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Bäume an Rastplätzen und Fernstraßen: Der Marulabaum (Sclerocarya birrea subsp. caffra) Familie: Anacardiaceae

Betrachtet man diesen weitausladende Marulabaum am Südende des sogenannten "Ten Mile Pass" an der B1 zwischen Otavi, fällt sofort der grau gesprenkelte Stamm auf, an dem die Rinde in runden Plättchen abplatzt und dabei flache, glatte Vertiefungen hinterlässt. Marulabäume sind fast immer einstämmig und häufig höher als 8 m. Ihre schön gerundeten Kronen ragen oft weit aus dem umgebenden Busch hervor. Daran sind sie an dieser Straße und auch an der B8
zwischen Grootfontein und Rundu leicht zu erkennen.
Die Oberseite der grob gefiederten Blätter ist dunkelgrün, unterseits sind sie blasser und eher blaugrün. Junges Laub hat häufig einen rosa Schimmer. Es erscheint ab Okt. bis Nov. zusammen mit den Blüten gebüschelt an den Zweigenden. Im Herbst wird es hellgelb und fällt sehr früh ab. Die Marulabäume sind deshalb viele Monate lang kahl, jedoch an dem gesprenkelten Stamm immer gut erkennbar.

Auf Englisch und Afrikaans heißt der Baum "maroela', während die Herero- und Ndonga-Worte "omukongo" bzw. "omugongo" den Baum bezeichnen. Die Frucht wird "ongongo" genannt, ein Wort, das man im zentralen Norden auch als Ortsnamen findet. Nördlich von Grootfontein gibt es die Polizeistation und Telefonzentrale 'Maroelaboom'. Griechsich skleros steht für 'hart', wie der Marulakern; karya (Griech.) heißt ein Nussbaum; birrea leitet sich her von "birr", dem volkstümlichen Namen dieses Baumes in Senegambia und caffra von dem hebräischen Wort "Kafri" = 'ein Landmann'. Letzteres bezieht sich vermutlich auf "British Kaffraria", das Gebiet zwischen Keiskamma und Groot Kei-Rivier in Südafrika, das 1847 als britische Besitzung proklamiert und später der Kapkolonie einverleibt wurde. Das erste Belegexemplar des Marulabaumes wurde nämlich dort gesammelt. Der Marulabaum kommt also in Afrika sehr weit verbreitet vom Ostkap bis nach Senegambia vor.
In Namibia finden wir den Marulabaum etwa von Otavi an nordwärts. Er kommt zwar weit verbreitet vor, steht aber immer vereinzelt, nicht in einheitlichen Beständen. Weil er frostempfindlich sind, wächst er nur in den frostfreien nördlichen Landesteilen.

Im Owamboland stehen oft einzelne große Marulabäume in den Feldern oder bei den Gehöften, wo sie ihrer wertvollen Früchte wegen geschützt werden. In Oshikango an der Nordgrenze Namibias steht ein Marulabaum, dessen Krone so breit ist, dass regelmäßig ein Markt mit etwa 100 Personen darunter stattfindet.
Die rosa bis weißlichen männlichen und weiblichen Blüten wachsen an verschiedenen Bäumen; männliche Blüten an Blütenständen von maximal 13 cm Länge sind auffälliger als die weiblichen, die einzeln an etwa 3 cm langen Stielen sitzen. Früchte entwickeln sich nur aus den weiblichen Blüten.
Die bis 5 cm langen, pflaumenartigen, gelben Früchte hängen an einzelnen Stielen von den Zweigenden und werden ab Mai reif. Sie haben eine zähe äußere Schale, die zunächst grün ist. Gelb wird sie erst, nachdem die Früchte abgefallen sind. Um den harten Kern befindet sich eine dünne Schicht aromatisches Fruchtfleisch. In dem harten Kern liegen zwei bis drei ölhaltige Samen.
Der Marulabaum gehört zu den wertvollsten Bäumen Afrikas. Im Owamboland trägt ein Marulabaum durchschnittlich eine Tonne Früchte. (In Botswana liegt der Durchschnitt bei 580 kg, es soll dort auch Erträge von 2 bis 6 Tonnen pro Baum geben). Die Früchte duften stark aromatisch und terpentinähnlich. Bei fast allen ländlichen Bewohnern des südlichen Afrika ist der Marulabaum wegen dieser nahrhaften Früchte hoch geschätzt. Aus den Früchten wird ein sehr erfrischend schmeckendes "Bier" gebraut, das eher wie ein Obstwein schmecken soll, und auch destilliert werden kann. Der im Handel erhältliche "Amarula"-Likör wird aus ihnen zubereitet, vermittelt aber nicht die herbe Frische der Früchte oder des Gelees.

Der Kern ist in zwei oder drei Kammern unterteilt. In jeder liegt eine wohlschmeckende, sehr ölhaltige Nuss. Jede Kammer hat ein kleines Deckelchen, das von dem keimenden Embryo aufgedrückt wird. Um die Nuss nutzen zu können, muss man das Deckelchen entfernen und die Nüsse einzeln mit einem Dorn oder einem anderen spitzen Gegenstand herausholen. In archäologischen Fundstätten in Südafrika stößt man häufig auf besonders geformte Knochenstäbchen zu diesem Zweck.
Die sehr wohlschmeckenden Nüsse haben einen Fettgehalt von 50 - 60% und können wie kleine Kerzen brennen. Sie werden roh, geröstet oder gekocht gegessen. Beim Kochen, tritt das starke Vitamin-E-, Eiweiß- und Jodhaltige Öl aus, das auch als Schönheitsmittel verwendet wird. Gegenwärtig untersucht man, ob es sich als Sonnenschutzmittel eignen würde.

Aus den Marulafrüchten lässt sich Gelee bereiten und, wenn man fleißig genug ist, das wenige Fruchtfleisch aus den Schalen und von dem großen Kern zu schaben, auch sehr gute Marmelade. Das Fruchtfleisch enthält viermal so viel Vitamin C wie eine Orange.

Im Owamboland ist Land Kommunalbesitz, einzelne Marulabäume dagegen gelten als das Privateigentum bestimmter Personen oder Familien. Die meisten Marulabäume stehen in den Feldern oder dicht bei den Gehöften und sind dadurch vor Elefanten und Pavianen geschützt, die in der Natur über die Früchte herfallen, sobald sie reif werden. Mit Unterstützung der französischen Nicht-Regierungsorganisation CRIAA hat sich in den letzten Jahren um die Marulafrüchte eine Heimindus-trie entwickelt. Die EigentümerInnen der Bäume bereiten zunächst aus den Früchten das erwähnte Bier oder kochen daraus Gelee. Dann holen sie in einem langwierigen Prozess die Nüsse aus den Kammern der Kerne. Dazu setzen sie sich auf den Stiel einer Axt, so dass die Schneide nach oben weist. Sie legen das Ende des Kerns mit den kleinen Deckelchen auf die scharfe Kante und hacken es ab, indem sie mit einem Holzscheit auf den Kern schlagen. Dann ziehen sie die Nüsse mit einer Stopfnadel vorsichtig aus ihren Kammern. Die Kerne haben eine harte und faserige Schale. Die Nüsse sind dagegen weich. Mit einem Nussknacker oder anderen mechanischen Geräten würde man die Nuss zerdrücken und mit den Schalenfasern vermischen. Das aus den Nüssen kalt gepresste Öl wird zu Seife verarbeitet, die zum Beispiel in Windhoek im "Craft Centre" erhältlich ist und sehr wohltuend auf die Haut wirkt.
Elefanten schütteln die Bäume mit ihren Rüsseln und heben die herabgefallenen Früchte vom Boden auf. Sie und andere wilde Tiere sollen angeblich von dem Genuss der unter den Bäumen gärenden Früchte betrunken werden. Untersuchungen haben allerdings ergeben, dass die gegorenen Marulafrüchte zu wenig Alkohol enthalten, um diese Wirkung hervorzurufen. Elefanten lieben auch die Rinde dieser Bäume und reißen sie oft ab. Neben dem Baobab (Adansonia digitata) ist der Marulabaum einer der wenigen Bäume, die ein solches "Ringeln" überleben - die Narben solcher Misshandlung sind oft an den Stämmen zu sehen.

Die meisten Laubäser fressen die Blätter, die Elefanten bei Dürre auch die Wurzeln. Die Wurzeln werden auch von Menschen als Wasserquelle benutzt. Dazu gräbt man etwa 2m der Wurzeln direkt unter der Erde aus und kappt sie ab. Man löst ein etwa 10 cm langes Stück Rinde von einem Ende und hält die Wurzel mit dem geschälten Ende nach unten, woraufhin innerhalb von Minuten Wasser aus diesem Ende tropft. Marulabäume an feuchten Standorten geben mehr Wasser als solche von sehr trockenen.
Heilwirkung: Die Rinde enthält 10 - 20% Tannin und soll gegen Durchfall helfen. Behauptungen, dass ein Aufguss der Rinde auch gegen Malaria hilft, sind durch Versuche widerlegt worden. Die Batswana behandeln ihre Rinder mit einem Aufguß aus Marularinde gegen Zecken. Die Früchte gelten als Insektengift. Mit der frisch zerquetschten inneren Rinde soll man die von Haarraupen verursachten Quaddeln behandeln können.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-22

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