Chancen des Genozid-Dialogs
Botschafter Schlaga verspricht „positive Impulse für die DHPS“
Von Stefan Fischer
Windhoek
Botschafter Christian Schlaga bezeichnete 2016 als ein „unter allen Aspekten erfolgreiches Jahr“ und dankte allen Eltern „für ihr Vertrauen“, das sie der DHPS entgegenbringen, indem sie ihre Kinder an diese Schule schicken. „Wir wissen, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, denn es gibt in Windhoek eine ernsthafte Konkurrenz durch andere Schulen“, so der Diplomat.
Zur aktuellen Rolle der Schule sagte er: „Ich begrüße, dass die DHPS ihren Bildungsauftrag auch vor dem Hintergrund der deutsch-namibischen Geschichte und der Rolle der früheren DHPS in diesem Land sieht. Das Bewusstsein, dass die DHPS von heute eine besondere Verantwortung hat, als ,Leuchtturm´ der Gleichberechtigung und der Chancengleichheit in dem Namibia von heute zu wirken und wahrgenommen zu werden, ist in den Gremien der Schule, der Schülerschaft und des Vereins spürbar. Schulvorstand wie auch die Schulleitung sind fest entschlossen, den besonderen gesellschaftlichen Auftrag der DHPS als integrierte Begegnungsschule zu erfüllen.“
Dann spannte der Diplomat den Bogen zur Politik bzw. zu den bilateralen Gesprächen zwischen Deutschland und Namibia zum Umgang mit den Geschehnissen im Kolonialkrieg 1904-08. „Mir ist bewusst, dass der politisch-gesellschaftliche Rahmen, in dem die DHPS ihre ,Leuchtturmfunktion´ ausüben soll, auch davon beeinflusst wird, wie es unseren Regierungen gelingt, die Grundlage für einen zukunftweisenden Umgang mit den besonders schmerzvollen Kapiteln der deutschen Kolonialzeit zu schaffen.“
Dazu gab er einige Ergänzungen zum aktuellen Stand der Verhandlungen zwischen den Regierungen von Deutschland und Namibia und definierte das Ziel: „Wir streben weiterhin ein Ergebnis an, welches – letztlich zusammengefasst in einer gemeinsamen politischen Erklärung – folgende Themen regelt: 1) Eine gemeinsame Sprache für die Ereignisse von 1904-07. Im Mittelpunkt wird die Art und Weise der Nutzung des Begriffes ,Völkermord´ stehen. 2) Deutschland ist bereit, sich für die in diesem Zeitraum in deutschem Namen verübten Verbrechen zu entschuldigen. Wichtig für Deutschland bleibt dabei, dass diese Entschuldigung von Namibia als Schlusspunkt der politisch-moralischen Diskussion akzeptiert wird. Wir werden daher über die erforderlichen Einzelheiten einer Entschuldigung sprechen. 3) Aufbau einer gemeinsamen Erinnerungskultur sowie finanzielle Unterstützung von Maßnahmen zur Entwicklung vor allem der Regionen Namibias, in denen heute die damals besonders betroffenen Gemeinschaften leben. Ein wesentlicher Aspekt wird dabei sein, die Jugend des Landes zu befähigen, die auf ihrem Weg ins 21. Jahrhundert liegenden Herausforderungen besser zu meistern.“
Deutschland werde in den Verhandlungen von der Überzeugung geleitet, dass der Kolonialkrieg „nur mit einem historisch-moralischen Ansatz aufgearbeitet werden können“, so Schlaga. Und weiter: „Jeder Versuch einer juristischen Klärung wird diesem historischen Sachverhalt jedoch nicht gerecht. Das bedeutet auch, dass die Bundesregierung keine rechtliche Grundlage für die Forderung nach finanziellen Entschädigungen sieht. Der Weg gerichtlicher Klagen mit Konzentration auf juristische Begriffe wie den der ,Reparationen´ wird nicht zu einer Befriedung führen – im Gegenteil: Er führt in die Irre.“
Weiterhin führte der Botschafter aus: „Die Bundesregierung ist sich bewusst, dass die von Deutschen begangenen Verbrechen dieser Jahre noch heute in Namibia nachwirken. Dieses dunkle Kapitel deutscher Präsenz in Namibia soll in respektvoller Weise anerkannt und gewürdigt werden. Diese Erkenntnis ist die Ratio für die Bereitschaft Deutschlands, sich in den Regierungsverhandlungen für eine gemeinsame Lösung einzusetzen. Während wir also die Geschichte nicht ignorieren, wollen wir vor allem nach vorne schauen. Ziel ist es, dass die Geschichte nicht länger als ,dunkle Wolke´ über allen Bemühungen hängt, unsere Beziehungen zu vertiefen und zukunftsfest zu machen. Gelingt uns dies, so werden sich daraus zugleich viele positive Impulse für die Arbeit auch der DHPS ergeben.“
Windhoek
Botschafter Christian Schlaga bezeichnete 2016 als ein „unter allen Aspekten erfolgreiches Jahr“ und dankte allen Eltern „für ihr Vertrauen“, das sie der DHPS entgegenbringen, indem sie ihre Kinder an diese Schule schicken. „Wir wissen, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, denn es gibt in Windhoek eine ernsthafte Konkurrenz durch andere Schulen“, so der Diplomat.
Zur aktuellen Rolle der Schule sagte er: „Ich begrüße, dass die DHPS ihren Bildungsauftrag auch vor dem Hintergrund der deutsch-namibischen Geschichte und der Rolle der früheren DHPS in diesem Land sieht. Das Bewusstsein, dass die DHPS von heute eine besondere Verantwortung hat, als ,Leuchtturm´ der Gleichberechtigung und der Chancengleichheit in dem Namibia von heute zu wirken und wahrgenommen zu werden, ist in den Gremien der Schule, der Schülerschaft und des Vereins spürbar. Schulvorstand wie auch die Schulleitung sind fest entschlossen, den besonderen gesellschaftlichen Auftrag der DHPS als integrierte Begegnungsschule zu erfüllen.“
Dann spannte der Diplomat den Bogen zur Politik bzw. zu den bilateralen Gesprächen zwischen Deutschland und Namibia zum Umgang mit den Geschehnissen im Kolonialkrieg 1904-08. „Mir ist bewusst, dass der politisch-gesellschaftliche Rahmen, in dem die DHPS ihre ,Leuchtturmfunktion´ ausüben soll, auch davon beeinflusst wird, wie es unseren Regierungen gelingt, die Grundlage für einen zukunftweisenden Umgang mit den besonders schmerzvollen Kapiteln der deutschen Kolonialzeit zu schaffen.“
Dazu gab er einige Ergänzungen zum aktuellen Stand der Verhandlungen zwischen den Regierungen von Deutschland und Namibia und definierte das Ziel: „Wir streben weiterhin ein Ergebnis an, welches – letztlich zusammengefasst in einer gemeinsamen politischen Erklärung – folgende Themen regelt: 1) Eine gemeinsame Sprache für die Ereignisse von 1904-07. Im Mittelpunkt wird die Art und Weise der Nutzung des Begriffes ,Völkermord´ stehen. 2) Deutschland ist bereit, sich für die in diesem Zeitraum in deutschem Namen verübten Verbrechen zu entschuldigen. Wichtig für Deutschland bleibt dabei, dass diese Entschuldigung von Namibia als Schlusspunkt der politisch-moralischen Diskussion akzeptiert wird. Wir werden daher über die erforderlichen Einzelheiten einer Entschuldigung sprechen. 3) Aufbau einer gemeinsamen Erinnerungskultur sowie finanzielle Unterstützung von Maßnahmen zur Entwicklung vor allem der Regionen Namibias, in denen heute die damals besonders betroffenen Gemeinschaften leben. Ein wesentlicher Aspekt wird dabei sein, die Jugend des Landes zu befähigen, die auf ihrem Weg ins 21. Jahrhundert liegenden Herausforderungen besser zu meistern.“
Deutschland werde in den Verhandlungen von der Überzeugung geleitet, dass der Kolonialkrieg „nur mit einem historisch-moralischen Ansatz aufgearbeitet werden können“, so Schlaga. Und weiter: „Jeder Versuch einer juristischen Klärung wird diesem historischen Sachverhalt jedoch nicht gerecht. Das bedeutet auch, dass die Bundesregierung keine rechtliche Grundlage für die Forderung nach finanziellen Entschädigungen sieht. Der Weg gerichtlicher Klagen mit Konzentration auf juristische Begriffe wie den der ,Reparationen´ wird nicht zu einer Befriedung führen – im Gegenteil: Er führt in die Irre.“
Weiterhin führte der Botschafter aus: „Die Bundesregierung ist sich bewusst, dass die von Deutschen begangenen Verbrechen dieser Jahre noch heute in Namibia nachwirken. Dieses dunkle Kapitel deutscher Präsenz in Namibia soll in respektvoller Weise anerkannt und gewürdigt werden. Diese Erkenntnis ist die Ratio für die Bereitschaft Deutschlands, sich in den Regierungsverhandlungen für eine gemeinsame Lösung einzusetzen. Während wir also die Geschichte nicht ignorieren, wollen wir vor allem nach vorne schauen. Ziel ist es, dass die Geschichte nicht länger als ,dunkle Wolke´ über allen Bemühungen hängt, unsere Beziehungen zu vertiefen und zukunftsfest zu machen. Gelingt uns dies, so werden sich daraus zugleich viele positive Impulse für die Arbeit auch der DHPS ergeben.“
Kommentar
Allgemeine Zeitung
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