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Buntes Erlebnis für Kunstliebhaber

Gerdis Stadtherr sitzt bei viel Licht in ihrem Atelier. Ein Atelier, das nicht ideal ist, wie Stadtherr selbst sagt. Immerhin sei ein ideales Atelier doch ein Raum "voller Müll, Papier und Kram". Trotz der Ordnung in ihrem Atelier hatte die Künstlerin auch mal ihre chaotische Phasen: "Ich bin berühmt für meine Unordnung. In dieser Zeit entstanden auch ein paar Chaosbilder". Fernab von so genannten Chaosbildern, stellt sie in ihrer neunten Solo-Ausstellung atmosphärische und minimalistische Bilder sowie "Mixed Media" - Werke aus. Auf den sechs atmosphärischen Ölbildern hat Gerdis Stadtherr im letzten Jahr die Regenstimmung in Klein Windhoek eingefangen, von allen Winkeln ihres Hauses aus. "Der Regen sieht hier einfach nach einem ganz großen Theater aus," so die Malerin. Mit ihren minimalistischen Schwarz-Weiß-Bildern will sie Geschichten von Elementen erzählen, die miteinander balancieren, sich überlappen oder gar gegeneinander drücken und sich zerstören können. Damit sollen die 15 Bilder der "Fragility and Change" - Serie, die sie mit Linoltinte auf Leinwand dargestellt hat, trotz ihrer Minimalistik viel aussagen. In der dritten Werkgruppe, einer konkreten "Mixed Media" - Serie mit Pastell und Öl hat Stadtherr mit strukturellem Untergrund aus Naturmaterialien gearbeitet, um so Dreidimensionalität zu erzeugen. Daher werden auch nicht alle Bilder dieser Reihe in der Nationalgalerie aufgehängt, sondern auch teilweise hingelegt. Für die Künstlerin spielt gerade das Tastgefühl eine sehr wichtige Rolle. Immerhin brauche sie für die Malerei all ihre Sinne. Was der Betrachter in den Bildern entdeckt, soll ganz an ihm selbst liegen: "Ich möchte den Betrachter nicht mit der Nase drauf stoßen," sagt Stadtherr. Auf die Idee mit den Naturmaterialien kam sie eigentlich aus dem ganz praktischen Grund, dass Pastellpapier schwierig zu erhalten ist. So hat sie mit dem strukturellen Papier, dem "papier maroufflé", spontan ein Medium genutzt, das noch größere Nuancen zulässt als die Ölmalerei. Gerdis Stadtherr hat damit erfahren: "Die Technik ergibt sich häufig erst, wenn man bereits an dem Bild am arbeiten ist." Die Farbpaletten, die sie für all ihre Bilder brauchte, hat Gerdis Stadtherr aufgehoben. Denn auch sie sollen ihren Platz in der Ausstellung finden: So hat Stadtherr in die bunten Paletten Mondgesichter eingeschnitten. So sollen sie in der Nationalgalerie von der Decke herunter hängen und die Besucher in ihrer Kunstwelt willkommen heißen. Seit ihrer ersten Ausstellung hat die Künstlerin viel dazugelernt. Im Gegensatz zu früher, kreiert sie heute Bilder, die unempfindlich sind von Licht, Staub und Wasser - ganz anders als ihre damaligen Aquarellbilder. Obwohl dies ihre neunte Soloausstellung ist, fühlt sich Gerdis Stadtherr immer noch wie eine "blutige Anfängerin", wenn sie an Barbara Pirron und Trudi Dicks denkt, die nach ihr ihre Ausstellungen in der Nationalgalerie eröffnen werden. "Zwischendurch ist man so weit, dass man am liebsten absagen möchte", sagt Stadtherr. Manchmal versuche sie, ihre Bilder im Nachhinein zu verbessern. Ein Bild stelle jedoch eine Einheit dar, die für sich arbeiten müsse. Beim Versuch, einzelne Teile dieser Einheit zu verbessern, seien ihr so manche Bilder schon "tot gegangen". Auf einem kleinen Spiegel in ihrem Atelier überprüft die Künstlerin, ob ihr Bild funktioniert, also ob die Technik ihre Botschaft übertragen kann. Selbst die kleinsten Bilder müssen bei Gerdis Stadtherr in großem Abstand zu einander hängen, denn schließlich dehnen sie sich dann aus. Was die Künstlerin zum Malen bewegt, ist die Schönheit einzelner Dinge. Dann fühlt sie sich von den Gegenständen angesprochen und spürt geradezu, dass sie von ihr gemalt werden wollen. Für Kunst hat sich Stadtherr schon immer interessiert, begabt genug, etwas zu malen, hat sie sich anfangs aber nie gefühlt. Bis ihr eine junge amerikanische Malerin nach einem Zeichenkurs versicherte, sie müsse weiter mit Kunst arbeiten. Auf ihre Lehrerin ist Gerdis Stadtherr gestoßen, nachdem sie erkannte, dass sie, die in der Textilindustrie arbeitete und immer nach eigenen Entwürfen Gardinen und Kleidung für ihre Söhne entwarf, das Bedürfnis hatte, einen Zeichenkurs zu belegen. Heute sitzt sie dann gerne bei ihren beiden Hunden im Garten und zeichnet Steine, Bäume und Palmblätter, um das Zeichnen nicht zu verlernen. Immerhin führt nur ganz viel Vorarbeit zu ihren fertigen Bildern. Meistens sieht sich laut Stadtherr nur die ältere Generation ihre Bilder an. So bedauert sie, dass die heranwachsende Generation kaum Zugang zur Kunst habe. Das Problem sieht sie darin, dass es nach der Unabhängigkeit Namibias weniger Vorschulen gab, wo Kinder noch den Zugang zur Kunst bekommen hätten. Dass das allgemeine Interesse an Ausstellungen immer weniger werde, sei darauf zurückzuführen, dass die ältere Generation mit der Zeit wegsterbe, so Stadtherr. Dabei sei doch gerade in dieser Altersschicht die Stimmung gegenüber der Kunst viel positiver und aufgeschlossener. Nach 15 Jahren in der Künstlerszene träumt die Malerin aber immer noch von der perfekten Kunstszene: Von einer Szene, in der die Maler nicht nur Unterstützung von seitens der Ausstellungsbesucher, sondern auch von andern Künstlern erfahren.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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