Conradie-Prozess auf Abwegen
Von Marc Springer, Windhoek
Conradie (57) wird vorgeworfen, seine Position als ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Mobilfunkanbieters MTC für den Versuch missbraucht zu haben, Damases einen Posten bei der Werbeagentur DV8 Saatchi & Saatchie zu ermöglichen. Als Druckmittel soll er dabei das Versprechen genutzt haben, er werde seinen Einfluss bei MTC zu Gunsten von DV8 nutzen und so gewährleisten, dass die Agentur den Zuschlag für einen millionenschweren Werbeauftrag erhält, den MTC im Juni 2012 ausgeschrieben hatte.
Konkret soll Conradie den damaligen Direktoren von DV8, Mark Bongers und Kim Field garantiert haben, er werde DV8 den Werbeauftrag im Wert von 60 Millionen N$ sichern, wenn sie im Gegenzug einen Posten für Damases bei der Agentur schaffen. DV8 war eine von drei Werbeagenturen, die sich um den Auftrag beworben hatten.
Die Verteidigung argumentiert, dass die Strafverfolgung gegen die Beschuldigten auf Beweismitteln beruhe, die die Anti-Korruptionskommission (ACC) widerrechtlich erlangt habe. Dazu würde die illegale Aufnahme eines Gesprächs gehören, dass die Belastungszeugen Bongers und Field mit Conradie geführt hätten. Ähnliches gelte für den „illegalen“ Mitschnitt eines „vertraulichen“ Telefonats, das Field auf Drängen der Anti-Korruptionskommission mit Damases geführt habe.
Die Verteidigung verweist ferner darauf, dass der MTC-Vorstand am 19. Juni 2012 die Vergabe des Werbevertrags im portugiesischen Lissabon besprochen habe. Der gegen Conradie erhobene Vorwurf, er habe bei dieser Gelegenheit sein persönliches Interesse an der Ausschreibung nicht offenbart und sich damit des Amtsmissbrauchs schuldig gemacht, lasse sich folglich nicht halten, weil hiesige Gerichte keine Justizgewalt über angeblich im Ausland begangene Straftaten habe.
Dieser Argumentation fügte Anwalt Vas Soni gestern den Hinweis darauf hinzu, der aus dem Anti-Korruptionsgesetz abgeleitete Vorwurf des Betrugs gegen seinen Mandanten habe auch deshalb keinen Bestand, weil MTC ein Privatunternehmen sei und Conradie dort kein öffentliches Amt bekleidet habe.
Die relevante Gesetzesklausel beschränke den Tatbestand des Amtsmissbrauchs zu eigenem oder fremdem Vorteil jedoch ausdrücklich auf staatliche Institutionen wie Ministerien, Behörden und Ämter und die dort angestellten Beamten. Da MTC kein Staatsunternehmen und Conradie dort auch nicht mit Steuergeldern bezahlt worden sei, treffe diese Bestimmung in seinem Fall nicht zu.
Sollte Richter Thomas Masuku dieser Argumentation folgen und den Anklagepunkt des Amtsmissbrauchs verwerfen, wäre dies quasi das Ende des Verfahrens, weil die beiden anderen Anklagepunkte auf nachrangigen Anschuldigungen beruhen.
Kommentar
Allgemeine Zeitung
Zu diesem Artikel wurden keine Kommentare hinterlassen