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Da kommt Fernweh auf ...

Eberhard Hofmann
Wenn die Corona-Krise auch im Lande der Braven und Bravourösen immer mehr Kreise zieht, kommt Fernweh auf. `s gibt Leut, die die Ausgangssperre an der zentralen Küste net nich aushalten und daher den Polizeikordon durchbrechen, mit dem Risiko gefasst zu werden. Aber das gilt mittlerweile als Kavaliersdelikt. Zwischen der ersten und zweiten katastrophalen Festungshaft, wie es manch Swakopmunder nennt, ham`s zwei Gruppen hintereinander sowahr geschafft, über die Skelettküste an den Kunene ins Kaokoveld auszubüchsen, derweil die Maulbinden tief weggesteckt blieben. Aber davon andermal mehr.

Inzwischen lassen sich verbliebene Touristik-Unternehmen allerhand einfallen – die Unternehmen kannste jetzt nich als Fremdenverkehr betiteln, weil Fremde ausgesperrt blei­ben – bravouröse Inländer auf ihre eigenen Auslese-Ziele aufmerksam zu machen. Denn mit den Corona-Sperren, der Stinkfisch- und anderen Affären und dem Elend der Arbeitslosen kann Dir wrachtach die Decke auf den Schädel fallen.

Eine politische Szene des vergangenen Freitags müssen wir hier unbedingt nochmal rannehmen: Omupräsidente III, Comräd !Gôahesab Hage Gottfried Geingobs Auftritt mit Maulbinde bei seiner Ankündigung aktualisierter Corona-Regeln, nämlich vor Schreiberlingen, Radio- und Fernsehfritzen – und Fritzinnen: hier noch mal verweiblicht für jedermann und jedemännin, die partout auf Genderfimmel bestehen, weil se über Sexus auf Schritt und Tritt Nachhilfe brauchen. Pardon, wir dürfen uns hier nich vom Thema ablenken lassen.

Bei der Pressekonferenz, die der Staatsbaas persönlich geleitet hat, schickt sich also ein Schreiberling von der Namibischen Nachrichtenagentur Nampa an, drei Zusatzfragen zu stellen, die nich in den abgesteckten Covid-19-Rahmen passen. Protokollarisch korrekt hat der Korrespondent den Präsidenten, der 24 Stunden am Tag im Dienst sei, zunächst gefragt, ob er zwei – es wurden schließlich drei – Fragen stellen dürfe, die nich zum Covid-Komplex gehörten. Präsident Hage gab sich großzügig und stimmte ein.

Der Nampa-Mann wollte Folgendes wissen, und fesselte die Anwesenden und das Radio-Publikum über den Äther mit seinen Fragen, dass Du ´ne Nadel im Heuhaufen hättst fallen hören:

Frage 1, frei, aber sinngemäß übersetzt : Angesichts der Beweisführung über Geldwäsche gegen sechs Angeklagte der Fisch-Vrott-Affäre vor Gericht – ist es da nicht klug und weise, dass Sie (Staatsoberhaupt) sich davon distanzieren?– Anmerkung: bei der Frage steht auch im Raum, dass Stinkfisch-Gelder in den Trustfonds des Rechtsanwalts von Geingob, Sisa Namandje, gelangt sind, der sich weigert, seine Bücher offenzulegen.

Frage 2: Das Staatshaus (des Präsidenten) hat den Chef des namibischen Geheimdiensts in die Führung der Anti-Korruptionskommission (ACC) versetzt. Wird selbige Anti-Korruptionskommission dadurch denn nicht kompromittiert?

Frage 3: Nelius Becker, Namibias unbestechlicher Meisterdetektiv (früher bei der Polizei, später bei der Anti-Korruptionskommission) wurde aus seinem Berufsfeld in die forensische Abteilung versetzt (Abteilung für Gerichtsmedizin). Damit ist er praktisch untauglich und unbrauchbar eingesetzt. Bitte um Stellungnahme.

Jesslaik, der Nampa-Reporter is damit bei Omupräsidente ins Fettnäppl getreten, denn er hat mit den Fragen ins Schwarze getroffen. Die politisch aufgeklärte Schicht Namibias hätte gern Antworten darauf. Hage hat sich muhts geärgert, dass er die Fragen gestattet hat, ohne zu wissen, was auf ihn zukam. Also hat er gereizt reagiert, dass nich er die Personen versetzt habe. Die Fragen seien „kindisch“. Wenn nötig, solle auch der Präsident untersucht werden, so Hage. – Niemand konnte erwarten, dass der Präsident sofortige Antworten bereit hätte. Aber er hätte den Fragesteller zu einem Interview „on the record“ einladen können. Hages hochdotierte Ratgeber hätten wenigstens stichhaltige Antworten vorbereiten können – für das nervige Corona-Klima und die Aufbruchstimmung, da sich zwei neue politische Parteien auf der Bühne profilieren: Affirmative Repositioning von Job Amuanda und die Unabhängigen Patrioten von Panduleni Itula.

Kommentar

Allgemeine Zeitung 2024-11-23

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