Buchhalter müssen nachfassen

Windhoek - "Die gesamte Opposition und der Bürgermeister waren sich einig, dass die Schuldnerlisten, so wie sie vorgelegt wurden, keine Grundlage für einen Beschluss zur Abschreibung von Geldern bilden können," erläuterte Ratsmitglied Ilme Schneider. Die städtische Exekutive hatte gleich als ersten Punkt der Tagesordnung die Empfehlung vorgelegt, dass die Schulden von lebenden und verstorbenen Bürgern, von bekannten und unbekannten Personen, von bekannten Stiftungen, Unternehmen und Banken aus den Büchern verschwinden sollten. Die nötigen Mittel, die das Loch stopfen sollen, das durch uneinbringliche Forderungen (bad debt) in den Haushalt gerissen wird, seien vorhanden, hieß es in der Empfehlung, die der Stadtrat am Ende nicht gutgeheißen hat, wie auch Ratsmitglied Benestus Kandundu gestern bestätigte.
Auf den ersten Blick haben die oppositionellen Ratsmitglieder eine Menge Fehler, beziehungsweise derart "schlampige" Buchhaltung entdeckt, dass sie auch den Bürgermeister überzeugen konnten, dass die ellenlange Liste von 61 Seiten mit rund 2700 Schuldnern noch einmal überarbeitet werden soll. Die außenstehenden Beträge bewegen sich zwischen einigen Seiten voller Bagatellziffern mit Einträgen wie "Victor, Paul, Katutura, Grundstück Nr. 6654, totaler Außenstand 11,04 N$", und dann stufenweise ansteigend über hunderte, tausende und hunderttausende Namibia Dollar Außenstände. Der höchste persönliche Schuldner, Heita, G.G., wird mit einem Außenstand in Höhe von 62046,21 N$ in der Liste geführt. Die Hosea-Kutako-Stiftung, eine Kulturorganisation der Ovaherero, schuldet der Stadt 35694,17 N$. Den Spitzenbetrag in Höhe von 637697,04 N$ ist für eine Organisation Classic Hostel verbucht. Was die Ratsmitglieder besonders irritiert, ist, dass die städtische Buchführung einfach die Schreibweise der Anwälte und anderer Schuldeneintreiber übernommen hat, so dass der Schuldner in der Liste wie folgt geführt wird: "Malan Bad Debt (uneinbringliche Forderung), Emily Maria - 1174,77". Andere Schuldner werden bei ihrem normalen Namen aufgeführt. Hinter vielen Namen steht "nicht auffindbar, Schuldner arbeitslos" oder "verstorben". Der Eigentümer und Bauunternehmer der Gesellschaft Omibili Homes hat die Stadt mit 3,8 Mio. N$ sitzen lassen. "Er war in Betrug verwickelt und ist aus dem Land geflohen", lautet die Erklärung.
Der städtische Steuerzahler kann gespannt sein, in welchem Format der Stadtrat nun die Abschreibung uneinbringlicher Forderungen akzeptieren wird.