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Cañon Lodge begeht 100. Jubiläum

Natürlich ist die Cañon Lodge nahe dem Fischfluss Canyon im Süden Namibias noch keine 100 Jahre alt. Aber das Gebäude, in dem Rezeption, Restaurant und Küche untergebracht sind, wurde vor genau einem Jahrhundert errichtet. Die Lodge selbst feiert ebenfalls ein rundes Jubiläum: Vor 15 Jahren wurden die ersten Gäste empfangen.

Lodge-Gebäude sehen anders aus. Auch wie ein gewöhnliches Farmhaus wirkt es nicht. Wer durch die weiten Landschaften östlich des Fischfluss Canyons auf dem Weg ist zur Cañon Lodge und das Hauptgebäude zwischen mächtigen Granitblöcken auftauchen sieht, wundert sich über den ungewöhnlichen Baustil. Kommt man näher, erkennt man das Gebilde aus Eisen, das den Dachfirst schmückt und an ein Bett erinnert. Spätestens jetzt ahnt man, dass sich mit dem ungewöhnlichen Gebäude eine ungewöhnliche Geschichte verbindet...

Diese Geschichte beginnt im Jahre 1877, mehr als 10.000 km entfernt, in Margarethenberg, einem kleinen Dorf in Oberbayern, etwa 70 km östlich von München. Alfons Schanderl erblickt das Licht der Welt und wächst auf als siebtes von zehn Kindern. Er wird Schmied, sieht aber im Zeitalter der Industrialisierung für sich und sein Handwerk wenig Perspektive in Deutschland.
1904 bricht in der fernen Kolonie Deutsch-Südwestafrika der Krieg gegen Herero und Nama aus. Jungen Männern, die sich freiwillig zur Schutztruppe melden, winken Farmland zu Sonderpreisen und günstige Darlehen zur Existenzgründung. So meldet sich der 27-jährige Alfons zur Schutztruppe, kommt Anfang Dezember 1904 in Lüderitz an und kämpft in einer Nachschub-Einheit gegen die Nama. Bei seinen Einsätzen östlich des Fischfluss Canyons lernt er das Land kennen und lieben.

Nach Ablauf seiner Pflichtdienstzeit von dreieinhalb Jahren quittiert Alfons den Dienst, kauft die 10.000 ha große Farm Karios und lässt seinen jüngsten Bruder Stephan nachkommen. Gemeinsam bauen sie die Farm auf - und das Haus, in dem heute die Cañon Lodge untergebracht ist. Dabei orientieren sich die beiden natürlich am Baustil in ihrer Heimat Oberbayern. Das eiserne Bett auf dem Dachfirst entstammt einem alten oberbayrischen Brauch: Es signalisiert der Damenwelt, dass unter diesem Dach ein Junggeselle wohnt und auf eine Ehefrau wartet. Klar, dass der gelernte Schmied Alfons es selbst gefertigt hat.

Die Lebenspläne der beiden Brüder werden durch den Ersten Weltkrieg jäh umgeworfen. Die Südafrikanische Union besetzt Deutsch Südwestafrika und weist 1919 Tausende Deutsche aus, darunter auch Alfons und Stephan Schanderl. Die beiden kämpfen jahrelang um die Erlaubnis, wieder zurückkehren zu dürfen und erhalten sie schließlich im Jahre 1925. Inzwischen sind sie jedoch nach Argentinien ausgewandert, entscheiden sich gegen eine Rückkehr und leben dort bis zu ihrem Tod 1949 und 1962.

Ihre Farm Karios wechselt mehrfach den Besitzer. 1995 kaufen Geschäftsleute mit einem Herz für die Natur im Süden Namibias Farmen am Fischfluss Canyons auf und gründen den Gondwana Cañon Park. Den Naturschutz wollen sie mit Einnahmen aus dem Gästebetrieb finanzieren. Seit der Unabhängigkeit 1990 reisen nämlich mehr und mehr Touristen nach Namibia. Die Farm Karios wird Teil des Parks, das Farmhaus wird zur Cañon Lodge umgebaut, im November treffen dort die ersten Gäste ein. Mit der Lodge beginnt die Erfolgsgeschichte der Gondwana Collection, die mittlerweile 12 Unterkünfte im ganzen Land umfasst.

Mehr zur Geschichte deutscher Siedler im Süden Namibias zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist im Bändchen 'Vertrieben von geliebter Erde' nachzulesen.

Gondwana Collection

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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