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Bäume wachsen hoch, aber nich in den Himmel

Woche für Woche kommen neben Mordprozessen, Vergewaltigungsanklagen auch Korruptionsverfahren ins Gericht. Würden wir eine Strichrechnung anlegen, kämen wir zum beachtlichen Ergebnis, dass Verfahren, bei denen sich der/die Angeklagte wegen Selbstbereicherung – ob auf Kosten des Staates oder zum Schaden seines privaten Arbeitgebers – lekker und schnell bereichert hat, nochall stief, ja muhts am häufigsten vorkommen. Dabei kannste ins Staunen kommen. Musst´ Dich wundern. Wenn der Bürger, der Mann auf der Straße, Otto Normalverbraucher davon hört, hörste zuerst, dass der Angeklagte net nich aufgepasst habe. Der hätte mos aufhören müssen, nachdem er einmal, höchstens zweimal, kräftig in die Kasse gelangt hat, um sein Schäfchen ins Trockne zu bringen. Aber weil das so lekker geklappt hat, bleibt die Versuchung wüst groß und die Hemmschwelle vor dem kleptomanischen Zulangen sackt immer niedriger. Die Hemmschwelle scheint in der Regel gar nich moralisch zu sein, sondern die is eher an die statistische Wahrscheinlichkeit gekoppelt, dass die Möglichkeit ertappt zu werden, bei mehrfacher Wiederholung auf ganz natürliche Weise wächst. Dass kleptomanische Selbstbereicherung an sich verwerflich is, kommt hier höchstens als Nebengedanke auf. Die Opolifi weiß das mos auch, und kommt dann nochall maklik auf die Schliche, wenn sie dem eingefahrenen Diamanten- oder Dagga-Schmuggler ´ne Falle stellt. Der Schmuggel mit Klippetjies und Dagga sowie lange Finger in der Kaffee- oder Betriebskasse, in der die Scheine rascheln, sind eine Kategorie. Aber der Finanzraub vom Schreib- oder Agententisch her is noch ´ne ganz andere Klasse. Wir ham da mos stief Beispiele, bei denen sogenannte Kommissionsgebühren, Vermittlungsgelder und Vorzugsmittelmänner nach Empauerment-Art ins Spiel kommen, die vom reinen Anspruch hergeleitet werden, der in folgender Stellungnahme seinen Ausdruck findet: „We have suffered all these years, and now we demand.“ – Overgezet synde: All die Jahre isses uns dreckig gegangen. Jetzt sind wir dran! So kommt es, dass der Staat zum Beispiel teure Scanningapparate an den Sicherheitssperren am Flughafen einsetzen will und dazu Angebote anfordert. Die Zwischengänger, die ein paar Noten zwischen dem Staat als Auftraggeber und dem Fabrikanten/Lieferanten hin- und hertragen – eine Funktion, die die Beamten iesie selbst erledigen könnten, wenn sie´s wollten – berechnen vom dreistelligen Millionenbetrag sommer so eine zweistellige Millionenziffer als Kommissionsgebühr für die eigene Tasche, die der Staat dann auch willig zahlt, wobei die direkten Staatsvertreter zur Absicherung der Zwischengänger und damit der Deal in der Gestalt auch durchgeht, der Warscheinlichkeit nach auch noch einen lekkeren Kickbäck kriegen. Solche Zwischengänger brauchen am rechten Ort und Moment bloß das rechte Parteiabzeichen, möglichst noch die rechte Hautfarbe, aber f´kol Berufs- oder Sachkenntnis zu haben. Sachkenntnis is ja nur bei Fabrikanten und eventuell noch beim Auftraggeber Staat erforderlich. Den Sachverhalt haben die Zwischengänger im Avid-Prozess der Sozialversicherungskommission (SSC) genauso wie bei der ODC (Overseas Development Co.) iesie erfüllt. Aber glaubt ja nich, dass die Kohle dann nur bei Empfängern mit kwaiem Tähn gelandet is. Am Ende der Reihe stehen schillernd-bunte Nutznießer vom ganzen Regenbogen. Aber es gibt vor reiner Galle zum Trost noch Kreativität in schlichten Verhältnissen, wie der Straßenschildschuppen da irgendwo im südlichen Afrika. Der erhält den Designer-Preis der Woche und die Hoffnungsnadel für die Zukunft.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-12-26

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