Aufbocken der schweren Fuhre auf den Hauptständer. Patrick weiß, wie ich fühle, klopft mir auf die Schultern und auch die wenigen Gäste heben bei unserer Abfahrt die Daumen, wohl um zu sagen: "Wird schon gutgehen!"
Geht es auch. Bis zehn Kilometer hinter Usakos. Ich höre hinter mir ein kurzes, klackendes Geräusch, weil nichts folgt, beachte ich es nicht weiter. Gleich darauf sehe ich im Rückspiegel Patrick heftig gestikulieren. Auch wenn man solch Gestikulieren nicht deuten kann, ist anzuhalten selten verkehrt. So auch jetzt. Ein Blick nach hinten unten offenbahrt eine kleine Katastrophe. Die Hauptschweißnaht meines linken Edelstahl-Gepäckträgers hatte sich komplett gelöst und mehrere hundert Meter schliffen Gepäcktasche und ein 5-Liter-Kanister für Trinkwasser auf dem Asphalt. Beides nun mit straußeneigroßen Löchern. Der Gepäckträger wird notdürftig mit Farmdraht befestigt. Derart angeschlagen erreichten wir die Spitzkoppe. Für den ersten Tag einer großen Tour sind die Verluste ziemlich happig. Ich hadere mit mir und meiner BMW. Soll ich die Tour abbrechen oder weiterfahren in der Hoffnung, alles irgendwie reparieren zu können?
Professionelle HilfeEin herrlicher Sonnenuntergang am Granit der Spitzkoppe, das Feuer zum und nach dem Essen, die Sterne in der windstillen, klaren Nacht - gibt es einen schöneren Ort für den Heiligen Abend? Am nächsten Morgen war entschieden: Wir fahren weiter!
Von der Spitzkoppe nach Swakopmund ausschließlich off road, das war unser Anspruch. Noch ist das gut machbar, noch ist ein Track von der kleinen Spitzkoppe südwärts nach Trekkopje fahrbar. Allerdings fährt man ab dem 22. Breitengrad schon auf dem Betriebsgelände einer Uranerz-Mine. Die wohl in Zukunft dafür sorgen wird, dass da nicht mehr nur zum Spaß herumgefahren wird. Um so mehr freuen wir uns, diesen schönen Track noch gefahren zu sein. Das Gelände zu verlassen, um die B2 zu überqueren, war unmöglich, ohne sich etlichen Fragen des Wachpersonals zu stellen, das sich überhaupt nicht erklären konnte, wo wir herkamen. Nette Jungs im übrigen, die nur ihren Job machten.
Hier bei Trekkopje geht es runter in den Khan. Die Zufahrt zum Rivier ist fahrerisch wegen tiefen haltlosen Kieses anspruchsvoller zu fahren als das Flußbett selbst. Khan- und Swakop-Rivier als Anfahrt nach Swakopmund sind eine Traumstrecke für jeden, der sich von rauhen Landschaften begeistern lassen kann.
Swakopmund hatte kein Quartier für uns. Natürlich nicht. Zum Jahreswechsel ist dort die halbe Welt versammelt. Nach dem dritten Mal fragen und verständnislosen Gesichtern gegenüber kamen wir uns selbst lächerlich vor. Sophia Dale vor den Toren der Stadt war auch voll ausgebucht, aber ein Plätzchen fand sich dennoch. Ehe die Mays, die Betreiber des Campingplatzes, jemanden wegschicken, muss es schon sehr dicke kommen.
26. Dezember, Swakopmund gefällt sich und seinen Gästen in Festtagsstimmung, wer kann und will da Edelstahl schweißen und eine durchgescheuerte Gepäcktasche wieder rüttelpistenfest machen? Patrick war sich sicher, in der Lokasie jemanden zu finden, der Nadel und Faden und ein derbes Stück Stoff ordentlich zusammenführen kann. Also rein in die Lokasie und mit einem Fingerzeig auf die aufgeriebene Tasche immer wieder dieselbe Frage gestellt: "Wer kann das reparieren?" Erstaunlich, wie viele meinten, das selbstverständlich tun zu können. Wir sind aber lange genug im Land, um zu wissen, dass der gute Wille noch lange nicht die gute Arbeit ist. Auf unserer Suchfahrt durch die Lokasie gerieten wir an eine Oshivambo sprechende Mittfünfzigerin. Patrick gab mir zu verstehen: sie oder keine! Sie verstand schnell, dass auf das aufgescheuerte Loch ein robuster Flicken genäht werden muss, der sich nie wieder lösen soll. Mit Haus, Hof und Kindern hatte sie genug am Hals, aber in der Nacht wollte sie es versuchen.
Um 10 Uhr am nächsten Morgen waren wir wieder bei ihr und ihren Kindern. Die Tasche war weit besser hergerichtet, als ich hoffte, so gab ich die ausgehandelten 50 N$ dankbar in ihre Hände. Ringsum freundliches Gaffen und Kindergejohle, als wir die Lokasie wieder verließen. Danke für die saubere Arbeit und die Hilfe zur rechten Zeit.
Blieb noch das Problem mit dem Gepäckträger. In Wlotzkasbaken zum Strandrennen waren wir nicht die einzigen Motorradfahrer (auch wenn die 4x4-Fraktion natürlich wie immer in deutlicher Überzahl war). Wilfried Henseler, Chef einer Swakopmunder Elektrofirma, hörte von meinem Problem. Selbst gern auf seiner Africa Twin unterwegs, bot er an, am nächsten Tag in seiner häuslichen Garage den Gepäckträger zu schweißen. Gesagt, getan, und zwar perfekt. Nebenbei dichtete er auch noch die oberen leckgewordenen Verschlußschrauben meiner BMW-Telegabel mit Klempner-Dichtband. Auf diese Idee war ich bisher nicht und wäre ich auch nie gekommen. Dank auch an Dich, Wilfried, für die super Arbeit.
Ab in den NordenHochgestimmt von so viel Hilfsbereitschaft, packten wir unsere Motorräder. Weiter an der Küste nach Norden. Wilfried hatte uns den Tip gegeben, hinter Hentiesbai in den Omaruru einzubiegen, und dem Trockenfluß zu folgen, solange wir es lustig fänden. Genau das taten wir. Das Rivier ist anfangs auch mit schweren Motorrädern easy zu befahren. Anfangs. Je weiter wir uns dem Omaruru-Delta-Damm näherten, desto weniger lustig wurde die Eierei im losen, tief verspurten Flußkies. Hier landeten unsere 6-Zentner-Mobile auch mehrmals im Sand. Auch weil wir aus Faulheit zu lange zögerten, den Luftdruck in den Rädern zu reduzieren. Nicht nur Dumm- auch Faulheit wird bestraft, in unserem Fall mit mühseliger Buddelei im Sand. Aber: Wir wollten "off road", nun hatten wir "off road", also wollten wir uns nicht beschweren.
Wir folgtem dem Omaruru bis Nainais, passierten Uis und den Brandberg an seiner Westseite, erfrischten uns im Wasserloch der Brandberg-West-Mine und genossen kurze Zeit später Wasser auf unsere in den Helmen überhitzten Köpfe aus den Bucket-Showern im kommunalen Camp. Am Doros-Krater vorbei auf wunderbaren Tracks zum Verbrannten Berg. Die Nacht im Aba-Huab-Camp, das trotz edler Konkurrenz durch das nahe Camp der Mowani-Lodge immer noch ein guter Platz zum Übernachten ist.
Weiter über Palmwag nach Sesfontein. Wären wir mit einem 4x4 unterwegs gewesen, hätten wir für die Weiterfahrt nach Purros die Route über den Hoanib, Ausstieg bei Amspoort, weiter nordwärts zum Hoarusib gewählt. Motorradfahrern ist diese Strecke aber verwehrt, weil sich (nicht nur) die Wüstenelefanten im Hoanib von Motorrädern deutlich mehr gestört fühlen würden als von Allradfahrzeugen, die sie ja täglich erleben. So gern wir den Hoanib entlanggefahren wären, so sehr verstehen wir die Sorgen der Naturschützer und fuhren statt im Hoanib auf dem nervenden Wellblech der D 3700 nach Purros weiter. Ab etwa Tokamas gewinnt die Pad deutlich, das Wellblech läßt nach, die Strecke wird hügelig und läßt ausgesprochenen Fahrspaß aufkommen. Die letzten 35 Kilometer bis Purros entschädigen für die ersten 50, 60 nach Sesfontein. Das Community Camp in Purros war uns ein guter Ort für die Silvesternacht.
Der Weg von Purros nach Orupembe durch das Hoarusib- und Khumib-Rivier ist auf dem Weg nach Norden wohl konkurrenzlos schön. 25 Kilometer hinter Orupembe auf dem Weg nach Rooidrom sind wir den einladenden Schildern des Camps Marble gefolgt und haben so ein anderes gut geführtes und angenehm aufgebautes Community Camp kennengelernt.
Es war auch unsere Absicht, Community Camps den privaten Camps vorzuziehen und so die örtlichen Gemeinschaften zu unterstützen. Meist gelang uns das auch, manchmal - zugegeben - erlagen wir aber doch den Verheißungen der Privaten. Am Ende der Etappe "Camp Marble - Rooidrom - Marienflußtal - Kunene" entschieden wir uns zum Beispiel für Koos Verweys Camp Syncro, weil er auf seinem Hinweisschild gekühlte Getränke und einen Kiosk annoncierte. Camp Syncro hielt seine Versprechen.
KnochenarbeitDie Strecke dorthin ist landschaftlich beeindruckend, aber wegen anfangs grob steiniger (bis Rooidrom) und dann sehr weichsandiger Abschnitte kräftezehrend. Außerdem haben wir uns die groben Steine und den Sand zweimal aus der Froschperspektive ansehen müssen.
Kalte Getränke und das schöne Camp genießend, blieb ein wenig das Gefühl, die Himbas und ihr Camp verraten zu haben. So verabredeten wir für den nächsten Tag einen Fußmarsch zum drei Kilometer entfernten Community Camp, vielleicht könnten wir ja eine von Himbas geführte Tour am Kunene unternehmen oder Schmuck kaufen oder irgendwie sonst unseren kleinen Beitrag leisten. Den Fußmarsch unternahmen wir, ohne aber eine Menschenseele im Camp anzutreffen. Schade, aber auch so bescherte uns die Wanderung am Fluß einen wunderbaren Vormittag bei 38 Grad im Schatten, den es aber nirgendwo gab.
Weil wir den Weg zurück zum Camp Marble vom Vortag kannten, konnten wir unsere Fahrtechnik besser auf das Gelände einstellen. Wir hatten am Tag zuvor fahrerisch viel gelernt. So landeten wir auch in schwierigem Gelände nicht mehr auf der Nase, sondern konnten entspannt das Marienflußtal genießen und hatten darüber hinaus einige Freude am eigenen - nun sicheren - Fahren über Stock und Stein und Sand.
Sprit aus dem Bottle StoreAuf andere Art spannend wurde es am nächsten Tag. Vom Camp Marble über Etanga nach Opuwo sollte es gehen. Das war der kürzeste Weg zur nächsten Tankstelle. Schon am Morgen wußten wir, dass es Patrick und die Honda nicht ganz bis ins Ziel schaffen würden. Etwa 30 Kilometer vor Opuwo würde der Tank trocken sein, so unsere Schätzung. Damit lagen wir allerdings im Wortsinne kilometerweit daneben, und zwar um etwa 100. Wir hatten den bisherigen Mehrverbrauch in schwierigem Terrain unterschätzt. 10 Kilometer vor Etanga, nicht mehr als eine Ansammlung einiger Himba-Hütten, war der letzte Tropfen Benzin im Honda-Motor verbrannt. Mit Sprit aus dem BMW-Tank fuhren wir zu den Hütten. Hier erklärten wir allen Himbas so anschaulich wie möglich unsere dämliche Lage und fragten, ob uns vielleicht jemand einige Liter Sprit verkaufen könne. Das wäre überhaupt kein Problem, es gäbe ja einen Bottle Store im Ort. Wir glaubten, falsch verstanden worden zu sein, gingen auf Geheiß aber trotzdem zu dem Bottle Store. Mit größter Selbstverständlichkeit und einem Grinsen im Gesicht reichten uns die Mädels im Laden Benzin über den Tresen, abgefüllt in 5-Liter-Wasserflaschen. Das hat uns die Tagesetappe gerettet und die Stimmung deutlich gehoben. Das sind die kleinen Wunder, die vielleicht zu jeder größeren Reise gehören. Wir bedankten uns bei unseren Retterinnen mit einem guten Trinkgeld, das nur zögerlich und ungläubig angenommen wurde, erreichten Opuwo ohne Probleme und genossen am Abend einen gepflegten Rasen unter unseren Iso-Matten auf dem Campingplatz der Opuwo Country Lodge.
Von dort wieder nach Norden zu den Epupa-Fällen und damit zum zweiten Mal an den Kunene. Natürlich der Fälle wegen, aber vor allem als Ausgangspunkt für die Weiterfahrt direkt am Kunene nach Ruacana. Wer die Strecke am Flußlauf kennt, wird vielleicht übereinstimmen, daß dies eine der imponierendsten Off-road-Strecken im Land ist. Wer sie nicht kennt, dem sei sie empfohlen. Ein ordentliches Allradfahrzeug, 4x4-Erfahrung und etwas Mut seien auch und unbedingt empfohlen.
Über Ruacana zurück nach Opuwo (tanken!), diesmal ins kommunale Kunene Village Camp. Das Camp wartet gerade auf die dringend nötige Renovierung. Nach der Renovierung ist auch dieses Community Camp sicher wieder eine Empfehlung. Im Augenblick leider nicht.
Afrika purWer auf dem Rückweg von Opuwo deutlich mehr Afrika haben möchte, als man es auf der C 43 erleben kann, dem empfehlen wir die Fahrt nach Süden auf der D 3710, die parallel zur Hauptpiste verläuft. Anfangs noch bestens in Schuss, wird die Piste ab etwa Ombombe kontinuierlich abenteuerlicher. Ungefähr hier beginnt die Beesvlakte, eine große Fläche zwischen Bergrücken, die sich mit tückischen Feinstaub-Feldern in die Erinnerung des Reisenden einbrennt. Knietiefe Spurrinnen aus der letzten Regenzeit, zugeweht mit diesem "Talkum", halten manche fahrdynamische Überraschung bereit. Ist man der Überraschung nicht gewachsen, stürzt man in den Staub. Optisch sind solche Stürze ein Leckerbissen - aber nur für den, der das andere "Ufer" bereits erreicht hat.
In Umumbaaitjie ist das östliche Ende der Khowarib-Schlucht erreicht, von hier ging es ostwärts zum südwestlichsten Zipfel der Etoscha-Einzäunung. Dort ist die C 35 erreicht und damit Asphalt, nach einem Tag im Staub nicht unwillkommen.
Böse Menschen haben...Östlich von Khorixas beginnt mit der D 2743 wieder eine Gravel-Pad, auf Schotter fahren wir zwischen Tafelbergen bis Kalkfeld. Im Ort selbst fanden wir keine Unterkunft, viel weiter wollten wir aber nicht mehr fahren, also beschlossen wir, uns bei allernächster Gelegenheit einfach in die Büsche zu schlagen. Kalkfeld machte an diesem Tag mit seinen Betrunkenen rund um die Tankstelle einen düsteren Eindruck - lag es an uns, lag es am Ort? Um keine Begehrlichkeiten aufkommen zu lassen, wollten wir ungesehen unser Nachtlager errichten. Drei Kilometer hinter Kalkfeld bieten ein paar Felsen guten Schutz vor allzu neugierigen Augen. Ich folge Patrick hinter die Felsen und bemerke im letzten Moment noch einen Hirten, der uns gesehen haben muss. Unser Versteck ist verraten! Was tun? Was, wenn er nach Kalkfeld zieht und beim Bier von uns und unserer Habe erzählt? Obwohl nicht ängstlich, haben wir doch keine Lust, nachts im Schlafsack leichte Beute für Banditen zu sein.
Also lege ich mich in den Fels und schaue mir den Hirten sehr genau an. Der nähert sich langsam mit seinen Kühen unserem Versteck, schon aus der Ferne hören wir ihn mit guter Stimme Lieder singen. Natürlich guckt er fortwährend neugierig in die Richtung, in die wir entschwunden sind. Ich beobachte ihn argwöhnisch und bin noch lange nicht von seiner Friedfertigkeit überzeugt. Bis mir Patrick leise zuruft: "Axel, lass' sein! Böse Menschen haben keine Lieder." Treffer! Augenblicklich wird mir die Wahrheit dieser Worte bewusst. In Gedanken bitte ich den Hirten um Verzeihung für meinen Argwohn. Bei Patrick bedanke ich mich für die Weisheit, die alle Anspannung aus unserem Versteck und der letzten Nacht unserer Tour genommen hat. Wie in den Wochen zuvor erlebten wir einen friedlichen, besinnlichen Abend unter einem grandiosen Sternenhimmel. Bis in die Nacht hinein ließen wir die 3000 Kilometer der vergangenen drei Wochen Revue passieren. Bald drehten sich die Gedanken um neue Ideen für neue Reisen. Axel Cordes
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Allgemeine Zeitung
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