Buchhandel ist hart bedrängt
D er jüngste Verlust ist die Schließung des „Bücherkellers/Book Cellar“ in diesem Jahr, der über mehrere Jahrzehnte in der Innenstadt für Einheimische und Touristen eine beliebte Anlaufstelle war, aber infolge steigender Ladenmieten im Carl-List-Haus zunächst ins Craft Center, im Komplex der Alten Brauerei, umgezogen ist, bevor das Geschäft im März ganz schließen musste. Die letzten Eigentümer des Bücherkellers waren gestern zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen.
In den Räumen des Bücherkellers hat seit einer Woche nun das Verlagshaus Wordweaver im Craft Center eröffnet, das hauptsächlich englische, aber auch deutschsprachige Publikationen herausgibt, vor allem über Namibia.
Windhoek hatte vor wenigen Jahren drei deutsche Buchhandlungen – antiquarischer Buchhandel nicht inbegriffen, die von dem vergleichsweise kleinen deutschsprachigen Lesepublikum der Hauptstadt und den Touristen unterhalten wurden. Das junge Geschäft „Bücherwurm“, ebenfalls in der Innenstadt, konnte sich auch nicht lange halten. In der Regel führt eine spezialisierte Buchhandlung auch anderssprachige Bücher. Jetzt ist nur noch die Windhoeker Buchhandlung übrig, die druckfrische deutsche Bücher an einer Straßenfront (hier Independence-Avenue) anbietet, wo die Ladenmiete ständig in die Höhe schießt. Kleinere Buchhandlungen verziehen sich meistens in den Hinterhof. Buchläden können versuchen, durch den Verkauf von Schreibwaren etwas mehr Kundschaft zu locken, was heute jedoch kaum mehr zutrifft, weil die Supermärkte ebenfalls Regale voller Schreibwaren anbieten. Jahrzehnte lang gab es in Windhoek das spezialisierte Buchgeschäft „Nasionale Boekhandel“, das an das große Afrikaans-sprachige Pub-
likum gerichtet war. Der Laden ist schon lange aus dem Stadtbild verschwunden. Für den generellen Bedarf an englischen und afrikaansen Büchern bieten sich ansonsten die hier vertretene südafrikanische Ladenkette CNA (Central News Agency) und der gut spezialisierte Laden Book Den an.
Ingrid Demasius aus dem Buchgroßhandel (Demasius Publications) weist auf die Kostenhürden insbesondere beim Bücherimport aus Deutschland hin, der derzeit durch den hohen Kurs des Euro und zusätzlich durch die Frachtgebühren den Preis der Bände weit in die Höhe treibt. Das Argument, dass die elektronischen Bücherangebote auf dem Schirm der Nachfrage nach gedruckten Büchern den Garaus machen könnten, lässt sie nicht gelten. Gerade Sachbücher, derzeit vor allem für die Landwirtschaft, z.B. Geflügelzucht und Fleischproduktion, sind gefragt. Das Bücher- und Verlagsgeschäft ist dennoch durch das elektronische Leseangebot und die verbrauchte Freizeit, die durch das Internet und Fernsehen eingenommen wird, großem Wandel ausgesetzt.
Von Eberhard Hofmann
Windhoek
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Allgemeine Zeitung
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