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Coronavirus erreicht Namibia
Coronavirus erreicht Namibia

Coronavirus erreicht Namibia

Wettlauf gegen die Zeit beginnt - Unabhängigkeitsfeier fällt aus - Schulschließung möglich
Marc Springer
Von Marc Springer, Windhoek

Die Ankündigung des Präsidenten folgte, nachdem Gesundheitsminister Dr. Kalumbi Shangula kurz zuvor bestätigt hatte, dass ein rumänisches Paar (anfangs als Spanier bezeichnet) positiv auf COVID-19 getestet wurde, das am Mittwoch über Madrid und Doha mit Qatar Airways nach Namibia eingereist war. Obwohl beide von ihnen das sogenannte Screening am Hosea-Kutako-Flughafen durchlaufen hätten, seien bei ihnen keine Corona-typischen Symptome wie Fieber festgestellt worden.
Nur wenige Stunden nach der Einreise habe einer der rumänischen Touristen über starken Husten geklagt und einen Arzt aufgesucht. Dieser habe bei beiden Touristen eine Probe entnommen die zur Analyse nach Südafrika geschickt worden sei. Nachdem am späten Freitagabend der positive COVID-19-Befund eingegangen sei, habe das Gesundheitsministerium das Paar sofort isoliert und damit begonnen, sämtliche Personen zu orten und zu testen, mit denen die beiden Touristen zuvor im Kontakt waren.


Gästehaus unter Quarantäne

In einem Interview mit der Rundfunkgesellschaft NBC erläuterte er ferner, dass im Rahmen dieser Maßnahme auch das Gästehaus in Windhoek unter Quarantäne gestellt worden sei, in dem die beiden Touristen zuvor übernachtet hätten. Außerdem würden die Behörden rekonstruieren, mit wem die Angestellten der Unterkunft, die sich eventuell über die Touristen mit COVID-19 infiziert hätten, seither in Berührung gekommen seien. Weil das Gästehaus den Eltern eines Lehrers am Windhoek Gymnasium gehöre und sich dieser folglich mit COVID-19 angesteckt haben könnte, sei als „Vorsichtsmaßnahme" eine zweiwöchige Schließung der Schule angeordnet worden.


Ansteckungsgefahr relativiert

Gleichzeitig relativierte Shangula die Gefahr einer sprunghaften Ausbreitung des Virus mit Hinweis darauf, dass es sich bei den beiden Infizierten nicht um Namibier, sondern um Ausländer handele, die hierzulande kaum Freunde und Bekannte hätten. Deshalb sei auch „unwahrscheinlich", dass sie nach ihrer Einreise mit vielen Personen in Kontakt gekommen seien und diese eventuell infiziert hätten. Ungeachtet dessen versuche das Ministerium derzeit zurückzuverfolgen, mit wem die Touristen am Flughafen oder auf dem Weg von dort nach Windhoek in Berührung geraten seien, um diese orten und auf COVID-19 testen zu können.
Unterdessen ist vorerst unklar, welche Folgen die 30-tägige Aussetzung sämtlicher Flüge nach Deutschland, Katar und Äthiopien für Staatsbürger dieser Länder haben wird, die sich derzeit in Namibia aufhalten und nun nicht in die Heimat zurückkehren können. Am Samstag hatten noch zahlreiche deutsche Staatsbürger versucht, kurzfristig auf einen Flug nach Deutschland zu gelangen und in die Heimat zurückzukehren, bevor das Flugverbot in Kraft tritt. Ob Namibier, die bereits eine Geschäftsreise nach Deutschland gebucht, oder dort einen Urlaub geplant haben, über Umwege an ihr Ziel gelangen können, ist derzeit ungewiss. Ebenso fraglich scheint, ob sie die Kosten für ihren bereits vorfinanzierten Flug, oder bereits bezahlte Unterkunft am Bestimmungsort erstattet bekommen bzw. die Reise umbuchen können.


Namibia droht Stillstand

Die offizielle Bestätigung der ersten Corona-Fälle könnte das öffentliche Leben in Namibia ähnlich dramatisch zum Stillstand bringen, wie dies bereits in vielen anderen Ländern der Fall ist. Das Erziehungsministerium will heute (Sonntag) in Rücksprache mit den Gesundheitsbehörden entscheiden, ob landesweit sämtliche Schulen geschlossen werden sollen, wie dies bereits in zahlreichen anderen, von Corona betroffenen, Ländern der Fall ist.
Das von Präsident Hage Geingob verkündete Verbot großer öffentlicher Versammlungen betrifft nicht nur die für den 21. März geplante Unabhängigkeitsfeier, sondern hat bereits zur Aussetzung zahlreicher Sportveranstaltungen geführt. Der Karnevalsverein will am Montag entscheiden, ob der Wika 2020 abgesagt oder verschoben werden soll.
Unterdessen haben einige Unternehmen bereits ein Reiseverbot für ihre Angestellten verfügt, um die Gefahr einer möglichen Ansteckung ihres Personals zu minimieren. Außerdem wird aus verschiedenen Ortschaften des Landes von Hamsterkäufen durch Personen berichtet, die sich auf eine mögliche Quarantäne zu Hause vorbereiten und mit Proviant eindecken wollen. In zahlreichen Apotheken sind sämtliche Vorräte an Desinfektionsmitteln bereits aufgebraucht und keine Mundschutzmasken mehr verfügbar.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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